10.02.2024, 13:28
@Quintus
Schneemann
Zitat:Die Russen haben ganz genau so Drohnen, Satellilten, Spione, Beobachter in der Zivilbevölkerung, Verräter auf ukrainischer Seite usw. Im übrigen überschätzt du meiner Ansicht die technische Aufklärung in diesem Kontext und unterschätzt die Bedeutung der Zivilbevölkerung und von Agenten unter derselben welche für die Ukraine spionieren. [/quote}Nein, es ist keine These. Die Ukrainer erhalten Aufklärungsdaten aus dem Westen, alleine der BND liefert z. B. Satellitenbilder, die die Ausstattung der russischen Militärstandorte und Depots zeigen. Von der US-SIGINT rede ich noch nicht einmal.
Die russische Seite sucht derzeit recht verzweifelt nach weiteren Aufklärungsoptionen, das zeigen auch die Gedankenspiele um den alten Höhenaufklärer M-55. Rein auf den taktischen Bereich heruntergebrochen mag es eine Parität geben, strategisch haben die Ukrainer durch die westliche Unterstützung einen gewissen Vorteil, allerdings sind sie der kleinere "Spieler" und können die Informationen nicht immer direkt nutzen.
[quote]Das ist lediglich eine These.
Zitat:Das ganze Bild des gläsernen Schlachtfeldes ist zudem falsch: dass ist kein gläsernes Schlachtfeld, dass ist ein sich rasend drehendes Kaleidoskop bei dem jedes neue Bild genau so richtig und wahr ist wie die vorherigen.Das sehe ich anders. Man weiß sehr genau, wo sich welche Einheiten befinden oder wohin Gerät verschoben wird etc. Die Frage ist eher, warum man diese Informationen nicht immer nutzen kann? Und da sind wir dann wieder bei Themen wie der Ausstattung, bei Munitionsfragen, bei Verschleiß- und Wartungsfragen etc.
Zitat:Die "Siegerstraße" ist aber dann lediglich ein operativer Erfolg (wenn überhaupt).Wieso denn? Wie schnell sowas gehen kann, sahen wir doch im Herbst 2022: Den Ukrainer gelang ein Durchbruch und die russische Front im Nordosten fiel quasi auseinander. Erst dann, als die Ukrainer anhalten mussten, auch weil ihnen der Nachschub ausging, haben sich die Russen gefangen und sich eingegraben. Der Fehler - wobei es vielleicht hier etwas unfair ist, von "Fehler" zu sprechen - der Ukrainer war es denn, dass sie abwarteten mit dem weiteren Vordringen, bis die westlichen Systeme 2023 zuliefen. Bis dahin hatten sich die Russen aber hinter Minensperren eingeigelt. Das Ergebnis kennen wir.
Zitat:Wenn man zu sehr operative Erfolge erzwingen will, führt dies nur zu deutlich größeren Risiken auf der strategischen Ebene und schließlich zu untragbaren Risiken für den gesamten Kriegsverlauf.Ich sehe es eigentlich eher umgekehrt. Dadurch, dass man vor zu großen Risiken zurückschreckt und ggf. von operativen Durchbrüchen Abstand nehmen will, riskiert man den Verlust der Initiative auf strategischer Ebene. Und man verzettelt sich dann mit hohen Verlusten in Stellungskämpfen und im Kleinklein, und zwar so lange, bis der Gegner, der durchaus auch rüstungswirtschaftliches Potenzial besitzt, sogar einen Vorteil und damit die Initiative (wieder-)erlangen könnte.
Zitat:Nehmen wir einmal an, eine brilliante Offensive der Ukrainer würde die Russen vollständig aus dem Staatsgebiet der Ukraine vertreiben. Dann wäre der Krieg nicht vorbei !!!Das ist deine These. Wenn wir dieses Gedankenspiel weiterspielen, dann könnte ich mir sogar vorstellen, dass der Krieg tatsächlich endet. Denn eine solche Niederlage, ggf. inkl. der Einnahme von Luhansk, Donezk und der Krim, würde innenpolitisch in Russland zu einem Umsturz führen, zumindest würde die jetzige Führung es nicht überleben. D. h. die Russen wären erst einmal mit sich selbst beschäftigt (und die Ukraine stünden vor der Herkulesaufgabe, ein vom Krieg verwüstetes Gebiet wieder urbar zu machen).
Zitat:Nein ist es nicht. Denn warum sollte man überhaupt erneut angreifen ?! Wenn der Gegner sich fängt und an einer Stelle die Verteidigung wieder errichtete, dann greift man gerade eben dort nicht erneut an.Es gibt genügend Bsp. in der Historie, wo man eine Streitkraft, die im Grunde auf der "Siegerstraße" war, aus welchen Gründen auch immer, zurückgepfiffen hat. Und die Folge davon war fast immer, dass man danach mit schwerwiegenderen Folgen zu kämpfen hatte.
Zitat:Man macht einen Scheinangriff und parallel dazu einen Hauptangriff. Wenn aber der Scheinangriff überproportinal erfolgreich ist, macht man einfach diesen zum Hauptangriff und setzt dann dort seine Reserve an und bricht den Hauptangriff ab usw usf. Ambiguität, radikalster Opportunismus, Flexibilität. Das sind die drei wesentlichen Kenngrößen.Da kann ich konform mit gehen. Aber du redest hier von zwei Stoßrichtungen, zwischen denen man notfalls hin- und herspringen müsste, je nachdem wie sich das Szenario entwickelt. Aber es sind eben deren zwei, und nicht fünf oder sechs Richtungen, wie sie die Ukrainer versucht haben mit überschaubaren Kräften gegenüber einem zumindest tendenziell vorbereiteten Gegner abzubilden.
Schneemann