20.12.2019, 08:30
(19.12.2019, 20:27)Vanitas schrieb: Dass man dabei auch noch so unverschämt ist zu behaupten, dass man FCAS nicht bauen könne, wenn man nicht den Zuschlag für den Tornado-Nachfolger erhält - zwei Programme die eigentlich nichts miteinander zu tun haben - setzt dem ganzen die Krone auf.
Der Zusammenhang ist zumindest nicht aus der Luft gegriffen. Zum einen sollen Teile der Subsysteme des Eurofighter ECR auch für das FCAS verwendet werden (und der EF-ECR ja auch in diesem funktionieren), zum anderen geht es auch um eine Durchbeschäftigung der entsprechenden Mitarbeiter. Fachkräfte sind auch auf diesem Gebiet gefragt, und wen man jetzt verliert den wird man in einigen Jahren nicht wiederbekommen. Aus der Perspektive sind die Gedanken schon nachvollziehbar.
Hausgemacht sind die Probleme trotzdem, Airbus geht als willfähriges Unternehmen jede politische Posse mit und setzt seinerseits alles daran, die maximale Wertschöpfung zu generieren - aus kurz- und mittelfristiger wirtschaftlicher Sicht durchaus nachvollziehbar, perspektivisch würde das in einem Wettbewerbsumfeld allerdings zu Problemen führen. Genau deshalb positioniert man sich auch klar gegen jeden Wettbewerb mit den altbekannten Instrumenten.
Und die deutsche Politik ist wie eh und je überzeugt davon, dass die ganzen Lehren anderer Länder und die ganzen Erfahrungen der Vergangenheit durch innovative Lösungen "Made in Germany" ignoriert werden können. Wo sind denn die finalen Entscheidungen zum FCAS, wo sind die großangelegten Technologieprogramme, wo ist die Kompromissbereitschaft gerade im Zusammenspiel mit den kleineren Nationen? Wir brauchen uns da über die Franzosen nicht beschweren, was die Kooperation angeht haben sich da zwei gesucht und gefunden. Anderswo schaut es allerdings auch nicht soviel besser aus, BAe verkauft sich letztlich an alle und kommt nur durch ständige Nachforderungen voran, die von der britischen Politik gerne erfüllt werden um das Empire am Laufen zu halten. Die Schweden haben sich in der Kooperation dementsprechend auch vernünftig abgesichert, ob die beiden überhaupt ein Interesse an einer deutschen Beteiligung hätten? Das ist zum Glück eh nicht realistisch, aber die Frage ist durchaus spannend. Mit so einem entscheidungsunfreudigen, wankelmütigen und gleichzeitig überheblichen Deutschland will man sich vielleicht nicht unbedingt verpartnern.
Wenn das Ziel bei 2% bleibt und man eine entsprechende Rolle sowohl technologisch, wirtschaftlich wie auch politisch spielen will, dann ist die Lösung für die Nachfolge Tornado und Entwicklung FCAS in meinen Augen ganz klar:
- zwei Geschwader Super Hornet/Growler für ECR, Teilhabe und Küstenschutz
- Finanzierung EF Tranche 4 inkl. EloKa-Suite (nicht auf ECR-Niveau) gemeinsam mit den Briten
- darauf aufbauend ein durchfinanziertes Entwicklungsprogramm ECR-Suite fürs FCAS
So hat man eine kurzfristige, etablierte Lösung für die Tornadonachfolge ohne Entwicklungsrisiken, eine gesicherte Entwicklung und Produktion inklusive Beschäftigungsperspektive für die Mitarbeiter, die Möglichkeit zur Zielgerichteten Entwicklung des FCAS ohne Kompromisse bei der EF-Integration und gleichzeitig eine hohe Kompatibilität zur Tempest für gemeinsame Operationen, etc.. Niemand bekommt den ganzen Kuchen, aber alle ein Teil davon, das Risiko wird ebenfalls reduziert und finanziell ist das absolut stemmbar. Wenn man denn will.
PS: Mir geht das langsam auf den Senkel, dass sich Gewerkschaften inhaltlich zu Dingen äußern, die sie gar nicht kompetent beurteilen können. Es ist klar für wen die Kämpfen und das ist auch gut und richtig so, aber die unsinnige Argumentation der Arbeitgeber zu übernehmen und sich so vor den Karren spannen zu lassen führt auch für die in die vollkommen falsche Richtung.