05.12.2022, 15:22
Helios:
Bewusst schreibe ich so, weil das Kriegsbild dem wir gegenüber stehen werden meiner Überzeugung nach nicht festgelegt werden kann und nicht definiert werden darf, da man sich ansonsten hier zu einseitig auslegt. Entsprechend müssen die Streitkräfte möglichst so aufgestellt werden, dass sie für eine maximal mögliche denkbare Art und Weise von höchst unterschiedlichen Kriegen gleichermaßen geeignet sind. Die Streitkraft muss also ein Generalist sein, mit möglichst hoher Anpassungsfähigkeit und Grundstrukturen welche man besonders schnell für bestimmte Anforderungen und Umstände anpassen kann oder deren Grundstrukturen möglichst vielseitig einsetzbar sind.
Diese rein militärisch-strategische Betrachtung erachte ich für völlig unabhängig von der politisch-strategischen Beachtung. Ich vertrete hier ja die Sonderposition, dass die militärisch-strategische Seite der Kriegsführung für sich selbst eigenständiger stehen muss und nicht zu sehr der Politik untergeordnet werden darf, was den Krieg selbst betrifft. Entsprechend kann die Politik natürlich beispielsweise definieren, dass unsere Streitkräfte in einem Bündnis gegen die russische Föderation kämpfen sollen und dass sie zugleich in der Lage sein sollen in einem Land in Nordafrika zu intervenieren etc. Aber das sind politisch-strategische Entscheidungen. Wenn man diesen nun zu weitgehend und zu konkret die militärisch-strategische Ausrichtung unterordnet, verliert man zu viel an Flexibilität und zu viel an Anpassungsfähigkeit.
Exakt. Deshalb ist die entscheidende Frage, was im Rahmen der real vorhandenen Begrenzung unserer Möglichkeiten an Fähigkeiten spezifisch erforderlich ist, was für Stockwerke ganz konkret auf das von mir genannte Fundament aufgesetzt werden.
Ich habe aber nie geschrieben, dass die Kampfkraft NUR auf Basisfähigkeiten aufgebaut werden soll. Sondern ich schrieb dezidiert, dass man auf diesem militärischen Fundament ganz überlegt spezifische Zusatzfähigkeiten aufsetzen muss. Ich nannte beispielsweise explizit als nächstes Stockwerk die Luftraumverteidigung. Wenn ich aber den Zusatzfähigkeiten für sich selbst ein zu großes Primat einräume, dann senkt dass die Kampfkraft der Streitkraft selbst bis zu dem Punkt, wo sie bei einer Schwerpunktsetzung wie du sie hier angerissen hast für sich selbst vollständig kampfunfähig wäre.
Und dies ist eben aus militärisch-strategischer Sicht nicht tragbar, weil ich von einer möglichst breiten Zahl an Szenarien ausgehen muss, die ich mit den beschränkten real existierenden Mitteln so weit wie möglich abdecken können muss, und dies ohne dass ich deswegen mich völlig abhängig von den Bündnispartnern mache, was auch im politisch-strategischen Sinne eben nicht sinnvoll sein kann, weil solche Abhängigkeiten immer exploriert werden und zugleich im Bündnis eine Schwachstelle darstellen. Zudem nannte ich bereits die dann dadurch übermäßig erhöhte Komplexität und dass diese einfach zu viele Friktionen auf der militärischen Ebene nach sich zieht.
Dieser Kern darf aber eben nicht ein bloßer Fähigkeitserhalt im Rahmen eines Konzeptes der Breite vor der Tiefe sein, sondern die Basisfähigkeiten müssen ein Fundament bilden. Dass ist unser Dissens hier. Meiner Meinung nach aber verkennst du hier im weiteren etwas meine Intention:
(!) Hier kommen wir nun zum entscheidenden Punkt: ich nannte explizit einen bestimmten Bereich an Fähigkeiten des Heeres als das sogenannte Fundament. Dieses muss kriegsfähig gemacht werden. Dieser von mir genannte Bereich umfasst aber eben keineswegs alles was an Fähigkeiten in einem Heer vorhanden sein kann. Entsprechend besteht hier überhaupt kein Widerspruch zwischen der von mir ganz genau so postulierten Reduzierung der Mittel für das Heer/ Reduzierung des Heeres und der Erweiterung des Fundamentes, auch wenn sich dies auf den ersten Blick widersprüchlich anhören muss und daher auch bei dir anscheinend den Eindruck einer mangelnden Kohärenz erweckt hat.
Denn (!) ich betrachte explizit vieles was es im Heer gibt ganz genau so NICHT als Teil des Fundamentes, sondern ganz genau so wie Kampfflugzeuge oder Fregatten als Zusatzfähigkeiten. Als da wären beispielsweise Fallschirmjäger, welche ich mitsamt der Luftlandefähigkeiten an sich abschaffen würde, Kampfpanzer, welche ich abschaffen würde, Panzerhaubitzen auf Kette welche ich abschaffen würde Heeressanitäter welche ich abschaffen würde, Gebirgsjäger welche ich abschaffen würde usw. usw.
Explizit nannte ich stattdessen als nächstes militärisches Stockwerk auf dem klar definierten Fundament ausreichender Tiefe (!) dann als nächstes die Luftraumverteidigung als expliziten Teil derselben sowohl eine Heeresluftabwehr als auch Kampfflugzeuge (ebenfalls wieder in ausreichender Tiefe).
Höchst einfach, weil der Wehretat der USA für sich allein sehr viel höher ist als der Wehretat all dieser Nationen zusammen. Da wir diesen Wehretat nicht haben, müssen wir effizienter sein. Effizienz geht hier nicht ohne Schwerpunkte. Militärische Effizienz lässt sich aber auch nicht nach Belieben in einem Stuckwerk eines Bündnisses abbilden.
Mehrere vollumfänglich und möglichst breitflächig aufgestellte Streitkräfte welche miteinander verbündet sind, sind sowohl effektiver als auch (wenn man die richtige Rüstungspolitik dazu betreiben würde) effizienter. Zudem ist dies ein Ansatz der die Abhängigkeiten reduziert und die militärische Starke unabhängig von politischen und wirtschaftspolitischen Friktionen erhöht.
Wozu du aber anmerken musst, wieviel Geld die USA dafür ausgegeben haben und immer noch ausgeben, und dass seit Dekaden. Das heißt, wir müssen völlig neue, kreativere Wege der Kriegsführung finden. Und es ausnützen, dass die USA durch das Übermaß an Geld auch sehr viele ineffizientere Strukturen haben wachsen lassen. Entsprechend hoch gewichte ich beispielsweise unkonventionelle Kriegsführung u.a.
Das Fundament kriegsfähig zu machen könnte aber sogar Mittel für diese Großprojekte frei machen. Du siehst hier meiner Meinung nach einen Widerspruch, der meiner Auffassung hier so gar nicht vorliegt, sondern ganz im Gegenteil. Indem wir die Armee kriegsfähig machen, entschlossen Schwerpunkte bilden und neue unkonventionelle Wege gehen, gerade dadurch werden die Mittel frei um die Großprojekte voran treiben zu können. Das eine bedingt das andere. Angesichts der real existierenden Begrenzungen unserer Mittel ist die aktuelle Auslegung unserer Streitkräfte in Fehler und behindert sogar die notwendigen Investitionen in die Zukunft.
Da sind wir völlig einer Meinung. Das Fundament in größerer Tiefe kriegsfähig zu machen ist aber kein Widerspruch dazu. Ich nannte auch explizit technologische Wege um dies trotz der Decke des Personalmangels zu bewerkstelligen.
Zweifelsohne, zumal sehr viele technologische Schritte einfach nur auf der Stelle durch die Gegenrüstung des Feindes gekontert werden. Wir erlangen die Fähigkeit x, daraufhin erlangt der Feind sie ebenso. Dies ist im Endeffekt ein völlig sinnfreies Unterfangen, wenn man sich ständig technologisch gegenseitig aufwiegt. Entsprechend wäre es meiner Ansicht nach sinnvoller nicht maximale technologische Schritte zu gehen, sondern möglichst ANDERE technologische Schritte. Also Technologien zu identifizieren welche der Feind nicht kontern kann oder nicht kontert weil er diesen Schritt aus welchen Gründen auch immer nicht mitgehen wird. Solche können sich nur aus anderen Wegen in der Kriegsführung ergeben, einer möglichst starken unkonventionellen Kriegsführung, einer eindeutigen Identifizierung der Schwächen des Gegners und was für Stärken man gegen diese am besten ansetzen kann.
Wir haben aber vor allem auch deshalb Probleme, weil wir (die Europäer) über Dekaden hinweg viel zu wenig ins Militär und in die militärische Weiterentwicklung investiert haben. Ein fehlender gemeinsamer Weg darf hier nicht zur Ausrede dafür verkommen. Er kann eben auch kein vollständiger Ersatz sein, in dem Sinne, dass man die fehlende Quantität dann halt gemeinsam erzeugt.
Um mal wieder ein übertrieben / plakatives Beispiel zu bemühen: hätten die europäischen Staaten einfach als Kalter Krieg Niveau die letzten 30 Jahre weiter gerüstet, wäre Europa heute ein waffenklirrender Kontinent in dem das Übermaß an Waffen und Militärtechnologie gleich auf, eventuell sogar in etlichen Bereichen über dem aktuellen Niveau der USA läge (alles Sonstige ansonsten gleich zum tatsächlichen Verlauf).
Da wir diese Mittel aber eben nicht haben, müssen die Streitkräfte möglichst logisch und sinnvoll und strukturiert aufgebaut werden. Statt einem Stuckwerk aus Zusatzfähigkeiten in der Hoffnung auf die Verbündeten, müssen wir die ENTSCHEIDENDEN Zusatzfähigkeiten definieren und dort Schwerpunkte setzen. Beides tun wir zu wenig. Wir denken zu konventionell und wir setzen zu wenig Schwerpunkte (auch wenn du hier meiner Erinnerung nach anderer Ansicht bist). Und wir müssen diese organisch auf ein eigenes kriegsfähiges Fundament aufsetzen. Um dadurch eine eiggene tatsächlich einsetzbare Streitkraft im Rahmen unserer Mittel zu erzeugen, statt einem bloßen Pool an Zusatzfähigkeiten für Verbündete der für sich selbst in keinster Weise einsetzbar ist.
Zitat:Du sprichst immer wieder von Kriegsfähigkeit, aber mit keinem Wort davon, was für einen Krieg wir überhaupt führen könnten.
Bewusst schreibe ich so, weil das Kriegsbild dem wir gegenüber stehen werden meiner Überzeugung nach nicht festgelegt werden kann und nicht definiert werden darf, da man sich ansonsten hier zu einseitig auslegt. Entsprechend müssen die Streitkräfte möglichst so aufgestellt werden, dass sie für eine maximal mögliche denkbare Art und Weise von höchst unterschiedlichen Kriegen gleichermaßen geeignet sind. Die Streitkraft muss also ein Generalist sein, mit möglichst hoher Anpassungsfähigkeit und Grundstrukturen welche man besonders schnell für bestimmte Anforderungen und Umstände anpassen kann oder deren Grundstrukturen möglichst vielseitig einsetzbar sind.
Diese rein militärisch-strategische Betrachtung erachte ich für völlig unabhängig von der politisch-strategischen Beachtung. Ich vertrete hier ja die Sonderposition, dass die militärisch-strategische Seite der Kriegsführung für sich selbst eigenständiger stehen muss und nicht zu sehr der Politik untergeordnet werden darf, was den Krieg selbst betrifft. Entsprechend kann die Politik natürlich beispielsweise definieren, dass unsere Streitkräfte in einem Bündnis gegen die russische Föderation kämpfen sollen und dass sie zugleich in der Lage sein sollen in einem Land in Nordafrika zu intervenieren etc. Aber das sind politisch-strategische Entscheidungen. Wenn man diesen nun zu weitgehend und zu konkret die militärisch-strategische Ausrichtung unterordnet, verliert man zu viel an Flexibilität und zu viel an Anpassungsfähigkeit.
Zitat:Um jetzt mal bei den übertriebenen / besonders plakativen Beispielen zu bleiben, wenn Russland beschließt, unsere Wirtschaft mit Abstandswaffen und Schutt und Asche legen zu wollen, und unsere Bündnispartner in NATO und EU wegschauen, nützen dir deine Jäger wenig.
Exakt. Deshalb ist die entscheidende Frage, was im Rahmen der real vorhandenen Begrenzung unserer Möglichkeiten an Fähigkeiten spezifisch erforderlich ist, was für Stockwerke ganz konkret auf das von mir genannte Fundament aufgesetzt werden.
Zitat:Ich bin aber der Meinung, dass diese Kampfkraft nicht nur auf Basisfähigkeiten aufbauen muss, die bereits jetzt prinzipiell in großer Zahl in Europa vorhanden sind, und dass wir durchaus auch durch andere Fähigkeiten eine entsprechende Stärke generieren können, die andere Nationen zur Zusammenarbeit bewegt.
Ich habe aber nie geschrieben, dass die Kampfkraft NUR auf Basisfähigkeiten aufgebaut werden soll. Sondern ich schrieb dezidiert, dass man auf diesem militärischen Fundament ganz überlegt spezifische Zusatzfähigkeiten aufsetzen muss. Ich nannte beispielsweise explizit als nächstes Stockwerk die Luftraumverteidigung. Wenn ich aber den Zusatzfähigkeiten für sich selbst ein zu großes Primat einräume, dann senkt dass die Kampfkraft der Streitkraft selbst bis zu dem Punkt, wo sie bei einer Schwerpunktsetzung wie du sie hier angerissen hast für sich selbst vollständig kampfunfähig wäre.
Und dies ist eben aus militärisch-strategischer Sicht nicht tragbar, weil ich von einer möglichst breiten Zahl an Szenarien ausgehen muss, die ich mit den beschränkten real existierenden Mitteln so weit wie möglich abdecken können muss, und dies ohne dass ich deswegen mich völlig abhängig von den Bündnispartnern mache, was auch im politisch-strategischen Sinne eben nicht sinnvoll sein kann, weil solche Abhängigkeiten immer exploriert werden und zugleich im Bündnis eine Schwachstelle darstellen. Zudem nannte ich bereits die dann dadurch übermäßig erhöhte Komplexität und dass diese einfach zu viele Friktionen auf der militärischen Ebene nach sich zieht.
Zitat:Natürlich braucht es trotzdem einen Kern an Basisfähigkeiten, und natürlich muss politisch und finanziell konsequent die Einsatzfähigkeit der aktuellen Einheiten der Bundeswehr hergestellt werden. Beides habe ich nicht in Abrede gestellt, beides erachte ich als notwendig, aber dies darf nicht gegenüber einer Langzeitentwicklung gegengerechnet werden.
Dieser Kern darf aber eben nicht ein bloßer Fähigkeitserhalt im Rahmen eines Konzeptes der Breite vor der Tiefe sein, sondern die Basisfähigkeiten müssen ein Fundament bilden. Dass ist unser Dissens hier. Meiner Meinung nach aber verkennst du hier im weiteren etwas meine Intention:
Zitat:Ich bin sogar der Meinung, und lustigerweise waren wir uns hierbei noch vor wenigen Wochen sogar einig, dass mittelfristig sogar eine Reduktion des Heeres und ein Ausbau von Zusatzfähigkeiten ein sinnvoller Weg sein könnte, wenn er entsprechend durch politische und finanzielle Verpflichtungen und Kooperationen gestützt wird.
(!) Hier kommen wir nun zum entscheidenden Punkt: ich nannte explizit einen bestimmten Bereich an Fähigkeiten des Heeres als das sogenannte Fundament. Dieses muss kriegsfähig gemacht werden. Dieser von mir genannte Bereich umfasst aber eben keineswegs alles was an Fähigkeiten in einem Heer vorhanden sein kann. Entsprechend besteht hier überhaupt kein Widerspruch zwischen der von mir ganz genau so postulierten Reduzierung der Mittel für das Heer/ Reduzierung des Heeres und der Erweiterung des Fundamentes, auch wenn sich dies auf den ersten Blick widersprüchlich anhören muss und daher auch bei dir anscheinend den Eindruck einer mangelnden Kohärenz erweckt hat.
Denn (!) ich betrachte explizit vieles was es im Heer gibt ganz genau so NICHT als Teil des Fundamentes, sondern ganz genau so wie Kampfflugzeuge oder Fregatten als Zusatzfähigkeiten. Als da wären beispielsweise Fallschirmjäger, welche ich mitsamt der Luftlandefähigkeiten an sich abschaffen würde, Kampfpanzer, welche ich abschaffen würde, Panzerhaubitzen auf Kette welche ich abschaffen würde Heeressanitäter welche ich abschaffen würde, Gebirgsjäger welche ich abschaffen würde usw. usw.
Explizit nannte ich stattdessen als nächstes militärisches Stockwerk auf dem klar definierten Fundament ausreichender Tiefe (!) dann als nächstes die Luftraumverteidigung als expliziten Teil derselben sowohl eine Heeresluftabwehr als auch Kampfflugzeuge (ebenfalls wieder in ausreichender Tiefe).
Zitat:warum geht von den USA eine derartige sicherheitspolitische Strahlkraft aus, dass europäische Nationen eher an einer transatlantischen als an einer paneuropäischen Zusammenarbeit interessiert sind?
Höchst einfach, weil der Wehretat der USA für sich allein sehr viel höher ist als der Wehretat all dieser Nationen zusammen. Da wir diesen Wehretat nicht haben, müssen wir effizienter sein. Effizienz geht hier nicht ohne Schwerpunkte. Militärische Effizienz lässt sich aber auch nicht nach Belieben in einem Stuckwerk eines Bündnisses abbilden.
Mehrere vollumfänglich und möglichst breitflächig aufgestellte Streitkräfte welche miteinander verbündet sind, sind sowohl effektiver als auch (wenn man die richtige Rüstungspolitik dazu betreiben würde) effizienter. Zudem ist dies ein Ansatz der die Abhängigkeiten reduziert und die militärische Starke unabhängig von politischen und wirtschaftspolitischen Friktionen erhöht.
Zitat:bei letzterer (der konventionellen militärischen Kampfkraft) sind es doch nicht militärische Basisfähigkeiten, die hier eine besondere Rolle spielen, sondern exakt jene militärische "Zusatzfähigkeiten", die uns in Europa fehlen. Und der technologische Vorsprung der aktuellen Technik.
Wozu du aber anmerken musst, wieviel Geld die USA dafür ausgegeben haben und immer noch ausgeben, und dass seit Dekaden. Das heißt, wir müssen völlig neue, kreativere Wege der Kriegsführung finden. Und es ausnützen, dass die USA durch das Übermaß an Geld auch sehr viele ineffizientere Strukturen haben wachsen lassen. Entsprechend hoch gewichte ich beispielsweise unkonventionelle Kriegsführung u.a.
Zitat:Was die Hochtechnologie angeht, ich sehe da nicht zu viele Baustellen, und ich halte gerade die Großprojekte für elementar wichtig sowohl auf nationaler wie internationaler Ebene.
Das Fundament kriegsfähig zu machen könnte aber sogar Mittel für diese Großprojekte frei machen. Du siehst hier meiner Meinung nach einen Widerspruch, der meiner Auffassung hier so gar nicht vorliegt, sondern ganz im Gegenteil. Indem wir die Armee kriegsfähig machen, entschlossen Schwerpunkte bilden und neue unkonventionelle Wege gehen, gerade dadurch werden die Mittel frei um die Großprojekte voran treiben zu können. Das eine bedingt das andere. Angesichts der real existierenden Begrenzungen unserer Mittel ist die aktuelle Auslegung unserer Streitkräfte in Fehler und behindert sogar die notwendigen Investitionen in die Zukunft.
Zitat:Eine EU-Armee ohne rüstungsindustrielle Souveränität ist ein Trugbild, dabei bleibe ich.
Da sind wir völlig einer Meinung. Das Fundament in größerer Tiefe kriegsfähig zu machen ist aber kein Widerspruch dazu. Ich nannte auch explizit technologische Wege um dies trotz der Decke des Personalmangels zu bewerkstelligen.
Zitat:Das bedeutet im Umkehrschluss natürlich nicht, dass es jeweils der maximale technologische Schritt sein muss.
Zweifelsohne, zumal sehr viele technologische Schritte einfach nur auf der Stelle durch die Gegenrüstung des Feindes gekontert werden. Wir erlangen die Fähigkeit x, daraufhin erlangt der Feind sie ebenso. Dies ist im Endeffekt ein völlig sinnfreies Unterfangen, wenn man sich ständig technologisch gegenseitig aufwiegt. Entsprechend wäre es meiner Ansicht nach sinnvoller nicht maximale technologische Schritte zu gehen, sondern möglichst ANDERE technologische Schritte. Also Technologien zu identifizieren welche der Feind nicht kontern kann oder nicht kontert weil er diesen Schritt aus welchen Gründen auch immer nicht mitgehen wird. Solche können sich nur aus anderen Wegen in der Kriegsführung ergeben, einer möglichst starken unkonventionellen Kriegsführung, einer eindeutigen Identifizierung der Schwächen des Gegners und was für Stärken man gegen diese am besten ansetzen kann.
Zitat:Wir haben jetzt bereits Probleme, weil wir (Europäer) es in der Vergangenheit nicht geschafft haben, einen gemeinsamen Weg zu definieren. Diesen Fehler dürfen wir nicht immer und immer wiederholen, denn jedes Mal geht ein weiteres Stück technologischer Leistungsfähigkeit verloren, bis am Ende gar nichts mehr übrig bleibt.
Wir haben aber vor allem auch deshalb Probleme, weil wir (die Europäer) über Dekaden hinweg viel zu wenig ins Militär und in die militärische Weiterentwicklung investiert haben. Ein fehlender gemeinsamer Weg darf hier nicht zur Ausrede dafür verkommen. Er kann eben auch kein vollständiger Ersatz sein, in dem Sinne, dass man die fehlende Quantität dann halt gemeinsam erzeugt.
Um mal wieder ein übertrieben / plakatives Beispiel zu bemühen: hätten die europäischen Staaten einfach als Kalter Krieg Niveau die letzten 30 Jahre weiter gerüstet, wäre Europa heute ein waffenklirrender Kontinent in dem das Übermaß an Waffen und Militärtechnologie gleich auf, eventuell sogar in etlichen Bereichen über dem aktuellen Niveau der USA läge (alles Sonstige ansonsten gleich zum tatsächlichen Verlauf).
Da wir diese Mittel aber eben nicht haben, müssen die Streitkräfte möglichst logisch und sinnvoll und strukturiert aufgebaut werden. Statt einem Stuckwerk aus Zusatzfähigkeiten in der Hoffnung auf die Verbündeten, müssen wir die ENTSCHEIDENDEN Zusatzfähigkeiten definieren und dort Schwerpunkte setzen. Beides tun wir zu wenig. Wir denken zu konventionell und wir setzen zu wenig Schwerpunkte (auch wenn du hier meiner Erinnerung nach anderer Ansicht bist). Und wir müssen diese organisch auf ein eigenes kriegsfähiges Fundament aufsetzen. Um dadurch eine eiggene tatsächlich einsetzbare Streitkraft im Rahmen unserer Mittel zu erzeugen, statt einem bloßen Pool an Zusatzfähigkeiten für Verbündete der für sich selbst in keinster Weise einsetzbar ist.