05.12.2022, 21:49
@Quintus:
Abseits der reinen Infanterie ("Basissystem Mensch" als Generalist schlechthin) ist die Kriegsfähigkeit immer an Bedingungen verknüpft. Insofern magst du kein Kriegsbild explizit aussprechen, aber durch deine Festlegung von "Basisfähigkeiten" und "Zusatzfähigkeiten" nimmst du durchaus eine entsprechende Einordnung vor. Der Hinweis darauf, dass es dir dabei um die Eignung für eine "maximal mögliche denkbare Art und Weise von höchst unterschiedlichen Kriegen" geht ändert daran nichts. Und noch weitergehend könnte ich auch anführen, dass diese Eignung erstmal zu beweisen ist.
Deswegen halte ich es durchaus für sehr wichtig, sich mit den verschiedenen Kriegsbildern etwas intensiver auseinander zu setzen, bevor von "Basisfähigkeiten" die Rede ist. Nun bin ich mir ziemlich sicher, dass du das gemacht hast und deshalb zu deiner Einschätzung kommst, um letztere besser nachvollziehen zu können, wäre ein Einblick aus meiner Perspektive aber wünschenswert. Denn bei den Kriegsbildern, die ich im Hinterkopf habe wenn ich meine Gedanken zur Kriegsfähigkeit formuliere (und die natürlich weder vollständig noch zweifelsfrei wahrscheinlich sind), sieht die Situation offensichtlich anders aus (was mich ja überhaupt zum Widerspruch verleitet hat).
Die Gefahr einer Einseitigkeit ist natürlich immer gegeben, genauso wie jene einer Fehlentwicklung. Daran ändert aber rein mathematisch auch keine Fokussierung auf "Generalisten" etwas, denn quantitative und qualitative (im Sinne einer Wahrscheinlichkeit) sind halt doch zwei verschiedene Aspekte.
Davon losgelöst möchte ich aber aller Verallgemeinerung aber auch nicht vergessen wissen, dass mein Anliegen ja primär darauf abzielte, sinnvolle Langzeitentwicklungen nicht auf Kosten von in meinen Augen übertriebener Kurzzeitentwicklungen fallen zu lassen. Ich sehe durchaus die Notwendigkeit für eine schnelle und dringende Kriegsbefähigung bestehender traditioneller Strukturen, und wir sind uns auch bei der generellen Zielsetzung militärischer Stärke nicht nur im direkten Konflikt, sondern auch mit Blick auf die Bildung einer europäischen Armee einig.
Gerade bei letzterem Punkt scheint es ein Missverständnis aufgrund etwas zu unpräziser Formulierungen meinerseits zu geben. Mir ist durchaus bewusst, dass du die Strahlkraft einer Kriegsfähigkeit nicht NUR auf Basisfähigkeiten aufgebaut siehst. Mit meiner Aussage meinte ich allerdings, dass sie auch ganz prinzipiell auf etwas anderem aufgebaut sein könnte. Um bei den plakativen Beispielen zu bleiben, eine Luftwaffe bestehend aus hunderten F-22 und F-35, entsprechend aufmunitioniert auch mit offensiven Wirkmitteln und ergänzt durch entsprechende Hilfssysteme plus einer quantitativ zahlreichen, gestaffelten Flugabwehr könnte meines Erachtens ebenso Zugpferd für eine europäische Armee sein, selbst wenn die von dir genannten Basisfähigkeiten nur halb so stark ausgebildet wären, wie sie es aktuell nominell sind. Aus dem Grund habe ich auch die Verlegungen der Bundeswehr als Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine erwähnt, denn diese sind im Ausland zum Teil erstaunlich positiv wahrgenommen worden. Es war jeweils die Mischung aus wichtigen Systemen und die politische Klarheit, die hier einen entscheidend gewirkt haben.
Aus dem Grund ist das aktuelle politische Herumgeeiere in meinen Augen auch doppelt verheerend. Nicht nur, dass sich dadurch die Herstellung der Kriegsfähigkeit selbst weiter hinzieht, auch das politische Signal an potenziell interessierte Verbündete für eine engere Zusammenarbeit ist destruktiv. Das soll aber kein Appell zu Schnellschüssen sein, denn auch diese würden nichts verbessern.
Deswegen ist meine Ansicht, und damit komme ich wieder zum Ursprung zurück:
- kriegsfähig machen, was aktuell verfügbar ist
- neu gestalten, wie die Zukunft aussehen soll
- Langzeitprojekte im Hochtechnologiebereich fördern
Nichts davon sollte man gegeneinander ausspielen.
Und was die Technologieselektion angeht, wie bereits gesagt, die findet im Vergleich zu den Großmächten (USA und China) bereits in einem Maße statt, dass ich nicht weiter reduzieren würde. Im Gegenteil müssen wir auf europäischer Ebene die Trendwende schaffen, ansonsten werden wir auch in hundert Jahren noch keine souveräne Rolle spielen. Wenn diese Trendwenden nicht in der großen Kooperation gelingen können (in einigen Bereichen zeichnen sich da ja positive Entwicklungen ab), dann muss es eben in kleineren Konstellationen passieren. Dabei möchte ich dein plakatives Beispiel zur Entwicklung nach dem Ende des Kalten Krieges aufgreifen. Denn wir wären sicherlich ein Kontinent, der hinsichtlich deiner "Basisfähigkeiten" sehr stark aufgestellt wäre. Aber mangels Kooperation und einer gemeinsamen Vision wären wir dies abseits von wenigen deiner "Zusatzfähigkeiten" abgesehen auch nur in diesen Bereichen, und in unserer militärischen und damit auch außenpolitischen Souveränität weiterhin abhängig. Ein Zustand, der sich ja nicht einfach so aus der Friedensdividende plötzlich entwickelt hat, sondern der bereits mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges eingeleitet und seitdem immer weiter verfestigt wurde.
Abseits der reinen Infanterie ("Basissystem Mensch" als Generalist schlechthin) ist die Kriegsfähigkeit immer an Bedingungen verknüpft. Insofern magst du kein Kriegsbild explizit aussprechen, aber durch deine Festlegung von "Basisfähigkeiten" und "Zusatzfähigkeiten" nimmst du durchaus eine entsprechende Einordnung vor. Der Hinweis darauf, dass es dir dabei um die Eignung für eine "maximal mögliche denkbare Art und Weise von höchst unterschiedlichen Kriegen" geht ändert daran nichts. Und noch weitergehend könnte ich auch anführen, dass diese Eignung erstmal zu beweisen ist.
Deswegen halte ich es durchaus für sehr wichtig, sich mit den verschiedenen Kriegsbildern etwas intensiver auseinander zu setzen, bevor von "Basisfähigkeiten" die Rede ist. Nun bin ich mir ziemlich sicher, dass du das gemacht hast und deshalb zu deiner Einschätzung kommst, um letztere besser nachvollziehen zu können, wäre ein Einblick aus meiner Perspektive aber wünschenswert. Denn bei den Kriegsbildern, die ich im Hinterkopf habe wenn ich meine Gedanken zur Kriegsfähigkeit formuliere (und die natürlich weder vollständig noch zweifelsfrei wahrscheinlich sind), sieht die Situation offensichtlich anders aus (was mich ja überhaupt zum Widerspruch verleitet hat).
Die Gefahr einer Einseitigkeit ist natürlich immer gegeben, genauso wie jene einer Fehlentwicklung. Daran ändert aber rein mathematisch auch keine Fokussierung auf "Generalisten" etwas, denn quantitative und qualitative (im Sinne einer Wahrscheinlichkeit) sind halt doch zwei verschiedene Aspekte.
Davon losgelöst möchte ich aber aller Verallgemeinerung aber auch nicht vergessen wissen, dass mein Anliegen ja primär darauf abzielte, sinnvolle Langzeitentwicklungen nicht auf Kosten von in meinen Augen übertriebener Kurzzeitentwicklungen fallen zu lassen. Ich sehe durchaus die Notwendigkeit für eine schnelle und dringende Kriegsbefähigung bestehender traditioneller Strukturen, und wir sind uns auch bei der generellen Zielsetzung militärischer Stärke nicht nur im direkten Konflikt, sondern auch mit Blick auf die Bildung einer europäischen Armee einig.
Gerade bei letzterem Punkt scheint es ein Missverständnis aufgrund etwas zu unpräziser Formulierungen meinerseits zu geben. Mir ist durchaus bewusst, dass du die Strahlkraft einer Kriegsfähigkeit nicht NUR auf Basisfähigkeiten aufgebaut siehst. Mit meiner Aussage meinte ich allerdings, dass sie auch ganz prinzipiell auf etwas anderem aufgebaut sein könnte. Um bei den plakativen Beispielen zu bleiben, eine Luftwaffe bestehend aus hunderten F-22 und F-35, entsprechend aufmunitioniert auch mit offensiven Wirkmitteln und ergänzt durch entsprechende Hilfssysteme plus einer quantitativ zahlreichen, gestaffelten Flugabwehr könnte meines Erachtens ebenso Zugpferd für eine europäische Armee sein, selbst wenn die von dir genannten Basisfähigkeiten nur halb so stark ausgebildet wären, wie sie es aktuell nominell sind. Aus dem Grund habe ich auch die Verlegungen der Bundeswehr als Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine erwähnt, denn diese sind im Ausland zum Teil erstaunlich positiv wahrgenommen worden. Es war jeweils die Mischung aus wichtigen Systemen und die politische Klarheit, die hier einen entscheidend gewirkt haben.
Aus dem Grund ist das aktuelle politische Herumgeeiere in meinen Augen auch doppelt verheerend. Nicht nur, dass sich dadurch die Herstellung der Kriegsfähigkeit selbst weiter hinzieht, auch das politische Signal an potenziell interessierte Verbündete für eine engere Zusammenarbeit ist destruktiv. Das soll aber kein Appell zu Schnellschüssen sein, denn auch diese würden nichts verbessern.
Deswegen ist meine Ansicht, und damit komme ich wieder zum Ursprung zurück:
- kriegsfähig machen, was aktuell verfügbar ist
- neu gestalten, wie die Zukunft aussehen soll
- Langzeitprojekte im Hochtechnologiebereich fördern
Nichts davon sollte man gegeneinander ausspielen.
Und was die Technologieselektion angeht, wie bereits gesagt, die findet im Vergleich zu den Großmächten (USA und China) bereits in einem Maße statt, dass ich nicht weiter reduzieren würde. Im Gegenteil müssen wir auf europäischer Ebene die Trendwende schaffen, ansonsten werden wir auch in hundert Jahren noch keine souveräne Rolle spielen. Wenn diese Trendwenden nicht in der großen Kooperation gelingen können (in einigen Bereichen zeichnen sich da ja positive Entwicklungen ab), dann muss es eben in kleineren Konstellationen passieren. Dabei möchte ich dein plakatives Beispiel zur Entwicklung nach dem Ende des Kalten Krieges aufgreifen. Denn wir wären sicherlich ein Kontinent, der hinsichtlich deiner "Basisfähigkeiten" sehr stark aufgestellt wäre. Aber mangels Kooperation und einer gemeinsamen Vision wären wir dies abseits von wenigen deiner "Zusatzfähigkeiten" abgesehen auch nur in diesen Bereichen, und in unserer militärischen und damit auch außenpolitischen Souveränität weiterhin abhängig. Ein Zustand, der sich ja nicht einfach so aus der Friedensdividende plötzlich entwickelt hat, sondern der bereits mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges eingeleitet und seitdem immer weiter verfestigt wurde.