07.01.2024, 11:29
(06.01.2024, 14:46)Quintus Fabius schrieb: Und ja, dass kann zu Fehlentscheidungen führen, aber die wird es in jedem Fall geben. Gerade eben im Krieg, gerade dort vor allem anderen ist das dominierende Element ständiges Versagen, sowohl auf der eigenen Seite als auch auf der anderen Seite. Beide Seiten bleiben weit unter den theoretischen Möglichkeiten, beide Seiten stümpern, beide Seiten machen haarsträubende Fehler, und die Seite welche etwas weniger Fehler macht gewinnt.
Und auch Marshall oder gar ein Scharnhorst haben massig Fehler gemacht, aber das ist immer der Fall und daher die Fehlerkultur das entscheidende Element. Und ja, man benötigt gewisse Korrektive - aber umgekehrt darf man eben die Verantwortung nicht zu weit diffundieren.
Genau das ist aber aus meiner Sicht (unabhängig von der politischen und juristischen Realisierbarkeit) der inhaltliche Schwachpunkt deiner Utopie, du setzt einem definitiv viel zu breit gefächertem und daher auch im einzelnen gar nicht greifbaren System eine andere Form von strukturellem Extremismus gegenüber, ohne externem Korrektiv und ohne die Chance, überhaupt außerhalb eines Geistes eine Fehlerkultur zu etablieren. Natürlich sind Fehler unvermeidlich. Das ist aber genauso eine Binse wie der Umstand, dass es darauf ankommt, wie wir mit Fehlern umgehen. Und in dieser Form behaupte ich nicht nur, dass es eine Person, die dem gewachsen ist, nicht gibt, sondern auch dass jeder, der auch nur darüber nachdenkt einen solchen Posten zu übernehmen, dafür nicht geeignet ist.
Natürlich ist der von dir aufgezeigte Umstand ein Kernproblem der heutigen Bundeswehr, aber deine Utopie stellt keinen Lösungsansatz zur Verfügung, sondern ist für mich letztlich auch nur ein weiterer Hinweis auf das bereits Bekannte. Gleichzeitig werden durch die Fokussierung rein auf das militärische für mich auch wesentliche Faktoren außerhalb außer acht gelassen, wie etwa die auf lange Sicht durchaus auch für die tatsächliche Kampfkraft entscheidenden Fragen zur rüstungsindustriellen Souveränität. Hier bräuchte es in einem System der Machtkonzentration weit über die Bundeswehr hinausgehende Kompetenzen zur Neustrukturierung, die (wenn juristisch überhaupt umsetzbar) auch einen gesellschaftlichen Einfluss in einer zumindest unüblichen Größenordnung ausüben würden (was wiederum ihre politische und gesellschaftliche Umsetzung verkompliziert).
Deshalb bleibe ich dabei, die Denkrichtung hin zu einer Verschlankung von Strukturen, von einer stärkeren Konzentration von Entscheidungskompetenzen, von einer klareren und langfristigen, von der Politik losgelösten Strategie für die Bundeswehr ist definitiv richtig. Aber es handelt sich von der Einfachheit und Logik her um einen Deus ex machina.