07.01.2024, 12:31
Zitat:Und in dieser Form behaupte ich nicht nur, dass es eine Person, die dem gewachsen ist, nicht gibt, sondern auch dass jeder, der auch nur darüber nachdenkt einen solchen Posten zu übernehmen, dafür nicht geeignet ist.
Zweifelsohne und ich wette jederzeit, dass beispielweise Brigadegeneral Sembritzki einen solchen Posten ablehnen würde, nur um zugleich seine Hilfe darin anzubieten, einen besseren als ihn selbst zu finden.
Und ja natürlich, ein "Entscheider" mit einer kleinen Gruppe um sich kann angesichts der immensen Komplexität nicht ansatzweise alles bearbeiten. Insbesondere da es ja um weiter um sich greifende Dinge geht wie die Frage der Rüstungsindustrie usw. es hat ja seine Gründe, warum durch die immer größer werdende Überkomplexität und Überfunktionalität alles immer Handlungsunfähiger wird.
Dessen ungeachtet haben aber auch schon früher alle Militärreformer das ganze nicht alleine geschmissen, sondern sie hatten entsprechende Personen welche sie selbst ausgesucht haben, die dann in entsprechenden Fachbereichen besser qualifiziert waren und daher in diesen entsprechend gestaltet haben. Sieh dir doch die preußischen Heeresreformen an: das war auch nicht das Werk von Scharnhorst allein, sondern entsprechend gab es eine Kommission und für bestimmte Fachgebiete wurde dann entsprechend Bevollmächtigte eingesetzt und die Verantwortung dort an diese delegiert.
Die Aufgabe eines außerordentlich bevollmächtigten Generalinspekteurs wäre es daher vor allem anderen, selbst wieder geeignete Leute zu identifizieren und zu bevollmächtigen und das ganze also mehr insgesamt zu orchestrieren und zu koordinieren. Und man muss weg von diesem Gedanken von makelllos ins letzte Detail durchgeplanter und alles zerlegender und alles absolut relativierender Perfektion. Denn indem ich ständig alles relativiere und ins Detail zerlege wähle ich nicht nur einen falschen Maßstab, ich führe exakt jene Handlungsunfähigkeit herbei die das heutige Primärproblem darstellt.
Zitat:die Denkrichtung hin zu einer Verschlankung von Strukturen, von einer stärkeren Konzentration von Entscheidungskompetenzen, von einer klareren und langfristigen, von der Politik losgelösten Strategie für die Bundeswehr ist definitiv richtig. Aber es handelt sich von der Einfachheit und Logik her um einen Deus ex machina.
Ja richtig, eine Deus ex machina, was als Begriff heute zwar negativ belegt ist, was aber das Funktionsprinzip durchaus korrekt aufgreift und eben nicht per se schlecht sein muss. Jeher hat in der Militärgeschichte wieder und wieder eine unerwartet auftretende Person, Begebenheit oder Entwicklung eine Lösung herbei geführt, sowohl im Kampf als auch in Bezug auf die Reform von Streitkräften.
Und um das beschließend noch mal zu betonen: es geht nicht darum dass ein Einzelner dann alles entscheidet und wie sollte das auch gehen, wo jeder Mensch pro Tag nur eine beschränkte Zeit zur Verfügung hat. Sondern dass von einer außerordentlichen Machtposition aus Strukturen geschaffen werden, die dann eine echte Militärreform durchführen, gerade eben indem man Entscheidungskompetenzen konzentriert. Damit diese aber überhaupt konzentriert werden können und eine langfristige strategische Ausrichtung unabhängig von der Politik möglich wird, bedarf es meiner Meinung nach eben außerordentlicher Vollmachten die über eine Legislaturperiode hinaus reichen.