09.01.2024, 10:27
@Quintus
Aber vielleicht würden wir hier zu weit vom Thema abkommen, deswegen will ich es gerne darauf beruhen lassen.
Nach der Devise: Nachdem die Russen 2022 derart versagt hatten, müssen wir mal schauen, ob wir dieses Hochfahren tatsächlich umsetzen müssen, kostet nur Geld und die Ukrainer kriegen das ja eh hin mit dem gelieferten Zeug.
Das rächt sich natürlich derzeit etwas. Insgesamt gesehen kann man deswegen aber nicht von ausgehen, dass ein Ersetzen von Kleinsystemen tatsächlich problematisch wäre oder mit der langwierigen Beschaffung von Großsystemen vergleichbar ist. Dass wir hier Engpässe sehen ist also eher die Folge einer Fehleinschätzung und nicht eines Produktionsprozesses.
Schneemann
Zitat:Die verfügbaren Bilder, Filme und das ausgewertete russische Kriegsmaterial welches man untersuchen konnte (weil zerstört, weil aufgegeben etc.) sprechen eine komplett andere Sprache. Die russische Armee läuft in weiten Teilen mit eingelagertem Material. Auch das "neue" Material ist vorwiegend aus alten Teilen neu zusammen gebaut. Der prozentuale Anteil den man wieder funktionsfähig kriegen konnte war sicher gering, aber es gibt genug Luftaufnahmen von sich leerenden russischen Freiluftdepots aus denen immense Mengen von Systemen aller Art entnommen wurden. Es gibt genug Satellitenaufnahmen davon, wie auch Filmaufnahmen von solchem Material wie es an die Front gekarrt und genug Bildmaterial solchen zerstörten Materials an der Front.Es gibt diese Bilder, ja. Aber wir sind uns doch einig, dass die Masse des zerstörten russischen Gerätes nicht aus T-62 oder BMP-1ern besteht, sondern zum überwältigenden Teil aus neuerem Gerät. Wobei natürlich "neuer" auch immer relativ ist, manche T-72 stammen wohl aus den 1980ern.
Zitat:Es gibt durchaus viele Hinweise darauf, dass die überhohen Verluste der Russen nicht zuletzt darauf zurück zu führen sind, dass ihr Material aus den Depots in vielen Aspekten obsolet war und ist.Im Grunde die ähnliche Antwort. Die Masse der bisherigen Verluste setzt sich aus Fahrzeugen zusammen, die "neueren" Datums waren. Und hier traten Verluste auch ein, weil - wie wir im Russland vs. Ukraine-Strang auch erörtert hatten -, z. B. moderne Bauteile bis hin zu ERA-Komponenten zweckentfremdet wurden.
Aber vielleicht würden wir hier zu weit vom Thema abkommen, deswegen will ich es gerne darauf beruhen lassen.
Zitat:Und ich schrieb ja nicht davon, hier und jetzt Eurofighter einzulagern, sondern Mörser, Mörsermunition, Artilleriemunition usw. Also exakt das was du selbst hier als nützlich benannt hast.Hinsichtlich der Munition kommen wir sicher auf einen gemeinsamen Nenner. Ob wir aber die Massen an Mörsern benötigen, sei dahingestellt. Bzw. es käme darauf an, was wir unter Massen definieren? Wenn ich etwa an die finnische Armee denke, die ca. 1.500 bis 2.000 Mörsersysteme bis einschl. Kaliber 120 mm hat, dann ist das ein noch sinnvoller Rahmen. Aber ich lagere keine 10.000 Systeme ein.
Zitat:So wie man aktuell schnell Artilleriemunition ersetzt hat ?! Die Wahrheit ist, dass selbst die "Kleinsysteme" sich sehr schnell verbrauchen und keineswegs so schnell nachgeordet werden können. Man sehe sich die aktuelle Problematik mit der Nachproduktion von Stinger-Raketen an. Meiner Einschätzung nach unterschätzt du etwaig den notwendigen Verbrauch eines ernsthaften großen Krieges.Nein, das unterschätze ich nicht. Wenn die Produktion wieder angelaufen ist, dann ist es im Grunde kein Problem, kleinere Systeme rasch zu produzieren. Das gilt auch für die Munition. Bzgl. der Ukraine ist es aber eher so gewesen, dass man das Hochfahren der Kapazitäten leider etwas abwartend beäugt hat.
Nach der Devise: Nachdem die Russen 2022 derart versagt hatten, müssen wir mal schauen, ob wir dieses Hochfahren tatsächlich umsetzen müssen, kostet nur Geld und die Ukrainer kriegen das ja eh hin mit dem gelieferten Zeug.
Das rächt sich natürlich derzeit etwas. Insgesamt gesehen kann man deswegen aber nicht von ausgehen, dass ein Ersetzen von Kleinsystemen tatsächlich problematisch wäre oder mit der langwierigen Beschaffung von Großsystemen vergleichbar ist. Dass wir hier Engpässe sehen ist also eher die Folge einer Fehleinschätzung und nicht eines Produktionsprozesses.
Zitat:Wer alles defendieren will, der defendiert am Ende gar nichts. Wer alle möglichen Szenaien mit Ausrüstung abdecken will, der deckt am Ende gar keine Szenarien mehr ab. Genau das ist der Bundeswehr passiert.Erster Satz ist bekannt und auch richtig. Ansonsten denke ich aber, dass das Problem bei der Bundeswehr nun nicht unbedingt daher rührt, dass man alles abdecken wollte. Eher sehe ich es so, dass man sich vor 20 oder 25 Jahren spezialisieren wollte/sollte/musste auf Krisen- und Stabilisierungseinsätze und heute bemerkt, dass diese seinerzeit unter gewissen Sparzwängen umgesetzte Doktrin bzw. Orientierung sich einer neuen, andersgearteten Bedrohungslage gegenübersieht und man nun wieder umsteuern muss.
Zitat:Du denkst meiner Ansicht nach zu Ausrüstungs-Zentrisch. [...] Wir benötigen keine Spezialisierung hier und jetzt auf bestimmte Szenarien, sondern stattdessen eine Armee deren Anpassungsfähigkeit aus ihren Fähigkeiten resultiert und nicht aus ihrer Ausrüstung...Das ich (auch) ausrüstungsfixiert denke, das mag teils durchaus stimmen. Aber es ist meiner Meinung nach eben enorm wichtig. Eine Anpassungsgabe, so wie du es nennst, ist zwar auch wichtig. Aber entscheidend in einem Krieg sind Ausrüstung, Aufklärung und Logistik - zumindest im direkten Kontext. Weitergefasst könnte man auch sagen Stahl, Öl, Technologie und Geld bzw. Produktionsbefähigungen, die die Technologie einbinden können.
Schneemann