Luftmobilität
#14
(02.12.2020, 22:31)Quintus Fabius schrieb: CSAR sowie Kommando-Operationen sind meiner Meinung nach mit dem NH-90 deutlich besser bedient. Für den Voll-Aufwand eines einzigen schweren Transporthubschraubers kann ich leicht mehrere NH-90 schicken, welche dann insgesamt nicht nur das Risiko auf mehrere Einheiten verteilen, sondern insgesamt sogar mehr transportieren können.

Damit steht deine Ansicht allerdings gegen die Einsatzerfahrungen verschiedener Armeen in den letzten zwanzig Jahren, die für diese Aufgaben immer auf größere Muster zurückgegriffen haben. Der Grund dafür liegt schlicht in den erzielbaren Leistungen unter den Einsatzbedingungen vor Ort, die kleinere Muster nicht erreichen konnten. Bei meinem Einwand bezüglich der Einsätze des CH-53E des USMC in Afghanistan ging es nicht darum, dass diese absolut betrachtet zahlreicher ausfielen, wie du schon richtig angemerkt hast war das bei allen Hubschraubern der Fall, sondern dass sie auch relativ zu den anderen Hubschraubern überproportional häufig angefragt wurden. Sie waren schlicht die einzigen, die in den jeweiligen Fällen überhaupt die Einsätze fliegen konnten. Aus dem gleichen Grund wurde auch relativ früh bereits eine remotorisierung der V-22 angefragt, um die Leistungen unter Hgh/Hot entsprechend zu steigern.

Zitat:Höchst einfach: indem man auf die Fahrzeuge verzichtet. Gerade durch den Verzicht auf die Fahrzeuge erlangen Jäger die Masse welche für den Kampf leichter Infanterie notwendig ist.

Was sie dann aber wieder für die Verlegung durch Hubschrauber prädestiniert, um die Transportgeschwindigkeit zu erhalten (bzw. deutlich zu erhöhen), die ihnen durch den generellen Verzicht auf Fahrzeuge verloren geht. Aufgrund der großen Zahl setzt das aber entweder eine große Zahl an kleinen Hubschraubern oder eine kleinere Zahl großer Hubschrauber voraus. Letztere sind im Verhältnis zur Transportleistung kostengünstiger und aufgrund des verfügbaren Schutzniveaus (passiv/aktiv) auch weniger Vulnerabel und leichter koordinierbar mit einer geringeren Verweildauer, das Verlustrisiko jedes einzelnen ist geringer, dafür allerdings auch die Verlusthöhe größer.

Zitat:Auf die Verlegung von leichten Panzern oder anderen Fahrzeugen durch die Luft sollte verzichtet werden. Nicht auf die Verlegung durch die Luft an sich.

Kannst du mir bitte deine Vorstellung einer solchen Infanterieinheit und ihrer Ausrüstung skizzieren, auch zahlenmäßig und losgelöst von irgendwelchen real existierenden Transportmöglichkeiten?

Zitat:Nur mal als Beispiel: mehr Masse bedeutet hier mehr Kommando-Einsätze, bedeutet dass diese mehr Wirkung entfalten und man damit dem Gegner irgendwann erheblich zusetzen kann statt ihm nur Nadelstiche zu setzen. Zugleich werden CSAR Einsätze leichter weil immer genug Ressourcen dafür zur Verfügung stehen und solche Einsätze daher nicht verhindern, dass andere Formen von Einsätzen von den entsprechenden Sondereinheiten ebenfalls noch durchgeführt werden können.

Also meinst du für solche Fälle mehr Masse insgesamt, und nicht im konkreten Gefecht? Dann habe ich dich in dem Punkt missverstanden. Historisch sehe ich allerdings die große Wichtigkeit entsprechender Einsätze relativ zu ihrem jeweiligen Aufwand, und eine starke Fokussierung bei den Einsätzen auf die Luftverlegung. Für mich sind sie militärisch notwendig und daher zwingend zu bedienen.

Zitat:Dem kann ich nur voll und ganz zustimmen aber: ich will im Prinzip auf Einheiten hinaus die generell ein weites Feld abdecken während du doch explizit von spezialisierten Fähigkeiten und speziellen Aufträgen sprichst. Mir geht es doch gerade eben darum Generalisten zu haben, welche in möglichst vielen Szenarien einen Mehrwert versprechen.

"Kann alles, aber nichts richtig". Generalisten sind wichtig, weil sie quantitativ die Hauptlast des Kampfes tragen, insofern bin ich bei dir. Wenn ich aber meine Erfahrungen aus anderen Bereichen übertrage, dann sollten auch am Boden die Spezialisten jene sein, die eine Breite der Optionen herstellen. Natürlich führt das zu einer quantitativ geringeren Kampfkraft, widerspricht also deinem Grundgedanken, steigert allerdings die Kampfkraft in einem qualitativen Sinne, so dass sie für eine deutlich stärkere Zerstreuung auf Seiten des Gegners sorgt. Wir haben aktuell vielleicht zu viele Spezialisten, insofern kann ich auch deine Grundgedanken nachvollziehen, allerdings führt der weitgehende Verzicht darauf zu einer Berechenbarkeit, die die eigene Kampfkraft senkt.

Zitat:Ein TIGER ist in Osteuropa wie in Mali wie in Afghanistan immens nützlich. Er leistet dort überall einen erheblichen Beitrag und stellt erhebliche Kampfkraft gleichgültig welches der drei Einsatzgebiet und Szenarien man hier andenkt.

Er ist aber deutlich teurer in Einsatz und Betrieb als ein H145M mit HForce-Paket, der wiederum für einen Großteil der Einsätze ähnlich effektiv agiert, dabei variabler ist, effizienter noch dazu und insofern in größeren Stückzahlen beschafft und betrieben werden könnte. Im Vergleich zum Kampfhubschrauber wäre solch ein Eskorthubschrauber bzw. militarisierter Transporthubschrauber also der Generalist, ersterer hingegen der Spezialist, weil er nur in einem engen und, verglichen mit den tatsächlich stattfindenden Missionen zum Glück deutlich unrealistischeren Einsatzbereich deutliche Vorteile bieten würde, dafür aber deutlich höhere Kosten verursacht. Auch bei der Technik selbst lässt sich dein Prinzip des Herunterbrechens zur Erlangung einfacherer Strukturen und durch einer höheren Quantität auch erhöhten Kampfkraft durchführen, führt aber zumindest dort zu einem klaren Ergebnis: es gehen elementare Fähigkeiten verloren.
Nun wäre eine Gleichsetzung dieser Situation mit der Frage nach schweren Transporthubschrauber natürlich nicht fair, darauf wollte ich aber mit der Betrachtung auch gar nicht hinaus. Für mich stellt sich vielmehr die Frage, wie sollte die realistische Einschätzung von Kampfkraft unter dem Aspekt der Reaktionsfähigkeit des Gegners aussehen? Für deine große Zahl an Jägern sind biologische oder chemische Kampfstoffe ein extrem effektives Gegenmittel, verboten, klar, aber in meinen Augen verdeutlich dies meine Grundaussage.

Zitat:Wozu aber die Heeresflieger mit zu transportierenden Fahrzeugen belasten?

Das ist noch immer nicht meine Argumentation, weil mir dazu die Erfahrung fehlt, und ich mangels Gegenperspektive letztlich maximal dir in dem Punkt zustimmen kann.

Zitat:Das Gelände selbst ist der einzige sinnvolle Schutz für kleine Infanterie-Einheiten. Zudem kann man auch Helikopter gegen leichte Schützenwaffen panzern und mit Hardkill-Systemen ausrüsten.

Das war eine der wichtigen Lehren, die die US Army aus dem Irakkrieg gezogen hat und die letztlich auch dazu führte, dass unsere CH-53G dahingehend aufgerüstet wurden.

Zitat:Zusammenfassung: ich bin daher gegen eine Verlegung von Rohrartillerie durch Helikopter, aber ich wäre durchaus für eine Neu-Einführung leichter Raketenartillerie welche von Helis aus eingesetzt wird und insbesondere für die Nutzung von Loitering Munition als eine neue Form der Artillerie und mit dem Primärziel von SEAD und Konterbatteriefeuer.

Danke für deine Einschätzung, wobei ich Berg-Karabach aus technischer Sicht nicht als Referenz betrachten würde und der Konflikt eher gezeigt hat, wie verwundbar Einheiten sein können, wen sie nur auf klassische Gefechte ausgelegt werden und aktuelle Trends keine Berücksichtigung finden.
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