Europäische Verteidigungs- und Sicherheitspolitik
Nehmen wir einfach mal den US-M1A2 Abrams oder den britischen Challenger, die ja auch in die Ukraine gelangt sind. Da zeigt sich, dass diese schwere Kampfpanzer dort im wortwörtlichen Sinn "zu schwer" sind.
Der Challenger hat eine Kanone (nicht NATO-kompatibel), die auf große Entfernung Bunker knacken kann, aber für die schnell beweglichen Panzerangriffe a'la Rommel ist das Monster in der Ukraine zu schwer und damit zu unbeweglich.
Was für britische Parklandschaften (soweit die Brücken das Gewicht tragen können) oder arabische Steppen und Wüsten taugt, ist für den ukrainischen Schlamm jedenfalls eine Fehlinvestition. Da bräuchte man leichtere Fahrzeuge mit geringem Bodendruck und keine unbeweglichen Bunkerknacker.
Jetzt wird der Challenger in der Ukraine mehr oder weniger als fahrbarer Geschützträger eingesetzt, aber nicht in der klassischen "Panzer-Angriffsrolle".

Was ist daraus zu schließen?
Europaweit jeweils "ein einziges System" zu haben ist sicher nicht machbar. Dazu sind schon die Verhältnisse zu unterschiedlich.
Europa braucht alleine schon für die Einsätze auf europäischem Boden - vom Nordkap bis zur Ägäis und von Finnland bis nach Spanien - wegen der unterschiedlichen Boden-/Klima-/Umweltverhältnisse unterschiedliche Fahrzeugtypen.
Und wenn ich die Übersee-Gebiete einzelner europäischer Staaten anschaue, dann wird das Spektrum der Unterschiedlichkeiten noch Größer.
Da reicht ein einziger Typ "Kampfpanzer" nicht. Wichtig wäre da schon, eine wesentliche Vereinheitlichung etwa bei den Wirkmitteln zu erreichen.

Überhaupt: die Kampfpanzer und deren Schutz gegen Angriff aus der Luft:
Die "klassischen Panzertruppen" erleben in der Ukraine gerade ein Desaster - ohne Flugabwehr sind die Schweren Brocken den leichten Billigdrohnen mehr oder weniger hilflos ausgesetzt. Das ist schon durch den kurzen Krieg zwischen Armenien und Aserbaidschan offensichtlich geworden. Es beweist sich tagtäglich in der Ukraine wieder.
Die frühere Heeresflugabwehr haben wir ja abgebaut; zu früh, wie der bravouröse Einsatz des Gepard in der Ukraine zeigt. Das Tandem Puma und Leopard (oder Nachfolger) besäße an der Front einen sehr guten Schutz gegen Drohnen. Der Leopard bringt die Durchschlagskraft mit, der Puma – oder ein anderes Fahrzeug – den Schutz vor Drohnen.

Was bedeutet das?
Die NATO erkennt Lücken und muss diese schnellstmöglich schließen, wenn ich die "Zeitenwende" richtig verstanden habe.
Und das kostet - Entwicklung und Fertigung verschlingen Kohle ohne Ende.

Damit zeigen sich nicht nur die Lücken, sondern auch die Finanzierungsprobleme. Denn der Aufbau entsprechender Kapazitäten (möglicherweise noch mit einem neu entwickelten Hightech-Nachfolger des Gepard) kostet Geld. Nationale Alleingänge sind unter derzeitigen Verhältnissen nicht mehr finanzierbar. Und genau da liegt dann die Wurzel einer Vereinheitlichung.

Konkret am Beispiel Patria 6×6 CAVS, GTK bzw. Fuchs:
"Länder ..., die sich zeitgemäßere Systeme wie den GTK nicht im großen Umfang leisten können" werden "ältere" Systeme wie den FUCHS-2 beschaffen. Das wäre dann auch ein Modell, das auch in assoziierte oder befreundete Länder auch mit entsprechenden Lizenzen exportiert wird - ob in die Ukraine und andere Staaten im Südosten Europas (auch das ist dann eine Vereinheitlichung) oder auch in befreundete Staaten in anderen Weltregionen (deren innenpolitische Verhältnisse jetzt bewusst nicht angesprochen).
Finanziell "potentere" Länder werden sich dagegen " zeitgemäßere Systeme wie den GTK" beschaffen. Und wenn man sich dann anschaut, welche Länder hier konkret infrage kämen - dann wird man auf die "Altmitglieder" der EU im Kern Europas stoßen.

Konkret am Beispiel Kampfpanzer:
Jaaa, ich weiß, möglichst dick und röhrend, eine "Wuchtbrumme" mit Riesenkanone oben drüber lässt jedem Panzerfahrer das Herz aufgehen.
Warum müssen wir überall den M1A2 Abrams (Bodendruck 1,083 kg/cm²) oder den Leo2 einführen? Der Leo2A5 hat - wenn ich richtig informiert bin - einen spezifischen Bodendruck von 0,95 kg/cm². Ist der gute alte Leo1 (Bodendruck 0,89 kg/cm²) nicht auch in vielen Bereichen ausreichend , ggf. noch mit einem verbesserten Schutz gegen Drohnen? Der Leo1 in Verbindung mit dem Gepard (auf Leo-Fahrgestell) ist doch eine immer noch "schlagende Kombination".

Ja und? Spricht diese Konzentrierung auf zwei oder drei regional unterschiedliche Systeme, die auf die finanziellen Ressourcen und unterschiedlichen Einsatzbedingungen zurecht geschnitten sind, gegen eine Vereinheitlichung?
Das ist doch immer noch besser als jeweils nationale Alleingänge.

Unter das Stichwort "Vereinheitlichung" fällt dann als Unterpunkt auch der Begriff der "Standardisierung".
Standardwaffen und Standardmunition sind da ein Stichwort, auch um Munition austauschen zu können. Es wäre schon viel gewonnen, wenn man nicht (wie für den Challenger) unterschiedliche Munitions-Logistik aufbauen müsste.
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Nachrichten in diesem Thema
RE: Europäische Verteidigungs- und Sicherheitspolitik - von Kongo Erich - 04.02.2024, 00:28
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Die Rückkehr der Raketenabwehr - von BigLinus - 22.09.2007, 00:58
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Europäische Sicherheitspolitk - von voyageur - 18.06.2021, 14:19

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