28.08.2022, 14:54
(28.08.2022, 08:46)ObiBiber schrieb: schnelle eigen Verlegbarkeit (alles auf Rad) innerhalb EuropasDie Verlegung auf eigener Achse gen Ostfront ist fast so eine seltener Sonderfall wie die Fähigkeit, den PUMA im A400 in den Einsatz zu fliegen. Das Fenster, in dem der Zeitvorteil bei der Verlegung die sich daraus ergebenden Nachteile aufwiegt ist nicht sehr groß. Das ist eigentlich nur dann erforderlich, wenn man vorher zu lange mit der Vorbereitung gezögert hat. Eine Bedrohung, die nicht durch leichte - noch besser verlegbare - Kräfte aufgehalten werden kann, sollte sich rechtzeitig abzeichnen, um schwere Kräfte heranziehen zu können. Da ist dann der eigentliche Verlegungsvorgang nicht das Problem, sondern die Einsatzbereitschaft und die politische Entscheidungsfindung. Und diese beiden Probleme sollte man nicht dadurch lösen wollen, dass man vorhandenen schweren Verbänden leichteres Material gibt und sie dadurch in Ihrer Kampfkraft schwächt.
Das Argument ist zwar ein einfach nachvollziehbares, aber mMn hält es einer genaueren Überprüfung nicht stand.
Zitat:schnelle SchwerpunktbildungIm Rahmen eines größeren Konfliktfalls im Osten werden in Frontnähe, bzw. gegnerischer Artilleriereichweite, die Vorteile der Radbeweglichkeit durch ihre Nachteile wieder ausgeglichen werden. Man wird dort ständig mit zerstörten oder verstopften Straßen zu tun haben und ins Gelände ausweichen müssen. Dazu kommt die erhöhte Gefährdung gegenüber Artilleriebeschuss aufgrund des geringeren Schutzes der Fahrzeuge.
Die Schwerpunktbildung im laufenden Gefecht wird durch BOXER nicht besser oder schneller möglich sein als durch schwere Panzerkräfte. Aber weniger durchsetzungsstark.
Zitat:AbschreckungMittlere Kräfte schrecken nicht stärker ab als es leichte Kräfte können. Denn gegen mechanisierten Angriff stehen ihnen nicht wirklich stärkere Mittel zur Verfügung, außer vielleicht die 30mm-MK der CRV/IFV. Aber die käme erst in einem Begegnungsgefecht wirklich zum Tragen und dafür ist das Schutzniveau des GTK nicht ausreichend. Und selbst wenn: Ein Bataillon Panzerspäher CRV als Verstärkung einer Fallschirmjägerbrigade mit leistungsstarken Panzerjagdmitteln wäre um einiges effektiver in der Verzögerung als eine komplette Radpanzergrenadier-Brigade.
ausreichend Durchsetzungsfähigkeit (Boxer CRV) um Vorstöße verzögern zu können
Eine schnell verlegbare sinnvolle Abschreckung an der östlichen Bündnisgrenze wären Rad-basierte (Raketen)Artillerie- und Luftabwehrkräfte, Aufklärungs- und ELOKA-Technik. Alles, was vorrückende mechanisierte Kräfte auf Distanz bekämpfen oder zumindest neutralisieren kann. Das in Verbindung mit wirklich leichten Kräften bringt ungemein mehr Effekt als mittlere Brigaden es könnten.
Zitat:außerdem für Auslandseinsätze die 1. WahlJa, das stimmt. Mittlere Brigaden sind für IKM/StabOps etc. optimal geeignet. Deshalb hätten wir sie die letzten 20-30 Jahre auch gut gebrauchen können.
Aber es ist schlicht und einfach nicht nachvollziehbar, dass man ausgerechnet angesichts unseres fortwährenden Rückzugs aus dieser Art von Einsätzen sowie der vordergründigen Großkonflikt-Gefahrenlage in Osteuropa JETZT den Schritt hin zu einer schnell verlegbaren IKM-Truppe gehen will.
Ich habe den Verdacht, dass hier seitens einiger Verantwortlicher in der Heeresführung die Situation (Handlungsbereitschaft, 100Mrd.) eben nicht dazu genutzt wird, die Bündnisverteidigungsfähigkeit zu erhöhen, sondern um die eigene Aufstellung derart umzugestalten, dass zukünftig Friedensbetrieb, IKM-Einsätze und einsatzgleiche Verpflichtungen leichter erfüllt werden können. Das hätten wir in den 90ern gebraucht, aber nicht heute.
Zitat:klar…gegen ein komplettes russisches Armee Korps sind diese nicht ausreichend durchsetzungsfähig….Eben. Womit wir wieder beim ersten Punkt wären, der Sinnhaftigkeit einer Alarmverlegung mittlerer Kräfte nach Osten.
aber dieses steht auch nicht von heute auf morgen an der litauischen Grenze
Aber mit weniger als dem wird es keinen Angriff geben, den die Polen nicht bereits aufgehalten haben, bevor im Bundeskanzleramt überhaupt das Telefon geklingelt hat.
Entweder man argumentiert mit niederschwelligeren Konflikten oder mit dem großen Krieg. Bei den mittleren Brigaden wird aber konsequent versucht, eine Aufstellung für niederschwellige Konflikte als Verbesserung für den Großkonflikt zu verkaufen.