21.07.2023, 19:04
(21.07.2023, 14:46)ObiBiber schrieb: Man könnte meine die Schreiber von Soldat und Technik lesen hier mit 🤪
https://soldat-und-technik.de/2023/07/mo...sprojekte/
Soldat & Technik' schrieb:Vier wesentliche Gefechtsaufgaben gehören zum Auftrag der Mittleren Kräfte, die das Heer als „Vignetten“ bezeichnet:
Die erste Vignette ist die eigene taktische und strategische Verlegung, eine Aufgabe, die zum Markenkern Mittlerer Kräfte gehört. Um Störungen des Marsches, etwa durch Beschädigung der Infrastruktur (Sabotage) oder Luftangriffe, zu begegnen, werden eigene Pionierkräfte zum Fördern eigener Bewegungen und eine integrierte Flugabwehr eingesetzt.
Die zweite Aufgabe der Mittleren Kräfte ist die Stationierung im Einsatzgebiet (show of forces). Dabei operiert eine Brigade üblicherweise in überdehnten Räumen (bis zur Größe einer Division). Allein ihre Anwesenheit soll einen Gegner abschrecken. Dabei übernehmen sie Raumverantwortung, klären auf und bereiten gegebenenfalls Operationen weiterer Kräfte vor. Das erfordert ein leistungsfähiges Sensornetzwerk mit KI-unterstützter Auswertung. Die eingeleitete Digitalisierung (etwas im Rahmen der D-LBO) ist dafür eine wesentliche Grundlage.
Bei der dritten Aufgabe handelt es sich um Defensivoperationen – ein Schwerpunkt für die Auslegung der Mittleren Kräfte. Um gegen einen überlegenen Feind, der mit geschlossenen Großverbänden angreift, in der Verteidigung bestehen zu können, ist Abstandsfähigkeit vonnöten. Artillerie, Mörser und „Loitering Munitions“-Systeme und weitreichende Panzerabwehrwaffen sind die Ausrüstung der Wahl, alles auf Rad zum Eigenschutz und zur schnellen Verlegung von Schwerpunkten. Mit Sperren werden Flanken geschützt und der Feind gelenkt (kanalisiert). Dem Zusammenwirken mit direktem Feuer – auch außerhalb der Sichtlinien, eben abstandsfähig – dient ein digitales „Sensor-to-Effektor“-Netzwerk, das dann die Möglichkeit eröffnet, schnell auf schnelle Stöße mechanisierter Kräfte zu reagieren.
Offensivoperationen, die vierte Aufgabe für Mittlere Kräfte, sind nicht deren Kernauslegungskriterium. Sie können gelingen, wenn der Feind bereits abgenutzt ist und richten sich vor allem auf die Flanken und die rückwärtigen Gebiete mit Logistik- und Führungseinrichtungen sowie Reserven. Dabei profitieren die Mittleren Kräfte von ihrer hohen Agilität und von weitreichenden Waffen in einem schnellen Sensor-to-Effektor-Netzwerk.
Für mich interessant an dem Artikel ist insbesondere die Feststellung, dass man offenbar davon abgekommen ist, für die mKr-Brigaden ein einheitliches Konzept vorzusehen:
Soldat & Technik' schrieb:Die Feinausgestaltung der einzelnen Brigaden (21, 41 und D/F) ist noch nicht abschließend öffentlich kommuniziert worden, einige Details sind dennoch bekannt, die darauf schließen lassen, dass die einzelnen Brigaden nicht homogen gegliedert sein werden. Es wird also nicht „die“ Brigade Mittlere Kräfte geben, sondern vermutlich drei unterschiedlich gegliederte Großverbände.
Den Kern der Kampftruppe der Mittleren Kräfte bildet die Jägertruppe, die in der aktuellen Konzeption noch zu der leichten Kräftekategorie zu zählen ist. ...
Einen Sonderfall wird dem Vernehmen nach das Jägerbataillon 291 darstellen, welches über keine schwere Infanteriekompanie verfügt und wohl auch in Zukunft nicht verfügen wird. ...
Daneben sollen die zwei Panzergrenadierbataillone 401 und 411 ihren Schützenpanzer Marder abgeben und auf einen sogenannten Radschützenpanzer – Maschinenkanonenboxer mit Absitzstärke – umsteigen. ...
Aus den Planungen wird deutliche, dass die Aufstellung der neuen Kräftekategorie an zwei Asymmetrien leidet: ...Die zweite Asymmetrie findet sich in den beschriebenen Strukturunterschieden, die wohl weniger mit der militärischen Notwendigkeit, als vielmehr mit Personalgrenzen des Heeres sowie truppengattungspolitischen Gründen – Widerstände gegen die Abgabe zweier Panzertruppenverbände an die Infanterie – zu suchen ist.
Das bedeutet mMn auch, dass es eben drei vollkommen unterschiedliche Einsatzkonzepte geben muss, die nur auf weitestgehend gleicher Ausrüstung aufbauen. Somit brauchen wir uns also keine Gedanken mehr darüber machen, wie denn nun die bisher kolportierten Aufgabenstellungen aus einer seltsamen Mischung von Jägern und Radpanzergrenadieren erbracht werden sollen, denn das wird dann ja gar nicht kommen. Stattdessen muss also jede Brigade für sich betrachtet werden, inwiefern sie diese Aufgaben erfüllen kann.
Meine Schlussfolgerung daraus wäre dann aber, dass die vorgenannten mKr-Aufgaben nochmal unterteilt werden müssten, damit auch jede Brigade die an sie gestellten Erwartungen erfüllen kann. Das wäre natürlich eine interessante Auflösung der von uns hier diskutierten konzeptuellen Widersprüche im mKr-Konzept: Die Anforderung werden einfach auf drei Brigaden verteilt und können nur von allen zusammen erfüllt werden.