14.12.2023, 14:54
Zitat:Wir haben in den letzten Jahren mehrerefreilaufende Übungen gegen Jgbtl gefahren , in einem Dorf verstecken sie heute keine schweren gefechtsfahrzeuge mehr. . Schon weil es meist nur noch ein oder zwei Bauern gibt die entsprechende Gebäude hätten .
Bei einer Verzögerung (und auch in vielen anderen Fällen defensiver Aufträge) hält man gepanzerte Gefechtsfahrzeuge, insbesondere aber gepanzerte Transportfahrzeuge besser so um die 500 m bis 700 m hinter den Stellungen der Infanterie. Ich weiß, dass wird so bei der Bundeswehr bei vielen Einheiten nicht mehr ausgebildet bzw. ist nicht mehr das Konzept. Es wäre aber wesentlich dies so zu tun, aus mehreren Gründen.
Entsprechend sind die gepanzerten Transporter nicht in dem Dorf, wobei man ohnehin hinterfragen sollte, ob ein Dorf für eine Jägereinheit der sinnvollste Aufenthaltsort ist und was exakt sie dort tun soll, dass hängt natürlich von vielen Faktoren ab, beispielsweise davon wie groß das Dorf ist, wie genau seine Position im Verhältnis zu anderem Gelände ist, wie das Gelände selbst ist in Bezug auf Hänge, Hügel, Berge usw.
Also nehmen wir einmal an, Jäger wären in einem (geeigneten) Dorf, dann wären die GTK Boxer entsprechend 700 m hinter dem Dorf im Wald. Das mal nur so am Rande.
Gepanzerte Fahrzeuge in den Stellungen der Infanterie sind höchst nachteilig, dass gilt eigentlich selbst für Schützenpanzer. Auch wenn es immer die Auffassung ist, dass diese das "aufgesessene" Gefecht führen und die Panzergrenadiere entsprechend mit Feuer unterstützen, ist das in einem großen konventionellen Krieg fragwürdig.
Und damit ist der Verzicht auf abgesessen einsetzbare PALR bei den mittleren Kräften der größtmögliche Fehler. Die Idee diese nur noch von den Fahrzeugen aus einzusetzen, und dass die Fahrzeuge sich direkt im Sichtbereich am Feuerkampf beteiligen, am besten noch direkt mit Infanterie unmittelbar neben in den Stellungen derselben, ist grundfalsch und führt zu deutlich erhöhten Verlusten bei den Fahrzeugen (wie auch bei der Infanterie). Und hier kommen wir nun zum wesentlichsten Punkt in Bezug auf Mittlere Kräfte / Verzögerung mit denselben: damit beraubt man sich zu schnell zu weitgehend der geschützten Mobilität, welche aber gerade eben für die Verzögerung (Stichwort feindliche Artillerie etc) so absolut wesentlich ist.
Statt GTK Boxer mit MK, schweren Waffenträgern usw. wären daher ganz im Gegenteil viel mehr abgesessen einsetzbare PALR notwendig, welche auch von den Fahrzeugen aus abgefeuert werden können, aber ohne dass dies die primäre Einsatzweise dieser PALR wäre und dazu Panzermörser mit Turm welche auch im direkten Richten wirken können. MK sind dann allenfalls eine Ergänzung, und wären insbesondere für Drohnen(schwarm)abwehr interessant, aber dann müsste man sie entsprechend auch dafür auslegen.
Wohlgemerkt beziehen sich diese meine Ausführungen auf die Defensive, und insbesondere auf die mobile Verteidigung / Verzögerung (Mobile Defence / Delay). In der Offensive sieht das natürlich anders aus.
Zitat:Unser Minister versteht ja auch nicht was es heißt eine Brigade zu verlegen oder zu stationieren.
Wohl wahr. Aber woher soll er es auch verstehen? Wer könnte es ihm erklären und warum geschieht dies nicht? Womit wir einmal mehr bei der Generalskaste und deren in Wahrheit rein selbstischer Zielsetzung wären.
Allgemein:
Hab grade alte Kalter Krieg Manöverberichte studiert und dort wird für Gemischte Verbände (welche damit leichter ausfallen) und für Panzergrenadiereinheiten (statt Panzereinheiten) eine Breite von nur 7,5 km bis 15 km für eine Brigade in der Verzögerung angegeben.
3 deutsche Mittlere Brigaden könnten damit 45 km abdecken. Wer deckt die restlichen hunderten von Kilometern im Baltikum ab und verzögert dann dort ?