Überlebenstechniken (Survival)
#16
(15.04.2022, 16:05)Quintus Fabius schrieb: Was konkret macht dich dabei unsicher? Welche Reihenfolge wäre für dich logischer und warum?

Ich halte auch den Willen für den dominierenden Faktor, die zwei bzw. drei Punkte dahinter sind meines Erachtens hingegen sehr stark von der jeweiligen Situation abhängig, so dass die Reihenfolge entsprechend variieren kann. Mit Situation meine ich damit wirklich alle Bedingungen, also geographische und klimatische Umstände, Ursachen (warum befinde ich mich in dieser Situation), unmittelbares Umfeld (Flora und Fauna, aber auch gegebenenfalls andere Menschen). Ich finde das sehr schwer, da eine allgemeingültige Reihenfolge zu erstellen.

Zitat:Daher haben wir hier einen grundsätzlichen Dissens

Offensichtlich, aber ich kann viele deiner Argumente gar nicht nachvollziehen, weil die gemachten Aussagen meines Erachtens schlicht nicht zutreffen, zumindest widersprechen sie meinen eigenen Erfahrungen und so ziemlich allem, was mir dazu beispielsweise an Studien untergekommen ist (was natürlich nichts heißen muss).
So werden Computerspiele beispielsweise nicht einfacher, eines der aktuell gerade auch unter jungen Menschen beliebtesten Spiele zeichnet sich durch hohe Einstiegsanforderungen und sehr komplexen Problemlösungsmechanismen aus. Tatsächlich ist der Bereich des "Casual Gamings" stark angewachsen, bei dem es um bewusst leichte und inhaltlich seichte Spiele geht, die tendenziell aber gar nicht die Jugend als Zielgruppe haben, sondern sich an ein Erwachsenes Publikum richten. Es gab in einzelnen Spielen Entwicklungen, zur Erhöhung der Spielerzahlen Mechaniken zu vereinfachen, das hat aber weniger mit einer grundsätzlichen querschnittlichen Vereinfachung zu tun. Im Gegenteil sind in den letzten zwanzig Jahren die Spiele tendenziell eher komplexer geworden.
Auch deine Aussage hinsichtlich der sozialen Aspekte sind für mich nicht nachvollziehbar, vor allem kooperative und kompetitive Spielmodi dominieren den aktuellen Markt, die Interaktion der Spieler untereinander hat dabei eine enorm wichtige Rolle eingenommen. Reine Einzelspieler-Spiele sind in der Regel deutlich abgeschlagen oder Punkten mit kooperativen Zusatzfunktionen, die diese abgegrenzten Spielmodi wieder aufweichen.
Das Argument der Reizüberflutung wird schon seit Jahr und Tag angeführt, tatsächlich überwiegen die Studien hinsichtlich positiver Begleiterscheinungen. Gerade die beliebtesten Spiele steigern die Konzentrationsfähigkeit bei gleichzeitig höherer geistiger Flexibilität, was zu einer höheren Stressresistenz und Frustrationstoleranz führt, während das Wahrnehmungs- ebenso wie das Selektionsvermögen ansteigt. Und das alles gleichzeitig zum Ausbau von Kooperations- und Interaktionsfähigkeiten. Die klassischen Vorstellungen dazu sind schon sehr lange völlig überholt, genauso wie die tatsächliche Intensität der Immersion häufig unterschätzt wurde (und bis heute wird).

Der einzige Punkt, bei dem ich dir zustimme, ist das Thema der körperlichen Belastung. Tatsächlich spielen auch Erschöpfung und Entbehrung, sowohl in körperlicher wie auch in geistiger Hinsicht eine Rolle und steigen, umso kompetitiver das Spiel ist. Es ist aber eine völlig anderen Art von Belastung, und es fehlen völlig die die körperliche Konstitution unterstützenden Bewegungen. Genau das meinte ich mit der großen tatsächlichen gesellschaftlichen Veränderung, da braucht es ein Gegensteuern, um eine engere Einheit aus Körper und Geist herzustellen.
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#17
Helios:

Zitat:Gerade die beliebtesten Spiele steigern die Konzentrationsfähigkeit bei gleichzeitig höherer geistiger Flexibilität, was zu einer höheren Stressresistenz und Frustrationstoleranz führt, während das Wahrnehmungs- ebenso wie das Selektionsvermögen ansteigt. Und das alles gleichzeitig zum Ausbau von Kooperations- und Interaktionsfähigkeiten.

In Bezug auf Computerspiele bzw. die Benutzung von Rechnern, Software, Internet etc. mag das stimmen (das kann ich auch nicht beurteilen, da fehlen mir jedwede Kenntnisse) - Nicht aber in einer realen Überlebenssituation oder vergleichbaren Umständen (beispielsweise Krieg). Nur weil ich an einem Computer sitzend in Bezug auf am Rechner gestellte Problemstellungen eine höhere Frustrationstoleranz habe, besitze ich eine solche nicht in einer realen seelisch und körperlichen Ausnahmesituation.

Das ist auch meine primäre Kritik an Simulatoren - seien es Schießsimulatoren oder Fahrsimulatoren - und da kenne ich mich wieder aus. Man kann noch so viel am Simulator herum turnen, die gleiche Zeit in einer Echtumgebung ist immer um Welten besser. Und ich stelle es mir eben mit Computerspielen analog vor, wie mit Simulatoren.

Dazu kommt noch meine praktische alltägliche Erfahrung im Umgang mit jungen Leuten die da kommen und querschnittlich (natürlich keineswegs alle!) einfach nur zu sensible Schneeflöckchen sind. Ich sehe da im Echteinsatz dann absolut nichts von Stressresistenz, Frustrationstoleranz, höherer geistiger Flexibilität und absolut gar nichts von bessere Kooperationsfähigkeit (insbesondere dies nicht!). Sondern was ich da querschnittlich sehe sind kleine Narzisten und Egomanen die alles zerreden, nichts leisten wollen und vor allem anderen nichts aushalten, sondern ständig nur wie Kleinkinder ihre jeweiligen gerade eben vorliegenden Bedürfnisse maximal befriedigen wollen.

Die kreisen um sich und ihre Bedürfnisse und stellen die über alles, wollen aber gleichzeitig nichts für die Befriedigung dieser Bedürfnisse aufbringen. Nun muss man ganz wertfrei, nüchtern und völlig losgelöst von persönlichen Ansichten hinterfragen, ob dies dem Überleben dienlich ist oder nicht. Den es könnte ja rein theoretisch auch sein, dass dies eine valide Überlebensstrategie sein kann. Energie sparen und opportunistisch Gelegenheiten mit minimalen Energieaufwand wahrnehmen ist beispielsweise gerade in langfristigen Szenarien oft eine valide Strategie um am Leben zu bleiben. Ebenso könnte es sogar von Vorteil sein sich nicht anstrengen zu wollen, asozial die Leistung anderer zu nutzen und beim geringsten Hindernis oder den geringsten Mühen zurückzuweichen und die Leistung zu verweigern. Nichts auszuhalten und egoistisch den kurzfristigsten Vorteil zu suchen ist daher meiner Meinung nach sogar eine natürliche genetische Programmierung des Menschen an sich die eigentlich in einem natürlichen Umfeld (Tierische Lebensweise / Altsteinzeit) einen evolutionären Vorteil geboten hat. Wir leben aber eben heute nicht mehr in einem solchen Umfeld.

Gerade in einem militärischen Kontext, und darauf beziehen sich aber ja die Bundeswehr-Filme (Versprengter wird gezielt gejagt etc) ist dies eben keine valide Strategie. Den die Umstände sind andere.

Zitat:die zwei bzw. drei Punkte dahinter sind meines Erachtens hingegen sehr stark von der jeweiligen Situation abhängig, so dass die Reihenfolge entsprechend variieren kann.

Die von mir genannte Reihenfolge soll gewiss kein Axiom sein, ein solches kann es hier auch gar nicht geben. Sie ist bloß eine gewisse grundlegende Gewichtung. Jeder genannte Punkt kann auch für sich selbst ausschlaggebend sein und alle anderen übertrefffen.

Ich möchte diese Reihenfolge daher eben auch nicht als Axiom verstanden wissen, sondern nur als eine gewisse Gewichtung von Faktoren. Den du hast durchaus Recht damit dass die Umstände diese Gewichtung auch umstoßen können. Das betrifft aber dann absolut jeden Punkt in dieser Reihenfolge.

Ein praktisches Beispiel: man wäre also bei erheblichen Minusgraden und heulendem Wind barfuß nur mit einer dünnnen Hose und einem T-Shirt unterwegs (das ist ein rein theoretisches Konstrukt ! das nur dazu dient, die Aussage selbst zu illustrieren). Und damit soll eine erhebliche Strecke über mehrere Stunden zurück gelegt werden. Dann spielt es keine Rolle wie groß der Wille sein mag, wie zäh der Körper, oder was man kann, die mangelnde Kleidung und der Windchill Faktor töten einen binnem kurzen. Selbst wenn man es noch schafffen sollte irgendwo eine natürliche Deckung zu finden oder eine enge Schneehöhle zu graben, verlängert dies allenfalls den Zeitraum bis zum sicheren Tod. Wie gesagt ein rein theoretisches Konstrukt ! aber es zeigt auf, dass auch die Ausrüstung wichtiger sein kann als der Wille.

Oder nehmen wir etwas weniger theoretisch: man ist in der Wüste mit dem Fahrzeug liegen geblieben und hat kein Wasser (Ausrüstung). Man findet kurz vor dem Verdursten einen Brunnen, hat aber kein Seil dabei um Wasser herauf zu holen (Ausrüstung). Man versucht in den Brunnen hinunter zu klettern, stürzt dabei aber ab, verletzt sich und kommt im Brunnen ums Leben. Das ist dann schon kein theoretisches Konstrukt mehr, den Fall hat es tatsächlich gegeben.

Die Reihenfolge ist also nicht fest. Und es müssen mehr oder weniger alle genannten Aspekte zumindest in gewissen Anteilen erfüllt sein.

Man könnte es auch so betrachten: je mehr Aspekte von dieser Liste so gut wie möglich erfüllt sind, desto besser. Sind alle vollständig erfüllt, wird man zweifelsohne überleben. Fehlt es bei einigen, so kann je nach der Gewichtung des Aspektes dieser eventuell noch durch andere kompensiert werden. Fehlt es bei einigen wichtigen (je nach den Umständen) vollständig, wird man nicht überleben.

Entsprechend kann man mit einer solchen Reihenfolge wie mit einem Werkzeug arbeiten und hat so eine vereinfachte These anhand derer man abklappern kann, wo die Lücken sind und wie man diese schließen oder kompensieren kann.
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#18
(15.04.2022, 19:28)Quintus Fabius schrieb: Man kann noch so viel am Simulator herum turnen, die gleiche Zeit in einer Echtumgebung ist immer um Welten besser. Und ich stelle es mir eben mit Computerspielen analog vor, wie mit Simulatoren.

Das ist durchaus richtig, aber wir sprechen hier nicht um ein simuliertes Überlebenstraining im Vergleich zu einem echten, sondern um die Gegenüberstellung von Computerspielen und "klassischen Jugendbeschäftigungen". Und da sehe ich nur bei der tatsächlichen körperlichen Betätigung Vorteile von letzterer, während die sonstigen genannten Fähigkeiten eher gleichwertig ausgeprägt werden, tendenziell sogar durch typische Computerspiele stärker.

Wie deine alltägliche Erfahrung mit jungen Menschen aussieht kann ich natürlich nicht nachvollziehen, ich kenne auch den Hintergrund dieser Leute nicht. Meine Erfahrungen sind völlig andere, und da gibt es durchaus direkte "Gaming"-Bezüge. Aber singuläre Betrachtungen helfen letztlich nicht weiter. Und die Charakterzüge, die du nun besonders heraus stellst, haben sich sicherlich nicht erst in den letzten Jahren großartig entwickelt. Um sowas also seriös beurteilen zu können, müsste man schon die jeweiligen Hintergründe kennen, und den Quervergleich zwischen den unterschiedlichen Generationen anstellen, nicht aufgrund persönlicher Erfahrungen, sondern in einem größeren Rahmen. Ich kann das nicht, und ich bezweifle ganz ehrlich, dass du das kannst.

Was allerdings geht, ist eben die tatsächlich überprüften Auswirkungen bestimmter Aktivitäten auf die Entwicklung zu vergleichen. Und auf der Ebene, das wollte ich darlegen, kann ich deine Ausführungen nicht nachvollziehen. Und ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass deine Ansichten, die ja durchaus nicht selten sind, ein ziemlich großes Missverständnis sind, weil da inzwischen komplett unterschiedliche Welten und Vorstellungen aufeinander prallen (ohne das jetzt respektlos zu meinen).

Zitat:Wie gesagt ein rein theoretisches Konstrukt ! aber es zeigt auf, dass auch die Ausrüstung wichtiger sein kann als der Wille.

Akzeptiert, wollte ich auch nicht in Abrede stellen, dass jeder einzelne Punkt in bestimmten Szenarien an erster Stelle steht. Dann stellt sich allerdings die Frage, ob man überhaupt versuchen sollte, da eine Reihenfolge zu verallgemeinern? Worauf ich nur hinaus wollte, für mich ist der Wille in sehr vielen Situationen ein entscheidender Faktor und in der Gesamtheit dadurch der entscheidendste Faktor, die Ausrüstung ist nie unwichtig, steht aber hinten an, nur die Punkte dazwischen bilden für mich ein schwer in Reihe zu bringende Masse. Das wollte ich nur zum Ausdruck bringen.

Zitat:Man könnte es auch so betrachten: je mehr Aspekte von dieser Liste so gut wie möglich erfüllt sind, desto besser. Sind alle vollständig erfüllt, wird man zweifelsohne überleben. Fehlt es bei einigen, so kann je nach der Gewichtung des Aspektes dieser eventuell noch durch andere kompensiert werden. Fehlt es bei einigen wichtigen (je nach den Umständen) vollständig, wird man nicht überleben.

Akzeptiert, allerdings könnte man dann wiederum ausführen, dass der Wille grundsätzlich an erster Stelle zu stehen hat, denn ohne diesen ist jeder andere Punkt unerheblich, und je stärker dieser ausgeprägt ist, desto stärker können andere Aspekte kompensiert werden. Das ist umgekehrt gar nicht so einfach möglich. Aber wie gesagt, mir ging es gar nicht darum. Wink
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#19
Helios:

Zitat:Und ich gehe sogar soweit zu behaupten, dass deine Ansichten, die ja durchaus nicht selten sind, ein ziemlich großes Missverständnis sind, weil da inzwischen komplett unterschiedliche Welten und Vorstellungen aufeinander prallen

Das denke ich mir auch seit Jahren, aber so alt bin ich ja noch gar nicht. Und selbst wenn ich versuche diesen Gedanken als Erklärung zu verwenden und einzubauen, dass die kulturellen Unterschiede einfach viel größer sind zwischen mir und jungen Erwachsenen als ich es direkt wahrzunehmen glaube, auch dann komme ich zu den gleichen Ansichten.

Du hast allerdings recht, dass dies ja auch nur anekdotische Evidenz ist und meine persönlichen Erfahrungen hier keine validen Aussagen auf die Gesamtheit zulassen. Und sicher hat das auch mit meinem gesamten bisherigen Lebensweg zu tun und den heute bei jungen Erwachsenen mehrheitlich davon extrem verschiedenen Lebensrealitäten. Trotzdem reicht mir das meiner Meinung nach eben nicht als Erklärung für das was ich beobachte. Aber wie schon gesagt hast du recht, das meine persönlichen Beobachtungen hier in Bezug auf die Beurteilung des Ganzen irrelevant sind.

Zitat: Dann stellt sich allerdings die Frage, ob man überhaupt versuchen sollte, da eine Reihenfolge zu verallgemeinern?

Eine solche Reihenfolge der Gewichtung dient vor allem dem besseren Verständis der einzelnen Faktoren und wie diese zusammen und miteinander wirken. Sie ist eine Vereinfachung und erleichtert es damit für manche hochkomplexe Sachverhalte zu durchdenken. Sie ist also eine vereinfachte Darstellung. Wenn man wie du es oft tust alles extrem genau, extrem detailliert und relativierend betrachtet, dann ist das für viele zu schwierig, sie sehen dann denn Wald vor lauter Bäumen nicht mehr. Der Grad der Detaillierung ist in Überlebenssituationen relevant, müssen hier doch Entscheidungen unter schwierigsten Umständen getroffen werden. Allzu detaillierte Konzepte mit zu hoher Auflösung, mit einem zu großen Maßstab wenn man so will haben daher meiner Meinung nach in der praktischen realen Anwendung weniger wert. Das herunterbrechen von komplexen Sachverhalten auf zentralreduzierte Hypothesen ist nicht umsonst eine im Menschen genetisch verankerte Überlebensstrategie.

Es ist natürliich zugleich eine erhebliche Fehlerquelle, also kommt es darauf an genau den richtigen Maßstab zu treffen, und das die vereinfachte Hypothese möglichst gut ist. Das ist im Kern auch die einzige Kritik welche ich umgekehrt an deinen Ausführungen habe, sie sind zu komplex, zu detailliert und versuchen zu exakt die tatsächlichen Umstände ganzheitlich zu erfassen und darzustellen. Das ist meiner Meinung nach ein für die Praxis ungeeigneter, weil zu großer Maßstab.
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#20
V FEUER (1)

Mal abgesehen davon, dass auch in dieser Serie von Kurzfilmen mal wieder die Reihenfolge falsch ist, also damit falsche Prioritäten kommuniziert werden, sollte man gerade in einem militärischen Kontext, insbesondere in dem gezeigten die Bedeutung von Feuer anders einordnen als in einer sonstigen Survival-Situation. Die Feuer wie sie bei der Bundeswehr betrieben werden, sowohl bei Biwaks als auch im Einzelkämpferlehrgang haben zudem mehr mit Romantik und daraus abgeleiteten Vorstellungen zu tun als mit einem real-praktischen Nutzen. Tatsächlich wären sie in den meisten Fällen absolut falsch und würden nur dazu führen, dass man beschleunigt aufgespürt wird.

Dessen ungeachtet ist die Kunst unter allen Umständen und unter widrigsten Bedingungen ein Feuer zu entzünden natürlich trotzdem absolut wesentlich. Darin scheiden sich dann auch Spreu und Weizen. Trotz aller Theorie und eventueller Praxis unter günstigen Bedingungen scheitern oft selbst Bushcrafter und andere Outdoor-Experten beim Feuermachen, sobald die Bedingungen wirklich schlecht sind.

Es gibt hier nur ein Axiom: man muss das praktisch üben, praktisch üben, praktisch üben, über Jahre hinweg, unter allen Bedingungen, in völliger Dunkelheit, im tagelangen Schneeregen, bei heulendem Wind, bis jeder Handgriff derart blind und perfekt sitzt wie es nur möglich ist. Wer nicht bereit ist ein Feuer nach dem anderen praktisch zu machen, unter ständig schlechteren Bedingungen, wortwörtlich hunderte davon, der wird dann im entscheidenden Moment nicht zurecht kommen. Die immense Bedeutung realer praktischer Übung kann hier gar nicht genug betont werden. Vielleicht denken jetzt etliche, ich übertreibe es hier, aber es hat seine Gründe warum ich es so und nicht anders schreibe.

Allein deshalb schon ist die Kürze des Filmchens geradezu abstrus:

https://www.youtube.com/watch?v=SEdP6WoLKSE

Survival-Tipps #3: Feuer machen – Bundeswehr

0:23 ff „Danach kommt Zubereitung von Essen, Wärmeerhalt, dazu braucht er ein Feuer“

Und nein, dazu braucht er Nahrung welche einen hohen Energiegehalt hat und die sofort ohne Zubereitung essbar ist und geeignete Bekleidung und deren Unterstützungsausrüstung. Zuvorderst braucht man ein Feuer zum: Wasser abkochen. Das heiße Wasser dient auch zugleich dem Wärmeerhalt und man kann die Zufuhr heißer Flüssigkeit dann natürlich auch zugleich mit der Nahrungsaufnahme verbinden. Die beiden Punkte ergeben sich also aus dem ersten.

Mag haarspalterisch klingen, oder erneut übertrieben, aber daraus resultieren ganz verschiedene Anforderungen an das Feuer und unterschiedliche Formen von Feuern usw, auch die Voraussetzungen sind jeweils ganz andere.

Aber fangen wir am Anfang an:

Das wesentlichste ist es, dass man auf dem Weg oder in unmittelbarer Nähe der Feuerstelle ausreichend Zunder aufgefunden hat, und dass sich in unmittelbare Nähe der Feuerstelle ausreichend geeignetes Holz befindet. Die Frage nach dem Holz ist elementar. Man sollte die Feuerstelle also dorthin verlegen, wo das Holz in ausreichender Menge ist und auch seinen Lagerplatz danach wählen.

Wie sieht es nun im vorliegenden Beispiel damit aus? Der gewählte Lagerplatz ist von der Frage der Holzversorgung des Feuers denkbar ungeeignet. Keinerlei Zunder, überwiegend junge Bäume und Frischholz, das wenige dünne Fallholz am Boden wird modrig und/oder feucht sein. Das wenige stehende Totholz ist unzureichend.

Vom Aspekt des Feuermachens her ist die Stelle also allein schon aus logistischen Gründen ungeeignet. Dazu kommt noch der nasse Laubboden, das flache Gelände und die mangelnde Deckung. Ein anders geformtes Gelände kann zudem die Effektivität des Feuers erheblich erhöhen. Nehmen wir mal als nur ein Beispiel von vielen einen Hang mit einem größeren Stein. Direkt an diesem wird mehr Wärme seitlich reflektiert, zudem wärmt sich der Stein auf und kann auch nach Verlöschen des Feuers noch einige Zeit als Wärmequelle dienen, zugleich ist der Boden trockener und hat man Windschutz, so dass das Anzünden und Unterhalten leichter geht und schließlich hat man je nach Ausrichtung des Geländes damit wesentlich mehr Sichtschutz. Usw.

Den das ist gleich der nächste Aspekt der falsch ist, für ein Feuer benötigt man eine Umgebung die dieses ausreichend abtarnt. Auch der Rauch ist zu bedenken. Dieser sollte nicht weit ziehen können. Der Lichtschein darf nicht sichtbar sein wenn es dunkler wird. Im vorliegenden Fall ist das alles nicht erfüllt.

Bei so einem Untergrund und Gelände macht es eher Sinn ein Feuer wie schon im Bereich LAGER beschrieben nur vorübergehend als Grubenfeuer zu nutzen, und dann sich auf das zugeschüttete Grubenfeuer niederzulassen.

0:27 Kritik an handelsüblichen Feuerzeugen – kann ich teilen, das gleiche gilt für Streichhölzer. Was aber wenn man nichts anderes hat? Beispielsweise ist es eine wesentliche Fähigkeit ein solches Feuerzeug wenn es nassgeworden ist auf der Stelle wieder funktionsfähig zu kriegen, oder Feuer damit zu machen wenn kein Gas mehr darin ist, oder wie man Streichhölzer trocknet und und und. Schlussendlich sollte man eben mit möglichst vielen verschiedenen Mitteln üben und diese ebenso blind beherrschen wie alles andere.

0:32 Im Hintergrund sieht man übrigens den Kameraden gerade mit Klappspaten graben. Legt er also ein Gruben- oder Lakotafeuer an? Wichtiger wäre es zunächst das nasse Laub etwas weiter zur Seite wegzuschieben. Mehr dazu gleich weiter unten:

0:37 Dienstlich gelieferter „Magnesiumstarter“ - also ein sogenannter Ferro Rod (Feuerstahl) in Kombination mit einem Magnesiumblock. Damit kriegt man eigentlich immer und überall Feuer an. Rein persönlich bevorzuge ich reine Ferro Rods, und dafür möglichst große. Mein übliches Ferro Rod ist länger als der gesamte hier gezeigte Magnesiumstarter, dafür verzichte ich auf die Magnesiumspäne. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass mein rein persönliches Konzept hier „besser „ wäre, meine Idee dahinter ist nur die Sache so einfach wie möglich zu halten und Zwischenschritte die ich selbst nicht benötige zu eliminieren.

0:42 und hier sehen wir wieder eine Zunderbüchse mit anscheinend präparierten trockenen Wattezunder. Mit einer Survival-Situation hat das bei Vorliegen solcher Ausrüstung nur noch wenig zu tun. Es ist also relevant unter den gezeigten Bedingungen auch ohne solche Hilfsmittel ein Feuer zum Brennen zu bringen.

Den was wenn man weder Magnesium plus Ferro Rod plus Zunderbuchse plus präparierte Watte am Mann hat, dafür aber ein durchnässtes Einwegfeuerzeug ?

Wie schon im Bereich Ausrüstung kritisiert wird hier alles maximal überladen und zugleich anfällig für jedwede Friktion ! Genau diese sind es aber, die Survival-Situationen primär verursachen. Es kommt daher gerade eben darauf an trotz Friktionen zum gleichen Ergebnis zu kommen.

0:51 Batonieren eines größeren erkennbar trockenen Holzblocks mit dem Schrade Messer....

Wo soll man da anfangen? Geräuschsignatur?! Völlige Sinnlosigkeit?! Batonieren ist wenn man an der richtigen Stelle ist wo sich das richtige Material befindet vollkommen sinnlos. Tatsächlich kann es sogar kontraproduktiv sein. Äste die man nicht spaltet brennen natürlich schwieriger an, dafür aber brennen sie länger was ein Wert für sich ist. Man nutzt so nur sein Messer ab, erhält dafür keinen Mehrwert außer sich das Feuer leichter anzünden lässt, verwendet erheblich Energie darauf und macht den Feind auf sich aufmerksam usw usf

Nun wird das ganze hier ja nicht einmal dazu verwendet trockenes Feuerholz zu gewinnen, was der einzige Sinn sein könnte, sondern um ohne Streichhölzer oder Feuerstahl etc trotzdem ein Feuer zu machen.

0:53 ff Feuer ohne „Streichhölzer et al“

Man holt sich also ein Hartholz, batoniert dieses, bindet sich einen Draht zusammen (!) und sägt dann damit im Holz bis der Draht glühend heiß ist und zündet dann damit den präparierten Zunder an. Wo soll man da anfangen?!

Ich habe also ein leistungsfähiges großes Messer, ich habe ausreichend Draht, präparierten trockenen Zunder, aber keinerlei Mittel um sonst Feuer anzuzünden. Wie realistisch ist das?! Wie oft ist das so überhaupt je praktisch in der Realität vorgekommen?

Und ein kleiner Einschub: Die Grube bei 0:55 ist auch keine (richtige), sondern nur eine flache Mulde die ws genau bringen soll? Weder reduziert das so die Signatur ausreichend, noch bringt es etwas fürs Kochen, noch bringt es etwas fürs Feuer selbst.

1:08 der Draht wird dann in den mit brennbaren Material getränkten Zunder gehalten und alles flammt auf der Stelle auf. Als ob das je so wäre. Bei der Temperatur kühlt der Draht sehr schnell aus, nur mit extremem Geschick wird man den Draht überhaupt ausreichend schnell zum Zunder bewegen können und dieser noch zünden. Und dann benötigt man nicht einfach nur normalen Zunder: ohne einen besonders präparierten Zunder geht das nicht.

Besser wäre es den Zunder bereits auf dem Hartholzstück selbst aufliegend befestigt zu haben, im Idealfall so, dass der Draht durch das Hin- und Herziehen diesen gleich automatisch ständig mitberührt. Und dann bewegt man nicht den Draht vom Block in Richtung Feuerstelle, sondern den bereits brennenden Zunder. Aber das mal nur so ganz am Rande, den irgendeinen praktisch realen Bezug hat das ganze nicht.

1:13 Die Menge des gezeigten Feuerholzes ist völlig ungenügend und wäre in kürzester Zeit weggebrannt, die Feuerstelle ist für einen Schrägdach-Unterschlupf zu klein, hat dafür die falsche Form und Position und hat so nur wenig Wirkung wenn Wärme das primäre Ziel wäre, ist aber auch suboptimal wenn es um andere Aufgaben gehen würde. Bezüglich Kunststoff und Funkenflug sollte man beschließend noch bedenken wie leicht auf diese Weise Löcher entstehen. Es kann auch dazu kommen, dass das Tarp selbst dann Feuer fängt (habe ich selbst schon real gesehen, weil die Scherzkekse das Feuer zu nahe am Tarp machten) usw

1:17 – und das war es dann auch schon und gleich soll es weitergehen mit improvisierten Waffen (Was zur Hölle ?! ?!)

Fortsetzung folgt also
https://www.youtube.com/watch?v=5EF6AhKi2oY

Alsooo – wenn das schier unfassbar umfangreiche und komplexe Thema Feuer schon derart kurz abgehandelt wird, sollte man nicht anfangen irgendwelche abstrusen Spezialfälle wie Feuersägen mit Draht anzuführen. Es würde schon reichen zu zeigen, wie man 1. den Ferro Rod richtig anwendet, beispielsweise dass man ihn unmittelbar über dem Zunder auf sich zuzieht statt mit dem Schaber über den Ferro Rod in Richtung Zunder zu schaben, und dass man 2. immer mehr Zunder benötigt als man denkt und ganz allgemein jeden Zunder durchgehend sammeln und vorhalten sollte, auch was als natürlicher Zunder am besten geeignet ist und wie man es gewinnt - und 3. schließlich einige wenige Feuerformen und wofür diese jeweils am sinnvollsten sind und was für Eigenschaften sie haben.

Diese einfachen drei Dinge nacheinander zu zeigen (1. Wie benutze ich einen Ferro Rod richtig - 2. natürlicher Zunder und wieviel benötige ich davon - 3. zwei Feuerarten und ihr jeweiliger Sinn) - hätte praktisch gesehen ungefähr gleich viel Zeit gekostet und wäre trotz der Kürze lehrreicher gewesen.

Stattdessen delektiert man sich an praktisch irrelevanten Supersonderspezialfällen, weil diese einen größeren Showeffekt haben. Das zieht sich durch alle Bundeswehrfilmchen zu dieser Thematik. Nun kann man natürlich einwenden, dass dies ja auch der Sinn und Zweck dieser Filme überhaupt ist, aber diese ganze falsche Einstellung geht heute bereits weit über die bloße Rekrutenanlockung hinaus. Sie hat sich tatsächlich so in die Ausbildung hinein gefressen. Zum Feuer werde ich im Weiteren wie zum Lager noch etwas gesondert nachschieben (müssen).
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#21
(15.04.2022, 20:41)Quintus Fabius schrieb: Das denke ich mir auch seit Jahren, aber so alt bin ich ja noch gar nicht.

Genau deshalb würde ich da keinen Generationenkonflikt sehen, weil es gar nicht so sehr um das Alter geht, sondern es eher eine Frage der jeweiligen persönlichen Entwicklung und der Persönlichkeit, sowie der Zeit, in der das passiert ist. Heute gibt es viel mehr digitale Angebote, dementsprechend findet das auch mehr Anklang bei der Jugend, aber ebenso bei den Erwachsenen, die zu ganz anderen Generationen gehören und ganz andere Beschäftigungshintergründe haben.

Was ich da heute in viel größerer Zahl bei jungen Menschen sehe, gab es auch schon in meiner Jugend, allerdings in viel kleinerer und weniger zugänglicher Ausprägung. Genauso wie das digitalisierte Leben auch viel früher schon eine Virtualisierung in der Realen Welt kannte, aber auch als eher unbeabsichtigt verschlossene Subkultur am Rande der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit stand. Die Homogenität war früher allerdings viel höher, während es heute durch die gesellschaftliche Ausweitung zu einer viel größeren Auffächerung der verschiedenen Gruppen kommt, was dann wie eine Parallelgesellschaft mit ihren eigenen Subkulturen führt.

Was das nun für konkrete Auswirkungen hat, ich glaube, da müssen wir im Dissens verbleiben.

Zitat:Wenn man wie du es oft tust alles extrem genau, extrem detailliert und relativierend betrachtet, dann ist das für viele zu schwierig, sie sehen dann denn Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.

Das war gar nicht meine Absicht, ich finde es nur schwierig aus einer Reihenfolge heraus auf die Zusammenhänge der einzelnen Punkte und der Abhängigkeit von äußeren Faktoren zu schließen, weil für mich eine solche ein starres Konstrukt ist, dass für die situationsabhängigen und dadurch ständigen Verschiebungen wenig Raum lässt. Aber in erster Linie wollte ich dir auch nur zustimmen, dass die genannten Aspekte als Kernpunkte zu betrachten sind.

Zitat:Das ist im Kern auch die einzige Kritik welche ich umgekehrt an deinen Ausführungen habe, sie sind zu komplex, zu detailliert und versuchen zu exakt die tatsächlichen Umstände ganzheitlich zu erfassen und darzustellen. Das ist meiner Meinung nach ein für die Praxis ungeeigneter, weil zu großer Maßstab.

Mir geht es nicht um die Detaillierung oder Komplexität der Zusammenhänge. Für mich bildet der Wille die essenzielle Basis und die Ausrüstung den notwendigen Rahmen, in dem Konstitution, Resilienz und Fertigkeiten dann für die individuellen Überlebensfähigkeiten bestimmen. Weiter muss man da nicht gehen, und es unterscheidet sich kaum von deiner Betrachtung, der ich ja eigentlich nur inhaltlich zustimmen wollte.
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#22
V FEUER (2)

Das wichtigste habe ich ja angerissen: Feuer ist noch mehr als alles andere eine Übungssache, und muss gerade unter widrigen Umständen (strömender Regen mit starkem Wind, Nasssschnee mit Schneeregen, völlige Dunkelheit und Nässe) immer wieder und wieder geübt werden.

Das wichtigste vorab: Bei den hier im Film gezeigten Witterungsbedingungen (offenkundig kalt / nass / Blätter am Boden vollständig durchnässt / kein Laub an den Bäumen - daher vermutlich Spätherbst) ist es völlig sinnlos zu versuchen ein Feuer ohne Streichhölzer/Feuerzeug/Feuerstahl zu machen. Dazu benötigt man immenses Können und man benötigt vor allem einiges an Zeit. Diese Zeit kann und muss man besser nutzen, insbesondere zum Ausruhen.

Beispielsweise kann man sich durch Bewegung aufgewärmt eine Runde hinlegen und schlafen, bis die Kälte einen weckt (wenn man warm war geschieht dies automatisch) und setzt sich dann sogleich wieder in Bewegung (das machen teilweise Obdachlose im Winter so). Oder man erhält seine Körperwärme durch seine Kleidung und das Lager. Was auch immer man tut ist vermutlich sinnvoller als zu versuchen ohne Zündmittel bei diesen Bedingungen ein Feuer machen zu wollen. Vergesst auch alle sonstigen Spielereien in diese Richtung, beispielsweise Batterien mit Kaugummipapier etc, wenn man schon so etwas hat aber ernsthaft nicht mal einen Feuerstahl, muss man sich die Frage gefallen lassen wie das überhaupt sein kann.

Mittel zum Feuermachen:

In dem Film werden normale Feuerzeuge kritisiert. Tatsächlich aber sind diese aufgrund ihres geringen Gewichtes und ihres Mehrwertes in vielen Situationen (schon mal eine Kerze mit einem Feuerstahl angezündet) immens nützlich. Deshalb gleich der erste Punkt: man sollte immer mehrere verschiedene Mittel dabei haben um Feuer zu machen. Als mindestes Feuerstahl UND ein einfaches Feuerzeug. Beides ist keinerlei Widerspruch, sondern gerade eben die perfekte Ergänzung.

Stichwort Feuerstahl: Dieser sollte so groß wie möglich sein und keinen Holzgriff oder dergleichen haben, Im Idealfall hängt noch ein zusätzlicher eigener Schaber mit einer Schnur dran. Wenn man damit einen Zunder anzündet, zieht man besser den Feuerstahl über eine Kante vom Zunder weg, als den Schaber über den Feuerstahl in Richtung des Zunders. So kann man den Feuerstahl effizienter und näher am Zunder halten.

Dem folgend wäre es ideal, hätte man noch Zunder dabei. Dieser sollte im Idealfall so lange wie möglich brennen. Von mit Vaseline präparierter Watte wie hier gezeigt halte ich wenig, Esbitwürfel sind da schon besser. Ebenso handelsübliche Grillanzünder. Diese sollte man aber nur im Notfall verwenden, und ansonsten aufheben. Wann immer man stattdessen natürlichen Zunder verwenden kann, sollte man den mitgeführten aufheben.

Stichwort Zunder: die meisten nehmen davon zu wenig und sie nehmen solchen der zu schnell abbrennt. Beispielsweise trockenes Gras. Brennt hervorragend, entwickelt aber nur kurz und unzureichend Hitze und entsprechend muss das weitere Brennmaterial bereits sehr trocken und gut brennbar sein etc. Je schlechter der Zunder, desto mehr benötigt man davon.

Ob Zunder ausreichend trocken ist kann man recht gut spüren wenn man ihn an die Lippe hält.

Hat man eine Quelle für guten Zunder sollte man immer so viel davon mitnehmen wie möglich, also alle Taschen damit vollstopfen. Wiegt fast nichts, und bringt eventuell später viel.

Was man dabei und beim Sammeln von Feuerholz noch beachten sollte ist die Signatur ! Wenn man Zunder so sammelt wie dies bei der Bundeswehr teilweise der Fall ist (bspw. Birkenrinde vom Baum schneiden), erzeugt man damit weithin sichtbare Markierungen für den Feind. Alles Material muss so gewonnen werden, dass der Feind nicht leicht darauf aufmerksam wird. Beim Feuerholz gilt dies auch für die Geräuschsignatur, hier sind Sägen wesentlich besser als jedwedes Hacken und auf keinen Fall sollte man Batonieren.

Nadelhölzer brennen schneller und leichter (Harz), und eignen sich daher am besten um die Flammen vom Zunder aufzunehmen. Härtere Laubhölzer brennen länger, brennen aber nicht so leicht an. Deshalb batonieren viele, weil dann das Holz schneller und viel leichter anbrennt - es verbrennt dann aber auch viel schneller. Genau das ist in der beschriebenen Situation völlig falsch. Man sollte daher die Rundhölzer (Äste etc) einfach so ins Feuer einbringen und sie nicht aufspalten. Man spart sich unnötige Arbeit und das Feuer hält mit dem gleichen Material länger durch.

Wie schon angerissen sollte man die Feuerstelle dort anlegen, wo gutes Holz in größerer Menge unmittelbar zur Verfügung steht. Man sollte sogar sein Lager prinzipiell danach ausrichten, selbst wenn man vorhat kein Feuer zu machen (den eventuell braucht man dann später wider Erwarten doch eines). Die meisten unterschätzen wieviel Holz man benötigt - gerade wenn man kleineres dünneres Holz in einem kleineren Feuer verbrennt.

Die Stelle an der man das Feuer errichtet sollte durch das natürliche Gelände und seine Eigenheiten bereits für den Zweck des Feuers optimal sein und zugleich Sichtschutz bieten. Wenn man unbedingt graben will, bietet sich statt einem normalen Grubenfeuer wie man es in dem Bundeswehrfilm sieht ein Lakota Feuer an:

https://www.youtube.com/watch?v=RlPSEfcz718

ab 03:04 geht der Film auch darauf an, wie man ein Feuer mit weniger Rauch erzeugt, dass gilt auch unabhängig von der Frage ob dieses ein Lakota Feuer ist oder nicht.

Gerade Nachts sollte man bedenken, wie immens weit man den Lichtschein selbst eines Grubenfeuers sieht, und Tags- wie Nachts wird heillos unterschätzt, wie weit man den Rauch riechen kann. Daher sollte das Feuer an einer Stelle sein, wo der Rauch entweder in den umliegenden Büschen liegen bleibt oder vollständig direkt nach oben wegzieht. Auch ein Feuer "ohne Rauch" erzeugt einiges an Rauchgeruch.

Wenn man nun ein Grubenfeuer - oder noch besser ein Lakotafeuer errichtet hat, kann man es nach dem Abkochen von Wasser etc zuschieben und dann direkt darauf sitzen und/oder schlafen. Die Wärme der Glut / Kohlen dringt dann von unten nach oben und man sitzt sozusagen auf einem warmen Punkt. So nutzt man das Feuer dann noch wenn es bereits aus ist und keine verräterische Signatur mehr hat. Diesen Effekt kann man durch heiße Steine welche man im Feuer angewärmt hat und die Verwendung der Metall-Trinkflasche mit dem abgekochten Wasser als Wärmflasche nochmal steigern indem man diese am Körper hat und sich so wärmt.

Um die Flasche über oder in/neben dem Feuer manipulieren zu können bietet es sich an um die Öffnung (Gewinde) einen stabilen Draht gewickelt zu haben der eine Schlaufe bildet, an welchem die Flasche dann hängen kann oder bewegt werden kann.

Ein völlig konträres Konzept wäre nun ein Feuer, welches massiv Wärme erzeugen soll und lange brennen soll - wenn die Signatur keine Rolle spielt. Das beste dafür geeignete Feuer ist das Sibirische:

https://www.youtube.com/watch?v=Lfe-S40nAgI

Mit einem solchen benötigt man im weiteren kein elaboriertes Lager, sondern kann die Nacht auch einfach so verbringen.

Ich erwähne dies hier aber nur der Vollständigkeit halber, dem im vorliegenden Szenario (1 Mann wird versprengt und gejagt) verbietet sich ein solches Feuer von selbst. Im vorliegenden Szenario wäre es das beste gar kein Feuer zu machen.

Zusammenfassung:
Vergesst alle elaborierten Methoden, Feuer ohne Zündmittel etc, es ist bei entsprechenden Bedingungen auch so schon schwer genug. Man muss unter diesen Bedingungen praktisch üben. Feuerstahl und Feuerzeug mitnehmen. Immer natürlichen trockenen Zunder sammeln und mitnehmen. Sägen ! nicht hacken. Kein Batonieren - Äste verwenden. Lakota Feuer - und dieses nach dem Zuschütten noch weiter nutzen um darauf zu lagern.

Man könnte über Feuer im weiteren noch ganze Bücher schreiben, aber das wird nichts bringen, stattdessen muss man diese einfachsten Grundlagen welche ich hier gerade mal angerissen habe auf der untersten und einfachsten Ebene immer wieder praktisch üben.
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#23
VI PROVISORISCHE WAFFEN

(und sonstige improvisierte Ausrüstung)

Der Auftrag ist weiterhin: Zwei Tage bei jeder Witterung im Wald überleben

Anbei: wenn man sich mal ansieht ab 0:14 ff mit was für einem Haufen Gepäck der Fliehende hier herumjoggt, mit baumelnden Schlafsack am überfüllten Rucksack, zeigt allein schon dieses grundfalsche Bild die ganze Misere hier auf! SO wird er nicht mal einen Tag überleben, wenn er von den hier gezeigten Gegnern gejagt wird, die viel leichter unterwegs sind.

0:23 "Der Soldat hat eigentlich Ruhe, aber es ist doch keine Ruhe. Er bereitet sich natürlich vor. Er möcht gern Fisch fangen, oder irgendwas, dazu muss er sich Sachen bauen..."

Alsooo: zum Fischen habe ich ja schon was geschrieben, dass Wort völlig sinnlos fängt noch nicht mal an es zu umschreiben. Warum aber sollte man überhaupt improvisierte Ausrüstung bauen? Und was für welche?

Ruhephasen sind eigentlich so wertvoll, dass man sie unbedingt zum Ruhen verwenden muss, und sie gerade eben nicht verschwenden sollte indem man sich "auf etwas vorbereitet". Jede Minute Schlaf / Erholung / Muskeln entspannen ist hier unendlich wertvoller als ein improvisierter Fischspeer mit dem man dann ohnehin nichts fangen wird.

0:40 ff Ein Fischspeer

Mit den Widerhaken außen. Wenn man schon so etwas bauen will, müssten diese Haken innen sein. Will man mit einem Fischspeer fischen, müsste dieser auch länger sein. Die Form der Spitzen mit den Haken ist auch nicht gerade optimal. Will man Widerhaken außen haben (dann müsste die Spitze aber anders konzipiert sein), dann müssten diese viel kleiner sein. Wer sich für die Speerfischererei interessiert sollte zudem noch wissen, dass man die Spitze ins Wasser eingetaucht halten muss, weil sonst die Lichtbrechung im Wasser dazu führt, dass man daneben stößt weil der Fisch nicht da ist wo man ihn sieht.

Dann ist der hier gezeigte Fischspeer mit Unmengen von Paracord sehr aufwendig gebaut. Damit könnte man zeitgleich eine ganze Reihe von Schnüren im improvisierten Haken ausbringen, die man aus dem Paracord herstellen kann. Diese fischen dann für einen während man anderes tun kann, statt selbst mit dem Fischspeer am Ufer festzuliegen. Es macht überhaupt gar keinen Sinn einen Fischspeer zu bauen wenn man derart viel Schnur dabei hat. Man kann solche Speere auch mit viel weniger Schnur oder noch besser ganz ohne Schnur bauen.

Ich will aber darauf gar nicht näher eingehen, statt Speer sollte man die Schnur zum Angeln verwenden, mit einem Querhaken (die Schnur ist in der Mitte eines zweiseitig angespitzten stabilen kurzen Gegenstandes angebracht. Dieser wird an die Schnur angelegt und in den Köder geschoben. Der Fisch schluckt diesen, dann stellt sich auf Zug der Gegenstand im Fisch quer).

0:56 Kescher

Wenn man fischen will ist das tatsächlich mal sinnvoll, auch bei Verwendung von Schnüren / Haken. Man unterschätzt oft wie schwierig es ist einen Fisch anzulanden.

Der Ausbilder muss hier aber mal sogar selbst einräumen, dass der gezeigte Kescher abstrus gebaut ist, mit glattgeschlifffenem Stiel, entrindet usw. Was aber wenn man keinen Mückenschleier dabei hat? Mit dem ganzen für den Fischspeer verschwendeten Paracord könnte man leicht ein Netz knoten, oder man verwendet einen Beutel in den man ein paar kleinere Löcher sticht (damit das Wasser ablaufen kann) und und und

Einschub: Schlußendlich aber ist das alles was hier gezeigt wird in Bezug aufs Fischen völlig abstrus, im Kontext des Szenarios und des eigentlichen Auftrags.

Und nun wird es noch lustiger:

1:09 Bau einer improvisierten Tasse - mit elaboriertem Griff !

Jeder sollte Draht und eine Brotdose dabei haben .... ernsthaft ?! Um dann daraus in der höchstwahrscheinlich begrenzten Ruhezeit eine Tasse daraus zu bauen obwohl er sichtbar ein Essgeschirr dabei hat ?!

1:18 Aufpassen ! Wird heiß, Verbrennungsgefahr..... ich Fall gleich vom Stuhl !

Witziger ist eigentlich nur noch, wie er die Tasse dann bei 1:21 einfach nonchalant wegwirft......

1:25 der Soldat arbeitet jetzt noch an einem Speer.


"Zur Selbstverteidigung oder auch zum Jagen"

Mit einem Wort: Schwachsinn.

Aber warum sich mal nicht auf diesen abstrusen Spaß einlassen ?! Wenn man schon einen Speer bauen will, macht es mehr Sinn sein Messer, besser noch sein Bajonett vorne an einem ausreichend langen und stabilen Stock zu befestigen. Der einzige Sinn dahinter könnte sein, dass man damit eine höhere Reichweite hat als mit einem aufgepflanzten Bajonett und dass es cooler und witziger aussieht wenn man ala Japonaise damit nach Walhalla einzieht.

Und vergesst es damit irgend etwas jagen zu wollen. Das eignet sich nicht mal zur Abwehr eines Wildschweinangriffs und auch sonst für gar nichts.

Was aber könnte man tatsächlich "bauen"?! 3 Vorschläge meinerseits:

1. Geländebedingt könnte ein stabiler längerer Wanderstab sinnvoll sein, um die Knie zu entlasten, um damit Gräben zu überwinden und besser und schneller im Gelände voran zu kommen.

2. Und hat man keine Schaufel, könnte ein Grabstock etwas sein was man sich anfertigt.

3. Und man könnte eine Vorrichtung fürs Feuer bauen um daran Töpfe / Wasserflaschen oder was auch immer zu hängen (hier ab 2:25)

https://www.youtube.com/watch?v=UasvvEer...LQ&index=3

Das elegante an diesen drei Gegenständen ist nun, dass man sie alle drei miteinander kombinieren kann. Der Wanderstab wird dann zugleich als die lange Stange des Dreibeins fürs Feuer verwendet, und die kurzen Stäbe des Dreibeins sind zugleich Grabestöcke. So hat man alle drei Gegenstände miteinander kombiniert.

Weiter geht der Wahnsinn mit dem eigentlich mit wichtigstem, dem Wasser, in Kürze:

https://www.youtube.com/watch?v=lUkChDqH5IM
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#24
Das meiste was du hier schreibst kann ich unterschreiben. Was ich kritisch sehe ist die "Kochwasserflasche". Wie du richtig schreibst ist Wasser das wichtigste. Sollte ich jetzt Wasser dabei haben, was mache ich dann, wenn ich etwas kochen will? Ich kann es zum Beispiel in einem Poncho aufbewahren. Wenn es aber regnet muss ich dann aber auf jeden Fall trocken bleiben können (Unterstand, andere Wasserdichte Kleidung etc.). Und selbst wenn ich nur eine Kräutersuppe koche habe ich danach Rückstände in dieser "Kochwasserflasche". Und zum spülen ist das Wasser zu kostbar. Oder ich habe danach immer Wasser mit "Geschmack". Bei einer Kräutersuppe mag das noch gehen. Bei anderen Sachen nicht so. Je nachdem, was ich dabei habe. Aus diesem Grund bevorzuge ich persönlich zwei Gefäße.
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#25
Vorab: in meinen bisherigen Ausführungen geht es sehr weitgehend primär nur um dass in den Bundeswehr-Filmen zu diesem Thema definierte Szenario: Allein, versprengt, vom Feind gejagt, Auftrag ist es zu den eigenen Linien zurück zu finden oder einen Aufnahmepunkt zu erreichen

Und hierbei ist der Grundgedanke die Zahl der mitgeführten Gegenstände und damit das Gewicht und auch das Volumen des Gepäcks so weit wie möglich zu reduzieren.

Wenn noch Wasser in der Flasche ist, und ich will etwas kochen, so ist das einfachste exakt dieses Wasser für eine Suppe zu verwenden. Und wenn dann im weiteren anderes Wasser welches ich dem Suppe kochen folgend dann durch Aufkochen desinfiziere einen Geschmack hat, ist das angesichts der beschriebenen Lage weitgehend irrelevant.

Ich muss also keineswegs das Wasser in einen anderen Behälter umfüllen wenn ich kochen will. Sondern ich koche gerade eben mit diesem Wasser, weil alles andere außer Suppe ohnehin nachteilig ist. Zudem ist es ohnehin zweifelhaft ob ich überhaupt dazu kommen werde Essen zu kochen und ob dies überhaupt notwendig ist. Primär geht es um das Abkochen von Wasser und primär dazu sollte die Koch-Wasserflasche dienen. Suppe darin kochen ist allenfalls eine sekundäre Option, interessanter sind hier Tees, beispielsweise aus frischen jungen Fichtennadeln um dadurch Vitamin C aufzunehmen etc

Im weiteren ist Wasser im Körper meiner Meinung nach immer besser als Wasser welches ich extern mitführe. Dem folgend würde ich die in einem solchen Szenario höchstwahrscheinlich begrenzten Wasservorräte ohnehin als meist aufgebraucht bzw. bereits getrunken ansehen.

Noch ein kleiner Einschub: man kann übrigens auch in einer Kunststoffflasche über dem Feuer Wasser aufkochen und desinifzieren, solange man das Plastik nicht direkt in offene Flammen hängt geht dies, weil das Wasser in der Flasche verhindert, dass die Plastikflasche durch das Feuer kaputt geht.

Wenn man aber von dem beschriebenen Szenario aus weiter denkt, dann stimme ich dir durchaus zu, dass es dann Sinn macht sich für das Kochen ein zweites Gefäß vorzuhalten. Dazu gibt es viele Möglichkeiten, auch viele improvisierte.

Beispielsweise hatte ich mal eben kein zweites Gefäß zum kochen dabei und die Wasserflasche war in diesem Fall zu klein, nur mit einer engen Öffnung, ich wollte insgesamt deutlich mehr Flüssigkeit zum Kochen bringen. Ich schnitt also ein Stück von einem wasserdichten robusten Tarp ab, legte eine kleine Grube an, legte diese mit dem Tarp aus, auf den Boden in die Flüssigkeit ein paar entrindete Holzstücke und auf diese legte ich dann vorsichtig im Feuer erhitzte Steine (so dass diese das Tarp nicht beschädigten wegen der Holzstücke auf denen sie lagen). Es gelang mir damit tatsächlich auf diese Weise eine größere Menge Wasser abzukochen.

Das ist aber jetzt mal nur ein Extrembeispiel für eine Improvisation.

Tatsächlich ist ein Topf zweifelsohne eine wertvolle und sinnvolle Sache. Ich halte aber in diesem Kontext nicht so viel vom Bundeswehr-Essgeschirr, nicht zuletzt auch weil das Vollumen zu gering ist. Man kriegt bei exakt gleichem Gewicht bereits größere Töpfe mit Deckel. In diese kann man während des Transportes dann auch Sachen hinein packen, so dass der Topf vom Volumen her das Gepäck gar nicht so sehr vergrößert.

Beispielsweise habe ich früher bei der Bundeswehr und auch noch einige Zeit danach einen Trangia Lagerkessel mit 4,5 Liter mitgeführt. Er hat einen Bügel und kann an diesem recht gut aufgehängt werden und wiegt gerade mal ca 500 Gramm und ist damit genau gleich schwer wie ein Bundeswehr-Essgeschirr (maximal 1,5 Liter) bietet aber immens viel mehr Möglichkeiten, und insbesondere das dreifache Volumen bei gleichem Gewicht.

Das soll jetzt keineswegs heißen, dass das die beste Lösung wäre - im Gegenteil ! es soll nur aufzeigen was hier alles an Varianten möglich ist. Durch den wesentlich größeren breiteren Boden im Topf habe ich damals darin sogar durchaus mal Spiegeleier mit Speck gebraten.

Da ein solches zusätzliches Gefäß meiner Meinung nach in den Rucksack gehört, während eine Trinkkochflasche am Mann ist, und man wie geschrieben in den Topf entsprechend auch andere Ausrüstung verstauen kann und diese damit vom Volumen her praktisch gesehen gar nichts und vom Gewicht her nur sehr wenig mehr hinzu fügt, kann ich daher deiner Aussage, dass man ein zweites Gefäß dabei haben sollte durchaus teilen !

Von da ausgehend muss man sich im weiteren fragen auf welche Weise man dieses noch einsetzen kann. Beispielsweise kann man es auch sehr gut zum Sammeln verwenden, und auch da ist der größere Topf im Vergleich zum Essgeschirr wieder überlegen. Oder man kann damit im Boden graben. Oder man verwendet ihn um darin Vorräte aufzubewahren. Oder als halbwegs witterungsresistentes Versteck/Lager für Gegenstände und und und.

Und schließlich nannte ich explizit FILTER anstelle von Wasserflaschen etc. Beispielsweise wiegt ein LiveStraw (keineswegs das beste System, ich nenne den LiveStraw mal einfach nur deshalb weil er am bekanntesten ist) gerade mal 45 Gramm. Eine Flasche mit 1,5 Litern Wasser kommt leicht auf 1700 Gramm. Man spart also mit so einem Filter ad extremum (wenn man auf Flasche und mitgeführtes Wasser verzichtet oder solches eben nicht dabei hat weil nicht verfügbar mal eben 1655 Gramm.

Als Experiment habe ich beispielsweise bereits zweimal im August bei größtmöglicher Hitze einen 70 km Marsch gemacht, ohne Wasser mitzunehmen, sondern stattdessen hatte ich nur einen ultraleichten Filter dabei. Wann immer ich Durst hatte habe ich einfach direkt Oberflächenwasser getrunken. Suboptimal im Vergleich zu mitgeführtem Wasser, aber möglich. Ein solcher Filter macht fast alles Oberflächenwasser in dieser Bundesrepublik trinkbar und spart damit immens Gewicht im Verhältnis dazu wenn man alles Wasser mitführt.

Beschließend: Zweifelsohne sind Gefässe in einer Überlebenssituation immens wertvoll. Und sind mehrere Gefässe in jedem Fall besser als nur eines.

Welche man hier wählt und welcher Zusammenstellung, hängt im weiteren stark von den genauen Umständen ab. Beispielsweise: hat man einen ultraleichten (Titan) Metalltopf dabei, benötigt man keine Metalltrinkflasche. Es macht dann viel mehr Sinn möglichst leichte Kunststoffflaschen (Mehrzahl) mitzunehmen. Aus Kostengründen würde ich beispielsweise dann einfach die klassischen stabilen PET Flaschen verwenden in denen man früher Bonaqua erwerben konnte (gibt es ja auch für alle anderen möglichen Getränke des Coca Cola Konzerns). Denn wenn man entsprechend einen Metalltopf hat, in welchem man auch abkochen kann, benötigt man logischerweise keine Metallkochflasche mehr etc
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#26
VII WASSER

Jetzt erst zum Wasser, welches anscheinend weniger wichtig ist als ein selbstgebauter Speer und ein Fischspeer.....Man kann mir da gerne Korinthenkackerei vorwerfen, aber die Reihenfolge ist durchaus elementar und eine falsche Reihenfolge führt dazu, dass die Dinge in einer falschen Reihenfolge hängen bleiben können.

WASSER ist von der Gewichtung her gleich auf die Bekleidung folgend (oder sogar gleichauf mit ihr) das wesentlichste Element.

https://www.youtube.com/watch?v=lUkChDqH5IM

Auftrag ist weiterhin das Durchschlagen über zwei Tage bei feindlicher Verfolgung.

Und daher gleich zu Beginn eine Überlegung ! Seht euch mal an wie schnell der Soldat ab

0:02 unterwegs ist und wieviel Gepäck er mitschleppt ! Dies erhöht unter vielem anderen negativen drastisch den Flüssigkeitsverbrauch. Die erste Überlegung zu Wasser sollte also sein, dass übermässige Schwitzen und die Anstrengung zu vermeiden.

Übermässig Gepäck und ständige Anstrengung erhöhen den Wasserverbrauch derart, dass man auf die genannte Zeitspanne von zwei Tagen nicht unerhebliche Mengen davon mehr benötigt als wenn man deutlich leichter (und langsamer) unterwegs wäre. Ist man deutlich leichter unterwegs, relativiert sich aber sogar die Geschwindigkeit wieder. Also sollten alle Umstände so gestaltet werden, dass man den Wasserverbrauch so weit wie möglich reduziert. Dazu dient jede Kleinigkeit vom kleineren sehr viel leichteren Rucksack den man einfach über eine Schulter hängen kann (weil er so leicht und kompakt ist - Rücken frei - weniger Schweiß am Rücken und auch sonst) bis hin zum Atmen durch die Nase statt durch den Mund usw.

Man kann auch gar nicht genug betonen wie wichtig die richtige Bekleidung für die Frage des Wasserverbrauchs ist. Der Uniformitätswahn führt oft dazu, dass man mit eigentlich falscher Bekleidung übermässig schwitzt, was dann aufgrund Dehydrierung sehr schnell die geistige Leistungsfähigkeit reduziert, bereits bevor dann auch die körperliche einbricht. Gerade die geistige Leistungsfähigkeit aber ist es, die man zuvorderst erhalten muss, hängt davon doch ab ob man im richtigen Moment die richtigen Entscheidungen trifft.

Wie oft habe ich schon überladene Bundeswehrsoldaten mit falscher Bekleidung völlig naß geschwitzt vor sich hin trotten sehen, wo ich selbst mit Leichtigkeit und ohne Schweiß an ihnen vorbei zog und das obwohl meine mitgeführte Ausrüstung wahrscheinlich vollständiger und insgesamt leistungsfähiger war als die ihre und ich mit meiner länger durchhalten würde im Vergleich (unter der Annahme gleichen Gewichts, bei der Aussage geht es mir jetzt nur um die Frage der reinen Funktionalität der Ausrüstungsgegenstände).

Um aber nochmal auf 0:02 ff zurück zu kommen: wer so beladen querfeldein joggt, der kriegt den Feind nicht mit, dessen Wahrnehmung wird selbst stark eingeschränkt, seine Signatur wird drastisch erhöht und er wird viel leichter aufgeklärt und um den ganzen noch die Krone aufzusetzen erhöht es drastisch das Risiko sich zu verletzen durch Sturz, Umknicken usw. Das mal nur so am Rande, ich gehe darauf dann nochmal gesondert bei Gesunderhaltung ein.

0:35 Wasser besorgen

Wenn es schon regnet wie der Ausbilder anmerkt, wäre die beste Quelle Regenwasser aufzufangen. Im Idealfall ist das Tarp welches der Soldat hier aufgespannt hat bereits so aufgestellt, dass es zugleich Regenwasser sammelt, dazu ist aber das gezeigte Schrägdach ungeeignet. Ansonsten sind Fließgewässer immer stehenden Gewässern vorzuziehen, am denkbar ungeeignetsten sind Pfützen in Fahrspuren.

0:40 "Sucht man sich nen Weg, da sind einige Fahrspuren drin....Wassergewinnung durch Pfütze"

Nuuunn, wenn es rein gar nichts anderes mehr geben sollte und dies absolut unbedingt notwendig ist, dann geht es halt nicht anders. Dann muss man aber die Frage aufwerfen, warum nichts anderes mehr geht.

Aber nehmen wir es mal als Übungskünstlichkeit an, dies sei die einzige Wasserquelle und wir müssten ungedingt zwingend Wasser zu uns nehmen: Völlig korrekt wird dann angeführt:

0:53 "Das kann ich dann erhitzen und aufkochen damit die Mikroben und Giftstoffe drin weggehen"

Giftstoffe...nun ja...richtig ist, dass man solches Wasser zwingend abkochen muss, wenn man keinen Filter dabei hat.

Stichwort Abkochen: Wenn man schon Wasser abkocht macht es meist Sinn dies gleich dazu zu benutzen um zusätzlich etwas Nahrung / Nährstoffe / Vitamine / Mineralstoffe zu sich zu nehmen. Ich nannte in einem obigen Beitrag beispielsweise bereits Fichtennadeln, es gibt noch vieles weitere was man unterwegs mitnehmen und bei solcher Gelegenheit dem Wasser beifügen kann. Über die notwendige Länge des Abkochens gibt es endlose Diskussionen, meist werden 3 Minuten genannt, was in manchen Tropenländern völlig unzureichend ist, bei großer Höhe unzureichend sein kann und in unseren Breitengraden in sehr vielen Fällen nicht einmal notwendig wäre. Man muss auch bedenken, dass das sogenannte Pasteurisieren beispielsweise mit niedrigeren Temperaturen arbeitet und hier primär die Vermehrungsfähigkeit der Erreger beendet wird und dies auch schon reichen kann. Rein persönlich koche ich Wasser aber durchaus immer 3 Minuten ab, wenn ich keinen Filter dabei habe.

Stichwort Filter: Es gibt ultrakompakte ultraleichte Filter die wiegen unter 100 Gramm oder sogar nur noch 45 Gramm und erreichen fast den gleichen Grad an Reinigung wie wenn ich das Wasser zum Kochen bringe. Die immensen Vorteile eines solchen Filters sollten sofort für jederman klar erkennbar sein, insbesondere was die Frage der Signatur und den Zeitaufwand angeht.

Stichwort Wasserreinigungstabletten / Pulver / Jod / sonstiges: Eine andere Möglichkeit wäre es das Wasser mit entsprechenden Aufbereitungsmitteln trinkbar zu machen. Das ist noch effizienter, hat aber den Nachteil, dass der längerfristige Konsum solchen Wasser zu Problemen mit dem Magen-Darmtrakt führen kann. Beispielsweise kann ich solches Wasser immer nur für wenige Tage trinken, dann kriege ich Magen-Darm Probleme.

Stichwort: Und was wenn man gar nichts hat und nicht kochen kann? Nicht jedes getrunkene Oberflächenwasser führt in unseren Breitengraden oder in Osteuropa automatisch zum Ausfall des Soldaten. Wenn einfach nichts möglich ist, man nicht abkochen kann, keine sonstigen Desinfizierungsmöglichkeiten hat, und unbedingt Flüssigkeit trinken muss sollte man bedenken, dass man dann eine gewisse Chance hat nach einiger Zeit auszufallen. ABER: das tritt meistens nicht sofort schlagartig ein, sondern erst nach einigen Stunden, bei manchen Krankheiten oder Parasiten sogar erst am nächsten Tag. Man muss halt dann das Risiko abwägen und ins Verhältnis setzen, womit wir wieder beim bereits erwähnten Punkt sind, dass man Dehydrierung vermeiden muss damit man dann wenn es drauf ankommt noch klar und logisch rational denken kann.

"0:58 Und dann kann ich es anreichend mit Mineralien"

Schön wenn man das kann..... Orde Wingate kochte bei den Chindits immer seine Socken im Tee mit, wegen der Mineralisierung wie er sagte, aber der hatte auch nicht alle Socken im Schrank....

0:56 Noch mal zurück hierhin, um die elaborierte Vorrichtung zu bewundern, mit welcher hier im Essgeschirr Wasser abgekocht wird !

Der Klappspaten wurde also in den Boden neben dem Feuer gerammt (hoffentlich fällt er nicht um wenn der Boden durch das Feuer dann trocknet, sich Risse bilden und in Richtung Feuer nachgibt!), abgeklappt und darauf das Essgeschirr gestellt. Mir wäre das zu wackelig, und ins Feuer stürzendes Wasser wäre gleich mehrfach nachteilig.

Ich hatte ja im Beitrag oben schon einen Typ von Dreibein gezeigt (vernetzt), der sehr stabil ist und ohne jede Schnur funktioniert. Ein wesentlicher Vorteil dieses Dreibein Systems ist vor allem anderen, dass ich mit Leichtigkeit die Höhe verändern kann und das Dreibein auch einfach zur Seite stellen kann. Damit kann ich die Höhe des Kochgefässes dem Feuer anpassen, was hier mit dem gezeigten Klappspaten der glühend heiß wird so nicht funktionieren wird.

Ist zwar eine trickreiche Idee mit dem Klappspaten, aber eigentlich nur nachteilig im Vergleich zu anderen Lösungen.

1:02 Schnelldestilieren

Man höre und staune mit einer: "in einer Schnelldestillation"

1. Das hier gezeigte ist keine Destillation, sondern nur eine Art von primitiven Filter. 2. Dieser Filter filtert keine Mikroben heraus, sondern nur Sand, Schlamm etc (an welchem natürlich auch mehr Erreger sitzen, es senkt also schon etwas die Erreger-Menge im Wasser). 3. Vergesst es - es wäre nur Schade um die Zeit.

Der einzig denkbare Fall wo solche Filter Sinn machen könnten wäre wenn ich viel Zeit habe, keinerlei sonstige Möglichkeiten und ich gezwungen bin zu trinken. Dies ist höchst unrealistisch und wird praktisch real nicht vorkommen, insbesondere in dem gezeigten Szenario nicht. Also 4. Vergesst das.

Und schnell ist das übrigens auch nicht, eher quälend langsam.

Stichwort Nasses Dreieckstuch / Nasse Mütze etc: Wenn man nun Wasser hat welches man nicht trinken kann oder trinken will, dann kann man dieses natürlich auch dazu verwenden sich zu kühlen und damit Schweiß zu ersetzen. Entsprechend spart der Körper Schweiß und damit Flüssigkeit.

Beschließend noch was zum Wasserverbrauch des Körpers an sich: Das ist extrem unterschiedlich, je nach den Umständen, sogar von Mensch zu Mensch. Der einfachste Indikator ist der Urin. Solange dieser sehr hell oder komplett durchsichtig ist, seid ihr ausreichend hydratisiert. Wird er gelb und dann immer dunkler, seid ihr dehydriert. Alles über diesen groben Indikator hinaus hat kaum einen praktischen Wert in der gezeigten Situation in der es ja viele Zwangsumstände gibt.

Stichwort Urin trinken: Nein. Niemals.

Stichwort Salzwasser / Brackwasser trinken (Küstennähe): WENN man noch ausreichend hydratisiert ist, kann man sein Süßwasser mit Salzwasser strecken und dann hält der Körper tatsächlich länger durch als wenn man nur sein Süßwasser getrunken hätte. Man verlängert also die Zeitspanne etwas. WENN man bereits dehydratisiert ist: Nein.

Beides habe ich schon mehrfach selbst ausprobiert. Ich habe auch schon mehrfach direkt pures Salzwasser getrunken, gleich zu Beginn, als ich noch vollständig ausgeruht und vollständig hydratisiert war. Ich konnte keinen praktischen Unterschied feststellen, weder zum Guten noch zum Schlechten. Dann habe ich praktisch ausprobiert erst dann Salzwasser zu trinken als ich bereits dehydratisiert war und dies beschleunigte den körperlichen Verfall dann deutlich. Also macht rein praktisch nur das Strecken und sofortige Konsumieren gleich zu Beginn Sinn. Hat man genug Süßwasser kann man natürlich über Salzwasser auch seinen Salzverbrauch decken. Dazu braucht man aber natürlich nicht viel. Am geeignetsten erwies sich bei mir eine Mischung von 1/3 Salzwasser auf 2/3 Süßwasser wenn dieses gleich zu Beginn konsumiert wurde. Dann erhöhte sich bei mir insgesamt die Zeitdauer die ich mit dem Süßwasser auskam deutlich und spürbar.

Auch das muss man meiner Meinung nach selbst unter kontrollierten sicheren Bedingungen praktisch ausprobieren. Wie so vieles. Und wie auch insbesondere die Frage der Orientierung, die als nächstes ansteht:

https://www.youtube.com/watch?v=18LUahcZNF4
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#27
VIII ORIENTIERUNG

0:02 ff der Soldat joggt also weiter überladen durch den Wald.....und verirrt sich.

0:22 Zitat: „Wenn ich weiß wo ich herkomme, weiß ich wo ich hingehe.“

Genau genommen nicht, aber worauf er eigentlich hinaus will ist, dass es tatsächlich in vielen Fällen absolut wesentlich ist genau zu wissen wo man hergekommen ist. Wenn man seinen bisherigen Weg vollständig weiß, kann man immer auf diesem zurück gehen bis zu einem Punkt an welchen man sich noch klar orientieren konnte. Desweiteren müsste ich genau genommen die Himmelsrichtung klar ausmachen können, wenn ich exakt weiß woher ich gekommen bin und in welcher Richtung ich mich bis dahin bewegte.

0:26 ff „Er hat ein bißchen die Orientierung verloren. Jeder Soldat hat STAN mäßig keinen Kompass“

Gut wenn er einen hat, zu meiner Zeit war das leider keineswegs so. JEDOCH: jeder Soldat sollte in jedem Fall einen Kompass haben, also sollte man sich privat einen kaufen wenn man keinen bekommt. Der Umgang mit einem Kompass will aber auch gelernt sein. Und genau da fängt es mal wieder mit den einfachsten Grundlagen:

0:32 Der Soldat verwendet also den Kompass, hat aber sein Gewehr noch in zu großer Nähe zum Kompass umgehängt. Das Resultat wird eine Missweisung sein die sich um so größer auswirkt, je weiter er nach dem Kompass läuft.

Jederman ist es eigentlich bekannt dass Metall den Kompass beeinflusst. Und trotzdem habe ich das schon mehrfach auch in der Realität gesehen, wie dieser Fakt von Soldaten einfach ignoriert wurde.
Hier in dieser räumlich beengten Bundesrepublik mit ihren Pseudo-Wäldern die in Wahrheit nur mit Bäumen bestandene Agrarflächen von winziger Ausdehnung sind, kann man sich eigentlich so oder so nicht verirren. In manchen Wäldern Osteuropas sähe das bereits wieder anders aus.

Eine der wesentlichsten Erkenntnisse für die Orientierung ist es, dass selbst kleine Fehler sich auf längere Strecken erheblich potenzieren und man dann erstaunlich weit am Ziel vorbei marschiert, obwohl man die ganze Zeit nach Kompass gelaufen ist.

Man sollte sich auch keineswegs auf die ganzen modernen Hilfsmittel (Smartphone Navi, GPS usw. verlassen, man benötigt viel mehr als das. Und abgesehen von möglichst exakten Kenntnissen in der Orientierung benötigt man auch ein praktisches Verständnis vom Gelände und wie dieses gegliedert ist.

Dazu eine kleine Anekdote: Von einem Beobachtungsposten aus sollten ein paar Kameraden durch den Wald zu einem Fluss gehen, wo an einer spezifischen Stelle ihre Gruppe auf sie wartete. Die Strecke quer durch den Wald war nicht einmal lang, allerdings schwieriges Gelände und teilweise steil hangabwärts. Die Kameraden sahen von ihrem Posten oben die Stelle wo sie hinmussten exakt. Sie peilten diese also mit dem Kompass an und liefen im weiteren genau nach Kompass. Als sie am Fluss ankamen, waren sie nicht an der Stelle und ihre Gruppe nirgends ausmachbar. Die Gruppe musste also entweder links oder rechts von ihnen am Ufer sein. Man nahm per Funk Kontakt auf, konnte aber trotzdem die Frage nicht klären ob man links oder rechts der Gruppe ans Ufer gekommen war. Also lief man nach links. Solange bis man zu einem Stausee kam und dadurch realisierte, dass man genau falsch gelaufen war. Also musste man die ganze Strecke am Ufer wieder zurück. Da auch dort das Gelände schwierig war, verlor man so erheblich Zeit.

Das ist jetzt mal nur ein ganz kleines Beispiel, in dieser Bundesrepublik, auf einem begrenzten Gebiet und ohne ernsthafte Konsequenzen. In den Karparten, der Tatra oder den großen Sumpfwäldern Ostpolens könnte das dann schon ganz anders aussehen oder ausgehen.

Was aber hätten die Kameraden tun können? Beispielsweise hätten sie gezielt so laufen können, dass sie einen Punkt rechts von der Stelle anstreben, an welchem die Gruppe lagert. Und zwar so weit rechts, dass aufgrund der möglichen Abweichungen auf diese kurze Distanz sie in jedem Fall rechts der Gruppe am Fluss ankommen werden. Dem folgend wissen sie dann wohin sie laufen müssen.

Dieses Grundprinzip: spezifische Linien im Gelände (Höhenmeter, Hangkanten, Flüsse, Bäche, Eisenbahnlinien, Baumgrenzen, Seeufer, Straßen, Wege, Waldränder usw) für die Orientierung auszunutzen ist wesentlich. Jedes Gelände ist von solchen Linien durchschnitten. Diese sind nicht nur wertvolle Orientierungshilfen, sie vereinfachen und beschleunigen vor allem anderen auch die Orientierung sehr. Und auf diese Beschleunigung kann es ankommen, da wir ja nicht außer Acht lassen sollten, dass die Annahme im vorliegenden Fall ist, dass der Soldat von Verfolgern gejagt wird.

0:34 Hilfsmittel aus der Natur

0:36 „Der Wind kommt immer aus dem Westen“

Wenn man ein wenig die folgende Seite runter geht, findet man eine aktuelle Windströmungskarte:

https://www.windbranche.de/wind/klimatologie/

Nein, der Wind kommt keineswegs immer aus dem Westen und auf Europa insgesamt bezogen sieht das in manchen Regionen nicht einmal querschnittlich so aus.

0:39 „Die Baumwipfel sind dann immer leicht nach Osten geneigt“

Baumwipfel können durch den Wind beeinflusst wachsen, oder auch aufgrund ganz anderer Faktoren in völlig andere Richtungen wachsen. Wo tatsächlich Wind und Wetter die Baumwipfel vom Wachstum her beeinflussen neigen sich diese insgesamt (querschnittlich über viele Bäume bezogen) tatsächlich eher nach Osten. Das gleiche gilt an vielen Orten für alleinstehende Bäume. Nur ist das völlig wertlos für die Orientierung wenn man im Wald drin steht, vor allem deshalb, weil es lokal ganz anders sein kann (beispielsweise neigen sich die Baumwipfel im Wald bei mir direkt um die Ecke primär nach Süden) oder weil man von dort wo man ist einen unzureichenden Überblick haben kann.

Schlussendlich aber kann man auch den Wind als eine Art Linie betrachten. Wenn man weiß, dass der Wind vor einer Stunde aus Norden wehte und man ist sich ausreichend sicher dass er nicht gedreht hat, jetzt aber weiß man nicht mehr wo Norden ist, kann der Wind eine zusätzliche Orientierungshilfe sein. Mehr aber auch nicht.

Ganz allgemein muss man bei einer Orientierung mit natürlichen Hilfsmitteln immer möglichst viele zusammen betrachten, also nie eines für sich alleine. Jeder der genannten Hinweise ist daher nur ein Indiz. Wenn man sie alle zusammen betrachtet, dann ergibt sich daraus (eventuell) eine Himmelsrichtung.

Nur, was ist damit gewonnen? Den Orientierung ist (wie das einfachst mögliche Beispiel mit dem Fluss oben hoffentlich aufgezeigt hat) wesentlich mehr als einfach nur eine Himmelsrichtung zu kennen.

Zu wissen wo Norden ist und sich zu orientieren sind verschiedene Dinge !

0:41 „Oder ich habe frisch geschnittene Bäume“ - 0:46 „Und dann kann ich aufgrund der Jahresringe.....der Baum wächst immer mit dem Licht, und hier ist dann Norden“

Alsooo, wenn man die Jahresringe bei einem Baumstumpf ausmachen kann (was in Ostpolen, den Karparten und der Tatra nicht zu erwarten ist) dann wird man fast immer auf einer Seite breitere Jahresringe sehen als auf den anderen / der anderen Seite. Nun ist die These hier, dass der Baum dort mehr wächst weil dort Süden ist. Das ist falsch. Oft wird dass dann mit der noch absurderen Behauptung garniert, die Sonne sorge dort für mehr Wachstum. Ohne jetzt groß in das Baumwachstum und die Frage von Zugholz und Druckholz einzugehen usw. vergesst es. Stimmt nicht. Funktioniert nicht.

1:04 „An der Rückseite eines Baumes, ist moosbeschichtet, ist Norden“

Nein, ist es nicht. Bei einzeln stehenden Bäumen gibt es in bestimmten Regionen eine Tendenz dazu, dass auf der Westseite mehr Moos wächst, aber mitten im Wald ist diese Idee besonders wertlos.

Immerhin weist er auf einen wesentlichen Punkt hin, den ich schon angesprochen habe:

1:09 „Einzelne Bäume nimmt man nicht, man nimmt mehr das Gesamtbild vom Wald“

Auch wenn die einzelnen Unterpunkte einfach nur falsch sind, diese Grundaussage ist es nicht. Man muss bei der Orientierung mit natürlichen Hilfsmitteln möglichst viele Indizien sammeln und diese allesamt miteinander kombinieren.

Und da ist tatsächlich das Gesamtbild die wesentlichste Sache.

Schlußendlich muss man sich im Gelände „Linien“ finden (im weitesten Sinne) und diese dazu benutzen gezielt und schnell voran zu kommen. Dieses gezielt und schnell voran kommen kann und wird wesentlicher sein als die exakte Himmelsrichtung zu jedem Zeitpunkt genau zu kennen.

Beschließend noch drei Klassiker:

1. Die Sonne geht im Osten auf und im Westen unter. Genau genommen nicht, sie kann beispielsweise sowohl im Nordosten aufgehen als auch im Südwesten untergehen, je nach Jahreszeit.

2. Stock in den Boden, Schattenspitze markieren, Warten, wieder markieren, Linie ziehen. Diese Methode hat eine erhebliche Missweisung die sich auf längere Strecken erheblich auswirken kann. Über den Mittagszeitpunkt hinaus geführt funktioniert die Methode natürlich aber. Also einmal am Tag.

3. Und der alte Trick mit der Uhr, den Zeigern und der Sonne. Desgleichen, weshalb ich mir mal gleich die Zeit und die Schriftzeichen sparte ihn überhaupt zu erklären, weil er nicht funktioniert.

Stichwort: 1:15 „Norden. GROB Norden.“

Reicht das nicht? Warum muss man denn so genau wissen wo man ist? Grob Norden müsste doch reichen?

Ein praktisches Beispiel: man orientiert sich auf eine Strecke von 30 km (in Osteuropa mal eine geringe Distanz) mit der Sonne-Uhr Methode die ich oben ja schon für untauglich erklärt habe. Nehmen wir an, der Soldat läuft ab 6 Uhr Morgens (Sonnenaufgang) nach dieser Methode absolut richtungstreu. Nach 7 Stunden ist er immer noch nicht am Ziel und verzweifelt langsam. Er muss doch in der Nähe sein ?! Tatsächlich befindet er sich aufgrund der Fehler dieser Methode nicht weniger als 18,3 Kilometer ! Östlich von seinem Ziel ! Das ist mehr als die Hälfte der 30 km die er überhaupt zurücklegen wollte.

Oder nehmen wir eine Distanz von 60 km. Nachdem er diese zurück gelegt hat, wird er nicht weniger als 9 km seitlich an seinem Ziel vorbei laufen.

Ich hoffe allein dieses Beispiel, welches keineswegs extrem ist zeigt auf, wie wesentlich eine genaue Orientierung ist und wie wenig hierzu GROBE Himmelsrichtungen geeignet sind.

Stichwort: Richtungstreu

Menschen laufen nicht gerade aus, insbesondere im Wald nicht. Das wird dann mit dem dominanten Bein etc erklärt, tatsächlich aber haben das Gelände selbst (gerade im Wald beispielsweise das Ausweichen von Bäumen, Buschwerk etc), der schwere Rucksack usw hier ebenfalls einen immensen Einfluss der insgesamt größer ist als die bloße Frage welches Bein dominant ist. Bereits wenn ich mit dem Kopf in eine Richtung blicke, führt dies dazu, dass mein Körper dann anfängt von einer geraden Linie abzuweichen. Die genauen Gründe sind eigentlich auch irrelevant, der Hauptgrund ist meist das Gelände selbst. Bereits 1897 wurde dies durch die deutsche Armee erforscht, weil Soldaten bei Nachtmärschen in völliger Dunkelheit dazu neigten komplett im Kreis zu laufen. Dieses im Kreis laufen kann man tatsächlich auch in der Realität immer wieder beobachten. Man muss sich dessen als Faktor also bewusst sein.

Andererseits macht es fast immer gar keinen Sinn möglichst gerade laufen zu wollen, weil dies zwar auf dem Papier die kürzeste Linie zwischen zwei Punkten ist, keineswegs aber in der Realität der schnellste oder beste Weg. Es macht daher fast keinen Sinn zu versuchen möglichst gerade Linien zu laufen, weil dies einerseits nur Zeit und Energie kostet, und andererseits rein praktisch nur schwer möglich ist, und weil die Orientierung entlang von Geländelinien wesentlich effizienter ist.

Orientierung als absolut wesentliche Fähigkeit wird heute bei der Bundeswehr meiner Ansicht nach nicht mehr ausreichend ausgebildet, dabei ist sie auch für den Kampf absolut entscheidend. Heute stützt man sich zudem viel zu sehr auf Technik ab und die heutigen jungen Soldaten haben teilweise haarsträubende Defizite was die Orientierung angeht. Sie kommen ohne technische Hilfsmittel nicht mehr von A nach B. Es fehlen vor allem die eigentlichen Grundlagen. Da diese in einem Forum bzw. einem Forumseintrag nicht ansatzweise erläutert werden können, stattdessen eine Buchempfehlung:

https://www.amazon.de/Navigation-Expedit...3889533019

Findet man oft noch deutlich günstiger, muss man halt ein bisschen herum suchen. Erst mit diesem Buch habe ich 1997 angefangen Orientierung richtig zu erlernen. Das Buch ist deutlich besser als fast alles was in den letzten 20 Jahren dazu verfasst wurde. Und es behandelt auch ausführlich Nicht-Technische Methoden. Schlussendlich habe ich es fast auswendig gelernt und schließlich bin ich nur wegen dieser Kenntnisse einige Jahre später nicht in Ost-Sibirien verschollen. Der Umstand dass ich hier noch schreiben kann zeigt also auf, dass diese Kenntnisse nicht hoch genug bewertet werden können.

Gerade deshalb ärgert es mich persönlich derart, wenn man von Moos an der Nordseite der Bäume redet und solcher Unfug immer noch tatsächlich bei der Bundeswehr ausgebildet wird.

Und um das allerwichtigste nochmal zu betonen: Orientierung ist weit mehr als die Himmelsrichtungen herauszufinden.

Weiter geht es mit der Gesunderhaltung

https://www.youtube.com/watch?v=gC57xYUrk30
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#28
IX GESUNDHEIT

https://www.youtube.com/watch?v=gC57xYUrk30

Zunächst mal, wenn man schon ein derart kurzes Filmchen erstellt, muss man seinen Fokus auf nur einen Punkt ausrichten. Es würde gar keinen Sinn machen mehr zu zeigen. Das wichtigste in dem genannten Szenario sind die Füße, den Fokus also auf Blasen zu legen (ein wahrscheinliches Problem!) ist gar nicht so falsch. Man könnte hier trotz der gebotenen Kürze aber schon etwas mehr dazu sagen als nur auf den Breitwegerich als Hilfsmittel hinzuweisen. Damit meine ich nicht wie man Blasen vermeidet (Stichwort Socken, Feuchtigkeit im Stiefel etc.) weil dies mehr in den Bereich Ausrüstung (siehe oben) geht. Ich meine also explizit schon die Versorgung von Blasen, beispielsweise die Frage ob man diese aufstechen soll oder nicht (man soll nicht) oder ob man sie abkleben sollte oder nicht etc.

Hier also nur der Breitwegerich als einziger Punkt. Die folgende Indentifizierungshilfe gleitet derweilen wieder in die Komik ab. Ab 00:36: kleines Blattt (besser wäre es die ganze Pflanze zu zeigen), und dann erkennt man es daran wenn man es auseinanderzieht, kommen Fäden heraus....

Das ist schon so abstrus, dass einfach nur noch unterhaltsam ist. Es gibt viele „kleine Blätter“ die so aussehen wie das was im Film gezeigt wird. Soll man also all diese auseinanderziehen um Fäden zu finden?! Um es abzukürzen:

Breiwegerich sieht so aus: https://www.google.com/search?q=breitweg...=927&dpr=1

Und man kann ihn eigentlich nicht verwechseln, zudem gibt es ihn wirklich zuhauf. Im weiteren zur gesundheitlichen Wirkung. Im vorliegenden Film wird allein die Wirkung gegen Blasen beschrieben. Das passt auch so weit alles, hab ich selbst schon so angewendet und ist brauchbar.

Interessant ist vielleicht (und auch das hätte man in dem Film trotz der Kürze anmerken können), dass Breitwegerich auch essbar ist. Die jungen Blätter schmecken halbwegs und enthalten recht viele Mineralien. Das ist ein wesentlicher Nutzen in einer solchen Situation, da man durch das Schwitzen viele Mineralien verliert. Sich unterwegs Breitwegerich als Nahrung reinzustopfen hielft also gegen den Mineralienmangel (der viel wesentlicher ist als jedweder Nahrungsmangel) und damit gegen Erschöpfung, Hitzeerschöpfung usw.

Noch darüber hinaus hilft Breitwegerich bei Problemen mit der Verdauung, und auch das ist eine für das vorliegende Szenario interessante Wirkung, da man leicht in einem solchen Fall Probleme mit dem Magen-Darm Trakt kriegen kann. Insbesondere hilft er mir beispielsweise (praktisch ausprobiert) gegen Durchfall (solange dieser moderat ist) und normalisiert den Stuhlgang.

Damit noch nicht genug kann man Breitwegerich auch gegen Insektenstiche einsetzen (im vorliegenden Szenario auch interessant) indem man den Saft aus dem Blatt auf den Insektenstich verreibt und als letztes noch ein amüsanter Nebenaspekt: Breitwegerich ist gut für die Augen, insbesondere für die Nachtsichtfähigkeit wenn man ihn regelmäßig isst.

Damit wäre diese Serie soweit abgeschlossen, ich habe aber aktuell noch eine weitere Bundeswehr-Survival-Mini-Serie gefunden, welche ich als nächstes mal ein wenig durchgehen werde:

https://www.youtube.com/watch?v=UPmkISKYEb0

https://www.youtube.com/watch?v=edgE7Vrd0pg
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#29
Überlebenstraining beim Air Mobile Protection Team: Teil 1 – Bundeswehr

https://www.youtube.com/watch?v=UPmkISKYEb0

Das hier skizzierte Szenario ist 0:06 – Zitat:Überleben in feindlicher Umgebung, zum Beispiel nach einem Flugzeugabsturz. Nicht so unähnlich also wie das bereits hier oben abgehandelte.

0:17: Sieben Tage Ausbildung im Wald. Und da fängt es schon mal wieder an. Diese Überbetonung des Waldes als Umgebung, dass zieht sich im übrigen über solche Überlebensausbildung hinaus auch in den Bereich der rein militärischen Ausbildung, welche viel zu sehr auf Waldgebiete hin orientiert verläuft und viel zu wenig hin auf Ortschaften und Kulturlandschaften wie sie real vorkommen.

Die Truppenübungsplatz-Künstlichkeit schadet hier meiner Überzeugung nach der Entwicklung der Kampfkraft, aber egal: nehmen wir es halt mal für das vorliegende Szenario an. Kann bei einem Flugzeugabschuss ja sogar realistischer sein als das was sonst hier in diesem Bereich bei der BW so gelehrt wird (Stichwort Einzelkämpferunfug).

0:20 Eisige Nächte. Also haben wir als Vorgabe einen mitteleuropäischen Mischwald und Eisige Nächte, also insgesamt niedrige Temperaturen.

ORIENTIERUNG:

1:03 ff Orientieren im Gelände. Mit GPS Gerät. In zwei Stunden muss man 8 Wegpunkte ablaufen. So weit ganz in Ordnung, lernt man halt den Umgang mit dem GPS. Was hier zu kritisieren wäre: 1:11 beide laufen auf einem Weg; 1:17 sie hoffen auf eine Stichstraße damit sie nicht durch den Wald klettern müssen; 1:43 beide stehen auf einer befestigten Straße und gucken; 1:49 beide stehen auf einer Kreuzung von zwei Straßen;

Wenn man sich jetzt nun nochmal das angedachte Szenario vor Augen hält, dann wird die Absurdität dieser Form von Orientierungstraining erst recht deutlich. Für die praktische Realität wäre es absolut wesentlich gerade eben quer durch die Büsche und stets in diesen zu bleiben. Das macht es auch gleich viel schwieriger das GPS zu benutzen und fordert deutlich mehr und ist daher aufgrund der viel realistischeren Herangehensweise an diese Problematik wesentlich besser für das Training.

Eventuell zeigen sie ja nicht alles und nach einem solchen „Grundkurs“ kommt noch so ein Teil wo sie nochmal Punkte ablaufen müssen, diesmal aber durchgehend verdeckt, dass entzieht sich natürlich meiner Kenntnis. Dann wäre das gezeigte nur eine Art Grundeinweisung in das Gerät. Ich hoffe dass dem so ist, andernfalls wäre die gezeigte Übung surreal absurd.

AUSRÜSTUNG:

2:13 verbotene Sachen wie Feuerzeuge.......latürnlich, man hat einen Riesenrucksack dabei, jede nur denkbare Kleidung und BW Ausrüstung (und eben nicht das was ein Pilot tatsächlich real am Mann hätte), aber man darf kein Feuerzeug dabei haben, latürnich.....

Dann werden die Soldaten durchsucht nach verbotenen Gegenständen, wie Macheten, aber kleine Äxte sind Ordnung. Mit einem Wort: Lächerlich. Hier wäre es wesentlich nur und ausschließlich nur das mitzugeben, was ein Pilot auch hätte. Und ob dann ein Soldat noch ein Feuerzeug dabei hat oder nicht ist dafür irrelevant. Relevant ist die Gesamtausstattung und ob diese für einen Piloten der soeben mit dem Schleudersitz raus ist und per Fallschirm landete auch korrekt ist.

Stattdessen die üblichen völlig überladenen absurden Rucksäcke. Dazu habe ich in den bisherigen Beiträgen obig ja schon einiges geschrieben. Auch hier wäre in Wahrheit relevant, so viel Gewicht wie nur irgendwie möglich einzusparen und so leicht wie nur irgendwie machbar unterwegs zu sein.

FEUER:

2:30 ff Feuermachen. Die Soldaten lernen verschiedene Arten von Feuern und wie verschiedene Arten Feuer zu entzünden. So weit so nett. In der praktischen Realität sind Feuer hier kaum anwendbar und allenfalls in bestimmten Ausnahmesituationen denkbar bzw. sinnvoll. Kaum etwas würde den Feind derart die Arbeit erleichtern wie hier ein Feuer zu machen. Aber Licht, Rauch usw reichen anscheinend nicht:

2:35 Da wird die Birkenrinde in Kopfhöhe vom Baum geschnitten, damit die leuchtende Stelle am Baum möglichst weit quer durch den Wald gesehen werden kann?! In unwegsamen Wildnissen legt man sich übrigens genau so Wegmarkierungen an, weil man diese so gut und so weit sieht.....

2:42 ff; man hat also kein Feuerzeug, aber einen Magnesiumstein (was auch immer das sein soll, gemeint ist natürlich ein Feuerstahl an einem Magnesiumblock, ein Einhandmesser, Papier, Kaugummipapier mit Metallfolie, Batterien und Watte. Man hat also statt 1 Feuerzeug nicht weniger als 7 sonstige Gegenstände dabei......so viel zum Realismusgrad.

Viel relevanter als dutzende Methoden dutzende verschiedene Arten von Feuer zu machen wäre es, Feuermachen unter möglichst ungünstigen Bedingungen, insbesondere bei strömenden Regen einzuüben. Mit Feuerzeug, Streichhölzern, Feuerstahl, also ganz normal. Der ganze sonstige Unfug von Batterie, Watte und Co ist einfach nur praxisfremd. Damit scheitern die dann sobald die Witterungsbedingungen nicht mehr so gut sind und genau dann, exakt genau dann braucht man ein Feuer und kann sich eventuell sogar eines leisten weil der Regen es abdeckt.

2:53: Kochgeschirr hängt an Querstange über einem hellflammenden Feuer, dessen Flammen seitlich wegwehen, äußerst effizient und damit meine ich ineffizient. Das Feuer ist auch viel zu groß . Ein einfaches Dakotafeuer würde die Signatur des Feuers zumindest teilweise verbergen, würde viel weniger Feuerholz benötigen und schlußendlich könnte man darauf viel besser kochen.

Und selbst wenn man so kochen wollen würde, dann sollte man dass Feuer erstmal runter brennen lassen und dann das Essgeschirr direkt über der Glut platzieren,statt es hoch in der Luft im Freien über die wegwehenden Flammen zu hängen. Das wäre dann immer noch schneller als das hier gezeigte.

Die gezeigte Vorrichtung zum Aufhängen ist ebenfalls ungünstig, da sie so keine Veränderung der Höhe des Kochgeschirrs über den Flammen zulässt. Sie ist zudem deutlich weniger stabil und kann nicht seitlich weggstellt werden. Da gibt es viel bessere Lösungen, sowohl für das Feuer als auch für die Aufhängung des Kochgeschirrs.

WASSERGEWINNUNG

3:01 ff beispielsweise durch Filtern oder auffangen. Zum Filtern spar ich mir jetzt mal die Zeit, habe ich ja schon einiges geschrieben. Abstruse Zeitverschwendung. Interessanter ist das hier gezeigte Loch mit Poncho darüber, um darunter mit dem Zitat: „Big Pot“ das Regenwasser einzusammeln. Wo soll ich da anfangen ?! Und warum heißt das Essgeschirr jetzt Big Pot?!

Mal abgesehen vom Zeit- und Kalorienaufwand ein Loch zu graben, und dass dieses die Signatur der eigenen Präsenz gigantisch erhöht, benötigt man schlicht und einfach kein Loch um darin Regenwasser aufzusammeln. Man kann den Poncho auch so aufspannen und damit Regenwasser sammeln und im Idealfall ist die Unterkunft schon dergestalt, dass sie nebenbei Regenwasser sammelt.

Aber große Löcher mühsam graben fürs Sammeln von Regenwasser?! Ernsthaft ? Das ist einer der Aspekte dieser Serien die mir gefallen (!) man sieht immer wieder Dinge die man sich vorher selbst nicht hätte einfallen lassen können.

SHELTER BAU

3:13 ff Und warum heißt der Unterschlupft jetzt Shelter ?!
Ohne Zelt, ohne Schlafsack, bei Temperaturen knapp über 0. Das ist dahingehend schon mal gut und immerhin ein Lichtblick, weil man hier mal bewusst auf den sonst üblichen Schlafsack verzichtet. Gar nicht schlecht.

Das gezeigte Doppel Leanto ist für den Betrieb eines Feuers im Unterschlupf auch recht brauchbar. Hab selbst in so einer Konstruktion in Ostsibirien bei der Jagd mehrere Wochen lang gelebt, allerdings mit größeren Zeltplanen und damit mehr Platz innen.

3:26 ff Ahmed zeigt worauf es ankommt: der Schlitz der sich aus der assymetrischen Platzierung der Planen ergibt dient eben als Rauchabzug. Das hat aber auch zur Folge, dass das Feuer von der Seite oder unter dem Rand kalte Luft in den Unterschlupf hinein zu sich her zieht.

Dann der aktuell übliche „Trick“ die Rettungsdecke soll die Wärme zum Schlafbereich hin reflektieren. Man hat zwar kein Feuerzeug, aber zwei Ponchos pro Mann und eine Rettungsdecke und Zeit und Werkzeug einschließlich Zugsäge (!) um einen derart elaborierten Unterschlupf zu fertigen, na ja.......

Stichwort Säge: Besser als Hacken oder Fällen (mit der kleinen Axt, wir erinnern uns), weil die Geräuschsignatur so viel geringer ist. Hat schon seinen Grund warum Holzdiebe immer nur Sägen verwendeten und niemals Äxte. Ganz allgemein ist so eine Klappsäge (als Zugsäge ausgelegt) für das gezeigte Szenario herausragend wertvoll, für alle mögliche Aufgaben.

Hier würde es sich übrigens auch lohnen einen kleinen Graben von außen hin zum Feuer zu graben, wenn man schon graben will. Dann geht die kalte Luft in Richtung Feuer da lang und kommt weniger von hinten unten am Boden entlang gekrochen.

Für die geringe Größe und das verwendete Material sind die gezeigten Doppel-Leanto meiner Meinung nach zudem zu aufwendig gebaut. Das ginge auch wesentlich einfacher, mit weniger Materialaufwand, schneller und mit weniger Werkzeug (Paracord vorausgesetzt).

Stattdessen also elaborierte Fällarbeiten, wohlgemerkt in feindlicher Umgebung.

Und nun mal realistisch-praktisch zum vorliegenden Szenario: Wenn ich schon Zeltplanen, Ponchos und eine Rettungsdecke habe, ist es wesentlich effektiver diese zu einer Art Schlafsackersatz umzubauen, indem man Pflanzenmaterial sammelt und in diese so einbaut, dass man sich darin hinein legen kann. Der wesentliche Vorteil ist, dass dies nochmal wesentlich schneller und einfach ist, eine viel geringere Signatur hat, man sich das Feuer und das Feuerholz spart und insgesamt alles dadurch wesentlich einfacher und schneller wird.

Auch für die Eigensicherung bei überraschendem Kontakt wäre dies wesentlich besser. Zusammen mit der ganzen Kleidung die man hat kann man in so einem improvisierten Schlafsack auf einer vernünftigen Unterlage sogar wärmer schlafen als in dem besagten „Feuer-Zelt“. Man ist dann in der Früh auch erholter und muss sich während der Nacht nicht um das Feuer kümmern (und hat auch keine Gefahr dass die Unterkunft brennt).

Gerade im vorliegenden Szenario wäre es so absolut wesentlich den Teilnehmern beizubringen wie sie ohne Feuer und ohne Schlafsack durch so eine Nacht kommen. Statt elaborierte Doppel-Leanto zu bauen mit Feuer darin. Man sollte sogar so weit gehen, dass man bewusst Techniken beibringt wie man auch ohne einen solche Notschlafsack zumindest immer kurzfristig etwas schlaf findet.

4:01 Bild des von den Teilnehmern gebauten Doppel-Leanto: auf der linken Seite geht die Plane bzw. der Poncho nicht weit genug runter. Da wird dann die Kalte Luft einem ständig in die Unterkunft rein ziehen und den Rücken kühlen. Und wie der Ausbilder völlig korrekt anmerkt würde dieser Unterschlupf sehr leicht in Brand geraten was sicher auch für die Frage der Entdeckbarkeit hervorragend ist......noch mal abgesehen davon dass man dann mitten in der Nacht keinerlei Schutz mehr hat.

NAHRUNG:

4:25 ff Eine heiße Brühe.....das muss reichen für die nächsten Tage......Würde es aber bei vielen nicht wenn man eine hohe körperliche Belastung bei Kälte abdecken soll. Mal abgesehen von der Frage wo man eine heiße Brühe her haben will, ist das A und O sich hier ständig alles essbare reinzuschieben und davon steht eine Menge in Form von essbaren Pflanzen da überall in der Gegend herum. Hat man zugleich ständig was zu tun, also zu kauen.

PRAKTISCHE ÜBUNG:

Nun wird es also ernst, wie Ahmed sagt, es wird einen Feindtrupp geben, Wind, Regen, es wird kälter. Item wäre es absolut wesentlich jetzt so schnell wie möglich so viel Strecke wie möglich zu machen. Stattdessen schleppt man wieder überladene Rucksäcke (4:38) und macht sich dann im Dunklen ans Bäume fällen !!!! (4:46) ERNSTHAFT ? Mal abgesehen vom Unfallrisiko, mal abgesehen von der Geräuschsignatur, und den Spuren die man damit im Gelände hinterlässt wenn man nächsten Morgen ein feindlicher Spurenleser die Gegend durchsieht - wozu überhaupt und wozu eine derart starke Birke? Für diese Winzunterkunft ?!

4:50 ff Und ob er dem Feind entkommt? Teil 2.

Und um es so kurz wie möglich zusammen zu fassen: so entkommt niemand dem Feind. So liefert man sich dem Feind allenfalls selbst aus.

Die Absurdität vieler der gezeigten „Techniken“ ist eigentlich kaum mehr überbietbar. Nicht nur im Kontext des vorliegenden Szenarios, sondern selbst wenn es keinen Feind gäbe, wäre da vieles einfach nur abstrus. Weiter mit Teil 2 in Kürze.
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#30
Mal ein anderer Aspekt den ich bis vor ein paar Monaten so gar nicht auf dem Schirm hatte. Über die Sinnhaftigkeit dieses Trainings. Ich habe jetzt schon mehrfach von jüngeren Soldaten die Meinung vernommen dass so ein Training nicht sinnvoll wäre da man abgestürzt oder zurückgelassen im Feindesland ja sowieso keine realistische Chance auf Rettung hätte und sich sozusagen lieber gleich bei Gelegenheit ergibt um zu überleben. Nun war mir so ein Gedankengang, ich will es fast nicht Logik nennen, bis dato fremd und ich frage mich wie man darauf kommt. In ähnlicher Form habe ich diese Argumentation in letzter Zeit völlig unabhängig voneinander mehrfach serviert bekommen. Ist das nun als dummer Zufall einzuordnen? Als Auswirkung des Zeitgeistes auf die Jugend oder bin ich vielleicht sogar nur auf Provokationen reingefallen? Eigentlich überrascht mich heutzutage kaum noch etwas. Wird selbiges vielleicht wirklich schon der neuen Generation so beigebracht?
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