04.03.2022, 20:06
@Quintus
Allerdings habe ich das Gefühl, dass wir nicht wirklich darauf einen Einfluss nehmen können, und es auch relativ egal ist, ob wir nun Panzerfäuste oder Stinger liefern oder 2% oder mehr des BIP in die Truppe stecken. Man erinnere sich: Bereits am zweiten Tag der Invasion bzw. letztes Wochenende, als Europa noch in Schockstarre über den eigentlichen Angriff sich befand und fassungslos auf eine Attacke starrte, die die meisten beinahe als surrealen Alptraum ansahen, versetzte Putin die russischen Atomstreitkräfte in Alarmbereitschaft.
Das war also VOR dem Umstand, dass Deutschland 100 Mrd. Euro in die Bundeswehr stecken wollte und angekündigt hat, Stinger an die Ukrainer zu liefern. Es war VOR der Sachlage, dass die Sanktionen durchschlagen (und ehrlich gesagt: Dass es Sanktionen geben wird, wenn man angreift, wussten die führenden Köpfe im Kreml schon vor Angriffsbeginn, es war so sicher wie das Amen in der Kirche). Und es war auch VOR dem Umstand, dass die russischen Kräfte "bogged down" sind - beinahe alle nahmen ja vor einer Woche an, dass die Russen sehr wahrscheinlich recht flott vorrücken.
D. h. also: Man hat hier seitens des Kreml eine Strategie gefahren, die unabhängig war von irgendwelchen Waffenlieferungen oder Sanktionen oder dergleichen. Nein, man hat in absolut unverhältnismäßiger, unlogischer und vor allem unverantwortlicher Weise die Atomkräfte mit ins Spiel gebracht und eine zumindest verbale Eskalation so beflügelt, obgleich es zu diesem Zeitpunkt total unnötig war. (Dass Lawrow nun gestern dem Westen Hysterie vorwarf vor einem Atomkrieg, hat deswegen auch einen schalen Beigeschmack.)
Und aus diesem Grund vermute ich, dass dieses In-Alarmbereitschaft-Versetzen schon länger vorgesehen war und Teil der Gesamtstrategie ist. Ich weiß es nicht sicher, aber gut möglich, dass es dieses "Drehbuch" im Kreml gibt. Nach dem Motto: Wir hauen drauf, die werden panisch und sanktionieren uns und liefern der Ukraine wohl auch Waffen, und damit wir aber freie Bahn haben und die nicht auf dumme Gedanken kommen und vllt. direkt eingreifen, holen wir am Tag 2 mal sicherheitshalber die Atomkeule aus dem Keller. Allerdings ist so eine Vorgehensweise geradezu skandalös und absolut kontraproduktiv.
Wichtig ist aber eben: Diese Eskalationen wurden nicht durch die Deutschen oder Europäer oder den Westen beflügelt - und vermutlich hätten wir eh wenig Einfluss auf die Entscheidungen in Moskau.
Anbei (von vor vier Tagen - nur als Ergänzung):
Schneemann
Zitat:1. VOR dem Kriegsbeginn hätte man in erheblichem Umfang Waffen liefern sollen, und zwar Systeme die substanziell etwas ändern. Ich schrieb beispielsweise dass wir sämtliche Panzerminen, sämtlichen militärischen Sprengstoff und alle verfügbaren Fliegerfäuste VOR Kriegsbeginn hätten liefern sollen.Ich verstehe durchaus, worauf du hinaus möchtest. Und ja, die teilweise erkennbare Unfähigkeit in Moskau, gepaart mit dem möglicherweise vorherrschenden Umstand, dass die Kreml-Führung ihre eigenen Propaganda-Lügen glaubt, und sie ggf. zu weiterer Irrationalität fähig sein könnte, ist ein gefährlicher Sachverhalt hinsichtlich möglicher Eskalationen.
2. NACH Kriegsausbruch halte ich OFFEN angekündigte Waffenlieferungen für hochproblematisch, weil sie uns zur Kriegspartei machen. Es geht mir da mehr um die Form als um die tatsächliche Handlung. Indem man ganz offen mit Ankündigung Waffen liefert, verbaut man sich Möglichkeiten und schadet der Ukraine mehr als das man ihr nützt weil es zwingend die Lage eskalieren muss.
Allerdings habe ich das Gefühl, dass wir nicht wirklich darauf einen Einfluss nehmen können, und es auch relativ egal ist, ob wir nun Panzerfäuste oder Stinger liefern oder 2% oder mehr des BIP in die Truppe stecken. Man erinnere sich: Bereits am zweiten Tag der Invasion bzw. letztes Wochenende, als Europa noch in Schockstarre über den eigentlichen Angriff sich befand und fassungslos auf eine Attacke starrte, die die meisten beinahe als surrealen Alptraum ansahen, versetzte Putin die russischen Atomstreitkräfte in Alarmbereitschaft.
Das war also VOR dem Umstand, dass Deutschland 100 Mrd. Euro in die Bundeswehr stecken wollte und angekündigt hat, Stinger an die Ukrainer zu liefern. Es war VOR der Sachlage, dass die Sanktionen durchschlagen (und ehrlich gesagt: Dass es Sanktionen geben wird, wenn man angreift, wussten die führenden Köpfe im Kreml schon vor Angriffsbeginn, es war so sicher wie das Amen in der Kirche). Und es war auch VOR dem Umstand, dass die russischen Kräfte "bogged down" sind - beinahe alle nahmen ja vor einer Woche an, dass die Russen sehr wahrscheinlich recht flott vorrücken.
D. h. also: Man hat hier seitens des Kreml eine Strategie gefahren, die unabhängig war von irgendwelchen Waffenlieferungen oder Sanktionen oder dergleichen. Nein, man hat in absolut unverhältnismäßiger, unlogischer und vor allem unverantwortlicher Weise die Atomkräfte mit ins Spiel gebracht und eine zumindest verbale Eskalation so beflügelt, obgleich es zu diesem Zeitpunkt total unnötig war. (Dass Lawrow nun gestern dem Westen Hysterie vorwarf vor einem Atomkrieg, hat deswegen auch einen schalen Beigeschmack.)
Und aus diesem Grund vermute ich, dass dieses In-Alarmbereitschaft-Versetzen schon länger vorgesehen war und Teil der Gesamtstrategie ist. Ich weiß es nicht sicher, aber gut möglich, dass es dieses "Drehbuch" im Kreml gibt. Nach dem Motto: Wir hauen drauf, die werden panisch und sanktionieren uns und liefern der Ukraine wohl auch Waffen, und damit wir aber freie Bahn haben und die nicht auf dumme Gedanken kommen und vllt. direkt eingreifen, holen wir am Tag 2 mal sicherheitshalber die Atomkeule aus dem Keller. Allerdings ist so eine Vorgehensweise geradezu skandalös und absolut kontraproduktiv.
Wichtig ist aber eben: Diese Eskalationen wurden nicht durch die Deutschen oder Europäer oder den Westen beflügelt - und vermutlich hätten wir eh wenig Einfluss auf die Entscheidungen in Moskau.
Anbei (von vor vier Tagen - nur als Ergänzung):
Zitat:Finland sends weapons and ammunition to Ukraine in policy shifthttps://www.reuters.com/world/europe/fin...022-02-28/
HELSINKI, Feb 28 (Reuters) - Finland will send weapons and ammunition to Ukraine, Prime Minister Sanna Marin said on Monday, in a shift of policy. The shipment will include 2,500 assault rifles, 150,000 bullets, 1,500 anti-tank weapons and 70,000 food packages, Defence Minister Antti Kaikkonen added. [...]
The decision means a shift in policy for Finland which has maintained an image of a non-aligned country since the Soviet Union in 1956 gave up a naval base it had leased in southern Finland after World War II.
Kaikkonen hinted at government scrapping Finland's long-standing policy not to supply weapons to war zones on Sunday when he said the government was considering sending Ukraine material that could be used to kill.
Schneemann