27.08.2022, 08:30
Offenbar klappt es nicht so ganz mit dem Ersatzabnehmer...
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Schneemann
Zitat:10 Millionen Euro pro Taghttps://www.n-tv.de/politik/Russland-fac...49796.html
Russland fackelt Unmengen von Gas für Deutschland ab
Deutschland hat seine Abhängigkeit von russischem Gas reduziert. Moskau hat die Lieferungen seinerseits drastisch gekürzt. Doch die Förderung durch Gazprom geht weiter. Weil aber die Abnehmer fehlen, muss der Rohstoff einem Bericht zufolge weithin sichtbar vernichtet werden. [...]
Russland verbrennt einem BBC-Bericht zufolge riesige Mengen an Erdgas nahe der im Moment kaum noch befüllten Ostseepipeline Nord Stream 1. Die Flamme bei der Kompressorstation Portowaja nordwestlich von Sankt Petersburg ist demnach bis in das benachbarte Finnland und deutlich auf Satellitenbildern zu sehen. Es soll sich um Gas handeln, das für den Export nach Deutschland bestimmt war, aber wegen der geringeren Auslastung der Leitung im Moment nicht anderweitig abgeführt werden kann.
Das Abfackeln von Gas im Verarbeitungsprozess ist nichts Ungewöhnliches. Erstaunt zeigten sich der BBC zufolge Experten jedoch über die Menge. Der Branchendienst RystadEnergy geht dem Bericht zufolge davon aus, dass dort täglich 4,34 Millionen Kubikmeter Gas in Rauch aufgehen - das entspreche einem Wert von umgerechnet rund zehn Millionen Euro am Tag und entspricht etwa 0,5 Prozent des Tagesbedarfs der EU. [...]
Nach Berechnungen von Professor Esa Vakkilainen von der LUT-Universität in Lappeenranta hat Gazprom in den vergangenen zwei Monaten womöglich Gas im Wert von 1000 Euro pro Stunde verbrannt. Das schädige die Atmosphäre. "Das ist auch ein großes Umweltproblem - vor allem für die Nordpolregion, wo dieser Ruß definitiv einen Einfluss auf die globale Erwärmung hat", sagte der Experte. Das sehen auch die Rystadt-Experten so. "Das Abfackeln ist eine Umweltkatastrophe, bei der täglich rund 9000 Tonnen CO2 freigesetzt werden", betonten sie.
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Zitat:Der Westen überschätzte Putin massiv – nun ist der Nimbus zerstört: Ist Russland ein gescheiterter Staat?https://www.nzz.ch/meinung/der-andere-bl...ld.1699598
Putin hat verloren. Seine historische Fehlentscheidung macht deutlich, wie wenig drei Jahrzehnte der Reformversuche bewirkt haben. [...] In Deutschland, wo keine Talkshow ohne ordentlichen Weltuntergang auskommt, rechnen Politiker mit «Volksaufständen» und einem «Wutwinter». Aber auch in der Schweiz fragen sich manche bang, wie ein Winter ohne Weihnachtsbeleuchtung aussieht. Der Weltuntergang findet hier traditionell auf hohem Wohlstandsniveau statt. [...]
Der Krieg ist in Westeuropa angekommen. Seit Putin den Spiess umgedreht hat und die EU mit einem partiellen Gas-Embargo triezt, werden die Unzulänglichkeiten der europäischen Energieversorgung schmerzlich spürbar. Dabei wird es nicht bleiben. Der deutsche Inlandgeheimdienst warnt davor, dass Moskau den Volkszorn wegen kalter Wohnungen und dunkler Strassen mit Desinformationskampagnen im Internet anheizen dürfte. [...]
Die westlichen Gesellschaften werden sich daher ihrer Verletzlichkeit bewusst. Zum allmählichen Aufwachen gehört, dass man den Gegner dämonisiert. Russland erscheint als übermächtige Kriegsmaschinerie, welche die westlichen Schwachstellen meisterhaft ausnutzt. Mit der Realität hat das wenig zu tun. Wenn man den Krieg nicht nur als militärisches Ringen begreift, sondern als Summe aller politischen und wirtschaftlichen Faktoren, hat Putin die Auseinandersetzung verloren. [...]
Seine ursprünglichen Kriegsziele hat Moskau samt und sonders verfehlt. [...] Der vom Kreml erhoffte Blitzkrieg ist zum kräftezehrenden Abnutzungskrieg mit ungewissem Ausgang mutiert. [...] Der Dämon Putin hat zudem selbst Angst – vor seinem eigenen Volk. Nur das vermag zu erklären, weshalb er nicht die Generalmobilmachung befiehlt. So verfügen die schwächeren Ukrainer über die stärkeren Kräfte. Ihre Soldaten sind nach acht Jahren Konflikt im Donbass kampferprobt. Die russische Armee hingegen muss schon in Gefängnissen rekrutieren und diesen Bodensatz nach militärischer Schnellbleiche an die Front werfen. [...]
Der Nimbus der russischen Streitkräfte ist nach sechs Monaten Krieg zerstört. Westliche Beobachter waren davon ausgegangen, dass die Armee nach postsowjetischem Zerfall umfassend modernisiert worden war. Welch ein Irrtum. [...] Organisatorisches Unvermögen und Korruption sind heute wie einst die grössten Plagen und bringen zuverlässig die meisten Pläne zum Scheitern. Auch die Stärken sind uralt: Improvisationsgabe und Leidensfähigkeit. [...] Streitkräfte, die wie vor achtzig Jahren kämpfen, verlieren für jeden halbwegs gerüsteten Gegner viel von ihrer Bedrohlichkeit. Das schwächt Moskau auch politisch, denn ausser Rohstoffen und Militär bietet Russland wenig. Seine Armee wird mit syrischen Milizen fertig – und sonst? [...]
Säbelrasselnde Manöver, ein Vorstoss im Donbass und die gerade noch verkraftbare Drosselung der Gaslieferungen hätten im Westen, vor allem in Deutschland, die Diskussion über Konzessionen entfacht. Die «legitimen russischen Sicherheitsinteressen» wären die Phrase der Stunde. Berlin und Paris würden die Ukraine noch genauso übergehen wie in den letzten zwanzig Jahren. Es kam anders. Zwar erwartet Europa ein langer Winter, aber schon im Jahr darauf ist man gewappnet. Die Energiewaffe wird allmählich stumpf, und Russland verliert seinen wichtigsten Absatzmarkt für Öl und Gas. [...]
Auch der Westen ist gegen diese verzerrte und oft mit postkolonialer Geringschätzung verbundene Sichtweise nicht gefeit. So glaubten am 24. Februar die wenigsten Experten, dass die Ukrainer sechs Monate durchhalten würden. Nichts spricht dagegen, dass Kiew dies auch in den nächsten Monaten gelingt.
Schneemann