18.09.2022, 20:07
@Quintus Fabius
Dieses Argument wird ja so auch gerne von dem ein oder anderen halbprominienten Ex-General aus Bundeswehrbeständen vertreten. Mich hat das nicht überzeugt. Schlicht weil in der Not die reine Ausbildung zum bloßen Fähigkeitenerhalt auch mit weniger und streckenweise gar keinem Material möglich ist. Natürlich müsste man den Betriebsablauf im erheblichen Umfang auf den Kopf stellen (was in der Bundeswehr ein spezielles Problem sein mag), aber mir kann keiner erzählen, dass mit der Ausstattung eines Panzerbataillons nicht auf Jahressicht nicht insgesamt drei Bataillone darauf ausbilden kann. Da muss halt schlicht rotiert werden. Das Personal, nicht das Material. Das sind 4 Monate zur Ausbildung direkt am Gerät, sagen wir 3 Monate tatsächliche Übung, das kann allemal reichen um die Bedienung des Fahrzeugs zu beherrschen. Böse Zungen mögen behaupten, dass recht viel mehr bei der deutschen Panzertruppe eh nicht rumgekommen ist. Aber egal.
Das Zusammenhalten und Wirken als Einheit kann dabei in der verbleibenden Zeit auch mit Ersatzfahrzeugen erhalten werden. Das ist nicht schön, aber auch nicht neu und allemal ausreichend gegenüber dem, was nach dem Krieg im Osten noch übrig sein wird. (Übrigens: Es ist auch nicht ganz abwegig, dass man zumindest mittelbar nach dem Krieg die meistens Panzer aus der Ukraine auch wieder zurückbekommen könnte, wenn man es unbedingt wollte).
Die Bundeswehr verfügt aktuell über 16 Panzerkompanien, dass entspricht einem Bedarf von 224 Kampfpanzern. Wie viele Leopard das Heer gerade heute hat ist ein Thema für sich, aber man könnte meines Erachtens ohne weiteres die Fahrzeuge für ein bis zwei Bataillone aus dieser Struktur herauslösen, ohne dass der Laden ausbildungsmäßig kollabiert.
Das wären dann auch schon durchaus relevante Zahlen für den Krieg in den Ukraine. Die Speerspitze die bei der Kharkiv-Offensive den operativen Durchbruch erzielte hatte dem Vernehmen nach deutlich weniger Kampfpanzer.
Wobei das eh ein Aspekt ist, der mir viel zu kurz kommt. Der Krieg dort ist ein Kampf Not gegen Elend und beide Seiten verfügen nicht (mehr) über die nötigen Ressourcen, um den Kampf so zu führen wie es Frontverlauf und Kriegsgeschehen nahelegen würden. Da könnten schon relativ wenige einsatzbereite Kampfpanzer mit motivierten Besatzungen im Schwerpunkt gewaltige, ja völlig überhöhte, geradezu groteske Wirkung entfalten.
Ich darf da nochmal daran erinnern, dass bei der Kharkiv-Offensive nicht nur wesentliche Elemente der 1. Garde-Panzerarmee schlicht überrannt, sondern auch Teile des zur Verstärkung herangeführten, gerade erst aufgestellten 3. Armeekorps geschlagen wurden – von Einheiten die in weiten Teilen bestenfalls als leichte motorisierte Infanterie zu kategorisieren sind. Übersetzt: Die Russen waren dort derart abgekämpft, demoralisiert und verwahrlost, das einzelne Panzerkompanien im Schwerpunkt genügten um Divisionen in die Flucht zu schlagen. Und das ist der Zustand nach 6 Monaten Krieg. Wie sieht das im Frühjahr aus, nach Biwak im ukrainischen Winter? Jeder Panzer zählt.
Ansonsten Zustimmung.
Zitat:Das reißt dennoch mit den 5 Jahren eine Lücke die in der praktischen Realität eben nicht problem- und risikolos wieder aufgefüllt werden kann, und zwar nicht primär wegen des theoretisch nachführbaren Materials, sondern weil damit die Ausbildung und die Weitergabe des Könnens in den Einheiten drastisch gestört bzw. unterbrochen wird.
Dieses Argument wird ja so auch gerne von dem ein oder anderen halbprominienten Ex-General aus Bundeswehrbeständen vertreten. Mich hat das nicht überzeugt. Schlicht weil in der Not die reine Ausbildung zum bloßen Fähigkeitenerhalt auch mit weniger und streckenweise gar keinem Material möglich ist. Natürlich müsste man den Betriebsablauf im erheblichen Umfang auf den Kopf stellen (was in der Bundeswehr ein spezielles Problem sein mag), aber mir kann keiner erzählen, dass mit der Ausstattung eines Panzerbataillons nicht auf Jahressicht nicht insgesamt drei Bataillone darauf ausbilden kann. Da muss halt schlicht rotiert werden. Das Personal, nicht das Material. Das sind 4 Monate zur Ausbildung direkt am Gerät, sagen wir 3 Monate tatsächliche Übung, das kann allemal reichen um die Bedienung des Fahrzeugs zu beherrschen. Böse Zungen mögen behaupten, dass recht viel mehr bei der deutschen Panzertruppe eh nicht rumgekommen ist. Aber egal.
Das Zusammenhalten und Wirken als Einheit kann dabei in der verbleibenden Zeit auch mit Ersatzfahrzeugen erhalten werden. Das ist nicht schön, aber auch nicht neu und allemal ausreichend gegenüber dem, was nach dem Krieg im Osten noch übrig sein wird. (Übrigens: Es ist auch nicht ganz abwegig, dass man zumindest mittelbar nach dem Krieg die meistens Panzer aus der Ukraine auch wieder zurückbekommen könnte, wenn man es unbedingt wollte).
Die Bundeswehr verfügt aktuell über 16 Panzerkompanien, dass entspricht einem Bedarf von 224 Kampfpanzern. Wie viele Leopard das Heer gerade heute hat ist ein Thema für sich, aber man könnte meines Erachtens ohne weiteres die Fahrzeuge für ein bis zwei Bataillone aus dieser Struktur herauslösen, ohne dass der Laden ausbildungsmäßig kollabiert.
Das wären dann auch schon durchaus relevante Zahlen für den Krieg in den Ukraine. Die Speerspitze die bei der Kharkiv-Offensive den operativen Durchbruch erzielte hatte dem Vernehmen nach deutlich weniger Kampfpanzer.
Wobei das eh ein Aspekt ist, der mir viel zu kurz kommt. Der Krieg dort ist ein Kampf Not gegen Elend und beide Seiten verfügen nicht (mehr) über die nötigen Ressourcen, um den Kampf so zu führen wie es Frontverlauf und Kriegsgeschehen nahelegen würden. Da könnten schon relativ wenige einsatzbereite Kampfpanzer mit motivierten Besatzungen im Schwerpunkt gewaltige, ja völlig überhöhte, geradezu groteske Wirkung entfalten.
Ich darf da nochmal daran erinnern, dass bei der Kharkiv-Offensive nicht nur wesentliche Elemente der 1. Garde-Panzerarmee schlicht überrannt, sondern auch Teile des zur Verstärkung herangeführten, gerade erst aufgestellten 3. Armeekorps geschlagen wurden – von Einheiten die in weiten Teilen bestenfalls als leichte motorisierte Infanterie zu kategorisieren sind. Übersetzt: Die Russen waren dort derart abgekämpft, demoralisiert und verwahrlost, das einzelne Panzerkompanien im Schwerpunkt genügten um Divisionen in die Flucht zu schlagen. Und das ist der Zustand nach 6 Monaten Krieg. Wie sieht das im Frühjahr aus, nach Biwak im ukrainischen Winter? Jeder Panzer zählt.
Ansonsten Zustimmung.