Haiti
#76
Es gibt keinen Diktatoren mit Interesse an geordneten Verhältnissen um ihrer selbst willen haben. Das gab es nie und wird es nie geben.
Die einzige reale Möglichkeit ist eine Bottom-up-Entwicklung. Dass das faktische Machtvakuum nach und nach von Gemeinschaften auf unterster Ebene ausgefüllt und nach oben wieder aufgebaut wird. Aber das ist auch unwahrscheinlich, da es genug Gruppen gibt, die dies von außen verhindern werden, weil sie eigene interessen haben und mächtiger sind als diese gesellschaftlichen Keimzellen.
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#77
Samun schrieb:Es gibt keinen Diktatoren mit Interesse an geordneten Verhältnissen um ihrer selbst willen haben. Das gab es nie und wird es nie geben.

Was heißt um ihrer selbst willen? Natürlich stecken da Interesse hinter, aber das würde für die Haitianer keinen Unterschied machen.
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#78
Zitat:USA machten Stimmung gegen Mindestlohn in Haiti

Diplomaten im Dienste der Wirtschaft: Textilarbeiter in Haiti sollten einen Mindestlohn von fünf Dollar pro Tag erhalten. Doch daraus wurde nichts. Wie aus geheimen Botschaftdepeschen hervorgeht, übten die USA massiven Druck auf die Politik des Inselstaats aus. Denn er ist für Firmen ein Billiglohn-Paradies.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziale...81,00.html
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#79
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/haiti1070.html">http://www.tagesschau.de/ausland/haiti1070.html</a><!-- m -->
Zitat:UN-Mission steht vor Verlängerung
Blauhelm-Einsatz gegen den Willen der Haitianer?

Seit 2004 sollen UN-Soldaten auf Haiti für Sicherheit und Stabilität sorgen - doch die Lage in dem krisengeschüttelten Land ist alles andere als stabil. Die Stimmung im Land richtet sich immer stärker gegen die Blauhelme, deren Mandat jetzt zur Verlängerung ansteht. Präsident Martelly ist im Zwiespalt.
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Stand: 03.10.2011 13:53 Uhr
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#80
Zitat:INFEKTIONSKRANKHEITEN

6500 Choleratote in Haiti

Berlin - Die Zahl der Choleratoten in Haiti steigt weiter. Nach dem jüngsten Bericht des Gesundheitsministeriums in der Hauptstadt Port-au-Prince sind bis zum 25. September dieses Jahres 6477 Menschen an der Infektionskrankheit gestorben, jeden Tag kommen im Schnitt drei weitere hinzu. Infiziert haben sich seit dem Ausbruch der Seuche im Oktober des vergangenen Jahres fast 460.000 Menschen. Immer noch werden jeden Tag rund 400 neue Fälle registriert.

Erschwert wird die Lage auch dadurch, dass Haiti immer noch keine handlungsfähige Regierung hat. Dem neuen Präsidenten Michel Martelly ist es bisher nicht gelungen, einen Regierungschef einzusetzen. Das von der Opposition dominierte Parlament hat die bisher vorgeschlagenen Kandidaten des seit Mai amtierenden Präsidenten abgelehnt. Derzeit streiten sich die Parteien über den dritten Kandidaten Martellys, den UN-Funktionär Gary Conille.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.apotheke-adhoc.de/Nachrichten/Panorama/16932.html">http://www.apotheke-adhoc.de/Nachrichte ... 16932.html</a><!-- m -->

Schneemann.
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#81
Gestern wurde in der Nachrichtensendung Logo auf KIKA berichtet, das der Schulbesuch nun Kostenlos ist und dank der Hilfen der Internationalen Staatengemeinschaft können nun mehr Kinder die Schule besuchen, als vor dem Erdbeben und zudem bekommen die Kinder in der Schule auch Essen und dies entlastet dadurch die Familien und deren Sorgen enorm.
Das ist doch mal ein sehr positives Signal, welches auch für die Zukunft gute Impulse geben wird(Senkung der Analphabetenqote).
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#82
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/haiti1116.html">http://www.tagesschau.de/ausland/haiti1116.html</a><!-- m -->
Zitat:Vier Jahre nach dem Erdbeben in Haiti

Dauerproblem Cholera - durch die UN?


Vier Jahre nach dem Erdbeben in Haiti hat die Regierung Fortschritte beim Wiederaufbau gemeldet. Noch immer kämpft sie aber gegen die Cholera, an der fast 600.000 Menschen erkrankten. Experten machen die UN mitverantwortlich.
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Stand: 11.01.2014 02:37 Uhr
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#83
Zitat:Haiti

Präsident Moïse von Unbekannten erschossen

Er wurde nachts im eigenen Haus erschossen: Unbekannte Angreifer haben den haitianischen Präsidenten Moïse ermordet. Das teilte die Regierung mit. Interims-Ministerpräsident Joseph sprach von einem "barbarischen Akt".

Haitis Präsident Jovenel Moïse ist nach Angaben der Regierung ermordet worden. Eine Gruppe bislang unbekannter Angreifer habe in der Nacht die Privatresidenz des Präsidenten in der Hauptstadt Port-au-Prince überfallen und Moïse erschossen, teilte Interims-Ministerpräsident Claude Joseph mit. Er sprach von einem "inhumanen und barbarischen Akt".

Auch Moïses Frau wurde bei dem Angriff demnach verletzt. Sie wurde in ein Krankenhaus gebracht. Joseph erklärte, er habe nun die Verantwortung für die Führung des Landes. Er rief die Bevölkerung zur Ruhe auf und kündigte an, Polizei und Armee würden für die Einhaltung der öffentlichen Ordnung sorgen. […]

Kritiker werfen Moïse Korruption und enge Verbindungen zu kriminellen Banden vor. Immer wieder kommt es zu Demonstrationen gegen seine Regierung und die schlechte Sicherheitslage auf der Karibikinsel. Vor seinem Tod hatte er Haiti per Dekret regiert, nachdem eine Parlamentswahl unter anderem wegen der Proteste gegen ihn verschoben worden war. Erst im Februar war nach Moïses Angaben ein Mordanschlag auf ihn und ein anschließender Staatsstreich verhindert worden.

Haiti gilt als eines der ärmsten Länder weltweit - etwa 60 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze. Die Aktivitäten krimineller Banden sorgen für große Verunsicherung in der Bevölkerung.
https://www.tagesschau.de/ausland/amerik...d-101.html

Schneemann.
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#84
Zitat:Haiti

Tote und Festnahmen nach Präsidentenmord

Nach der Ermordung des haitianischen Präsidenten Moïse sind vier Tatverdächtige getötet und zwei weitere festgenommen worden. Noch immer sind viele der Hintergründe der Tat unklar.

Die Polizei von Haiti hat nach eigenen Angaben vier mutmaßliche Mörder des Präsidenten Jovenel Moïse erschossen und zwei weitere festgenommen. Drei Polizisten, die als Geiseln genommen worden seien, seien am Abend (Ortszeit) befreit worden, teilte Polizeichef Léon Charles mit. […] Die Regierung des Karibikstaates rief jeweils 15 Tage Belagerungszustand und Staatstrauer aus. Außenminister Claude Joseph unterzeichnete beide Erlasse am Mittwoch als Übergangs-Premierminister. Der Belagerungszustand erlaubt es der Regierung unter anderem, das Militär für Polizeiaufgaben einzusetzen und Bürgerrechte einzuschränken. […]

Helfer berichten von willkürlicher Gewalt

Seit Wochen eskaliere die Gewalt in der Hauptstadt von Haiti, erklärt Annalisa Lombardo, Leiterin der Welthungerhilfe von Port-au-Prince. "Ganze Stadtteile stehen unter der bewaffneten Kontrolle von den kriminellen Banden", sagt sie. "Die Gewalt ist teilweise willkürlich. Erst letzte Woche haben sie einfach auf Menschen auf der Straße geschossen, in dieser Nacht wurden auch zwei Journalisten getötet."
https://www.tagesschau.de/ausland/amerik...e-103.html

Gut möglich, dass sich bald ein Militärputsch ereignet bzw. dass sich im Rahmen des Notstandes ein neuer Baby Doc den Weg nach oben freischießt...

Schneemann.
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#85
Haiti rutscht immer mehr in die totale Rechtlosigkeit und ins Chaos ab. Nicht nur kontrollieren Banden faktisch Teile des Landes, sondern es ist auch die Cholera wieder ausgebrochen. Und es könnte sein, dass bald nach einer Intervention gerufen wird...
Zitat:MAGEN-DARM-INFEKTION

Cholera breitet sich in Haiti aus

Erstmals seit drei Jahren wurden in Haiti wieder Fälle von Cholera entdeckt. Es droht eine Epidemie. [...] In dieser Woche ist mindestens eine Person an den Folgen von Cholera ge­storben, wie die örtlichen Behörden mitteilen. Zahlreiche Personen seien mit Symptomen in Krankenhäuser gebracht worden. Mehrere Verdachts- und Todesfälle werden untersucht. [...]

Die Situation ist besonders brisant, weil gewalttätige Banden mehrere Teile des Landes und der Hauptstadt unter ihrer Kontrolle halten und die humanitäre Hilfe behindern. Über Wochen hielten Banden auch den Zugang zu wichtigen Einrichtungen der Wasserversorgung blockiert und zwangen Unternehmen und selbst Krankenhäuser dazu, ihre Arbeitszeiten zu reduzieren. [...] Tanklaster mit Trinkwasser werden nicht in alle Stadtteile vorgelassen. Das erschwert die Bekämpfung von Cholera, denn die Krankheit verbreitet sich vor allem, wenn Menschen kontaminierte Lebensmittel oder kontaminiertes Wasser zu sich ­nehmen. Die Krankheit ist sehr virulent und kann ohne Behandlung innerhalb von Stunden zum Tod führen. Laut „Miami Herald“ wird die haitianische Regierung die internationale Gemeinschaft um militärische Hilfe bitten.
https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft...70633.html

Schneemann
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#86
Wie gestern schon erwähnt...
Zitat:KARIBIK

UN-Generalsekretär will Eingreiftruppe für Haiti

Um die Sicherheit ist es in Haiti schlecht bestellt, ebenso um die Gesundheits- und Versorgungslage. Banden terrorisieren die Hauptstadt. UN-Generalsekretär António Guterres fordert eine internationale Eingreiftruppe.

Angesichts der sich dramatisch verschlechternden Sicherheitslage in Haiti hat UN-Generalsekretär António Guterres die sofortige Entsendung einer bewaffneten Spezialtruppe in das Land gefordert. "Ein oder mehrere Mitgliedstaaten könnten auf Einladung und in Zusammenarbeit mit der haitianischen Regierung bilateral tätig werden und so dringend eine schnelle Eingreiftruppe zur Unterstützung der haitianischen Polizei entsenden", schrieb Guterres am Samstag in einem internen Brief an den UN-Sicherheitsrat, der jetzt bekannt wurde. [...]

Bandenkämpfe im Großraum von Port-au-Prince

Seit mehr als einem Jahr anhaltende Bandenkämpfe im Großraum von Port-au-Prince haben die ohnehin schwierige Sicherheitslage verschlechtert und die Hauptstadt teilweise gelähmt. Immer wieder blockieren Banditen den Zugang zum Varreu-Hafen in Port-au-Prince, was zu Treibstoffknappheit führt.
https://www.dw.com/de/un-generalsekret%C...a-63387876

Schneemann
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#87
Zitat:Haiti’s Crisis Escalates

The country’s unelected leader has approved a call for a foreign military intervention. Such incursions have a fraught history. [...]

After weeks of escalating gang violence and the resurgence of cholera in the country, Haiti’s unelected prime minister, Ariel Henry, and several of his officials last Friday authorized a request for a foreign military intervention. U.S. and U.N. officials said they were considering Henry’s request.

Henry has been in power since July 2021, when former Haitian President Jovenel Moïse was assassinated. Moïse had tapped Henry as prime minister shortly before his killing but had not yet sworn him in. Foreign powers including the United States backed Henry over a challenger and have subsequently supported him; there is no caretaker president serving alongside Henry. [...] Henry’s call for a foreign “specialized armed force” said it aimed to stop the “criminal actions of armed gangs” and a “complete asphyxiation of the national economy,” according to The Associated Press. On Sunday, U.N. Secretary-General António Guterres asked the Security Council to consider the request, suggesting a rapid-action response force from one or more countries rather than a U.N. peacekeeping mission. On Wednesday, U.S. diplomats and military officials traveled to Haiti for emergency meetings, and a U.S. Coast Guard ship sailed to a location off the country’s coast to show “resolve,” the Biden administration said.
https://foreignpolicy.com/2022/10/14/hai...test062921

Schneemann
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#88
Zitat:Gewalt in Haiti

Mob tötet mehr als zehn mutmaßliche Bandenmitglieder in Port-au-Prince

Haiti leidet unter der Gewalt von kriminellen Banden. Nun hat eine Menschenmenge in der Hauptstadt Port-au-Prince mutmaßliche Gang-Mitglieder gelyncht. Laut Uno gleicht die Sicherheitslage der in einem Kriegsland. [...]

Einsatzkräfte hatten demnach am Montag im Stadtteil Canapé Vert einen Minibus mit bewaffneten Männern angehalten und Waffen, Patronen und Mobiltelefone beschlagnahmt. Anschließend hätten Passanten die Männer aus dem Kleinbus angegriffen. Die Polizei machte weder Angaben zur genauen Opferzahl, noch darüber, wieso die Einsatzkräfte die mutmaßlichen Gang-Mitglieder nicht schützen konnte. Auf Fotos waren auf den Straßen liegende verbrannte Leichen zu sehen. Augenzeugen zufolge wurden einige mutmaßliche Bandenmitglieder gesteinigt. [...]

Die Vereinten Nationen veröffentlichten unterdessen einen Bericht, in dem die Zunahme von Morden und Entführungen in Haiti hervorgehoben wird. Bewaffnete Banden konkurrieren demnach weiterhin darum, »ihre territoriale Kontrolle im Großraum Port-au-Prince auszuweiten«. Die Gewalt breite sich dadurch auch in bisher nicht betroffene Stadtviertel aus, hieß es. [...]

Laut Uno wurden im Stadtteil Cité Soleil allein zwischen dem 14. und 19. April bei Kämpfen zwischen Banden fast 70 Menschen getötet. Die Gewalt schränkt demnach auch die Bewegungsfreiheit der Menschen und den Warenverkehr ein. Viele Schulen und Gesundheitseinrichtungen wurden geschlossen.
https://www.spiegel.de/panorama/justiz/h...ec0cf1b888

Schneemann
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#89
Die UN-Mission zur Stabilisierung des faktisch in die völlige Rechtlosigkeit bzw. in Richtung eines failed state abgeglittenen Haiti verzögert sich weiter. Einerseits gab es Kritik daran, dass ausgerechnet rund 1.000 kenianische Polizisten die Ordnung wieder herstellen sollten - und die Kenianer haben sich bei UN-Einsätzen innerhalb Afrikas nicht gerade mit Ruhm bekleckert (Schwarzmarkt, Korruption, Prostitution etc.) -, andererseits hat ein Gericht in Kenia die Sache vor ein paar Wochen ausgebremst. Mal abwarten, ob sich noch eine Lösung für dieses "karibische Somalia" findet...

Meldung vom 10.10.:
Zitat:Kenya Court Puts Haiti Deployment on Temporary Hold

NAIROBI, KENYA — A Kenyan court on Monday temporarily suspended a government plan to send police to Haiti on a U.N.-backed mission aiming to restore calm to the gang-infested Caribbean nation. The U.N. Security Council last week approved a Kenyan-led multinational security force for the troubled country, with Nairobi promising 1,000 police officers.

But a Nairobi court granted an interim injunction on Monday in a case brought by opposition politician Ekuru Aukot, who argued the deployment was unconstitutional as it was not backed by any law or treaty. [...]

Haiti, the Western Hemisphere's poorest nation, has been in turmoil for years, with armed gangs taking over parts of the country and unleashing brutal violence, and the economy and public health system also in tatters. Details of Kenya's deployment are still not finalized, with parliament yet to approve the move as required by law. [...]

The mission will also aim to create conditions to hold elections, which have not taken place in Haiti since 2016. Kenya's involvement has been criticized at home, with many questioning the wisdom of such a risky mission. Rights watchdogs also say Kenyan police have a history of using sometimes lethal force against civilians, and that they pose an unacceptable risk in Haiti where foreign troops have committed abuses in past interventions.
https://www.voanews.com/a/kenya-court-pu...04179.html

Schneemann
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#90
BANDENKRIEG IN HAITI
Raids (französisch)
[Bild: https://raids.fr/wp-content/uploads/2023...wn-19.jpeg]
Die "G9 und die Familie" ist die mächtigste haitianische kriminelle Vereinigung in Port-au-Prince. Sie vereint neun Gangs aus der haitianischen Hauptstadt. Sie wurde im Juni 2020 von dem ehemaligen Polizisten Jimmy Chérizier alias "Barbecue" gegründet und hat es den ihr angehörenden Gangs ermöglicht, ihre Territorien auszuweiten, und den Politikern ein nützliches Werkzeug zur Unterdrückung ihrer Gegner an die Hand gegeben.
[Bild: https://raids.fr/wp-content/uploads/2023...nown-5.gif]
Territorien der Banden in Port-au-Prince (Schätzung vom Oktober 2022).

Diese ehemals mit dem haitianischen Präsidenten Jovenel Moïse, der am 7. Juli 2021 ermordet wurde(1), und seiner regierenden Partei Haitian Tèt Kale (PHTK) verbundene Koalition sicherte Wählerstimmen und beruhigte soziale Unruhen in den von ihr kontrollierten Stadtteilen. Heute hat sie Probleme mit einer Reihe von Todesfällen einiger ihrer "Bosse" und einer Konfrontation mit einer anderen Bandenkoalition, der G-Pèp, die im Slum "Cité Soleil" (siehe Karte oben) stark verankert ist.

Bisher ist die G9 ein lokaler krimineller Akteur, der nicht mit transnationalen kriminellen Aktivitäten wie dem Drogenhandel in Verbindung steht.

Das liegt daran, dass sich die Bandenmitglieder auf die nationale Politik konzentrieren, aber auch daran, dass jede Gruppe finanziell unabhängig von der Koalition bleibt, was kriminelle Investitionen im großen Stil einschränkt. Ihre Haupteinnahmequelle ist die Schutzgelderpressung. Dies hat viele Formen, die von reiner Raubgier bis hin zur kriminellen Herrschaft über bestimmte Gebiete reichen.

Auf der einen Seite werden "Schutzzahlungen" von lokalen Unternehmen, Straßenhändlern und Fahrern öffentlicher Verkehrsmittel verlangt, hinzu kommen Entführungen gegen Lösegeld von Reichen und Armen.

Auf der anderen Seite haben die G9 die Übernahme öffentlicher Dienstleistungen wie Strom- und Wasserversorgung gegen Bezahlung erleichtert.

Der regionale Waffenhandel könnte ebenfalls eine der aufkommenden kriminellen Aktivitäten der G9 sein, auch wenn es nicht genügend Beweise gibt, um dies mit Sicherheit sagen zu können. Es ist möglich, dass die Föderation ihre Regierungskontakte nutzt, um ständig mit Kleinwaffen und Munition versorgt zu bleiben, da ihre Männer nach wie vor besser ausgerüstet sind als die Polizeikräfte. Es ist wahrscheinlich, dass sie Waffen an kleine Banden innerhalb ihres kriminellen Netzwerks verkauft.

Noch weiter gefasst gibt es mutmaßlich politische Verbindungen zu Polizisten und Regierungsvertretern in der Regierung Moïse. Die Immunität ihrer Mitglieder war die Regel, da nur sehr wenige Verdächtige festgenommen wurden. Diese Verbindungen wurden auch nach der Ermordung des Präsidenten nicht unterbrochen.

Schließlich wurde auf nationaler Ebene berichtet, dass die G9 die Zusammenarbeit mit kriminellen Organisationen außerhalb von Port-au-Prince anstrebt, um ihren Einfluss im ganzen Land auszuweiten. Bereits jetzt unterhält die G9 Beziehungen zu elf anderen kriminellen Organisationen, die manchmal den Namen "G20" tragen.

Zu den potenziellen Kandidaten für eine solche Partnerschaft gehören die "Gang 400 Mawozo" aus der Gemeinde Ganthier in Zentralhaiti und die "Gang Savien" aus dem nördlichen Departement Artibonite.

Mit mehr als 150 aktiven Gangs im Land hat die G9 jedoch auch Gegner, die ihre Vormachtstellung anfechten.

So wurde "Black Alex Mana", der Anführer der Belekou-Gang, die der G9 angehört, am 21. November von einem anderen Gangmitglied erschossen, kaum eine Woche nachdem er die Führung der Gang übernommen hatte.

Er war der Nachfolger von Isca Andrice alias "Iska", langjähriger Anführer der Belekou-Gang und Mitbegründer der G9. Er starb am 10. November durch eine Schussverletzung, doch über die Umstände seines Todes wurde nichts bekannt. Iska galt als militärischer Anführer der G9, während Jimmy Chérizier "Barbecue" das politische Gesicht der Gruppe war.

Am 15. November führte die haitianische Nationalpolizei eine groß angelegte Rettungsaktion im Krankenhauszentrum Fontaine im Slum von Port-au-Prince "Cité Soleil" durch. Eine schwer bewaffnete Bande hatte das Krankenhaus umzingelt.
[Bild: https://raids.fr/wp-content/uploads/2023...n-1-9.jpeg]
Der Gründer des Krankenhauses, José Ulysse, erklärte, dass Mitglieder der "Brooklyn Gang" unter dem Kommando von Jean-Pierre Gabriel alias "Ti-Gabriel", dem Chef der anderen großen kriminellen Allianz des Landes, der G-Pèp, tatsächlich die Kontrolle über das umliegende Gebiet, traditionell ein G9-Gebiet, übernommen hatten.

[Bild: https://raids.fr/wp-content/uploads/2023...n-2-9.jpeg]
Der Angriff erfolgte trotz eines Waffenstillstands, der im Juli von den wichtigsten Anführern der G9, "Iska" und "Barbecue", auf der einen Seite und der G-Pèp, Ti-Gabriel und Mathias Saintil, auf der anderen Seite unterzeichnet worden war.

Der Angriff auf das Fontaine-Krankenhaus war die erste Aktion gegen die Hochburgen der G9 seit dem Tod von Iska, der selbst für die Belagerung der von Ti-Gabriel regierten Enklave "Cité Soleil" verantwortlich war. Die Blockade schränkte den Zugang der G-Pèp zu den Hauptstraßen ein, die die Hauptstadt mit anderen Teilen des Landes verbanden.

Die Gebiete um das Krankenhaus, darunter Belekou, das Gebiet von Iska, bieten Zugang zu wichtigen Infrastrukturen wie dem Varreux-Terminal, dem größten Ölhafen des Landes. Dieses Gebiet war bereits Schauplatz früherer Kämpfe und bietet der Gruppe, die es kontrolliert, wertvolle Finanzmittel aus Schutzgelderpressungen.
[Bild: https://raids.fr/wp-content/uploads/2023...n-3-9.jpeg]
Laut ReliefWeb, dem Informationsdienst des Büros der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten, forderte die Gewalt in Cité Soleil Ende November mehr als 170 Todesopfer und vertrieb mehr als 1.000 Menschen.

Offensichtlich versucht die G-Pèp, die Verwirrung innerhalb der G9-Führung nach dem Tod einiger ihrer wichtigsten Kader auszunutzen, um sich als dominierende kriminelle Allianz zu etablieren.

Seine Mitglieder haben auch Offensiven in verschiedenen Stadtteilen von Port-au-Prince durchgeführt, insbesondere in Bel-Air und Village de Dieu im Norden bzw. Süden der Hauptstadt.
[Bild: https://raids.fr/wp-content/uploads/2023...n-4-9.jpeg]
Abgesehen von der allgemeinen Unsicherheit, die in Haiti aufgrund der Macht der Gangs und der Schwäche der politischen Klasse aufgrund der weit verbreiteten Korruption herrscht, ist die Bevölkerung Naturkatastrophen großen Ausmaßes ausgesetzt. Tatsächlich sind sie dem Risiko von Hurrikanen, Überschwemmungen, Erdbeben und Dürre ausgesetzt...



1. Siehe: "Haiti: Wer steckt hinter der Ermordung von Präsident Jovenel Moïse?" vom 12. Juli 2021.
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