Überlebenstechniken (Survival)
#46
Wenn man sich das heutige sogenannte militärische Survival ansieht, dann ist sehr auffällig wie weitgehend dieses von den US Streitkräften und deren spezifischen Vorstellungen von Survival geprägt ist, allein schon der Begriff stammt ja daher und ist im Endeffekt über entsprechende Überlebenstrainings der US Luftwaffe erstmals in Deutschland bekannt geworden.

Das sogenannte Survival-Training der US Streitkräfte wiederum entstand meiner Kenntnis nach in seinem Ursprung zur heutigen Form im Zweiten Weltkrieg und war damals vor allem der Versuch die Truppen auf die vielen geographisch und klimatisch höchst unterschiedlichen Kampfgebiete weltweit vorzubereiten, welche sich ja teilweise sehr weitgehend von der Heimat der jeweiligen Soldaten unterschieden. Entsprechend könnte man sagen, dass Survival im heutigen Sinne ein Erbe des Zweiten Weltkriegs ist.

Keine klaren linearen Fronten mehr über ganze Landstriche hinweg, immer kleinere Kampfgruppen und Untereinheiten, die immer unabhängiger voneinander operierten, die stetige Fortführung und Weiterentwicklung der Sturmtruppen-Taktiken des Ersten Weltkriegs, das Primat der Infanterietaktik in der Zwischenkriegszeit mit seinem besonderen Schwerpunkt der Infiltration und die Größe des Kriegsraum und die räumlich immensen Verschiebungen von Fronten und beherrschten Gebieten in kurzer Zeit führten bei allen Armeen zu den gleichen neuen Anforderungen an die Fähigkeiten der Soldaten.

Zugleich war der Zweite Weltkrieg der erste, indem eine Vielzahl von Soldaten aus Städten, Industriegebieten usw. kämpften, welche eben nicht mehr wie es früher überall der Fall gewesen war einfach von selbst aufgrund ihrer ländlichen Herkunft entsprechende Fähigkeiten mitbrachten. Dazu noch der zivilisatorische und technologische Umbruch, der auch bei der ländlichen Bevölkerung in den entwickelten Industriestaaten Fähigkeiten verloren gehen ließ, die man früher einfach überall vorfand und die entsprechend von den Rekruten bereits zur Armee mitgebracht wurden.

Entsprechend brachte auch die Wehrmacht entsprechende Schriften für das Überleben im Winter oder in der Wüste heraus, oder beschaffte die deutsche Luftwaffe spezielle Macheten als Überlebensausrüstung für Piloten. Oder verfasste die kaiserlich japanische Armee Handbücher für das Überleben im Dschungel. Am wenigsten solche Schriften und Überlegungen gab es in der Roten Armee, und noch weniger oder gar keine in Ländern in denen die früheren archaischeren Strukturen noch vorhanden waren, beispielsweise in Finnland.

Dazu trat aber speziell bei solchen Beispielen noch der Umstand, dass diese Länder eben nicht wie schon beschrieben in sehr unterschiedlichen Gebieten kämpfen mussten, sondern die Soldaten in einer Umgebung kämpften, in welcher sie ansonsten auch sonst ihr Leben zubrachten. Entsprechend gab es keine Survival-Ausbildung für finnische Soldaten, da finnische Waldbauern und Jäger die entsprechenden Fähigkeiten für ihren geographischen Raum einfach ohnehin mitbrachten.

Survival im heutigen Sinne ist also das Produkt von deutlichen Veränderungen in der Lebensweise der Menschen, der menschlichen Zivilisation an sich und vor allem auch der Ausweitung des Kriegsraumes über sehr große und sehr unterschiedliche Gebiete aufgrund der technologischen Möglichkeiten welche früher so ja nie gegeben waren und damit ein Ausfluss der Veränderungen im 20 Jahrhundert, insbesondere aber des Zweiten Weltkrieges.

Wenn man sich nun die Unterschiede zwischen dem heute sehr weitgehend von den US Streitkräften beeinflussten Survival und dem ansieht, was andere Streitkräfte für Schriften in Umlauf brachten, so fällt überall eine gewisse Künstlichkeit auf. Diese Fähigkeiten und Techniken welche da vermittelt wurden und werden, wurden eben am Reißbrett in Planungsstäben, von oben her, künstlich und unter Nicht-Einbeziehung derjenigen welche tatsächlich über solche Kenntnisse verfügten entworfen und über die militärische Ausbildung verbreitet. Man vernachlässigte also das eigene durch Jahrhunderte erlangte Wissen welches Naturvölker, einfache Landbevölkerung etc mitbrachten erstaunlich weitgehend und schuf stattdessen eine Art Mixed Martial Arts des Überlebens von der aus sich dann erst das moderne Survival mühsam weiter entwickelt hat.

Natürlich wird es auch zunehmend besser, wird vieles durch Versuch- und Irrtum ausgemerzt, bringen Enthusiasten auch zunehmend Fähigkeiten von früher her ein, welche verloren waren und verschüttet wurden, aber all dessen ungeachtet ist Survival im heutigen Sinne ein Abriss der natürlichen und organischen Kulturfähigkeiten welche die Völker früher ganz von selbst einfach durch ihr Leben hatten und in die Armeen mitbrachten. Deshalb auch die Notwendigkeit einer solchen Ausbildung heute, und die Nicht-Notwendigkeit bzw. völlige Abwesenheit einer solchen Ausbildung früher.

Ranger Einheiten des Siebenjährigen Krieges in den USA mussten nach der Rekrutierung weder im Schießen ausgebildet werden, noch benötigten sie irgendwelche Ausbildung in „Survival“. Als hartgesottene Söhne von Grenzern und Waldläufern waren sie so wie sie da standen militärisch verwendbar, ihre Schießfertigkeiten absolut herausragend und sie konnten sich selbst versorgen und einfach aus dem Land heraus leben, ohne dass man dafür auch nur eine Stunde Ausbildung hätte aufwenden müssen. Das gleiche gilt für Jäger-Einheiten in den deutschen Staaten dieser Zeit, oder Gurkhas, oder was auch immer man hier aufführen will.

Selbst ganz normale französische „Linien-Infanterie“ rekrutierte sich ja primär aus der Landbevölkerung (weil diese den größten Teil der Bevölkerung stellte) und brachte damals bis auf die Schießfähigkeiten alles mit was auch nur irgendwie heute als Survival bezeichnet würde. Und noch viel mehr (die Befähigung schwere Lasten zu tragen, extrem hart zu arbeiten, mit schlechtem Essen und schlechtem Wasser lange auszukommen usw usf) Von den Fähigkeiten dieser Soldaten früherer Zeiten sind wir heute Lichtjahre entfernt!

Entsprechend sind heute ein paar Tage Biwak im Wald mit uferlos Ausrüstung bereits Survival und glaubt man, dass dies als Ausbildung auch nur ansatzweise für einen wirklich ernsthaften Krieg ausreichend sei. Was man stattdessen benötigen und fördern müsste wäre ein eigenes Fach Überlebenstechniken in den Schulen selbst, in denen entsprechende Kenntnisse über Jahre hinweg systematisch aufgebaut werden könnten, was niemals in einer kurzen militärischen Ausbildung wieder aufgeholt werden kann. Auch müsste man Organisationen wie beispielsweise die Pfadfinder u.a. stärken und ausbreiten und ironischerweise war genau dies ja eines der primären verdeckten Ziele der ursprünglichen Pfadfinder-Idee, entsprechende Kenntnisse wieder zu verbreiten und in der Jugend zu erhalten.

Diese Fähigkeiten systematisch in der Kindheit über die Schulen her zu trainieren (einschließlich des richtigen Verhaltens im Katastrophenfall, bei ABC Bedingungen usw usf) wäre von immensen militärischen und gesellschaftlichen Wert. Es würde die Kinder und Jugendlichen auch sonst wesentlich stärken und meiner Überzeugung nach zu freieren und selbstständigeren Bürgern machen. Da eben die heutigen Bedingungen sich so dermaßen von denen früherer Zeiten unterscheiden, und alles nur noch aufgrund des Bestehens ganz bestimmter Voraussetzungen funktioniert und aufrecht erhalten werden kann, wäre es für die Widerstandsfähigkeit der Gesellschaft auf allen Ebenen, von der einfachen physischen bis hin zur sozialkulturellen Ebene von erheblichem Wert die jungen Menschen auf eine solche Weise zusätzlich auszubilden und zu stärken.

Zugleich wäre dies auch ein erheblicher Ausgleich für die Internet- und soziale Medienwelt, welche die Köpfe der jungen Menschen verdreht und könnte eine Chance sein, auch in diesem sogenannten digitalen Zeitalter noch ein humanistisches und ganzheitliches Bildungsziel anzustreben. Beschließend bin ich auch der Ansicht, dass sich Kinder und Jugendliche durchaus für diese Art des Ausgleichs sehr leicht begeistern können, wenn man dies nur richtig aufziehen würde, gerade weil es ihren natürlichen Neigungen eher entspricht und daher mit dem Strom der Natur schwimmt, statt gegen ihn.

Insgesamt würde sich eine solche Investition rentieren, nicht zuletzt auch militärisch. Ist jede Art von Leben im Krieg doch auch eine solche Überlebenssituation, in welcher grundsätzlich sehr ähnliche oder sogar die gleichen Mechanismen wirken, insbesondere wenn der Krieg länger dauert und/oder besonders hart und zerstörerisch ausfällt. Und auch vom Zivilschutz her und der Leistungsfähigkeit der Gesellschaft in anderen Bereichen und gegenüber anderen Problemstellungen wäre hier meiner Überzeugung nach immens viel gewonnen.
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#47
Und um nicht immer nur Bundeswehr-Survival Filme zu kritisieren, die schlußendlich vor allem anderen nur die US Streitkräfte nachahmen, mal hier die Quelle für das meiste was man heute in der Bundeswehr diesbezüglich bestaunen kann, die US Army selbst. Man wird sofort die Parallelen erkennen und wie weitgehend einfach alles übernommen wurde, statt etwas eigenes völlig anderes selbst zu entwickeln:

https://www.youtube.com/watch?v=q7CGuy1y3Uk

US Army Survival Training Video: Field Crafts | Part 2

Exakt wie in den aktuellen BW Filmen geht es laut dem Film um das Überleben in feindlichem Gebiet, nachdem man aus welchen Gründen auch immer den Kontakt zu den eigenen Kräften verloren hat. Schon diese Annahme, dass dafür Survival gedacht ist sollte hinterfragt werden. Viel wesentlicher ist es eigentlich für das Leben im Feld, für das Überleben während man noch bei der eigenen Truppe ist, während man noch im Kampf ist. Vorausgesetzt dieser wird ernsthaft geführt und entspricht nicht der ritualisierten „Kriegsführung“, wie man sie in Afghanistan oder Mali erleben konnte. Aber nehmen wir mal die Eingangsprämisse, man ist also versprengt, und „hinter feindlichen Linien“ und will „in der Wildnis“ überleben, wobei diese – das Land selbst also – zum Feind wird, und aufgrund der Umweltbedingungen das Problem darstellt:

0:10 – der Soldat rennt quer durchs Unterholz. Mal abgesehen davon, dass er dadurch sehr schnell erschöpft, hinfallen oder umknicken oder sich anderweitig verletzen kann, erzeugt er mehr Spuren, hat eine höhere Signatur und kann selber weder wahrnehmen noch so gezielt schießen wie dies notwendig ist und dies selbst dann nicht, sollte er dafür stoppen, weil er bereits seinen Herzschlag zu weit hochgejagt hat. Wozu also rennen? Ist jemand unmittelbar hinter ihm?! Wird er direkt gejagt?! Und selbst wenn dem so wäre, ist es oft klüger sich zu verbergen um dann aus dem Hinterhalt auf die Verfolger zu wirken. Aber wie dem auch sei:

Die Parallelen zu gezeigten BW Filmen sollten hier besonders und sofort auffallen: auch bei den BW Filmen rennt man erst mal los. Genau wie in diesem alten (!) US Film.

0:29 ff Er rennt immer noch. Und ein zweiter noch dazu.Warum und wohin? Es gibt im dichten Wald kaum etwas was dümmer ist. Selbst die Trupps der SOG in Vietnam sind bei heftigstem Feindkontakt keineswegs lange durch den Dschungel gerannt.

0:57 ff und er rennt immer noch.

1:04 ff hier werden nun die grundlegenden Bereiche genannt: 1. First Aid, 2. Water, 3. Shelter, 4. Food, 5. Fire, 6. Signalling

Es wird aber nicht dazu erklärt was wirklich prioritär ist. Und so wie die rennen wird es wohl nach kurzer Zeit First Aid sein, aber mal ernsthaft: In einem ernsthaften Kontext ist das wichtigste Shelter – das inkludiert meiner Definition nach Tarnung und Versteck. Dem folgt Signalling – das inkludiert Funk und andere Methoden mit den eigenen Kräften wieder in Kontakt zu kommen, dem folgend Erste Hilfe, dem folgend Wasser, dem folgend Nahrung und Feuer ist am unwichtigsten von allen mit Abstand. Die Reihenfolge wäre daher bei einer Gliederung in die genannten Bereiche wie folgt: 1. Shelter (inklusive Tarnung), 2. Signalling (inklusive Funk etc), 3. First Aid, 4. Water, 5. Food, 6. Fire

Der Sprecher meint noch dazu bei 1:08 ff, dass die Priorität der jeweiligen Bereiche von den Umständen abhängt. Das sehe ich nicht so. Im genannten militärischen Kontext ist die Reihenfolge in fast allen Fällen recht eindeutig und ergibt sich aus den speziellen Anforderungen in diesem Bereich.

1:21 ff Sobald man realisiert, dass man in einer Survival-Situation ist: dann STOP. Das ist im Prinzip ein guter Ratschlag. Aufhören zu rennen und stattdessen erstmal zur Ruhe kommen, innerlich wie äußerlich.

1:25 ff Make a Survival Plan. Im Prinzip gefällt mir hier, dass alle drei zusammen gemeinsam überlegen und die Sache durchdenken. Auch dass sie dabei am Boden liegen ist im Prinzip gut. Es spart Energie, erholt den Körper und senkt die Signatur etc etc Statt einem der nun bestimmt, sollte man gemeinsam überlegen was getan werden kann. Selbst wenn man allein ist, ist hinlegen und erst mal planen eine gute Idee.

1:36 ff – dann soll man den Plan jeweils anpassen. Auch dem kann man zustimmen, es wird fortwährend notwendig sein Dinge zu ändern und Anpassungsfähigkeit ist der Kern jedweden Überlebens an sich.

1:53 ff Avoding enemy detection is priority. - Nichts hinzuzufügen, und gerade deshalb ist Shelter in einem weiteren Sinne der wichtigste Bereich

2:28 ff man kann dehydriert sein ohne es zu merken. Eine gute Anmerkung, selbst bei kühlem oder kalten Wetter kann Dehydrierung sehr stark das Denken beeinträchtigen. Daher sollte ein solcher Plan wie er genannt wurde festlegen, dass alle regelmässig trinken und dies von der Gruppe auch für die durchgesetzt wird die nicht trinken wollen weil sie im Moment keinen Durst spüren etc.

2:53 ff Look for Water when moving at night. - Äh...Nein. Mal abgesehen davon dass Bewegung in der Nacht heute keinerlei Vorteile mehr hat, sondern ganz im Gegenteil nur noch Nachteile, macht es erst recht keinen Sinn Nachts Wasser zu schöpfen. Man kann dann erst recht nicht erkennen ob eine Wasserquelle problematisch ist oder nicht. Nachts sitzt man im Versteck, es macht überhaupt keinen Sinn sich Nachts zu bewegen (Verletzungsrisiko, erhöhte Wahrscheinlichkeit der Aufklärung per Thermalsicht, höhere Geräuschsignatur, verschlechterte eigene Wahrnehmung usw usf)

3:15 ff Transpiration Bags = Dunstbeutel am Baum – Plastiktüten über Zweige verschlossen sammeln das von den Blättern abgegeben Wasser. Diese Technik ist in sehr vielen Gebieten völlig unzureichend, sie erzeugt einfach zu wenig Wasser. Man benötigt zudem eine Menge Plastikbeutel / planen und man erzeugt damit natürlich eine auffällige Signatur. Das erwähnen sie immerhin bei 3:21 ff Insgesamt halte ich diese Methode im genannten Kontext für eine unsinnige Spielerei. Es gibt zwar Gegenden, in denen man damit genug Wasser ausreichend schnell gewinnen kann, aber gerade in dort gibt es fast immer auch andere Wasserquellen. Und in vielen Gegenden kommt damit gar nicht so viel zusammen wie man meint. Nutzen und erhöhtes Entdeckungsrisiko stehen hier also in keinem sinnvollen Zusammenhang.

4:27 ff Vegetation Bags = Dunstbeutel am Boden mit abgetrennter Vegetation– ist schon besser, vor allem wegen der Signatur. Wenn man die abgetrennte Vegetation zerreibt und zerteilt wird zudem mehr Wasser frei gesetzt. Und das am Boden liegen kann eine höhere Temperatur im Beutel erzeugen und damit mehr Verdunstung. Insgesamt schneller und deutlich besser, aber immer noch fragwürdig in vielen Gegenden.

5:22 ff Seep Hole – halte ich recht viel davon. Das funktioniert oft erstaunlich gut. Man kann es auch mit Rinde auskleiden, eventuell Rinde oder Kiesel auf den Grund legen, und erhält dann oft erstaunlich klares Wasser. Dazu habe ich oben ja schon mal einen Eintrag verfasst.

6:00 Tau sammeln – wird unterschätzt. Kann bei geeignetem Wetter und wenn man einen saugfähigen Stoff hat erstaunlich viel zusammen bringen. Tücher um die Beine zu binden um den Tau zu sammeln ist wiederum abstrus. Es ist besser das Tuch an einem Stock über das Gras zu streichen und damit eine Fläche von einem Platz regelrecht „abzuernten“ und dann die nächste zu nehmen usw und dazwischen immer auszuwringen. Ob genug Tau da ist, hängt aber natürlich von Jahreszeit und Wetter ab.

6:27 Filtering Systems – mit einem Wort: fragwürdig. Wenn man Schwebstoffe heraus filtert, nimmt man natürlich auch gleich eine Menge Bakterien und andere Probleme mit heraus (weil diese primär an den Schwebstoffen „kleben“). Aber man sollte stattdessen wo es nur geht klares Wasser vorziehen und selbst dieses dann kritisch hinterfragen. Was aber wenn man gar kein anderes Wasser hat?

I es gibt Filterflaschen welche technisch so einfach sind wie ein Kaffeefilter zum durchdrücken. Sehr leicht und eigentlich sollte jeder Soldat so eine haben, statt einer Feldflasche. Beispielsweise solche:

https://www.thegrayl.eu/de/collections/purifier-bottles

Statt sich mit Filtern und Abkochen usw zu beschäftigen, hat man auf der Stelle überall Trinkwasser.

II statt einen Filter zu improvisieren macht es fast immer Sinn weiter zu suchen. Man findet dann sehr oft in kürzerer Zeit eine andere Wasserquelle


Demgegenüber ist es schon fast absurd wenn hier erklärt wird – bei 6:28, dass man das Wasser 12 Stunden (!) lang stehen lassen soll. Was soll das für ein lächerlicher absurder Ratschlag sein ?!

Filterflasche statt Feldflasche und man hat einen Liter Wasser in 10 Sekunden sofort trinkfertig.

Man muss dann auch KEINE gefüllten Flaschen mitnehmen und spart sich damit das Gewicht des Wassers. Und Gewicht sparen ist eine der wesentlichsten Fähigkeiten in diesem Kontext.

7:14 ff Wasser findet sich also in Tälern, wer hätte es gedacht?! Wer hätte stattdessen auf den Gipfeln und oben danach gesucht ?!

7:35 ff Tierspuren in V Form führen zu Wasser. Genauer gesagt müsste man von einer Y Form sprechen und die eine Spitze zeigt zum Wasser, weil sich zum Wasser hin die Wildwechsel verengen und zusammen führen. ABER: das gilt nicht in den gezeigten Waldgebieten, nicht in Mitteleuropa und ist für das Überleben in einem osteuropäischen Waldgebiet völlig unsinnig, da ist eher zuviel Wasser und Bodenfeuchtigkeit das ständige Problem. In Afrika oder in der Mongolei beispielsweise kann man das als Muster durchaus sehen.

7:55 ff Wasserdesinfiktionsmittel – Jod oder Chlorine. Sollte man unbedingt mal vorher selbst ausprobieren, ganz viele Menschen kriegen davon erhebliche Probleme mit dem Magen-Darm Trakt. Und eine Filterflasche dabei zu haben ist auch nicht unwahrscheinlicher als Jod-Tropfen dabei zu haben und schon hat sich das ganze vermeintliche Problem in Luft aufgelöst.

8:40 ff Shelter – und was zeigen sie, eine Lean-To Hütte mit Pflanzenmaterial als Dach. In der gezeigten Form und Ausführung völlig sinnlos und wertlos und einfach nur Zeitverschwendung. Das Dach ist zu flach und wird so vor ernsthaftem Regen nicht schützen, in der gezeigten Form hält so ein Lean-To nicht warm ohne Feuer davor und mit Feuer (sollte ein solches überhaupt möglich sein) braucht man das Lean-To eigentlich nicht usw usf

8:54 ff Querstange an Bäume mit Paracord. Und was wenn man keines hat und auch sonst nichts?! Wertvolles Paracord dafür zu verschwenden ist selbst dann fragwürdig, wenn man welches dabei hat. Am besten ist man in der Lage überall eine richtige Unterkunft ohne jede Schnur zu errichten. Wie elaboriert man dabei vorgehen kann mal in zwei kurzen Filmen:

https://www.youtube.com/watch?v=wFEib5pKBS4

https://www.youtube.com/watch?v=0QJcNE2pRT0

09:08 ff Mal wieder ein guter Punkt: hier wird betont, dass es im militärischen Kontext eben nicht sinnvoll ist einen Shelter zu bauen, es sei denn, die Witterungsbedingungen / das Wetter wären eine noch größere Gefahr als der Feind. Sehr richtig und immerhin besser als das was bei der Bundeswehr dazu gesagt wurde.

09:26 ff Das Dach ist viel zu flach. Völlig sinnlos. Die gleichzeitigen Anmerkungen zur Frage WO man seinen Unterschlupf bezieht sind jedoch sinnvoll. Überhaupt ist die Frage WO EXAKT man seinen Unterschlupf hat teilweise wesentlicher als die Frage was man dort dann baut selbst. Der Standort für den Shelter ist das absolut wichtigste. Dazu mache ich mal ein eigenen Eintrag, dass ist ein sehr komplexes Thema.

10:00 ff Viel zu flach. Lächerlich!

10:24 ff Was für ein Aufwand, für etwas das rein gar nichts bringt. Überhaupt nichts.

10:42 ff Noch eine Anmerkung: wenn man als Unterlage Zweige, Laub, Nadeln usw anhäuft, dann wird man dort jede Menge Zecken haben. Ist im militärischen Kontext zwar egal, weil die Auswirkungen wenn es welche gibt erst später kommen, aber ich will es mal trotzdem anmerken.

Hängematten oder die in den beiden Filmen oben gezeigten „Betten“ aus Säcken, Tarps, Ponchos etc sind hier viel besser und man ist zugleich etwas vom Boden weg.

10:45 ff Fire Reflector Wall – tatsächlich ist die Wirkung ziemlich gering für den Aufwand. Allenfalls interessant wenn man auf diese Weise eine Menge Holz trocknen will.

10:50 ff Fire could spread to the shelter – und mal abgesehen davon, dass Shelter sehr leicht Feuer fangen können und dann mitten in der Nacht abbrennen, ist auch noch die Rauchproblematik zu bedenken, es sei denn man will diesen explizit gegen Mücken etc

10:59 ff Debris Hut- schon besser, immerhin mit steilen Wänden und geschlossener. Aber der Arbeitsaufwand ist absurd hoch und für den genannten militärischen Kontext scheidet dass daher ganz genau so aus.

11:55 ff kleinere Debris Hut, noch besser, weil enger und damit hält dieser Unterschlupf mehr Wärme. Ganz allgemein sollte man den Unterschlupf so klein (!) wie möglich bauen. Das senkt den Arbeitsaufwand ebenso wie die Signatur und macht dann auch ein Feuer überflüssig. Man erinnere sich an die Bundeswehr-Filme dazu mit Doppel-Leantos mit Feuer darin. Absurd !

12:36 ff You have now created a loose fitting sleeping bag. Und exakt DAS sollte ein Shelter sein. Ein improvisierter Schlafsack und keine Hütte. Ein improvisierter Schlafsack bedeutet auch, dass man keinen Schlafsack braucht, also auch keinen mitschleppen muss usw usf

12:44 ff Desert Shelter: das richtige Grundkonzept. Und muss ja keineswegs mit lauter Sandsacktürmen an den Ecken realisiert werden, das geht auch mit Stangen. Man benötigt halt ein Doppeldach, wie auch immer man dieses baut und kann man sich dazu noch in den Boden eingraben, umso besser.

13:19 ff Swamp Bed – und hier sieht man erneut wie verblüffend die Parallelen zu den BW Filmen sind, wo exakt das gleich gezeigt wurde. Die in den beiden Filmen oben gezeigten Betten aus Planen jedweder Art sind gegenüber einer solchen Plattform aus lauter Ästen weit überlegen. Man benötigt dann auch keinerlei „Polsterung“ mehr durch weiteres Pflanzenmaterial, da man bereits so bequem liegt. Man kann auch eine solche deutlich bequemere Bettstatt mit Paracord improvisieren, einem Poncho oder was auch immer, statt einen solchen Bettrahmen zu bauen, auf den man dann noch eine extra Pflanzenmatraze aufbringen muss.

Um weg vom Boden zu sein kann es sinnvoll sein einfach auf dem Rucksack zu schlafen, sollte man einen solchen dabei haben. Hat man gar nichts dabei, wird es mangels Werkzeug auch schwierig eine solche Plattform zu bauen. Man kann auch junge Bäume so anschneiden und aufeinander umknicken, dass man so auf ihnen eine Plattform hat, dass zeige ich mal ein einem eigenen Beitrag weil die Technik auch für anderes nützlich ist.

13:50 ff hier wird immerhin erwähnt, dass man einer Evasion Situation Feuer nur benutzen soll, wenn dies unbedingt notwendig ist weil man sonst stirbt. Im weiteren wird absolut zutreffend dargelegt, was für Probleme Feuer nach sich ziehen kann und was für eine Gefährdung es im militärischen Kontext darstellt. Daher müsste man ganz grundsätzlich vor allem anderen erlernen, wie man so weitgehend wie nur möglich ohne Feuer auskommt.

16:10 ff Dakto Feuer – eine sehr gute Technik von der ich viel halte. Hatte ich ja schon was zu geschrieben. Deutlich besser als eine offene Feuerstelle.

17:05 ff Fireplace Wall - …...lächerlich. Vor allem in der gezeigten Ausführung als Holzdoppelwand mit Erdfüllung dazwischen. Es gibt nicht einzigen Grund, nicht einmal Wind, für eine solche Bauweise.

17:53 ff Schießpulver als Brandbeschleuniger – fragwürdig. Ich würde jederzeit die Patrone vorziehen, welche man dafür opfern müsste und man kriegt auch ohne einen solchen Brandbeschleuniger ein Feuer an. Da müsste schon ein immenser sehr spezieller Notfall sein, damit dies Sinn macht.

18:07 ff Viel zu schnell, zu nahe beisammen, Soldat in der Mitte hat keine Tarnung im Kopf / Gesicht / Schulter Bereich, bei den anderen unzureichend.

18:17 ff Schattenspitze – funktioniert nur, wenn man diese Technik über Mittag hinweg betreibt. Ansonsten erzeugt das eine oft erhebliche Missweisung. Also nur machbar, wenn man über 12 Uhr hinweg die Spitze misst. In der gezeigten Weise untauglich! Man unterschätzt drastisch wie weit man damit in die falsche Richtung laufen würde!

19:10 ff Uhrzeiger – im Zeitalter der Digitaluhren machbar indem man die gezeigte Uhrzeit einfach mit zwei kleinen Stöcken nachbildet. Aber auch dann unbrauchbar. Die Uhrzeiger-Methode erzeugt wie die Schattenspitzenmethode erhebliche Missweisungen. Man wird sich damit verlaufen.

Beide Methoden können allenfalls ein grobes Indiz sein.

Beschließend ist es auch recht amüsant, dass man doch eingangs von Signalling gesprochen hat, nun aber über Orientierung spricht und das Signalling genau so wenig vorkommt wie Erste Hilfe. Diese kommen auch nicht mehr in den anderen Filmen der Reihe.

Dafür hat man der weitgehend irrelevanten Nahrungsbeschaffung einen eigenen Film gewidmet.

https://www.youtube.com/watch?v=C1z_ufMs9C8

Abschließend sollten die Parallelen zu dem was die Bundeswehr so treibt ebenso auffallen wie die sehr uneinheitliche Qualität der Ratschläge und Ausführungen. Manches ist recht gut (Dakota Feuer usw) anderes lächerlich an der Grenze zum Surrealen. Seit Jahrzehnten also belegt das militärische Survival-Training in den USA wie auch bei uns nur, wie weit wir uns von dem Leben unserer Vorfahren entfernt haben und wie wenig die Mehrheit der Bevölkerung in diesem Bereich überhaupt noch weiß.
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#48
Filme die vielleicht interessant und/oder lehrreich sind:

Feuermachen mit Feuerstahl und Steinen (mit natürlichem nicht verkohlten Zunder):

https://www.youtube.com/watch?v=gTBq9MzGxSg


Dakota Feuer vs Schwedenofen

https://www.youtube.com/watch?v=6soexDpykqU


Altertümliche Methoden um Wasserdichten Stoff herzustellen (selbst schon ausprobiert):

https://www.youtube.com/watch?v=iqjfwhirsVo
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#49
Hängemattenzelt aus nur einem Tarp

Ich verwende ja seit Jahren schon Tarps und Zeltplanen als Hängematte. Dazu dürfen dass natürlich keine ultraleichten, ultradünnen Plänchen sein, die reißen, man benötigt entsprechend schweres stabiles Material. Dann geht das problemlos. Wie so was aussehen kann mal hier als Beispiel:

https://www.youtube.com/watch?v=oA2f4dbIflQ

Der Vorteil ist damit, dass man ein robusteres Tarp hat (ist immer besser als diese dünnen Plastiktüten) und keine Hängematte, also sich einen Ausrüstungsgegenstand spart.

Der folgende Film ist nun von einer aktuellen deutschsprachigen Unterhaltungsserie und ein Bekannter von mir hat mich darauf hingewiesen, weil er diese anscheinend ansieht. Darin wird auch ein Tarp als Hängematte verwendet, aber zugleich als Dach. Das scheitert anscheinend daran dass das Tarp reißt.

Die Grundidee aber ist trotzdem sehr gut und ich habe sie heute mal mit meinem robusteren Tarp ausprobiert. Zudem habe ich das Seil an beiden Seiten anders befestigt als im Film gezeigt, ich habe stabile Ösen an den Seiten und ich zog es also durch diese Ösen wodurch der Stoff zugleich dort zusammen gezogen wurde. Dann den Rest vom Tarp nach oben und über eine weitere Leine nach vorne ziehen und entsprechend hat man eine Hängematte und ein Tarpdach darüber aus einem Gegenstand.

Obwohl das anscheinend eine Klamauk Serie ist, finde ich die Idee selbst brilliant und habe bis dato sie auch noch nirgends anders gesehen:

Den eigentlich geplanten Aufbau sieht man bei 8:18:

https://www.youtube.com/watch?v=g4ZJLfD5w0M

ab 3:40 sieht man wie es regelmässig reißt und scheitert, zum einen weil die Aufhängung so nicht sonderlich gut ist, zum anderen weil es halt nur eine sehr dünne instabile Ausführung ist. Wenn man das richtig aufhängt und man ein stabiles Tarp verwendet, geht es problemlos.

So ist man vom Boden weg, und hat zugleich Schutz vor Regen, und hinterlässt keine großen Spuren am Boden, muss kein Material für eine etwaige Bodenauflage gewinnen usw usf Hier sieht man den Aufbau nochmal genauer:

https://www.youtube.com/watch?v=EFW5hqmGzvc

Insgesamt eine sehr kluge und äußerst brauchbare Idee die ich jetzt mal öfter benutzen und austesten werde.


Zudem kann man ein Tarp auch noch für alles mögliche andere verwenden. Insbesondere kann man damit auch seinen Rucksack ersetzen und seine Ausrüstung stattdessen ins Tarp eingewickelt transportieren. Ein Rahmen dafür ist schnell selbst gebaut. Entsprechend hat man eine Transportvorrichtung, ein Dach gegen Regen etc und eine Hängematte alles in einem Gegenstand. Beispielsweise, aber keineswegs beschränkt darauf:

https://www.youtube.com/watch?v=-CB-noJVo3s

https://www.youtube.com/watch?v=DMfbvesJFbA

Andere Möglichkeit als Tragevorrichtung:

https://www.youtube.com/watch?v=m0j3HCyGlqo
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#50
Über einen Unterschlupf im Notfall - Realistisch - Brauchbar:

Unterschlupf unter Ausnutzung eines umgefallenen Baumes (zugleich guter Schutz gegen umstürzende Bäume / Witwenmacher:

https://www.youtube.com/watch?v=-AYtlEH0Bio

Unterschlupf in Nestform:

https://www.youtube.com/watch?v=AFGKyxUb9es

Über Dächer aus Fichtenzweigen (statt diese wie ein Nest zu verwenden)

https://www.youtube.com/watch?v=kTbak7Zb8b4


Feuermachen unter schwierigen Bedingungen:

Was tun wenn der Zunder nass ist ?

https://www.youtube.com/watch?v=3KDr88nFPFI
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#51
Der dritte Teil der US Army Survival Filme - hier nun vor allem das Thema Nahrungsbeschaffung.

Zu Aspekten welche ich bereits in den anderen Teilen massiv kritisiert habe (sinnlos rennen usw usf) äußere ich mich mal im weiteren nicht mehr, dass wäre ja nur noch Wiederholung.

https://www.youtube.com/watch?v=C1z_ufMs9C8

US Army Survival Training Video: Food Procurement, Animals | Part 3

1:43 ff - "Ein Mensch kann einen Monat ohne Nahrung überleben" - Zwar durchaus richtig, und mit einer begrenzten Nahrungszufuhr kann man sogar noch sehr viel länger durchhalten, dazu gab es Experimente:

https://www.apa.org/monitor/2013/10/hunger

https://en.wikipedia.org/wiki/Minnesota_...Experiment

und Erfahrungsberichte von Iren welche in britischer Haft in den 90ern in Hungerstreik traten lassen darauf schließen, dass Menschen je nach den persönlichen Umständen zwischen 40 und 70 Tage lang ohne Nahrung überleben können bis sie daran sterben.

Aber: in dem vorliegenden Szenario würde einem dann schon nach einigen Tagen die Kraft und Ausdauer ausgehen. Das bedeutet, dass man schon von vornherein überlegen und feststellen muss, ob man nach einigen wenigen Tagen wieder Kontakt zu eigenen Kräften haben wird, oder die Sache länger dauern wird. Letztgenanntes ist aber höchst unwahrscheinlich. Daher wird die Bedeutung von Nahrung für das vorliegende spezifische Szenario heillos überschätzt.

Es gibt hier also einen signifikanten Unterschied zwischen einer Situation die nur Kurze Zeit dauert, wo Nahrung praktisch gesehen irrelevant ist, oder es sogar schädlich wäre Nahrung zu suchen und zuzubereiten weil dies zuviel Zeit und Energie kostet die man sinnvollerweise anders einsetzen sollte.

Und einer Situation die lange Zeit andauert, dann wird Nahrung das primäre Element an dem das eigene Überleben scheitert oder gelingt. Natürlich gibt es zwischen beidem noch einen gewissen Graubereich, aber aufgrund sehr stark variierender Umstände kann man hier eigentlich keine genaue Festlegung machen wo dieser anfängt und wo er aufhört, dass können zwei Wochen sein oder sogar sechs Wochen.

Daher sollte grundsätzlich gelten: Spätestens ab 14 Tagen wird Nahrung zum wichtigsten und alles entscheidenden Element des weiteren Überlebens. Während sie davor weitgehend irrelevant ist. Eine solche binäre Trennung macht vor allem deshalb Sinn, weil der Graubereich je nach den Umständen höchst verschieden ausfallen kann und man dann auch keine ausreichende Kraft mehr hat sich nachhaltig selbst mit Nahrung zu versorgen. Die Zahlen sind hier natürlich rein willkürlich festgelegt, sie geben nur einen Durchschnittswert an, zusammen mit einer gewissen buchhalterischen Vorsicht. Man sollte sich daher in der Situation fragen, ob man in einer Woche, allenfalls in einer Woche plus wenige Tage wieder bei eigenen Einheiten ist oder nicht. Je nachdem wie diese Frage beantwortet ist, benötigt man völlig unterschiedliche Strategien.

1:50 ff - "man sollte nicht essen wenn man kein Wasser hat" - Wenn man kein Wasser hat, erübrigt sich ohnehin alles weitere. Von daher ist das eine unsinnige Aussage. Man sollte aber bedenken, dass eine Ernährung mit einem hohen Anteil von Fleisch / tierischem Protein mehr Wasser benötigt. Es ist daher die Frage, wieviel Wasser genau man hat. Bei gerade eben noch ausreichenden Mengen von Trinkwasser kann die Aufnahme von Fleisch und dessen Verdauung dazu führen, dass die Wassermenge nicht mehr ausreicht. Wenn man also vom verfügbaren Trinkwasser her knapp ist, sollte man weniger oder keine Proteine aufnehmen.

1:58 ff - "psychologische und physiologische Beeinträchtigungen von Hunger" - Dieser Aspekt kann gar nicht genug betont werden. Man wird körperlich schlaff, kann immer weniger pro Zeiteinheit leisten, vor allem anderen aber wird das logische Denken beeinträchtigt, wird die Gefahrenwahrnehmung stark beeinträchtigt und wird das Überlegen auf diese Weise indirekt gefährdet. Auch wenn man theoretisch noch mehrere Wochen weiter machen könnte, stellte daher Nahrungsmangel schon vorher indirekt ein Problem dar, weil er einen geistig so einschränkt.

2:14 ff - "Inhalt eines Survival-Kit" - Sollte grundsätzlich bei jedem Soldaten immer am Mann sein. Also muss er auch so ausgelegt sein, dass man ihn immer am Mann tragen kann, also möglichst kompakt ausfallen.

Gut: zwei Möglichkeiten Feuer zu machen (Feuerzeug und Magnesiumfeuerstarter); Chemische Wasserdesinfektion (kleines Fläschchen; Plastikbeutel (davon wären mehr und größere wertvoll)

Nicht so sinnvoll: Angelzeug (Zeitverschwendung und wenig Kalorien pro Fisch)

Was meiner Meinung nach in jeden Survival-Kit gehört ist ein sehr wirksames Schmerzmittel, Koffeintabletten und Ephedrin oder Pseudoephedrin. Ein Leistungsschub durch solche Mittel kann in etlichen Situationen einen erheblichen Unterschied machen.

2:52 ff - "Waffe nicht am Mann sondern lehnt ein Stück weiter weg an einem Baum" - Selbsterklärend. Hatte ich zwar schon in anderen Filmen kritisiert, aber dass ist zu relevant, so dass man es nicht oft genug wiederholen kann. Waffe ist immer am Mann.

3:28 ff - "Fleisch liefert mehr Energie als pflanzliche Nahrung" - Das ist zwar völlig richtig, aber pflanzliche Nahrung kann den ganzen Tag lang sozusagen im Vorbei gehen aufgenommen werden, die Aufnahme derselben hat eine viel geringere Signatur und die Frage der Zubereitung entfällt oft. Auch hier sollte man zwischen kurzfristigem und langfristigen Szenario unterscheiden: bei einem langfristigen Szenario ist tierisches Fett der entscheidende Faktor. Bei kurzfristigen Szenarien kann pflanzliche Nahrung völlig ausreichend sein, dass Fett liefert dann der eigene Körper dazu.

3:50 ff - "das übliche Würmer, Insekten usw" - Dazu eine Anmerkung: es gibt eine ganze Reihe von Lebensräumen weltweit, in denen man kaum Würmer / Insekten usw finden wird, zumal das ganze höchst Jahreszeitabhängig ist. Und auch wenn man manche Survival-"Experten" sich damit ständig produzieren (seht nur was ich alles essen kann) und dass ganz hochhalten, ist der Wert für langfristige Szenarien gering. Und für kurzfristige Szenarien stellt sich hier noch mehr die Frage der Zubereitung, denn roh sollte man solche Nahrung in keinem Fall zu sich nehmen. Aufwand und tatsächlicher Nutzen stehen hier dann oft in keinem Verhältnis.

Ganz viele Survival-"Experten" können in Wahrheit die Kalorien von allem was sie so tun nicht richtig rechnen. Und Kalorien sind im Endeffekt die Währung in dieser Situation. Natürlich bringen ein paar Insekten einige Nährstoffe / Energie, aber man muss dann auch immer den Aufwand gegen rechnen.

Schlussendlich ist jede Art von Überleben auf Dauer eine Art fortwährendes Kalorien-Rechnungswesen. Man muss mehr einnehmen als man ausgibt. Das reicht noch weit über die Frage der Zubereitung hinaus: beispielsweise kostet Feuermachen langfristig gerechnet immens viele Kalorien, benötigt der Bau einer elaborierten Unterkunft zu viele Kalorien und kann auch das Sammeln von ein paar Würmern und deren Zubereitung bereits ein Negativgeschäft werden.

Bei langfristigen Szenarien kann beispielsweise tägliches Feuermachen dazu führen, dass man dadurch von der Energiemenge trotz der vom Feuer zugeführten Wärme insgesamt gesehen bis zu zwei Wochen Lebensspanne verliert ! Einfach weil der Energieaufwand um das Feuer zu betreiben so viel Kalorien kostet.

Ein paar Würmer retten also einem nicht das Leben in einer Survival-Situation wie das hier dargestellt wird, sondern ihr Sammeln und Zubereiten kann dieses sogar gefährden (von Krankheiten, Parasiten usw fang ich erst gar nicht mal an)

Was man stattdessen benötigt ist eine möglichst nachhaltige, einfach zu gewinnende und quantitativ größere Menge an Essbarem. Eine sichere Nahrungsmittelversorgung kann nicht auf Insekten / Würmern aufgebaut werden, ohne eine solche aber wird man das langfristige Szenario nicht überstehen, während umgekehrt im kurzfristigen Szenario Essen an sich nicht notwendig ist.

Es gibt davon natürlich einige wenige Ausnahmen. So kann man beispielsweise eine Plane nehmen, diese neben einem größeren Ameisenhaufen in der Sonne ausbreiten und die Ränder nach innen umklappen. Dann schaufelt man den Ameisenhaufen auf die Plane und zieht ihn auseinander und stochert darin herum. Die Ameisen werden dann die Ameiseneier aus der Mitte der Plane unter den Rand derselben bringen und dort lagern zum Schutz der Eier. Dann kann man die Ameiseneier dort konzentriert sammeln.

Das ist ein Beispiel dafür, was ich mit einer nachhaltigen, quantiativ umfangreichen, einfach zu gewinnenden (wenig Energie notwendig für die Gewinnung) und daher sinnvollen Nahrungsgewinnung meine. Eine Ressource die in größerer Menge leicht und effizient gewonnen werden kann.

4:10 ff - "Man soll Essen immer sofort zu sich nehmen wenn es da ist" - Noch ein Wort zu Essen oder nicht Essen: es kann sinnvoller sein gar nicht zu essen als viel zu wenig / zu kleine Portionen. Der Körper kann sich dann besser umstellen und man hat länger mehr Energie wenn man gar nicht isst, als wenn man zu wenig isst. Es ist daher sinnvoller über mehrere Tage gar nichts zu essen als immer nur so kleine Mengen. Besser man sammelt diese an (falls möglich) und isst dann alles auf einmal und fastet dann wieder ein paar Tage komplett, statt die Nahrung auf wenige Tage aufzuteilen. So hält man länger durch.

5:25 ff - "Fische" - Wie ich es schon mehrfach geschrieben habe, hat Fisch nur wenig Nährstoffe pro Gewichtseinheit. Fische sind daher nur dann sinnvoll, wenn man sie in größerer Menge zuverlässig und regelmässig auftreiben kann. Im Idealfall sollte man selbst dafür keine Zeit und Energie aufwenden, weshalb Netze die beste Methode sind, mit immensem Abstand. Man benötigt viel Fisch um sich damit zu erhalten:

Forellen bringen beispielsweise pro Kg gerade mal um die 500 kcal. Um seinen Energiebedarf im vorligenden Szenario komplett mit Forellen zu decken, müsste man also 6 bis 8 kg davon pro Tag essen. Nehmen wir einmal an, wir würden Forellen mit querschnittlich 500 Gramm pro Fisch fangen, wären dass 12 bis 16 Fische pro Tag die man essen müsste. Sofort selbsterklärend, dass dies wenig sinnvoll ist.

Es gibt natürlich auch Fischarten die mehr Fett haben (beispielsweise Lachse etc), aber gerade die auch in den üblichen Bundeswehr-Survival Filmen, im EK Lehrgang und dergleichen immer gern hergenommen Forellen, welche man dann in Klopapier zubereitet Big Grin reichen nicht ansatzweise. Und dann sollte man wieder den Zeitaufwand und die Kosten für die Zubereitung bedenken. Um 10 bis 20 Fische pro Tag zu fangen, mit Feuer zuzubereiten und zu essen braucht man derart viel Zeit und Energie, dass das Überleben dann aus nichts anderem mehr besteht.

Ich erwähnte schon Netze, eine weitere Methode um effektiver mehr Fische auf einmal zu fangen ohne selbst anwesend zu sein sind Reusen:

https://www.youtube.com/watch?v=6uEbjQuBLMQ

(fortsetzung folgt)
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#52
(fortsetzung)

Vorab noch mal kurz als Verdeutlichung was ich mit einer sicheren, quantitativ umfangreichen Nahrungsquelle meine und warum Insekten / Würmer usw meist keine sind. Ich sah einem Survival-"Experten" zu, der ein Experte für Würmer und Insekten war, weil: Survival = man isst ekliges Zeug was sonst keiner isst. Er sammelte also im Wald eine Handvoll solcher Tierchen und aß sie dann roh und lebend. Mal abgesehen von dem gesundheitlichen Risiko dass man so nie eingehen sollte fiel mir auf, dass in dem Wald etliche Eichen standen und von der Jahreszeit her war es früher Oktober.

In der gleichen Zeit (er brauchte durchaus einige Zeit dafür) in welcher er hier ungenügend Nährstoffe aufgesammelt hat, hätte ich sehr viel mehr Nährstoffe in Form von Eicheln gesammelt. Diese dann geschält, in einem Korb / Sack / Netz was auch immer in den schnell fließenden Bach gehängt um sie auszuspülen und dann kann man sie kochen, als Brei zubereiten, rösten usw usf. und dann hätte ich ein vielfaches an Kalorien im Vergleich gehabt. Während der Energieaufwand für das Sammeln der paar Würmer durch ihren Nährwert meiner Einschätzung nach im günstigsten Fall gerade mal gedeckt worden wäre.

Nur ein illustrierendes Beispiel, um die ständige Kosten - Nutzenrechnung aufzuzeigen, die man fortwährend betreiben muss. Ganz vieles was in Survival-Büchern, Sendungen, Filmen usw. gezeigt wird, hat in Wahrheit eine negative Rechnung was die Kalorien angeht und macht daher keinen Sinn.

Wozu beispielsweise irgendwelche fast inhaltsleeren Blätter sammeln um sich damit den Magen vollzustopfen? Nicht mal in Bezug auf das Hungergefühl ist dies sinnvoll, der Metabolismus stellt sich schlechter auf das Hungern ein und man könnte oft genau so gut einfach Taschentücher mit etwas Wasser getränkt essen, wäre genau so sinnfrei.

Die Kalorien-Rechnung muss aufgehen, jede Art der Nahrungsbeschaffung muss daher auf diese Rechnung hin geprüft werden. Deshalb ist auch das Argument sinnlos, dass man ja trotzdem solche Kleinigkeiten wie Insekten nebenbei reinstopfen kann, es würde doch nichts schaden. Ich kann dem zustimmen, wenn eine solche Nahrung ohne jeden Aufwand, im Vorbei gehen, einfach so direkt gewonnen werden kann. Sobald ich jedoch anfange tote Bäume aufzuhacken, im Boden zu gaben, aktiv zu suchen und dafür herum zu ziehen, wird es bereits fragwürdig !

Kleinigkeiten machen daher nur Sinn, wenn sie en passant ohne jeden Aufwand mitgenommen werden können. Jede aktive Suche nach Kleinigkeiten aber verbietet sich.

5:30 ff - "Fische machen keine Geräusche und daher erzeugt ihr Fang weniger Signatur" - Das ist mal tatsächlich ein neuer Gedanke den ich so noch nie gehört habe. Man könnte und sollte dem entgegen halten, dass das Fischen entlang von Ufern einen mehr exponiert und man daher leichter optisch aufgeklärt werden kann (eventuell, je nach den Umständen). Zudem erzeugen in Schlingen gefangene Tiere auch keine Geräusche die man im Wald weit hören würde.

Ich würde hier eher den Aspekt der Tarnung der Fangvorrichtung anführen: Angelleinen kann man unter Wasser anbringen und sie fallen dann in einem dichbewachsenen Ufer weniger auf als Schlingen entlang von Wildwechseln.

5:53 ff - "Licht zieht Nachts Fische an" - Wie war das nochmal gleich mit der Signatur ?! Ich fange also Fische weil sie lautlos sind und ich damit weniger Aufmerksamkeit erzeuge, aber dann fange ich sie Nachts per Taschenlampe......Typisch für diesen Miltary Survival Bullshit

6:40 ff - " Amphibien wie Frösche als Nahrungsquelle" - Frösche sollte man meiner Meinung nach grundsätzlich immer häuten. Man kann sie recht leicht mit einem improvisierten Speer mit mehreren Enden jagen (Stockende dazu mehrfach aufspalten oder an einem Stockende mehrere dünne längere Spitzen festbinden)

Kröten sind nie genießbar.

7:30 ff - "Reptilien, wie natürlich Schlangen (höhö - Survival usw) und Eidechsen" - der richtige Rat bei den Ausführungen im Film dazu ist meiner Meinung nach, absolut jede Schlange so zu handhaben als ob sie eine Giftschlange wäre, dann kann man sich diesbezüglich nie irren.

Es gibt Gegenden wo mehrere oder sogar viele Schlangen zusammen ein Versteck benutzen, dass ist dann natürlich eine Menge Nahrung auf einen Streich. Wenn man in so einer Gegend ist, macht es Sinn solche Schlangenverstecke zu suchen, ansonsten sollte man nicht seine Zeit mit der gezielten Suche nach Schlangen verschwenden, sondern sie halt bei Gelegenheit "mitnehmen".

Entgegen der Behauptung im Film, man könne Schlangen zur Not auch Roh essen, würde ich sie immer kochen und niemals roh essen.

8:13 ff - "giftige Spezialschildkröte" - auch wieder typisch für solche Machwerke: irgendein äußerst seltenes Spezialtier dessen Irrelevant gar nicht genug betont werden kann.

8:52 ff - "Alle Eier bis auf zwei aus dem Nest nehmen, dann legt der Vogel weitere Eier hinein" - habe ich schon ein paar Mal praktisch real ausprobiert, hat bei mir noch nie geklappt. Habe ich aber schon öfter gehört oder irgendwo gelesen, von daher frage ich mich, ob es Vogelarten gibt bei denen das tatsächlich der Fall ist.

(fortsetzung folgt)
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#53
(fortsetzung)

Im weiteren zur Jagd auf Säugetiere und ganz allgemein viel über Fallen:

9:15 ff - "Vorsicht beim Fallenbau w.g. Signatur" - Durchaus richtig, solche Fallen könnten einen Feind auf einen aufmerksam machen. Aber: wenn man sich die Erfahrungen mit der Schlingenwilderei ansieht, so ist das keineswegs so einfach für den Feind wenn man seine Schlingen an den richtigen Stellen geschickt verlegt. Schlingenwilderer gelten als extrem schwer zu fangen, aus gutem Grund.

Ganz allgemein: wenn man wissen will, welche Jagdmethode besonders effektiv und effizient ist, sollte man sich immer einfach ansehen, welche gesetzlich verboten sind.

9:30 - "Bild einer Schlinge aus Paracord" - nur als kurze Anmerkung, Paracord ist gelinde gesagt suboptimal für Schlingen. Solche sollten falls irgendwie möglich aus Draht sein, teilweise muss man diesen doppelt nehmen und zusammen drehen. Paracord wird sehr leicht durchgebissen, oder funktioniert auch sonst nicht. Wenn man Schlingen mit Paracord verwenden will, sollte man unbedingt solche mit einem Zuggewicht oder einer Art "Feder" bauen welche bei Auslösung dann Zug auf die Schlinge geben damit diese nach oben in die Luft gezogen wird. Schlingenkonstruktionen mit Gegengewichten sind hier am besten - während herunter gebogene Zweige oder Sträucher, kleinere Bäume etc. deutliche Nachteile aufweisen.

9:42 ff - "akustische Signatur von Feuerwaffen / Jagd mit Feuerwaffen" - Eine mehr als funktionierende Alternative sind schallgedämpfte Kleinkaliberwaffen wie sich auch die meisten Wilderer hierzulande beispielsweise auf Rehe verwenden. Solche Kleinkalibergewehre in .22 lfB wären auch militärisch in etlichen Situationen nützlich, sie können zerlegbar oder zusammenklappbar konstruiert werden und sind sehr leicht. Es gab solche Gewehre früher manchmal als Teil einer Survival-Ausrüstung für Piloten oder für andere spezielle Verwendungen als explizite Survival-Gewehre. Aber es geht noch einfacher:

Eine weitere interessante und einfacherere Variante wäre das Mitführen von ein paar Patronen im Standard-Kaliber, welche dann aus der ganz normalen Waffe heraus verschossen werden, die aber als Unterschall ausgelegt sind. Jeder Soldat könnte ein paar Schuss solcher Munition mitführen. Da jedes Sturmgewehr ohnehin einen einfach aufsteckbaren Schalldämpfer haben sollte, kann man mit einer solche Kombination gerade im Wald durchaus Jagen ohne auf sich aufmerksam zu machen. Und eine solche Option wäre auch miitärisch hochinteressant für bestimmte Aufgaben.

Eine weitere wenig bekannte Jagdwaffe die sehr kompakt ist, sehr leicht, überall hin mitnehmbar ist ein Slingbow, eine Schlinge mit der man auch Pfeile verschießen kann. Der Vorteil im Vergleich zu einem normalen Bogen ist, dass auch Anfänger damit querschnittlich besser treffen und dass man statt Pfeilen auch ganz normale Kugeln / sonstige Schleudergeschosse verwenden kann. Dass ist insbesondere interessant für das Beschießen von Vögeln / Eichhörnchen usw bei Gelegenheit, wo man keine Munition und keine Pfeile verschwenden bzw. verlieren will. So kann man sich dann für solche Ziele in Bäumen / hoch Oben normale Schleudermunition hernehmen und kann so viel freier und öfter schießen, ohne jede ernsthafte Geräuschsignatur.

9:56 ff - "ohne Erklärung dazu: eine Eichhörchnen-Stange" - mehrere Schlingen aus Draht auf einer Stange welche man schräg an einen Baum hängt. Die Hörnchen nehmen die Stange und laufen in die Schlinge, fallen seitlich herunter und weitere Schlingen an der Stange können dann weitere Hörnchen hängen, zumindest in der Theorie. Auch praktisch sind Hörnchen teilweise durchaus sozialer als man dies rein von den Erkenntnissen der Biologen her erwarten würde und kommen hinzu wenn ein Artgenosse da baumelt und noch lebt und Geräusche von sich gibt. Angeblich ein effektives Fangsystem, aber: ein Bekannter von mir hat (im Ausland!) das schon mal praktisch getestet und der Erfolg war sehr mässig. Fünf solcher Stangen brachten alle zwei Tage gerade mal ein Eichhörnchen. Und er baute sie absolut genau so wie sie sein müssen.

Man darf sich also von so etwas nicht zu viel versprechen, dass gilt ganz allgemein für alle jetzt noch im weiteren gezeigten Fallen !

10:54 ff - "Wichtigkeit des Verbergens von Fallen" - Kann gar nicht genug betont werden. Man sollte im Bereich der Falle so wenig Geruch wie möglich hinterlassen und diese möglichst gut abtarnen. Ein Freund von mir und meine Wenigkeit waren mal im Ausland unterwegs und fingen dort Kaninchen mit Schlingen. Seine Schlingen funktionierten deutlich schlechter, ich sah sie mir daher mal an. Der primäre Unterschied war, dass ich meine verkleidete und so natürlich wie möglich abtarnte während seine ohne solche Verbrämung einfach frei offen lagen.

Man sollte auch nicht zu oft an die Schlinge heran, sonst ist sie sinnlos. Eventuell kann man sie so positionieren, dass man von einer Stelle aus sie aus der Distanz per Fernglas auf etwaig gefangene Tiere hin kontrollieren kann. Das machen Schlingenwilderer manchmal so (wenn auch teilweise noch aus anderen Gründen)

11:04 ff - "dazu gehörend: Falle nicht an Ort und Stelle konstruieren, sondern bereits vollständig mitbringen" - gleiches Thema, die Signatur von Fallen. Man sollte diese so weitgehend wie nur irgendwie möglich fertig gestellt mitbringen. Und so wenig Zeit wie möglich an der Stelle verbringen wo man sie aufbaut.

11:17 ff - "Vor dem Aufbau vor Ort die Hände mit Schlamm einreiben" - ist ein guter Rat. Ganz allgemein wird zudem die Geruchstarnung bei der Jagd drastisch unterschätzt, dass gilt auch für die Fallenjagd. Auch bei dieser sollte man gegen den Wind agieren und auch sonst überlegen, wie man seine Geruchssignatur verringern kann. Als ein illustrierendes Beispiel sei mal wieder ein Schlingenwilderer genannt, der seine Jacke und seine Hose über Nacht in den Schweinestall hängte bevor er mit diesen dann am Vormittag im Wald seine Schlingen ausbrachte. Man könnte auch überlegen vor Ort gefundenen Kot von Tieren für die Geruchstarnung zu verwenden (Stiefelsohlen, mit Gummihandschuhen aus einem Erste Hilfe Set geschützte Hände usw). Man beachte hierbei natürlich das Risiko für Krankheiten und vor allem Parasiten.

12:27 - "Kanalisierung der Beute" - was die Falle abtarnt sollte idealerweise zugleich auch dazu dienen, die Tiere auf Engstellen hin zu lenken. Umgekehrt sollten die Fallen natürliche / bereits vorhandene Engstellen ausnützen.

12:37 ff - "Köder an und in Fallen" - meine Erfahrungen damit sind sehr gemischt. Meist lohnt sich eigentlich der zusätzliche Aufwand nicht und einfache ordinäre Schlingen sind deutlich effektiver und effizienter.

Es gibt Tiere die Köder deutlich mehr anspringen als andere. Man sollte sich aber vorher auch mal überlegen, was genau für Tiere man hier fangen will, beispielsweise gibt es keine sinnvollen Köder für Biber oder für Rehe etc. Auf welches Tier also will man mit der Falle überhaupt hinaus ?! Wo Köder recht gut funktionieren sind Krähen und andere solche Vögel.

14:43 ff - "Twitch Up Snare" - Zugfalle - mit Paracord eine von wenigen sinnvollen Fallen. Man sollte aber eben keine lebende Pflanze, Ast, Busch usw. verwenden um daran die Schlinge zu befestigen damit diese dann davon hochgezogen wird, sondern viel einfacher und besser ist ein Gegengewicht (Stein, Holzblock) etc, der gerade auch bei kalten Temperaturen / im Winter viel besser funktioniert.

15:40 ff - "Aufstellen der Zugfalle" - statt einen kleinen Pfahl in den Boden zu hämmern, mit einem Stein (Geräuschsignatur) ist es meist viel besser einfach einen Busch / jungen Baum welcher dort wächst einfach in entsprechender Höhe abzusägen und entsprechend zu präparieren. Und auch an größeren Bäumen kann man einen entsprechenden Auslöser einhängen, indem man in den Stamm eine entsprechende Kerbe setzt.

16:28 ff - "Ojibwa Vogelfalle" - eine sehr gute Falle, aber auch arbeitsaufwendiger und natürlich deutlich auffälliger - vor allem im Vergleich zu bloßen einfachen Drahtschlingen welche am Boden im dichtesten Gestrüpp verborgen werden können. Diese Falle benötigt hingegen etwas Freiraum.

Funktioniert erstaunlich gut.

EINSCHUB:

Eine weitere herausragende, hocheffiziente und effektive Falle gerade für Krähenvögel ist die folgende (vorausgesetzt man hat die Materialien dafür) - eine sogenannte Leiterfalle:

https://www.youtube.com/watch?v=PB5zs3qcDeA

https://www.youtube.com/watch?v=g7a-NeDTaL4

Etliche der gezeigten Fallen und wie man sie konkret baut findet ihr zudem hier mit mehr Details:

https://www.youtube.com/watch?v=6PcyPwOdpHc

https://www.youtube.com/watch?v=8PVFuB0mpSI

https://www.youtube.com/watch?v=2G95Jmb8obM

https://www.youtube.com/watch?v=fBsj9-E2iaA

https://www.youtube.com/watch?v=XAJVick12tI

https://www.youtube.com/watch?v=x-WUSRYl2mA

https://www.youtube.com/watch?v=7uaZCH0FWB0

Und gesondert eine meine Lieblingsfallen für kleine Tiere:

https://www.youtube.com/watch?v=NQbgxyuTm9w

Sehr gute Filme von Clay Hayes über Schlingen:

https://www.youtube.com/watch?v=CEmAfWqNsFQ

https://www.youtube.com/watch?v=K1JcaubRZoo

https://www.youtube.com/watch?v=9NpmprFd7YU

Und über Auslöser:

https://www.youtube.com/watch?v=UV5Ndt9WkYY

21:00 ff - "Zusammenfassung" - Und wieder rennt der Soldat sinnlos durch den Wald und verbraucht Kalorien...... Wie schon im Text weiter oben angeführt, ist jede Nahrungsbeschaffung, eigentlich alles was man macht ein fortwährendes Kalorienspiel, in dem es ständig nur darum geht, ob man mehr einnimmt als ausgibt. Jede Art der Nahrungsbeschaffung sollte daher nur unter diesem Aspekt betrachtet werden und weiter gedacht eigentlich absolut alles (in einer entsprechenden Situation).

Nahrung sammeln kann daher schlechter / nachteiliger sein, als die "Nahrung" möglichst weitgehend einzusparen die man schon in Form von Körperfett mit sich trägt. Entsprechend muss man sich beispielsweise fragen, ob es jetzt sinnvoller wäre eine Stunde Nahrung zu sammeln oder eine Stunde an einer warmen geschützten Stelle zu schlafen?! Was wäre erholsamer ?! Was bringt dem Körper und dem Geist mehr? Was bringt einem mehr in der jeweiligen Situation ? Man steht dann ständig vor solchen Abwägungen. Soll man vor Ort Nahrung sammeln und zubereiten, oder soll man weiterziehen? Soll man überhaupt Feuer machen, oder benötigt man ein solches weil man unbedingt Essen muss ? Oder kostet das Feuer machen und unterhalten eigenltich mehr als das Essen umgekehrt wieder herein bringt ? Oder sollte man die gleiche Zeit und Energie welche man dafür aufwendet nicht dazu verwenden weiter zu ziehen ?

Wenn unter einer solchen Prämisse jede Tätigkeit im Überlebensfall ganzheitlich durchdenkt, kommt man oft auf überraschende Ergebnisse und erstaunlich oft ist das Sammeln und Zubereiten von Nahrung dann nicht die sinnvollste Tätigkeit.

Beschließend:

Und was fehlt dem US Army Filmchen hier völlig ? Die Frage der Verarbeitung (Aufbrechen, aus der Decke schlagen, Zerwirken, Kochen usw.) ! Was soll es nützen einen Hasen in einer Schlinge zu fangen, wenn man ihn nicht mal richtig verarbeiten kann ? Wenn man nicht weiß wie man bestimmte Nahrungsmittel genießbar macht, haltbar macht, wie lange sie sich überhaupt halten unter welchen Umständen ?

Es geht bei solchen Filmen, Büchern, Sendungen usw. meist viel zu sehr nur darum, entsprechende Tiere zu fangen und viel zu wenig darum, Nahrung zuzubereiten und vor allem anderen Nahrung haltbar zu machen.

Fast alle Nahrung in der Natur ist hochgradig saisonal ! Sie steht also nur vorübergehend in sinnvoller Menge zur Verfügung, dass gilt auch für viele Tiere. Entsprechend ist das Abschöpfen saisonaler Nahrungsmittel in möglichst großer Menge und die Frage der Haltbarmachung so absolut wesentlich.

Weshalb ich unabhängig von diesem Filmchen im nächsten Beitrag demnächst spezifisch nur darüber schreiben werde.
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#54
Kleiner Einschub:

In all diesen Filmen, Bundeswehr-Survival, SERE usw. geht es ja primär eigentlich um das unauffällige Durchkommen während Feindkräfte in der gleichen Gegend unterwegs sind. Und wie wenig wird davon gezeigt, was dafür wirklich relevant ist, nämlich die Frage der Signatur. Man spricht über Fallen, Jagd, Essbare Spezialtiere, Unterschlupf bauen und vieles mehr, aber die Frage der Unauffälligkeit ist eigentlich viel wesentlicher.

Eine recht brauchbare Reihe zu diesem Thema als eine Art Einleitung zu diesem Aspekt:

https://www.youtube.com/watch?v=2xh7FDqK...8Sn-WJ-Yhj

Insbesondere stellte sich die Frage, ob und inwieweit man überhaupt jedweden Kontakt mit irgendwelchen Zivilisten vermeiden kann und ob es nicht sinnvoll sein kann, sich selbst als Zivilist auszugeben, schlicht und einfach um die Chancen deutlich zu erhöhen durchzukommen. Wer hier von Recht usw. anfangen will, dem sei entgegnet, dass beispielsweise im 2WK viele Soldaten sich im weiteren als Zivilisten erfolgreich durchgeschlagen haben, dies ebenso und insbesondere bei der Flucht aus Gefangenschaft.
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#55
Wenn man schnell und vor allem weiträumig voran kommen will, gerade eben wenn man entkommen will, und auch sonst im Krieg ist ständige Gewichtsreduzierung ein ständig immer weitergehender Prozess der zwingend notwendig ist.

Alles sollte so robust wie möglich sein, so multifunktional wie möglich und zugleich so leicht wie möglich !

Es gibt gar nicht viele die überhaupt versuchen diese drei Zielsetzungen zu vereinigen. Eine Ausnahme davon sehr ihr hier sowie in der dazu gehörigen Liste von Filmen:

https://www.youtube.com/watch?v=os9DO2Ly...M&index=13

Herausragend und absolut richtig.

Heute schleppen Soldaten viel zu viel Ausrüstung mit sich herum. Viel zu viel Gewicht. Und wenn sie "in der Wildnis" auch nur ein paar Tage übernachten wollen, gleichmal noch mehr. Riesige Rucksäcke mit einem Übermaß an überschwerer Ausrüstung. Genau davon muss man weg.

Selbst im Gefecht ist die Gewichtsbelastung einfach viel zu groß. Wenn man nicht gerade in Grabensystemen und Löchern darauf hofft, dass der Gegner weder Streumunition, noch solche mit Annäherungszünder noch Präzisionsmunition etc einsetzt, und mit ausgenudelten Rohren immer weiter und weiter daneben schießt, so muss man ständig, ununterbrochen und weiträumig ausweichen.

Schleppt man hierbei zu viel mit sich herum, kostet dass viel zu viel Energie. Und bei einer Survival- oder Fluchtsituation gilt das sogar noch mehr. Es ist geradezu absurd, wenn ich immer wieder mal in den Bergen einfach so junge sehr fitte Soldaten nach belieben abhängen und hinter mir lassen kann und dass in meinem Alter, oder wenn ich an einem Tag sehr viel mehr Kilometer marschieren kann im Flachland als dies selbst irgendwelche "Elite"einheiten der Bundeswehr hinkriegen, und dies nicht weil ich irgendwie körperlich so derart fit wäre, sondern nur und allein nur aufgrund der völlig anders zusammen gestellten Ausrüstung.

Ja aber heißt es dann: was wenn du mehrere Tage oder gar Wochen mit der Ausrüstung im Feld leben müsstest ?! Die Ironie daran ist, dass ich und jeder andere auch mit einer solchen viel leichteren Ausrüstung im Felde sehr viel länger überleben und leben könnte als die heutigen Bundeswehr-Soldaten mit ihrer militärischen Standard-Ausrüstung.

Viel leichter heißt eben NICHT, dass man deswegen weniger Ausdauer / Durchhaltefähigkeit hätte oder dass die Ausrüstung weniger robust wäre. Ganz im Gegenteil kann die Ausdauer / Durchhaltefähigkeit sogar gerade eben wegen des geringeren Gewichtes viel größer ist !!!

Man sollte daher durchgehend immer versuchen die Ausrüstung zu reduzieren und leichter zu gestalten und zwar in jedem nur denkbaren Aspekt.
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#56
Liste von zum Thema gehörigen Filmen:

https://www.youtube.com/playlist?list=PL...4IVbojXLDM

11 kg für eine Woche - inklusive Nahrung. Also vollständig autark für eine Woche:

https://www.youtube.com/watch?v=CTBFaLOX...M&index=15

Dazu noch ein Sturmgewehr mit 3,5 kg, Munition für selbiges 2 kg, Funk mit Gehörschutz 1 kg, Gewehrgranaten 1,5 kg und Sonstiges 1 kg

und man kommt auf ein Gewicht der Grundausrüstung (inklusive Nahrung!) von genau 20 kg - alles in allem. Mit dem Verbrauch der Nahrungsmittel nimmt das Gewicht dann zudem fortwährend ab.

und viele ganz normale Infanteristen kommen ohne Nahrung für eine Woche bereits auf 35 kg alles in allem.

Entsprechend überlegen wäre eine Infanterie, die bei viel größerer Autarkie sehr viel leichter unterwegs ist, und damit schneller, ausdauernder und beweglicher.
Zum Vergleich ein Extrembeispiel: Fernspäher schleppen teilweise bis zu 65 kg mit, um damit mal eine Woche autark operieren zu können.
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