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Westliche Unterstützung für die Ukraine (Sanktionen/Waffenlieferungen/Sonstiges) - Druckversion

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RE: Russland vs. Ukraine - alphall31 - 18.12.2023

Was vor dem Krieg aus Deutschland nach Russland exportiert wurde ist mittlerweile von unseren Nachbarländern übernommen wurden . Auch in die Gegenrichtung in Form von Erdgas oder Erdöl hat es sich speziell beim Erdgas so entwickelt das alle Länder die Erdgas von Deutschland bezogen haben jetzt direkt von Russland beziehen. BASF hätte es wahrscheinlich geschafft dieses Jahr 30% der erdgasmenge zu liefern die man sonst aus Russland bezogen hätte. Über entstandene Schäden ließt man allerdings so gut wie garnichts . Müsste ja dann als Verlust abgeschrieben werden oder wie läuft das ? Sind ja für manche Firmen Milliardensummen .


RE: Russland vs. Ukraine - Schneemann - 19.12.2023

@lime

Hier wird leider sehr viel Halbwahrheit verbreitet...
Zitat:Wenn man die acht wichtigsten westlichen Länder zusammenzählt, darunter Deutschland, Polen und Litauen, steigen die monatlichen Exporte nach Kirgisistan von 16 Millionen US-Dollar auf 204 Millionen US-Dollar.
Das liest sich erst einmal sehr dramatisch. Liebe Güte, eine Verzwölffachung. Das bedeutet aber im Umkehrschluss nicht, dass die Sanktionen damit unterlaufen werden bzw. wären. Deutschland hat 2021 Güter im Wert von rund 30 Mrd. Dollar nach Russland exportiert, dieser Wert hat sich halbiert (ca. 15 Mrd. im Jahr 2022, vermutlich für 2023 noch weiter sinkend). D. h. es laufen also immer noch Exporte, aber in niedrigerem und sinkendem Rahmen, übrigens bestand der größte Teil in der Listung für 2022 aus pharmazeutischen Produkten (rund 3,2 Mrd. Dollar). Wenn also nun der Export nach Kirgisistan "explodiert" um 190 Mio. Dollar, reden wir von ca. 1,2% aller Exporte nach Russland, wobei von diesen 1,2% wiederum unklar ist, was davon tatsächlich in Russland landet. Die Zahl wirkt also erst mal dramatisch, ist aber eine quantité négligeable.
Zitat:Dabei blüht der Handel mit Russland nicht nur für die Auto-Industrie...
2021 wurden seitens Deutschlands für ca. 2,2 Mrd. Dollar Kraftfahrzeuge aller Art nach Russland exportiert. 2022 ist dieser Wert auf ca. 1 Mrd. Dollar gesunken. Tendenz in 2023 weiter sinkend. Wie hier der Exxpress zu einem "blühenden Handel mit Russland nicht nur für die Auto-Industrie" finden kann, erschließt sich mir nicht, vermutlich weiß das nur dessen unfehlbare Redaktion...

@alphall31
Zitat:Was vor dem Krieg aus Deutschland nach Russland exportiert wurde ist mittlerweile von unseren Nachbarländern übernommen wurden
Aha. Also Polen hat ca. 50% weniger exportiert nach Russland im Vgl. von 2021 zu 2022, Tschechien ca. 60% weniger, Österreich ca. 20% weniger, Dänemark 80% weniger, Frankreich ca. 50% weniger, Belgien ca. 30% weniger, die Schweiz ca. 25% weniger. Da fragt man sich, wer die deutsche Exportlücke von 15 Mrd. Dollar aufgefangen hat, wenn die genannten Länder ca. 13,5 Mrd. zusammen weniger nach Russland exportierten? Okay, ich habe mir Luxembourg noch nicht angeschaut...

Insofern: Bevor hier wild spekuliert wird, was manch anderen, eher vielleicht unbedarfteren Leuten, dann den Eindruck suggeriert, dass die "Sanktionen nichts bringen" und "Deutschland ja der Verlierer ist", schaut euch die genauen Zahlen an und nutzt verlässliche Quellen - aber bringt bitte keine Halbwahrheiten oder gar Falschbehauptungen in Umlauf.

Schneemann


RE: Russland vs. Ukraine - alphall31 - 19.12.2023

Polen exportiert fast 30% mehr Haushaltsgeräte nach Russland , diese gehen ebenfalls über Kasachstan


RE: Westliche Unterstützung für die Ukraine (Sanktionen/Waffenlieferungen/Sonstiges) - Schneemann - 19.12.2023

Zitat:Polen exportiert fast 30% mehr Haushaltsgeräte nach Russland , diese gehen ebenfalls über Kasachstan
Als ob dies einen Ausschlag geben würde. Ja, der polnische Handel nach Kasachstan hat zugenommen. Aber wir reden hier von (je nach Angabe) ca. 300 bis 500 Mio. Dollar. Damit kann Polen nicht mal ein Achtel seiner bisherigen Exporteinbußen wett machen, noch weniger kann es irgendwas auffangen damit, was Deutschland zurückgestellt hat. Und selbst wenn ein Teil nach Russland geht, so wird die Front bei Robotyne sicher nicht von Toastern und Wasserkochern bedroht...

Schneemann


RE: Westliche Unterstützung für die Ukraine (Sanktionen/Waffenlieferungen/Sonstiges) - voyageur - 19.12.2023

Berlin wird einen Auftrag im Wert von 278 Millionen Euro an ein französisches Unternehmen zur Lieferung von Granaten an die Ukraine melden.
[email=https://www.opex360.com/2023/12/19/berlin-va-notifier-un-marche-de-278-millions-deuros-a-une-entreprise-francaise-pour-livrer-des-obus-a-lukraine/]OPEX 360 (französisch)[/email]
von Laurent Lagneau - 19. Dezember 2023
[Bild: https://www.opex360.com/wp-content/uploads/pzh2000-20220506.jpg]
Im März verpflichteten sich die 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union [EU], der Ukraine 1 Million Schuss Munition [hauptsächlich 155 mm- und 15 mm-Artilleriegeschosse] zu liefern, um ihre Streitkräfte gegen die russische Invasion zu unterstützen.

Thierry Breton, EU-Kommissar für Binnenmarkt [und Rüstungsindustrie], stellte zu diesem Zweck den Plan ASAF [Act to Support Ammunition Production] fertig, der mit 500 Millionen Euro ausgestattet werden sollte, um den "Hochlauf" der Produktion von etwa 15 europäischen Unternehmen zu finanzieren.

Im August behauptete Breton im französischen Fernsehsender LCI, dass die EU bei der Lieferung von einer Million Granaten an die ukrainische Armee "sehr weit fortgeschritten" sei. "Das einstimmige Europa unterstützt die Forderungen der Ukraine. [...] Die Zahlen sind vertraulich, aber wir werden dieses Ziel einhalten", versicherte er.

Nur am 14. November gab der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius zu, dass dieses Ziel nicht erreicht werden würde. "Die Million wird nicht erreicht, das müssen wir akzeptieren. [...] Ich habe nicht eine Million Munition versprochen, und das war Absicht. Die eigentliche Frage ist, ob das Ziel von einer Million realistisch war", sagte er vor der Presse. Er fügte hinzu: "Es gab Stimmen, die warnten: 'Es ist einfach, eine Million zu sagen, das Geld ist da, aber die Produktion muss folgen'. Diese Warnungen haben sich leider als richtig erwiesen.

Laut dem Hohen Vertreter der Union für Außen- und Sicherheitspolitik, Josep Borrell, hat die EU bisher nur 300.000 Stück Artilleriemunition aus den Beständen der Mitgliedstaaten an die Ukraine geliefert. "Etwa 40% der europäischen Produktion sind für den Export in etwa 30 andere Länder als die Ukraine bestimmt", sagte er. "Was wir tun müssen, ist zu versuchen, diese Produktion auf [unsere] Priorität, die Ukraine, umzulenken, das würde eine große Veränderung bedeuten", fügte er hinzu.

Da die US-Hilfe für Kiew aufgrund der fehlenden zusätzlichen Finanzierung durch den Kongress bald auslaufen wird, ist Deutschland der Ansicht, dass es "bereit sein muss, eine wachsende Verantwortung zu übernehmen". Dies sagte Robert Habeck, sein Wirtschaftsminister [und Vizekanzler], in einem Interview mit T-Online am 15. Dezember.

"Wladimir Putin glaubt, dass er den Westen in einem langen Zermürbungskrieg besiegen kann, dass wir weniger Ausdauer haben als er. Und leider bricht zum Beispiel in den USA die Unterstützung für die Ukraine zusammen, nicht wegen Präsident Biden, sondern wegen der Republikaner. Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass Putin die europäische Nachkriegsordnung zerstören will und unsere Sicherheit bedroht", unterstützte der deutsche Politiker.

Zuvor hatte Berlin angekündigt, dass es seine Militärhilfe für Kiew bis 2024 auf 8 Milliarden Euro erhöhen wolle. Ohne zu warten, lieferte die Bundeswehr ein weiteres Patriot-Luftabwehrsystem an die ukrainischen Streitkräfte. Außerdem ist von einer neuen Anstrengung im Bereich Munition die Rede.

Am 14. Dezember teilte das deutsche Verteidigungsministerium mit, dass der Haushaltsausschuss des Bundestags soeben eine "Rahmenvereinbarung" über die Herstellung von 155-mm-Artilleriegeschossen für die Ukraine gebilligt habe. Der Vertrag betrifft ein französisches Unternehmen, dessen Identität jedoch nicht genannt wurde.

"Ein französisches Unternehmen wird 68.000 Explosivgeschosse für die ukrainischen Streitkräfte für 278 Millionen Euro herstellen", teilte das deutsche Ministerium mit.

"Das Rahmenabkommen mit dem Hersteller bietet die Möglichkeit, bis zu 350'000 Schuss Munition zu produzieren und zu liefern. Auch andere Länder können sich an dem Projekt beteiligen, da es Teil der europäischen Munitionsinitiative ist, die darauf abzielt, den Kauf, die Produktion und die Lieferung von Munition für die Ukraine zu beschleunigen. Es geht auch darum, die europäische Produktion von Munition langfristig zu erhöhen, damit die EU-Mitgliedstaaten ihre Munitionsbestände wieder auffüllen können", fügte er hinzu.

Rheinmetall, das im Juli ebenfalls über ein ähnliches Rahmenabkommen informiert wurde, wird der ukrainischen Armee "mehrere zehntausend" Granaten liefern, die ursprünglich für die Bundeswehr bestimmt waren.

Bei dem französischen Hersteller könnte es sich um die Nexter-Gruppe [KNDS France] handeln, die sich zum Ziel gesetzt hat, ihre Granatenproduktion bis 2024 um 50 % zu steigern und sie bis 2025 zu verdoppeln. Es sei denn, der fragliche Auftrag betrifft auch Forges de Tarbes [Tochterunternehmen von Europlasma], dessen jährliche Produktion von Granatenhohlkörpern von 40.000 auf 160.000 im Jahr 2025 steigen soll.


RE: Westliche Unterstützung für die Ukraine (Sanktionen/Waffenlieferungen/Sonstiges) - alphall31 - 21.12.2023

Zitat:Als ob dies einen Ausschlag geben würde. Ja, der polnische Handel nach Kasachstan hat zugenommen. Aber wir reden hier von (je nach Angabe) ca. 300 bis 500 Mio. Dollar. Damit kann Polen nicht mal ein Achtel seiner bisherigen Exporteinbußen wett machen, noch weniger kann es irgendwas auffangen damit, was Deutschland zurückgestellt hat. Und selbst wenn ein Teil nach Russland geht, so wird die Front bei Robotyne sicher nicht von Toastern und Wasserkochern bedroht...

Es gibt GUS Staaten in denen der autoimport aus Deutschland um mehr als 9000 % gestiegen ist . Das solche Zahlen auffallendes doch zu erwarten.
Wenn diese Dann Weiterverkauft werden nach Russland dann ist es halt so , man hat sich Gedanken gemacht und einen Weg gefunden . Was hat man erwartet? Solange es nicht um Waffen geht

Polen hat nicht mal 40% exportverluste , Österreich 8% , Tschechien 40% Vergleich 2021 zu 22 . Dazu kommen noch massive energiekosten Erhöhung und auch der komplette Verlust der Einnahmen aus dem Erdgasexport. Die Verluste die BASF durch den Verlust der erdgasfelder hat ist auch nicht beziffert bisher. Der durfte einen der größten Posten ausmachen am Ende


RE: Westliche Unterstützung für die Ukraine (Sanktionen/Waffenlieferungen/Sonstiges) - voyageur - 21.12.2023

Zukünftige ukrainische Kampfpiloten werden ab Anfang 2024 ihre Grundausbildung in Frankreich beginnen.
OPEX 360 (französich)
von Laurent Lagneau - 20. Dezember 2023
[Bild: https://www.opex360.com/wp-content/uploads/cirrus-20200906.jpg]
Ende September hatte der Armeeminister Sébastien Lecornu in der Nationalversammlung angedeutet, dass die Überlassung von Mirage 2000 an die ukrainischen Streitkräfte nicht auf der Tagesordnung stehe, da Kiew sich lieber auf die F-16 konzentrieren wolle, die ihm Dänemark, die Niederlande und Norwegen gerade zugesagt hätten, und laut Dokumenten, die kürzlich von der Nachrichtenagentur Reuters erwähnt wurden, sogar auf F/A-18 Hornet.

"Es ist nicht die erste Anfrage der Ukrainer an Frankreich, um ehrlich zu sein. [...] Es ist eine vorrangige Anfrage gegenüber vielen Ländern. Nicht gegenüber uns", sagte der Minister, als er zu diesem Thema befragt wurde. Er wollte jedoch auch nicht weiter darauf eingehen, da die Anhörung, zu der er eingeladen war, für die Presse geöffnet wurde.

Dabei hatte sich das Gerücht über eine mögliche Veräußerung von Mirage 2000 an die Ukraine bereits einige Wochen zuvor erhärtet. Im März hatte die Tageszeitung Le Figaro behauptet, dass sich ukrainische Piloten in Frankreich zu einem "Schnellkurs" befänden, um das Fliegen dieses Flugzeugtyps zu erlernen. Das Armeeministerium bestätigte dies nicht und erklärte, es bilde "ukrainische Besatzungen [...] insbesondere in der Boden-Luft-Abwehr und im Überlebenstraining für den Fall aus, dass ihre Flugzeuge abgeschossen werden". Dennoch hielt die Zeitung an ihren Informationen fest.

Die Abgeordneten Lionel Royer-Perreaut [Renaissance] und Christophe Naegelen [LIOT] bestätigten in ihrem Bericht über die französische Unterstützung der Ukraine im November die Gerüchte über eine mögliche Spende von Mirage-2000-Flugzeugen an Kiew nicht.

"Als die ukrainische Nachfrage nach Jagdflugzeugen immer drängender wurde, bot Frankreich auch an, ukrainische Piloten auf Mirage 2000 auszubilden, aber dieser Vorschlag wurde nicht weiterverfolgt, da die Ukrainer eine Ausbildung auf F-16 vorzogen, deren Lieferung ihnen von zahlreichen europäischen Staaten versprochen wurde, die über diese Flugzeuge verfügen", schrieben sie in der Tat. Das Armeeministerium fügte hinzu: "Da jedoch keine Piloten ausgebildet werden, werden ukrainische Besatzungen in Frankreich ausgebildet, insbesondere in der Boden-Luft-Abwehr und im Überlebenstraining für den Fall, dass ihre Maschine abgeschossen wird".

Wie sieht es wirklich aus? Trotz dieser Dementis hält sich das Gerücht hartnäckig: Quellen zufolge haben Lecornu und sein ukrainischer Amtskollege Rustem Oumerov kürzlich die Lieferung von sechs Mirage 2000D besprochen... Das wirft Fragen zur Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft, zur Infrastruktur, zur Ausbildung usw. auf. Außerdem könnte dies erklären, warum die Loi de programmation militaire [LPM] 2024-30 vorsieht, Die französische Luftwaffe mit 48 statt der zuvor vereinbarten 55 Mirage 2000D auszustatten.

Wie dem auch sei, Mirage 2000 oder nicht, ukrainische Kampfpiloten werden eine "Grundausbildung" in Frankreich absolvieren. Dies bestätigte das Armeeministerium am 19. Dezember.

"Am 15. Mai 2023 gab der Präsident der Republik bekannt, dass Frankreich der Ukraine angeboten hat, gemeinsam mit mehreren europäischen Partnern Kampfpiloten auszubilden. Die ersten Piloten werden Anfang 2024 eintreffen", erklärte er. "Nach der Grundausbildung in Frankreich werden sie ihre Ausbildung auf Kampfflugzeugen durch Schulungen bei unseren Partnern fortsetzen", fügte das Ministerium hinzu, ohne weitere Einzelheiten zu nennen.

Diese Information bezieht sich auf die Äußerungen von General James B. Hecker, dem Major des amerikanischen Luftwaffenkommandos in Europa und Afrika, hingewiesen. Er sagte, dass die jungen ukrainischen Piloten ihre Ausbildung in Großbritannien beginnen und auf "Propellerflugzeugen" trainieren würden, bevor sie "nach Frankreich gehen, um ein wenig auf Alphajets zu fliegen". Und das, obwohl dieser Flugzeugtyp von der französischen Luftwaffe nicht mehr für die Ausbildung verwendet wird, da diese teilweise auf Pilatus PC-21 stattfindet.

Diese findet im Centre de formation aéronautique militaire initiale [CFAMI] mit Cirrus SR20 auf dem Luftwaffenstützpunkt 701 in Salon-de-Provence statt.


RE: Westliche Unterstützung für die Ukraine (Sanktionen/Waffenlieferungen/Sonstiges) - Quintus Fabius - 21.12.2023

Schneemann:

Zitat:Bevor hier wild spekuliert wird, was manch anderen, eher vielleicht unbedarfteren Leuten, dann den Eindruck suggeriert, dass die "Sanktionen nichts bringen" und "Deutschland ja der Verlierer ist", schaut euch die genauen Zahlen an und nutzt verlässliche Quellen

Ich gehe auch davon aus, dass Deutschland in diesem Kontext überproportional verloren hat.

Man sollte aber dann auch so ehrlich sein und einräumen, dass diese Sanktionen nicht so viel bringen wie sich das viele so vorstellen und dass durchaus Deutschland einen erheblichen Schaden davon hatte und hat. Und dass andere Länder skrupellos jedwedes Schlupfloch nutzen um dies für sich auszunützen. Als Stichwort sei mal nur der Kauf von Uran aus Russland durch die USA genannt oder die rasant wachsenden Exporte mit umdeklarierten russischen Flüssiggas. Es gibt auch EU Staaten die hier und heute erhebliche Mengen davon importieren, und teilweise mehr russisches Gas importieren als vor dem Krieg.

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/energie/eu-gas-lng-russland-100.html

https://www.zfk.de/energie/gas/russland-spaniens-groesster-gaslieferant


RE: Westliche Unterstützung für die Ukraine (Sanktionen/Waffenlieferungen/Sonstiges) - Schneemann - 21.12.2023

Zitat:Ich gehe auch davon aus, dass Deutschland in diesem Kontext überproportional verloren hat.
Die Frage ist, wie man überproportional definiert? Überproportional im Gesamtwirtschaftsrahmen? Nein. Proportional zum generellen Wachstum und bezogen auf Verbraucherpreise? Ja, zumindest gab es einen Einschnitt.
Zitat:Man sollte aber dann auch so ehrlich sein und einräumen, dass diese Sanktionen nicht so viel bringen wie sich das viele so vorstellen und dass durchaus Deutschland einen erheblichen Schaden davon hatte und hat...
Dass die Sanktionen nicht die Wirkung entfaltet haben wie angenommen, zumindest nicht so schnell, das mag sicherlich stimmen. Da hatte ich selbst eine deutlich stärkere Wirkung vermutet. Aber wenn ich mich selbst frage, worin oder wie denn der erhebliche Schaden für Deutschland sich manifestiert, finde ich nicht wirklich etwas belastbares.

Nehmen wir die Gaspreise: Nach dem Höhenflug 2022, wo wir teils Werte von 40 Cent je KW/h hatten, sind wir derzeit bei ca. 8-9 Cent je KW/h. Dass das ein niedrigerer Wert als Ende 2021 - also vor dem Krieg - ist, fällt den meisten in unserer schnelllebigen Zeit aber gar nicht mehr auf, stattdessen sind wir im Tal des Jammerns (Link: https://www.ndr.de/nachrichten/info/Gaspreis-aktuell-wie-viel-kostet-Kilowattstunde,gaspreis142.html).

Hinzu kommt: Ja, es gibt manche EU-Staaten, die immer noch recht fleißig nach russischem LNG schielen (wobei die russischen Gasexporte insgesamt dennoch sich halbiert haben), d. h. aber nicht, dass die russischen Exportausfälle damit kompensiert sind. Sie liefern zwar mehr LNG, aber dieses hatte nur einen recht geringer Anteil an allen Gasexporten und noch einen viel geringeren Anteil an allen Exporten von fossilen Energieträgern (Link: https://energyandcleanair.org/june-2023-monthly-snapshot-on-russian-fossil-fuel-exports-sanctions/).

Aber spätestens 2027 soll es ja mit dem LNG auch vorbei sein...

Schneemann


RE: Westliche Unterstützung für die Ukraine (Sanktionen/Waffenlieferungen/Sonstiges) - lime - 21.12.2023

(21.12.2023, 17:21)Schneemann schrieb: Nehmen wir die Gaspreise: Nach dem Höhenflug 2022, wo wir teils Werte von 40 Cent je KW/h hatten, sind wir derzeit bei ca. 8-9 Cent je KW/h. Dass das ein niedrigerer Wert als Ende 2021 - also vor dem Krieg - ist, fällt den meisten in unserer schnelllebigen Zeit aber gar nicht mehr auf, stattdessen sind wir im Tal des Jammerns (Link: https://www.ndr.de/nachrichten/info/Gaspreis-aktuell-wie-viel-kostet-Kilowattstunde,gaspreis142.html).

In diesem Zeitraum mussten Verbraucher und Industrie aber die höheren Preise bezahlen. Für einen signifikanten Anteil war das existenzgefährdend auch wenn wir hier das vielleicht eher nicht nachvollziehen können. Nicht

Zitat:Hinzu kommt: Ja, es gibt manche EU-Staaten, die immer noch recht fleißig nach russischem LNG schielen (wobei die russischen Gasexporte insgesamt dennoch sich halbiert haben), d. h. aber nicht, dass die russischen Exportausfälle damit kompensiert sind. Sie liefern zwar mehr LNG, aber dieses hatte nur einen recht geringer Anteil an allen Gasexporten und noch einen viel geringeren Anteil an allen Exporten von fossilen Energieträgern (Link: https://energyandcleanair.org/june-2023-monthly-snapshot-on-russian-fossil-fuel-exports-sanctions/).

Aber spätestens 2027 soll es ja mit dem LNG auch vorbei sein...

Schneemann

Also wenn man die Statistik betrachtet dann hatte Rußland 2022 einen Rekordüberschuss von fast 300 Milliarden USD in der Handelsbilanz.

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/15645/umfrage/handelsbilanz-von-russland/#:~:text=Im%20Jahr%202022%20beträgt%20der,Russland%20von%202012%20bis%202022.

Auch die Devisenreserven blieben kontinuierlich auf hohem Niveau.

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/487403/umfrage/gold-und-devisenreserven-von-russland/#:~:text=Im%20November%202023%20ist%20der,US-Dollar%20auf%20die%20Goldreserven.

Wenn man jetzt wirklich glaubt man hat Rußland mit den Sanktionen mehr geschadet als sich selbst, dann liegt man meines Erachtens einfach falsch. Und selbst wenn Rußland die nächsten 5 Jahre einen wesentlich geringeren Handelsbilanzüberschuss von vielleicht nur 50-100 Milliarden Euro USD hätte wäre dies volkswirtschaftlich gesehen völlig irrelevant und wird auch nicht verhindern dass Rußland den Krieg weiterführen kann. Dagegen ist es eher unwahrscheinlich dass die Rohstoffpreise in diesem 5 Jahreszeitraum auf aktuellem Niveau bleiben werden, anstatt wieder zumindest zwischenzeitlich zu steigen.


RE: Westliche Unterstützung für die Ukraine (Sanktionen/Waffenlieferungen/Sonstiges) - Schneemann - 21.12.2023

Zitat:In diesem Zeitraum mussten Verbraucher und Industrie aber die höheren Preise bezahlen. Für einen signifikanten Anteil war das existenzgefährdend auch wenn wir hier das vielleicht eher nicht nachvollziehen können.
Tendenziell bemerke ich, dass wir uns langsam vom eigentlichen Kern des Threads entfernen, aber ich möchte hier antworten: Nein, sie waren nicht existenzgefährdend. Infolge der Verbraucherpreise gab es Einbrüche im Einzelhandel - und für die Verbraucher durchaus auch belastende Momente (zumindest für Geringverdiener) -, die Industrie indessen hat zwar gejammert, war aber nicht wirklich beeinträchtigt.
Zitat:Also wenn man die Statistik betrachtet dann hatte Rußland 2022 einen Rekordüberschuss von fast 300 Milliarden USD in der Handelsbilanz.
Warum? (Ich beantworte meine eigene Frage nicht, ich stelle sie nur in den Raum.)

Aber zum Übergang...
Zitat:Und selbst wenn Rußland die nächsten 5 Jahre einen wesentlich geringeren Handelsbilanzüberschuss von vielleicht nur 50-100 Milliarden Euro USD hätte wäre dies volkswirtschaftlich gesehen völlig irrelevant...
Danke. Das ist genau das, was ich meine. Irrelevant.
Zitat:Wenn man jetzt wirklich glaubt man hat Rußland mit den Sanktionen mehr geschadet als sich selbst, dann liegt man meines Erachtens einfach falsch.
Noch kann Russland durch gewisse Rohstoffexporte den Einbruch kompensieren. Es kann immer noch exportieren, aber auf geringerem Niveau. Aber es kann kaum noch hochwertige Produkte importieren, also erwirtschaftet man natürlich Gewinne - die Ausgaben sind deutlich geringer als die Einnahmen. Aber das ist keine dauerhafte Rechnung, denn die Gewinnchargen beim Export sinken beständig (https://tradingeconomics.com/russia/exports). Wenn man also keine hochwertigen, teuren Güter importieren muss/kann und zugleich, wenn auch in sinkender Tendenz, noch als Tankstelle der Welt exportieren kann, macht man sicherlich erst einmal Gewinne...

Schneemann


RE: Westliche Unterstützung für die Ukraine (Sanktionen/Waffenlieferungen/Sonstiges) - Ottone - 21.12.2023

(21.12.2023, 18:55)lime schrieb: Wenn man jetzt wirklich glaubt man hat Rußland mit den Sanktionen mehr geschadet als sich selbst, dann liegt man meines Erachtens einfach falsch.
Erstens war Russland nie ein für Deutschland gewichtiger Handelspartner, schon deshalb kann es kein Schlag ins eigene Kontor gewesen sein. Bestimmte Sektoren und Firmen sind natürlich betroffen (vor allem durch Enteignungen in Russland und nicht durch die Sanktionen selbst), ja, aber hätte man Russland in der Ukraine ohne Konsequenzen weiter machen lassen wäre der politische Schaden für Deutschland bei seinen wichtigen Handelspartnern immens gewesen. Und ich will mir gar nicht vorstellen wie bei uns innenpolitisch die Fetzen geflogen wären. Die Sanktionen tun Russland richtig weh auf verschiedenen Ebenen.

Unterm Strich ein übles Narrativ aus dem Instrumentkasten der fremdgesteuerten AfD.


RE: Westliche Unterstützung für die Ukraine (Sanktionen/Waffenlieferungen/Sonstiges) - lime - 21.12.2023

(21.12.2023, 22:02)Ottone schrieb: Erstens war Russland nie ein für Deutschland gewichtiger Handelspartner, schon deshalb kann es kein Schlag ins eigene Kontor gewesen sein. Bestimmte Sektoren und Firmen sind natürlich betroffen (vor allem durch Enteignungen in Russland und nicht durch die Sanktionen selbst), ja, aber hätte man Russland in der Ukraine ohne Konsequenzen weiter machen lassen wäre der politische Schaden für Deutschland bei seinen wichtigen Handelspartnern immens gewesen. Und ich will mir gar nicht vorstellen wie bei uns innenpolitisch die Fetzen geflogen wären. Die Sanktionen tun Russland richtig weh auf verschiedenen Ebenen.

Unterm Strich ein übles Narrativ aus dem Instrumentkasten der fremdgesteuerten AfD.

Anstatt sich selbst zu sanktionieren hätte man vielleicht konsequenter bei Unterstützungslieferungen für die Ukraine sein sollen und die Rüstungsindustrie ankurbeln sollen. Das hätte zumindest Sinn ergeben. Auch hätte man mal vorher darüber nachdenken sollen ob es korrekt ist wehrfähige Ukrainer in die EU zu lassen und so der Ukraine Mobilisierungspotential zu entziehen. Aktuell mehren sich nämlich die Stimmen in der Ukraine dass man diese Gruppe nicht mehr von der Rekrutierung ausklammern kann.

Unabhängig davon war in Sachen Rohstoffimporte Rußland durchaus ein gewichtiger Handelspartner Deutschlands bzw. der gesamten EU.


RE: Westliche Unterstützung für die Ukraine (Sanktionen/Waffenlieferungen/Sonstiges) - Ottone - 21.12.2023

Russland hat Deutschland den Gashan zugedreht, nicht Deutschland. Verdrehte Tatsachen. Und es gibt nach dem 24.2.22 keinen Grund sich selbst in der Rolle des Erpressungsopfers zu gefallen.


RE: Westliche Unterstützung für die Ukraine (Sanktionen/Waffenlieferungen/Sonstiges) - Quintus Fabius - 21.12.2023

Zweifelsohne ist eine Entkoppelung unserer Energieversorgung von Russland absolut richtig gewesen, auch wenn dies erheblich gekostet hat. Und die negativen wirtschaftlichen Fernwirkungen davon teilweise erst kommen werden. Denn es nützt wenig, dass der Gaspreis wieder gefallen ist, ganz insgesamt hat man das System als ganzes destabilisiert. Aber trotzdem: Russland ist ein Feind, und dass schrieb ich schon vor 15 Jahren so und wurde damals noch dafür ausgelacht.

Die zwingende Schlußfolgerung aus der geringen Wirkung der Sanktionen in Bezug auf Russland ist daher für mich, dass wir wesentlich schärfere, wesentlich massivere Sanktionen benötigen, vor allem weil wir ja jetzt uns energiepolitisch von Russland entkoppeln konnten. Entsprechend müsste man jetzt, wo man sich wieder halbwegs gefangen hat überhaupt erstmal richtig anfangen, mit massivsten Sanktionen aller Art. Aber das geschieht nicht. Genau so wenig wie man die Rüstungsindustrie angeworfen hat, genau so wenig wie man die Ukraine ausreichend unterstützt hat.

Schneemann:

In Bezug auf den russischen Gasexport et al möchte ich zu bedenken geben, dass die Pipelines nach West-Taiwan erst vor Kurzem fertig gestellt wurden. Entsprechend wird Russland ab jetzt massiv Gas nach West-Taiwan liefern und es wird erwartet, dass der Gasexport im Laufe der nächsten zwei Jahre wieder das Vorkriegsniveau erreicht.