Westliche Unterstützung für die Ukraine (Sanktionen/Waffenlieferungen/Sonstiges) - Druckversion +- Forum-Sicherheitspolitik (https://www.forum-sicherheitspolitik.org) +-- Forum: Hintergründe (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=97) +--- Forum: Krisen, Konflikte und Kriege (https://www.forum-sicherheitspolitik.org/forumdisplay.php?fid=99) +--- Thema: Westliche Unterstützung für die Ukraine (Sanktionen/Waffenlieferungen/Sonstiges) (/showthread.php?tid=6614) |
RE: Russland vs. Ukraine - Pmichael - 01.06.2022 Das fundamentale Problem der nicht eskalierende Rhetorik oder einer gesichtswahrender Exit Strategie geht von einer falschen Prämissen aus, dass Ukraine ein Teil einer größeren geopolitischen Ambition ist, sondern Ukraine ist für Putin reiner Selbstzweck. Es ist keine Tik for Tak Kubakrise, die man für beide Seiten auflösen kann sondern die Russische Variante der alten Lebensraumfrage. RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 01.06.2022 Werter Nightwatch: naturgemäß kann man meine Aussage hier nur missverstehen, ist sie doch zu kurz und es fehlt der ganze gedankliche Hinterbau dazu. Ich gehe völlig mir dir im Gleichschritt, dass es jetzt das Ziel sein muss, Russland so weit wie möglich zu schwächen, seine Streitkräfte abzunutzen und die dass es das absolut primäre Ziel dieses Krieges (für uns) sein muss, dass die russische Armee maximal geschwächt wird. Das schreibe ich schon seit mehr als 40 Seiten in diesem Strang keinen Tag anders. Exakt wegen der geopolitischen Chancen aber, gerade eben um erhebliche Teile der russischen Streitkräfte zu vernichten, darf man jetzt nicht ein Übermaß an Hilfe schicken. Warum?! Weil ansonsten die Verluste für die Russen in zu kurzer Zeit zu hoch wären, und dem folgend ein Ende des Krieges dadurch wahrscheinlicher wird. Die Ukraine ist groß, und die Russen stehen gerade mal erst ganz im Osten. Je mehr Russland davon einnimmt, desto mehr werden seine Streitkräfte in diesem Konflikt gebunden, desto mehr Hoffnung hat die russische Führung doch noch einen kompletten Sieg zu erringen, desto länger wird in Wahrheit der Krieg andauern und desto größer werden langfristig die russischen Verluste ausfallen. Die Ukraine sollte (hinter den Kulissen und dem notwendigen üblichen Friedensbekundungen) nur ein Mittel zum Zweck sein, oder wie ich es schon mehrfach geschrieben habe: die Kunst in diesem Krieg wäre es, diesen genau auf der richtigen Temperatur vor sich hin köcheln zu lassen. Wenn wir die Temperatur zu weit aufdrehen eskaliert der Konflikt entweder unkontrollierbar (und hinterher wird jeder wieder überrascht tun, ODER: der Konflikt endet zu frühzeitig und mit für unsere Zielsetzung unzureichenden Ergebnissen. Gerade die Zielsetzung der Vernichtung erheblicher Teile der russischen Streitkräfte gebietet es die Waffenlieferungen zu strecken und das ganze über einen größeren Zeitraum hinweg zu betrachten. Hierzu ist es notwendig die Ukraine genau mit dem zu versorgen was gerade so notwendig ist, nicht mehr und nicht weniger. Nur so können auf einen längeren Zeitraum hin gerichtet größere russische Verluste erzeugt werden. Keinesfalls geht es mir also um eine Einstellung der Kampfhandlungen, sondern ganz im Gegenteil. Ich befürchte einen Verhandlungsfrieden, sollte man seitens des Westens noch mehr Waffenlieferungen senden und sollten diese Waffen dann in zunehmenden Maße eingesetzt werden. Gerade dies würde den Konflikt langfristig verfestigen. Ich bin daher auch ganz klar für Waffenlieferungen für die Ukraine, aber nicht in dieser Form, diesem Ausmaß und mit dieser Geschwindigkeit. Keineswegs darf man (um dich zu zitieren) einfach alles in die Ukraine werfen, dafür besteht aktuell überhaupt gar keine Veranlassung. Dann ist langfristig noch zu bedenken, dass eine vollständige Freikämpfung der Ukraine, also eine Niederlage Russlands uns extrem große Folgekosten aufbürdet, während es für uns wesentlich vorteilhafter wäre, wenn Russland diese Folgekosten (vor allem in der Ostukraine) selbst tragen muss. Dazu noch der Partisanenkrieg der dort leicht schürbar wäre. Und gerade deshalb ist es ein Fehler zuviel zu schnell zu liefern. Die Ukraine sollte eben nicht vollständig gewinnen, weil dies immens nachteilig im Sinne deiner Zielsetzung wäre (die ich selbst vollauf teile). Russland kann und wird nur dann wirklich bluten, wenn es tiefer (!) in den ukrainischen Raum hinein gezogen wird, wenn es die völlig zerstörten Gebiete der Ostukraine selbst kümmern muss, wenn es mit einem vollumfänglichen Partisanenkrieg in einem größeren Gebiet hinter seinen Linien konfrontiert ist, wenn er Krieg im Idealfall noch viele Monate lang andauert und wenn schlußendlich der Krieg nicht eskaliert, nicht beendet und nicht herunter gefahren wird. Und insbesondere darf die Lage nicht dazu führen, dass das System Putin stürzt. Es ist ja ein völliger Irrglaube anzunehmen, wenn Russland jetzt innerhalb der nächsten 3 Monate oder so aufgibt / aufgeben muss, dass dann die Lage damit dauerhaft stabilisiert sei. Nehmen wir einmal an, die Ukraine würde bis zum Winter dieses Jahres vollständig siegen, den ganzen Donbass komplett zurück erobern einschließlich der Seperatistengebiete, man würde auf die Krim verzichten (alles reine Theorie!) und damit hätte man einen Sieg im sagen wir November 2022 erreicht und sogar den Donbass komplett zurück gewonnen. Dies führt dann eben nicht zur dauerhaften Stabilisierung Osteuropas, sondern ganz im Gegenteil. Russland wird nach Revanche schreien, man wird zwingend einen weiteren Krieg anfangen, noch bevor die Ukraine in die NATO und EU aufgenommen werden kann, und die ganze Sache wird insgesamt nur noch wesentlich schlimmer werden. Am schlimmsten wäre es, wenn Russland zeitnah aus dem Krieg ausscheiden kann, dann wären nämlich die bis dahin erlittenen Verluste unzureichend, wäre es möglich innerhalb weniger Jahre wieder ein erhebliches militärisches Problem zu werden (ich weiß du leugnest das) und wäre damit die Gefahr eines noch wesentlich größeren Krieges in Wahrheit höher. Wir gewinnen rein gar nichts aus einem "Sieg" der Ukraine, und auch die Ukraine in Wahrheit nicht. Viel relevanter als ein Sieg der Ukraine ist ein möglichst weitgehendes Ausbluten Russlands und dass ist durch zu große Waffenlieferungen in zu kurzer Zeit gefährdet. RE: Russland vs. Ukraine - Broensen - 01.06.2022 (29.05.2022, 21:12)Broensen schrieb: Zumal kaum zu erwarten ist, dass die Polen großartig etwas nachliefern werden, wenn diese Geschütze aufgebraucht sind. Da hatte ich wirklich nicht mit gerechnet: Zitat:Poland will sell 3 squadrons of AHS 155 Krab self-propelled howitzers to Ukraine, including 54 AHS-155 #KRAB systems, in addition to the recently shipped 18. These are newly manufactured vehicles, and Korea will help speed up delivery by sending ready-made K9 chassis from stock.Twitter Hut ab! RE: Russland vs. Ukraine - Schneemann - 02.06.2022 @Broensen Zitat:Seit wann haben wir IRIS-T SL in der Bundeswehr oder wie meinst du das?Das war vielleicht etwas doppeldeutig und unzureichend formuliert gewesen von mir. Die Formulierung "haben" ist hier relativ - meines Wissens gibt es zwei (!) Erprobungsträger und irgendwo noch ein Demonstrationsobjekt. Mehr allerdings nicht. Insofern: Nein, also im eigentlichen Sinne "haben" wir es nicht wirklich. Zitat:Wenn das stimmt, so ist es sicherlich ein bemerkenswerter Zug, aber auch ein relativ riskanter Vorgang, denn er entblößt selbst den polnischen Artilleriefuhrpark nicht unerheblich. Zumal das - also insgesamt 72 Systeme - beinahe alles ist, was man von diesem neuesten und modernsten SPA-Modell im Lager hat (insg. 80?). Es wäre ggf. besser gewesen, wenngleich auch nicht so medienwirksam, wenn man stattdessen 150 von den alten 2S1-SPAs (da hat man über 350 im Bestand) oder mehrere Dutzend WR-40-Werfer gesendet hätte. Ich hoffe nur, dass es nicht in ein, zwei Wochen aus Warschau heißt, dass es ja eine Ringtauschvereinbarung mit den Deutschen gegen PzH 2000 gibt...Zitat:Da hatte ich wirklich nicht mit gerechnet:Poland will sell 3 squadrons of AHS 155 Krab self-propelled howitzers to Ukraine, including 54 AHS-155 #KRAB systems, in addition to the recently shipped 18. These are newly manufactured vehicles, and Korea will help speed up delivery by sending ready-made K9 chassis from stock. @Quintus Zitat:Und gerade deshalb ist es ein Fehler zuviel zu schnell zu liefern. Die Ukraine sollte eben nicht vollständig gewinnen, weil dies immens nachteilig im Sinne deiner Zielsetzung wäre (die ich selbst vollauf teile). Russland kann und wird nur dann wirklich bluten, wenn es tiefer (!) in den ukrainischen Raum hinein gezogen wird, wenn es die völlig zerstörten Gebiete der Ostukraine selbst kümmern muss, [...]Das sehe ich im Grunde ähnlich. Es ist natürlich in gewisser Weise ein wenig zynisch, wenn man somit die Ukraine als Mittel zum Zweck ansieht, die Russen zu schwächen, da dies natürlich auf ukrainischem Boden stattfinden wird und wir indirekt mit ukrainischen Leben jonglieren. Aber so ist es nun mal in der Realpolitik - auch da die Folgen eines Nichtstuns noch inakzeptabler wären -, zumal es die russische Führung war, die anderen diesen Konflikt aufgezwungen hat. Wie ich also schon mal hier schrieb: Rücksichtnahme dürfte keine Option mehr sein. Ansonsten denke ich auch, dass man in diesem Krieg eine Gratwanderung vollführen muss, wo die Intensität der Lieferungen relativ gut abgewogen sein sollte. (Dieses blindwütige Zuschütten der Ukraine mit Waffen wird uns so oder so später noch Sorgen bereiten; abgesehen davon ist die Frage, ob die Ukrainer alles derart rasch nutzen und auch "nach vorne" bringen könnten - so enorm ist ihr Ausbildungs- und Mannschaftspolster nämlich auch nicht.) Zwar glaube ich nicht, dass Russland per se einen Atomkrieg beginnen würde, selbst wenn es schlecht läuft, allerdings habe ich manchmal Zweifel, ob dieses schrille Getöse in russischen Medien, wo offen davon gesprochen wird Atomwaffen zu nutzen bzw. zumindest damit zu drohen (oft in Kombination mit Lautstärke und spätpubertären Beleidigungen wie auf einem Schulhof), nun alles nur eine abgekartete Show ist oder ob die nationalistischen Protagonisten und Hitzköpfe, die sich so äußern, daran wirklich glauben oder so weit gehen würden (selbst wenn Russland nicht direkt angegriffen würde)? Letztlich - um beim Zynismus zu bleiben - schießt sich Russland vielleicht sogar mit jedem Meter, den es sich weiter vorkämpft, ein Eigentor. Wie du es schon geschrieben hattest in irgendeinem Beitrag auf den vorangegangenen Seiten: Im schlimmsten Fall siegen die Ukrainer und der Westen wird auf Jahre hinaus die verwüsteten Gebiete subventionieren und wieder aufbauen müssen. Aber: Je mehr Land die Russen verwüsten und den Ukrainern abnehmen, desto mehr verwüstetes und mit Munitionsresten verseuchtes Land haben sie nach einem Kriegsende selbst wieder aufzubauen bzw. zu versorgen. D. h. diese Bürde ginge dann auf sie über statt auf die Europäer. Alleine die Gebiete, die sie aktuell schon erobert haben, spotten so ziemlich der Beschreibung - zerschossen, entvölkert, vergiftete Böden, Ruinenfelder, Munitionsreste etc. Insofern: Wenn ich nun den Zynismus toppen wollte, sollte ich sagen: Lasst die Russen sich bis zum Herbstschlamm noch ein wenig vorwühlen, lasst sie massive Verluste erleiden, liefert den Ukrainern aber bitte nur so viel, dass diese die Russen weitgehend bremsen können, aber selbst nicht auf dumme Gedanken kommen; also so, dass die Russen vielleicht noch 30 oder 50 Kilometer vorankommen unter schwersten Opfern - und lasst ihnen dann ein versumpftes und menschenleeres Niemandsland, das sie auf Jahre hinaus aufbauen und versorgen müssen. Gleichwohl hat sich Zynismus im Krieg (bzw. besonders danach) nie sonderlich ausgezahlt, es ist nur dem einen mehr auf die Füße gefallen als dem anderen. Die Frage wäre also, ob wir uns auf diese Rechnung einlassen sollen oder nicht? Aber die Frage wäre zugleich, welche Alternativen wir hätten? Ein Nichtstun und ein Sieg der Russen ist nicht akzeptabel. Ein Herbeiführen einer sinnlosen Eskalation ist aber ebenso wenig zielführend wie sinnvoll für uns. Also bleibt wohl nur die Flucht in die zynische Kosten-Nutzen-Rechnung - auch wenn ich da irgendwie eine gewisse Frustration gepaart mit einem beschämendem Gefühl verspüre... Schneemann RE: Russland vs. Ukraine - lime - 02.06.2022 (02.06.2022, 09:34)Schneemann schrieb: Letztlich - um beim Zynismus zu bleiben - schießt sich Russland vielleicht sogar mit jedem Meter, den es sich weiter vorkämpft, ein Eigentor. Wie du es schon geschrieben hattest in irgendeinem Beitrag auf den vorangegangenen Seiten: Im schlimmsten Fall siegen die Ukrainer und der Westen wird auf Jahre hinaus die verwüsteten Gebiete subventionieren und wieder aufbauen müssen. Historisch betrachtet gab es nach großen Kriegen immer große Wirtschaftsaufschwünge. Deshalb ist die Annahme dass diese Gebiete sozusagen ein Ballast für den Sieger darstellen ökonomisch betrachtet unsinnig. Im Gegenteil legen diese den Grundstein für ein zukünftig starkes Wirtschaftswachstum. RE: Russland vs. Ukraine - Schneemann - 02.06.2022 @lime Zitat:Historisch betrachtet gab es nach großen Kriegen immer große Wirtschaftsaufschwünge. Deshalb ist die Annahme dass diese Gebiete sozusagen ein Ballast für den Sieger darstellen ökonomisch betrachtet unsinnig. Im Gegenteil legen diese den Grundstein für ein zukünftig starkes Wirtschaftswachstum.Das hängt aber stark vom Kriegsschauplatz ab und den Bedingungen, die vorherrschten bevor ein Land vom Krieg überzogen wurde. Der Irak etwa hat die Amerikaner mehr gekostet als er "einbrachte" (trotz des gerne kolportierten Vorurteils gerade der deutschen Linken, es ginge "nur ums Öl"; tatsächlich kamen alle möglichen Konzerne zum Zug - Lukoil, Total, CNPC etc. - nur nicht US-Konzerne, die mittlerweile keinen namhaften Öl-Vertrag mehr dort haben), gleiches gilt für Bosnien, Afghanistan, Syrien. Allerdings gibt es auch Gegenbeispiele - Deutschland etwa nach dem Krieg, oder auch Südkorea nach dem Koreakrieg (wobei es hier aber in beiden Fällen eines finanziellen Anstoßes bedurfte durch die USA, und dieser Aufschwung trat auch erst grob fünf bis zehn Jahre nach dem Kriegsende ein). Nur sage ich es ganz offen: Die Ukraine ist meiner Meinung nach nicht mit Deutschland oder Südkorea vergleichbar, eher mit dem Irak... Schneemann RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 02.06.2022 Südkorea war nach dem Koreakrieg auf viele Jahre hinaus ruiniert, weshalb Nordkorea nach dem Krieg sogar besser dastand, wohlhabender wahr und besser entwickelt. Erst nach geraumer Zeit begann dann Südkorea seinen Aufstieg, der resultierte aber nicht aus dem Krieg. Krieg ist ein großer Gleichmacher, er verteilt also Vermögen um, und verteilt dieses gerechter, eröffnet Chancen und Möglichkeiten statt erstarrter Strukturen und kann zu einem Wirtschaftsaufschwung führen. Dies aber nur und wirklich nur dann, wenn die Gesellschaft und der Staat in welchem dies stattfinden soll bestimmte Rahmenbedingungen und Umstände mitbringen, als da wären: Rechtsstaatlichkeit, die weitgehende Abwesenheit von Korruption, technische und wissenschaftliche Kompetenz, ausreichend Ingenieure und Techniker (das Wissen geht ja durch die materiellen Verluste nicht verloren) und eine gewisse Anschubfinanzierung von außen (welche nicht einmal so hoch sein muss, siehe Marshall Plan). All das wäre in der Ostukraine nicht gegeben, wenn Russland diese Gebiete kontrolliert. Und genau so nicht wenn die Ukraine diese Gebiete wieder kontrolliert. Von daher würde es in den zerstörten Gebieten in der Ukraine eben keinen Wirtschaftsaufschwung geben, sondern müssten diese sehr viel weitgehender von außen substituiert werden. Gleichgültig ob Ukrainer oder Russen, die Faktoren welche dazu führen, dass ein Krieg positive Folgen nach sich zieht fehlen hier einfach. Die negativen Auswirkungen wären im weiteren noch deutlich größer wenn Russland diese Gebiete kontrolliert, die Rechnung wäre also für Russland nochmal deutlich größer als im anderen Fall, aber sie wäre auch für uns erheblich. Ein gutes praktisches Beispiel sind die Seperatistengebiete, in welchen seit 2014 und den Zerstörungen dort folgend eben nicht nur keinerlei Aufschwung stattfand, sondern nur eine immer noch weiter fortschreitende Agonie, in welcher diese ehemals gar nicht so schlecht aufgestellten Gebiete einfach nur nachhaltig zugrunde gerichtet wurden. So würde dass dann auch in der Ostukraine ansonsten laufen. Von daher ist die Frage lediglich, ob wir den Schaden haben werden, oder die Russen einen noch größeren Schaden haben werden. RE: Russland vs. Ukraine - lime - 02.06.2022 (02.06.2022, 10:14)Quintus Fabius schrieb: Ein gutes praktisches Beispiel sind die Seperatistengebiete, in welchen seit 2014 und den Zerstörungen dort folgend eben nicht nur keinerlei Aufschwung stattfand, sondern nur eine immer noch weiter fortschreitende Agonie, in welcher diese ehemals gar nicht so schlecht aufgestellten Gebiete einfach nur nachhaltig zugrunde gerichtet wurden. So würde dass dann auch in der Ostukraine ansonsten laufen. Dort war der Krieg aber auch faktisch nie beendet, was schon allein genommen Grund genug ist dort nicht zu investieren. RE: Russland vs. Ukraine - Quintus Fabius - 02.06.2022 lime: Das war und ist aber nicht der Grund für den extremen Niedergang in diesen Gebieten gewesen, sondern diese wurden regelrecht ausgeplündert, der Mafia ausgeliefert und versanken in Korruption und Kriminalität. Die Umstände dort verhinderten Investitionen noch mehr als der sporadische Austausch von irgendwelchem Artilleriefeuer, und zwar wesentlich mehr. Die Bevölkerung dort wurde einem zutiefst kriminellen Regime ausgeliefert, welches absolut alles veruntreute was auch nur irgendwie dorthin investiert wurde. Allgemein: Der Grund warum die Polen nicht ihre veralteten Systeme liefern liegt meiner Meinung nach auch darin, dass den Ukrainern für die Ost-Kaliber zunehmend die Munition ausgeht. So weit man es aus OSINT sagen kann, geht den Ukrainern zunehmend ihre "einheimische" Munition aus. Systeme in 155mm haben hier den Vorteil jetzt neu eintreffende westliche Munition nutzen zu können. Noch allgemeiner: Meiner Meinung nach sollte man diesen Krieg von westlicher TM Seite aus wie ein Niedrig-Temperatur Schmoren sehen / führen. Also möglichst lange mit möglichst niedriger Temperatur laufen lassen. Beides bedingt einander, gerade wenn man ihn so weiterführt, dauert er länger, wird Russland tiefer in die Ukraine hinein gezogen, steigen die Kosten für Russland maximal - zugleich wird die Eskalation oder (genau so schlecht) ein vorzeitiges Ende vermieden und es wird vermieden dass das System Putin stürzt, was auch nicht in unserem Interesse ist (Inkompetenz und extremste Korruption beim Feind sind für uns nur vorteilhaft). RE: Russland vs. Ukraine - Schneemann - 03.06.2022 Einmal ein recht interessantes Stimmungsbild, wie das Empfinden bei uns im Land ist hinsichtlich des Ukrainekrieges und der deutschen Politik: Zitat:ARD-DeutschlandTrend [...]https://www.tagesschau.de/inland/deutschlandtrend/deutschlandtrend-3037.html Das ist sicherlich nur eine Momentaufnahme und man muss bedenken, dass es auch in Umfragen immer Schwankungen gibt. Grob kann man aber sagen: a) Rund 70% (42% plus 29%) sind mit dem Umfang der Waffenlieferungen zufrieden oder wollen gar noch mehr liefern. Gleichwohl allerdings ist es in der Tendenz so, dass der Anteil von denjenigen, die meinen, dass mehr geliefert werden sollte, leicht sinkend ist. b) Mehr als 75% (37% plus 41%) halten die Sanktionen für angemessen, ein Teil davon wünscht sogar noch schärfere Sanktionen. Der Anteil von denjenigen, die noch härtere Sanktionen gutheißen würden, ist leicht abgesunken, liegt aber bei immer noch rund 40%. c) Interessanterweise sagen aber nur 37%, dass sie der Krieg erheblich beschäftigt bzw. dass sie diesen als gewichtigstes Thema derzeit ansehen. Das ist zwar der höchstbewertete Punkt von allen abgefragten, dennoch ist der Wert m. M. n. erstaunlich niedrig (ich hätte hier deutlich über 50% geschätzt). Offenbar ist also die Sorge vor weiterführenden Entwicklungen doch nicht so eminent ausgeprägt wie vermutet. Die Frage wäre dann aber, ob wir einfach nur abgebrüht sind oder aber oftmals die Tragweite der Entwicklungen und Risiken nicht richtig erkannt wird? Weiterhin: 100 Tage nach Beginn des Krieges hat Russland laut ukrainischen Angaben etwa ein Fünftel des Landes unter Kontrolle gebracht: Zitat:Ukraine war: Zelensky says Russia controls a fifth of Ukrainian territoryhttps://www.bbc.com/news/world-europe-61675915 Eine weitere Entwicklung, die für uns doch relativ positiv scheint: Zitat:Statistisches Bundesamthttps://www.zeit.de/politik/2022-06/exporte-deutsche-wirtschaft-importe-ukraine-krieg Trotz aller Teuerungen scheint uns also die Sanktionspolitik nicht allzu sehr auf die Füße zu fallen. Dagegen scheinen sich die Sanktionen in Russland immer stärker auszuwirken, wenngleich auch nicht so schnell wie vermutet: Zitat:Russia braces for economic upheaval as sanctions start to bitehttps://www.france24.com/en/live-news/20220602-russia-braces-for-economic-upheaval-as-sanctions-start-to-bite Schneemann RE: Russland vs. Ukraine - Schneemann - 13.06.2022 Zitat:Russia's economic slump will wipe out 15 years of gains - IIFhttps://www.reuters.com/markets/europe/russias-economic-slump-will-wipe-out-15-years-gains-iif-2022-06-08/ Wir hatten es ja schon öfters thematisiert: Heißt, die russische Wirtschaftsleistung und der Wohlstand der Menschen wird zurückgehen, zugleich aber wird die Finanzkasse nicht schwächer, sondern derzeit noch gestärkt, was wiederum die Reichen im Land reicher machen wird und auch die Fortführung des Krieges erst einmal ermöglichen wird. Eine Übersicht über deutsche Rüstungslieferungen: Zitat:Deutsche Rüstungsgüter für 350 Millionen Euro in die Ukrainehttps://www.faz.net/agenturmeldungen/dpa/deutsche-ruestungsgueter-fuer-350-millionen-euro-in-die-ukraine-18099023.html Schneemann RE: Russland vs. Ukraine - lime - 13.06.2022 Was zu erwarten war: https://www.berliner-zeitung.de/wirtschaft-verantwortung/mega-deals-indien-kauft-russisches-oel-und-verkauft-es-teuer-nach-europa-li.235748 In der Summe braucht man eben so viel Öl wie sonst auch. Was nichts anderes bedeutet als dass man nun eben russisches Öl wesentlich teurer auf Umwegen kauft. Aber für ein gutes Gefühl zahlt man im Westen eben gerne mal drauf. RE: Russland vs. Ukraine - lime - 14.06.2022 Rußland verdient aktuell pro Tag netto 680 Millionen Euro durch Energieexporte. https://www.merkur.de/politik/ukraine-news-russland-oel-gas-sanktionen-deutschland-putin-energie-export-china-schwachstelle-zr-91607863.html Noch ein interessanter Artikel zum Thema: https://www.theguardian.com/commentisfree/2022/jun/02/russia-economic-war-ukraine-food-fuel-price-vladimir-putin?utm_term=Autofeed&CMP=twt_gu&utm_medium&utm_source=Twitter#Echobox=1654164170 RE: Russland vs. Ukraine - Schneemann - 16.06.2022 Die russischen Erdgaslieferungen nach dem Westen werden weiter reduziert: Zitat:RUSSLAND DROSSELT LIEFERUNGENhttps://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/gazprom-drosselt-lieferungen-deutsche-sollen-gas-sparen-18105973.html Wegen des Streites über die Bezahlung der Gaslieferungen in Rubel waren schon die Lieferungen u. a. an Dänemark und die Niederlande beendet worden vor einigen Wochen (Meldung von Anfang Juni): Zitat:Russisches Gashttps://www.tagesschau.de/wirtschaft/gas-lieferstopp-russland-niederlande-103.html Irgendwie erschließt sich die Logik hinter diesem russischen Vorgehen nicht ganz (aber was ist derzeit schon logisch, was in Moskau beschlossen wird?): Die Drosselungen oder gar gänzlichen Kappungen können kaum herhalten, die Staaten in der EU zu schwächen oder zu "bestrafen" für die Unterstützung der Ukrainer, zugleich allerdings nimmt man sich selbst eine Einnahmequelle. Es ist ja schon seltsam-verquer genug: Das, was die Europäer nicht hinkriegen bzw. worauf sie sich nicht einigen können, nämlich den Boykott der russischen Energielieferungen (was die Ukrainer ja ständig fordern), nehmen die die Russen nun selbst vor, indem sie die Lieferungen kappen. Schneemann RE: Russland vs. Ukraine - Nightwatch - 16.06.2022 So mancher im Westen wird sich im kommenden Winter grün und blau ärgern die Ukrainer nicht schon im Frühjahr mit Waffenlieferungen überhäuft zu haben. Wir hätten die sehr realistische Chance diesen Krieg im wesentlichen in diesem Jahr zu beenden, wenn der Ukraine genügend schweres Material zu Verfügung gestellt werden würde. Der Kuliminationspunkt der russischen Offensivbemühungen ist bereits erreicht. Das der Krieg daraufhin nun in ein strategisch sinnbefreite Zermürbungsbemühungen übergeht ist einzig und allein der Tatsache geschuldet, dass die westlichen Waffenlieferung noch immer viel zu gering sind. Würden wir stattdessen massiv unterstützen, würden wir nicht nur wie gestern mehrere ukrainische Gegenstöße an drei Frontabschnitten sehen sondenr wir hätten in Kürze eine Lage in der die Russen mit Müh und Not nur nochdie Landenge zur Krim und eine Präsenz im östlichen Donbass halten könnten. Es ist so höchstgradig unverantwortlich und strunzdumm wertvolle Zeite in den Sommermonaten zu verplempern und sehendes Auges in einen katastrophalen Winter zu schlittern. |