(Allgemein) Bundeswehr – quo vadis?
Zitat:Genau das sehe ich komplett anders herum. Mehr Geld ist eben nicht die Lösung, sondern vergrößert aktuell nur das Problem.

Das sehe ich auch so , man verdeckt bloß die Probleme eine Zeitlang .
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(Gestern, 22:16)Quintus Fabius schrieb: Genau das sehe ich komplett anders herum. Mehr Geld ist eben nicht die Lösung, sondern vergrößerte aktuell nur das Problem.
Das ist meines Erachtens absolut nicht der Fall. Dass seit 2015 mehr Geld ausgegeben wurde, heißt ja nicht, dass tatsächlich genug Geld ausgegeben wurde, um das Problem zu beheben.

Folgendes Beispiel: ein Schlagloch auf der Straße. Ich habe drei Möglichkeiten:

Ich kann nichts tun, Geld sparen und zusehen, wie das Schlagloch immer tiefer wird.

Ich kann für einen Betrag X das Loch mit Schotter füllen. Dann ist die Straße kurzfristig wieder befahrbar, aber das Problem nicht behoben, und ich muss bald abermals Geld für Schotter ausgeben.

Oder ich nehme richtig viel Geld in die Hand und erneuere den Asphalt.

Wir sind bisher in der Schotterphase geblieben.

Es gibt drei Kostentreiber im Wehretat, von externen Faktoren wie der Inflation mal abgesehen: 1) den laufenden Betrieb, 2) Investitionen in die Zukunft, 3) die Bereinigung der durch jahrelange Unterfinanzierung entstandenen Altlasten. Zwischen ca. 2001 und 2015 wurde nur genug für 1) ausgegeben, ab 2015 nur genug für 1) und 2). Wir sind immer noch nicht an dem Punkt angelangt, wo 1), 2) und 3) finanziert sind.

Die Zahlen liegen ja seit langer Zeit auf dem Tisch. Schon 2022 war klar, dass das Sondervermögen 300 Mrd. hätte betragen müssen, um sowohl Investitionen als auch Altlasten zu stemmen.
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Wenn aber bereits die Schotter"lösung" - weil sie maximals ineffizient und überteuert ausgeführt wird - mehr kostet als der Neubau von zwei vollständig neuen Straßen, dann liegt das Problem eben nicht im Geldmangel.

Die Bundeswehr hat über Jahre hinweg wieder und wieder vollständig falsche Konzepte verfolgt, Geld verschwendet ohnegleichen ohne dadurch etwas zu generieren und schlussendlich immer wieder und wieder bewiesen, dass sie keinerlei Konzept hat wie sie ernsthaft Krieg führen könnte.

Die Altlasten welche du hier ansprichst, sind in vielen Fällen die Folge völliger Planlosigkeit, von bizarren Fehlentscheidungen, grenzenloser Hybris, und der Karrieresucht der Generalskaste und der höheren Offiziere.

Die Bundeswehr erinnert mich immer mehr an eine Kavalleriebrigade im Jahr 1913 die schönere, schnellere und edlere Pferde einkauft und über neue hochwertigere Stahlrohrlanzen debattiert. Aber auch die alleredelsten und teuersten Pferde haben keinen militärischen Wert mehr als Angriffswaffe.

Das Problem ist, dass das Geld jahrzehntelang für das falsche ausgegeben wurde, und jetzt sollen diese grundsätzlichen systeminhärenten Fehler mit noch mehr Geld irgendwie "gelöst", also in Wahrheit verschlimmbessert werden. Für einen schöneren Bonsai, mit einer schöneren kleineren Schale.
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In meinen Augen ist gerade der Hang der Bundeswehr zur (kostspieligen) "eierlegenden Wollmilchsau" ein starkes Indiz für meine These—und keineswegs Ausdruck von Hybris, sondern die zwangsläufige Folge der Sparzwänge.

Wer braucht denn überhaupt eine Sau, die Eier, Wolle und Milch gibt?

Jemand, der zwar Fleisch, Eier, Wolle und Milch bereitstellen soll, dem aber trotzdem nicht das Geld gegeben wurde, um ein Schwein, ein Huhn, ein Schaf und ein Rind zu kaufen.

Dass die eierlegende Wollmilchsau am Ende immer richtig teuer war, liegt in der Natur der Sache. Dass die Kostensteigerung geduldet wurde, ist die Schuld der Politik, die in (scheinbarer) Abwesenheit einer äußeren Gefahr immer nur an die Arbeitsplätze der Rüstungsindustrie dachte.

Und deswegen behaupte ich: Es gibt keinen Sinn, im Vorhinein zu behaupten, dass sich nichts ändern wird, wenn endlich wieder genug Geld für Schweine, Hühner, Schafe und Rinder da ist.
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Auch das sehe ich etwas anders. Die Bundeswehr beschaffte gerade eben keine Generalisten, sondern verlangte oft hochspezielle Eigenheiten. Der PUMA und seine Luftransportfähigkeit im A400M seien als illustrierendes Beispiel genannt. Man beschaffte eben nicht Systeme die man möglichst vielfältig einsetzen kann - sondern stattdessen verlangte man überall Sonderwege, Sonderlösungen und Sonderspezialfähigkeiten, auch und insbesondere dort wo solche nicht erforderlich waren.

Und diese zusätzlichen Spezialfähigkeiten machten eben keine Generalisten, sondern waren nur und ausschließlich nur Sonderspezialfähigkeiten. Ohne jeden Sinn und Verstand.

Zitat:deswegen behaupte ich: Es gibt keinen Sinn, im Vorhinein zu behaupten, dass sich nichts ändern wird, wenn endlich wieder genug Geld für Schweine, Hühner, Schafe und Rinder da ist.

Wenn davon stattdessen edelste Zuchthengste gekauft werden, und äußerst seltene tropische Vogelarten, nützt alles Geld der Welt nichts. Und umgekehrt: mit den Unsummen welche wir bereits hier und heute für die Bundeswehr verschwenden, könnte man immens viel mehr Kampfkraft generieren. Und zwar sogar ausreichend Kampfkraft. Aber man hat überhaupt keinen Plan wie man den Auftrag des Grundgesetzes erfüllen könnte über: wir sind NATO Legosteinchen hinaus. Ist ja auch viel bequemer so. Und karriereförderlicher für die Karriersten welche sich heute Offiziere nennen.
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Zitat:Zwischen ca. 2001 und 2015 wurde nur genug für 1) ausgegeben, ab 2015 nur genug für 1) und 2). Wir sind immer noch nicht an dem Punkt angelangt, wo 1), 2) und 3) finanziert sind.

In diesem Zeitraum wurden von der Bundeswehr mehrere komplette Feldlager beschafft , Tausende gepanzerte Fahrzeuge für die Einsätze beschafft. Die Einsätze verursachten Mehrkosten für besoldung in mehrstelligem Millionenbereich jedes Jahr. Ausrüstung und Bekleidung für die Einsätze beschafft.
Das sollte man nicht vergessen
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