12.08.2012, 12:27
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.marineforum.info/html/wochenschau.html">http://www.marineforum.info/html/wochenschau.html</a><!-- m -->
Zitat:Erst vor zwei Wochen hatten wir an dieser Stelle über die Problematik der nach Australien strömenden Asylsucher berichtet, aber das Thema hat noch einen anderen Aspekt.
Eigentlich ist die Überwachung der Seegrenzen Aufgabe des Australian Customs and Border Protection Service, und diese Behörde verfügt dazu auch über eigene Schiffe, Boote und Flugzeuge (u.a. den Trimaran TRITON und acht Wachboote der BAY-Klasse). Die Kräfte sind allerdings bei Weitem nicht ausreichend für die Abdeckung der tausende Kilometer Küsten und der vorgelagerten Seegebiete. Auch finden die meisten Einsätze inzwischen auf Hoher See weit vor den australischen Küsten statt. Hauptziel der Asylanten sind die zu Australien gehörenden Christmas Islands (Weihnachtsinseln), und die liegen immerhin mehr als 1.000 Seemeilen von der australischen Küste entfernt. Mit derart weit reichenden Patrouillen sind die 36-m Aluminiumboote der BAY-Klasse völlig überfordert, kämpfen bereits mit Rissbildung und immer aufwändig werdender Wartung und Instandsetzung (Ersatzbeschaffung ist inzwischen auch eingeleitet). So ist zunehmend auch die Marine gefordert, mit ihren Einheiten die Boote der Asylsucher abzufangen, bei Bedarf Hilfe zu leisten und sie dann zu einer Auffangstelle zu begleiten.
Tatsächlich sind fast alle 14 Wachboote der ARMIDALE-Klasse seit mehreren Jahren nahezu permanent vor der australischen Nordküste (zwischen Indonesien und den Ashmore Islands) und um die Christmas Islands im Einsatz. Nun wird klar, dass auch für sie Daueroperationen im offenen Seeraum des südöstlichen Indischen Ozeans - bei nicht immer schönem Wetter - problematisch sind. Drei der Boote (Aluminiumrumpf) zeigten jetzt „strukturelle Rissbildung“ in der Nähe des Motorenraums. Zwei weitere Boote sollen untersucht werden, sobald sie ihren derzeitigen Einsatz beendet haben. Typboot ARMIDALE musste sofort aus dem Einsatzbetrieb heraus genommen werden, ist auf „Seegang 4“ beschränkt und wird vorerst nur noch in der Ausbildung eingesetzt.
Eine Untersuchung soll ermitteln, ob die Materialermüdung ihre Ursache in der hohen Einsatzbelastung hat oder eventuell ein grundsätzlicher Designfehler vorliegt. Zugleich wird geprüft, ob durch die Dauereinsätze die vorgeschriebene periodische Wartung und Instandsetzung beeinträchtigt ist, und die eingesetzte Kommission soll möglichst auch schon Lösungsansätze (Reparaturplan für die betroffenen Boote) aufzeigen.
Natürlich sind auch die zwischen 2005 und 2008 in Dienst gestellten ARMIDALE nicht allwetterfähig und mit ihren nur 270 ts (57 m) für Hochseeoperationen deutlich weniger geeignet als zum Beispiel Korvetten oder Fregatten. Dennoch können die Boote oft auch bei schlechtem Wetter und hohem Seegang nicht einfach im Hafen liegen bleiben. Immer mehr Asylantenboote setzen darauf, als Schiffbrüchige in See „gerettet“ und in australisches Gebiet gebracht zu werden; viele Boote sind auch tatsächlich nicht seefähig. Im Rahmen ihrer internationalen Verpflichtung zu Search & Rescue kann die Marine Notrufe nicht ignorieren, und zur Rettung von Menschenleben müssen die ARMIDALE so bei praktisch jedem Wetter auslaufen.
Übrigens sind nicht nur die ARMIDALE im Dauereinsatz. Auch die Wehrforschungsschiffe LEEUWIN und MELVILLE sind zur Grenzsicherung (Asylanten) abgestellt; australischen Medien zufolge finden schon seit gut zwei Jahren keine Vermessungseinsätze vor den australischen Küsten mehr statt