23.09.2020, 08:31
Zitat:das resultiert aber eher in genaueren Ergebnissen als einer tatsächlichen Arbeitsreduzierung. Zudem erhöht sich dadurch sogar der Datenstrom noch.
Zitat:Am Ende dieses Prozesses steht dann ein Lagebild, dass mit einem relativ geringen Datenstrom verbreitet oder für die weitere "Nutzung" intern verwendet werden kann
Das ist der Punkt den ich bei einem vorherigen Eintrag meinte und kritisierte, dass die ständig steigenden Möglichkeiten immer mehr Daten erzeugen und sich dann (für mich) die Frage stellt, ab welchem Punkt die zusätzlichen Daten einen immer geringeren tatsächlichen Mehrwert haben im Vergleich zum Aufwand und ab welchem Punkt man zu viele Daten hat.
Das kombiniert mit dem Umstand, dass man eben nicht das Lagebild dann so herstellt, dass es möglichst wenige Daten enthält, sondern aufgrund der Führungsstrukturen, der Führungskultur und der allgemeinen militärischen Kultur in der Bundeswehr wird dann dieses Übermaß an Daten in einem Übermaß eingefordert, genutzt und damit die ganze Dateninfrastruktur ebenso überlastet wie die Entscheidungsfindungsprozesse.
Man sieht das überall, auch im Heer, selbst bei der Infanterie (IdZ et al). Es wird (weil es möglich ist) von immer weiter oben immer detaillierter und ausführlicher immer weiter unten hinein eingegriffen und umgekehrt werden von unten immer größere Datenmengen nach oben weiter gereicht, primär weil sie von oben eingefordert werden. Immer mehr Führungskräfte beschäftigen sich mit einer Flut von genau genommen sinnlosen Daten.
Dadurch werden die ganzen Auswertungs-, Bewertungs-, Entscheidungsprozesse immer langsamer. Nur Scheinbar gewinnt man dadurch Vorteile durch immer mehr Daten über das Geschehen (transparentes Schlachtfeld etc), tatsächlich aber verliert man durch dieses Übermaß an Daten und durch das dadurch entstehende Mikromanagement in einem anderen, noch wesentlicheren Bereich: bei der Geschwindigkeit.
Heute sind militärische Einheiten langsamer als früher, in allen Punkten, sind die Stäbe viel größer als früher und umfassen Befehle wesentlich mehr Daten als früher usw usf. Der Grund dafür ist dass man sich real praktisch nicht bescheidet und nicht bescheiden kann. Was technisch machbar ist wird voll genutzt selbst dann wenn es falsch ist dies zu tun.
Heute sind unsere Führungsstrukturen deutlich langsamer, weniger reaktionsfähig und deutlich unflexibler als früher und der Grund dafür ist, dass man den zweiten wesentlicheren Punkt den du hier anführst: nämlich die Zusammenfassung und möglichst weitgehende Reduzierung der Daten eben nicht vornimmt sondern mehr und mehr Daten einfordert um die eigene Unsicherheit welche ein Resultat der Vollkasko-Kultur ist zu mindern.
Nachdem ich so darüber nachgedacht habe spricht dies meiner Überzeugung nach einmal mehr für bemannte Systeme und macht die Sache (bemanntes Flugzeug - Operatoren vor Ort zur Reduzierung der Daten) wirklich Sinn, da nur so dieser Fehlentwicklung entgegen gewirkt werden kann. Die Frage bleibt, ob die Führung darüber dies so zulassen wird oder ob hier nicht eben die beschriebenen Mechanismen trotz der Möglichkeit der Führung unnütze Daten vorzuenthalten wirksam sein werden und diese entsprechend trotzdem eingefordert werden.
Aber dessen ungeachtet hast du hier offenbar recht, denn zumindest muss man die Möglichkeit schaffen diesem Übermaß an Daten und dem Mikromanagement der Führung entgegen wirken zu können.
Amüsant: vor wenigen Jahren noch war ich hier derjenige welcher immer gegen Drohnen angeschrieben hat und explizit bemannte Systeme als besser erklärt habe und nun bin ich anscheinend der Drohnenfreundlichste hier geworden.