(Luft) Boeing P-8A Poseidon in der Bundeswehr (Zwischenlösung P-3C-Nachfolger)
(07.06.2022, 14:30)FJ730 schrieb: Keine Ahnung wie weit man z.B mit der Nachfolge für die E 3 in Frankreich ist, aber ich kann mir gut vorstellen, dass man auch hier bei einer Nachfolge nur schwer an der E 7 auf gleicher Basis der P8 vorbei kommen wird.

Bei solchen Maschinen spielt das eigentliche Basisflugzeug (sofern es keine Eigenentwicklung ist, siehe P-1) keine besondere Rolle, insofern ist es völlig egal, ob die E-7 und P-8 auf der 737NG aufbauen - Vorteile ergeben sich daraus nur marginal. Das wichtige ist die jeweils integrierte Technik, das gilt sowohl auf Sensorseite wie auch hinsichtlich der Gesamtsystemarchitektur als solche, und die unterscheidet sich schon recht deutlich zwischen beiden Mustern. Genau diese Systemarchitektur ist aber auch der Grund, warum es mittel- und langfristig besser ist hier eine europäische Lösung zu entwickeln, selbst wenn kurzfristig andere Muster schneller eine höhere Leistungsfähigkeit ermöglichen. Denn bei dieser Systemarchitektur geht es nicht um das Kernelement eines MPA, vielmehr ist sie ein Schlüssel zur europäischen Souveränität im Kontext der zu entwickelnden militärischen Vernetzung (siehe bspw. FCAS, Combat Cloud, usw.). Dieser Punkt ist DIE technologische Herausforderung der Gegenwart und Zukunft, und hier zu zögern und zu zaudern, nur um dann ausländisches Material zu beschaffen, heißt nichts anderes als gegen die langfristigen nationalen und europäischen Interessen zu handeln.

Dieser Punkt unterscheidet das Projekt MAWS im übrigen auch von irgendwelchen anderen angebotenen MPA-Lösungen, die in der Regel aufgrund von Kleinstaufträgen oder in Form von industriellen Eigenentwicklungen in sich geschlossene Systeme marktverfügbarer Technik darstellen. Sowas kann man von der Stange kaufen, und sie erfüllen ihren Job jetzt und in zehn Jahren, sie werden aber nur sehr eingeschränkt die Fähigkeit haben, einen Knoten im vorgenannten Netzwerk zu bilden und daher über die Zeit hinsichtlich ihrer Effektivität und damit auch ihrer realen Kampfkraft deutlich verlieren.

(07.06.2022, 22:08)FJ730 schrieb: Und daher ist aus meiner Sicht der einzige Skandal in diesem gescheiterten Projekt nicht das ein oder andere Land, sondern die Tatsache, dass die beteiligten Firmen an MAWS sich geweigert haben ohne fette Vorschüsse aus deutschen und französischen Steuergeldern ihre Arbeit aufzunehmen

Man kann schwer einem Wirtschaftsunternehmen vorwerfen, dass es ohne eine erkennbare Zielgruppe für wankelmütige Kunden keine Lösungen aus eigener Tasche entwickelt, insbesondere nicht bei derart komplexen Programmen, bei denen es um die Abstimmung dutzender Unternehmen geht. Umgekehrt sind Vorarbeiten in Eigenregie von den Unternehmen geleistet worden, es gibt bereits Entwürfe wie so eine Systemarchitektur aussehen könnte, wie solche Flugzeuge aussehen könnten, welche Komponenten zum Einsatz kommen sollten oder entwickelt werden müssen, usw.. Sie existieren bis zu dem Punkt, an dem die Entwicklung richtig gestartet werden muss und so viel Aufwand erfordert, dass kein Unternehmen diese ohne konkrete Rückendeckung eines Kunden weiterführt.
Die P-8 oder E-7 existiert auch nicht, weil Boeing meinte, dass das eine gute Idee wäre. Beide Muster wurden aufgrund von konkreten Aufträgen für Kunden entwickelt. Das können "wir" auch haben.
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RE: Boeing P-8A Poseidon in der Bundeswehr (Zwischenlösung P-3C-Nachfolger) - von Helios - 08.06.2022, 07:14
RE: Bundeswehr – quo vadis? - von alphall31 - 07.06.2024, 17:19
RE: Bundeswehr – quo vadis? - von Pmichael - 07.06.2024, 17:34
RE: Bundeswehr – quo vadis? - von Falli75 - 07.06.2024, 17:57
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RE: Bundeswehr – quo vadis? - von Ottone - 08.06.2024, 09:53

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