22.07.2022, 17:57
(22.07.2022, 15:06)Quintus Fabius schrieb: Wenn man die Verbindung dahin gehend stört, dass die Drohne keine Bilder mehr senden kann, dann kann sie trotzdem passiv aufnehmen und diese Aufnahmen physisch zurück transportieren (ja ich weiß, man könnte dann der Drohne folgen, diese könnte aber ein Relais benutzen etc etc) Und auch wenn dann eine Verzögerung zwischen der Aufklärung und der Auswertung der Bilder liegt, so ist das trotzdem immer noch wertvoll.
Und mit viel Glück ist dann auf dem von der Drohne ja dumm (weil nicht zielgerichtet) aufgenommenem Videostream etwas brauchbares drauf, das mit Aufwand extrahiert werden muss. Ich bleibe bei meiner Ansicht, eine effektive Störung ist ein Mission Kill, egal ob man hinterher noch etwas verwerten kann oder nicht.
Wenn ich ein Gefechtsfeld ganz allgemein übersättige und dort alles störe, dann ist das zweifelsohne vorteilhaft, aber wenn ich absolut sicher stellen will, dass der Feind keine Schleichwege hindurch oder daran vorbei findet, muss dass meiner rein privaten Einschätzung nach ein Ausmaß annehmen, dass dann auch die eigenen Fähigkeiten einschränkt. Insbesondere wenn man solche "Störsender" auf große Flächen hin anwenden will. In diesem Kontext noch eine Rückfrage.
Zitat:Das setzt aber voraus, dass wir diese Wirkmittel in diesen Arealen noch ausbringen können, und dann auch in diesen Arealen aktivieren können. Sollte dies aus der Distanz geschehen, also in bereits vom Feind kontrollierten Gebiet, dann kann diese Fernaktivierung ebenso gestört werden.
Natürlich setzt es voraus, dass wir die Mittel einsetzen können. Eine Fernaktivierung ist dabei nicht notwendig und verkompliziert das ganze nur. Und natürlich sollte dies nicht das einzige Zugpferd sein, sondern um andere Mittel ergänzt werden. Dazu würden beispielsweise Blendlaser und Richtstörer gehören, die natürlich Teil eines teureren Systems wären, seinerseits aber deutlich hinter der Front agieren können. Gegenüber zivilen Systemen und deren Abkömmlingen, die in keinster Weise dagegen gehärtet sind, ist der Einsatz nicht groß kompliziert. Und militärische Systeme, gehärtet, teil- oder vollautonom, muss man in dieser Kategorie erstmal entwickeln.
Wichtig wäre es, unseren technologischen Vorteil in der Beziehung auszunutzen und diese Systeme in der Fläche in die Truppe zu bekommen, inklusive Einsatzkonzept in einem Großkonflikt. Und umgekehrt selbst auf den Zug aufzuspringen, aber mit entsprechend entwickelten Systeme, wie etwa im MGCS vorgesehen.
Zitat:kann eine Drohne auch einfach aufnehmen, vollautonom landen und die Daten abliefern, ganz ohne Verbindung.
Eine zivile Drohne oder deren Abkömmlinge können das nicht sinnvoll, weil es nicht zielgerichtet passiert. Du brauchst für solche Aufgaben immer eine Interpretation, entweder durch einen Beobachter (das setzt eine Datenverbindung voraus), oder einen Computer, der in der Lage ist die Ziele zu identifizieren. Und das ist keineswegs trivial. Wenn die nicht gegeben ist, bleibt dir nur das Prinzip "Glückstreffer", das würde man über möglichst große Bildwinkel und damit relativ geringe Aufklärungsdistanzen realisieren, was den effektiven Nutzen eben sehr stark einschränkt. Zumal das Videomaterial im Nachgang ja auch noch analysiert werden muss.
Damit wir uns nicht falsch verstehen, ich sehe in Drohnen zu Aufklärungszwecken auf dieser Einsatzebene sehr viel Potenzial, aber nicht in Form von Schwärmen ziviler Kleinstdrohnen oder dem Einsatz von zivilen Kleindrohnen, sondern eher gezielt militärischen Systemen inklusive der notwendigen Härtung.
Zitat:Aber man sollte umgekehrt nicht außer Acht lassen, dass hier in Sachen Kreativität, technischer Weiterentwicklung, Kosten und neuer Einsatzweisen noch keineswegs ein Plateau erreicht ist, so dass man Status Quo von Gestern wie er jetzt in der Ukraine vorherrscht nicht überbewerten sollte.
Im Idealfall sollte man den Gegner weder über- noch unterschätzen, das ist aber eine Binse.
Zitat:Weshalb mich ja auch Aussagen von dir dass eine solche Drohne mit einer leistungsfähigeren Optik etc dann fünfstellig kostet auch in keinster Weise in meinen Auffassungen dazu beeinträchtigen. Zumal andere Aufklärungsmittel wenn man ihre Vollkosten rechnet noch wesentlich teurer kommen. Gerade von den Kosten her ist da so viel Luft nach oben, gerade darin, in diesem noch bestehenden Freiraum für Mehrkosten sehe ich einen der primären Vorteile.
Der Hauptaspekt ist aber, dass dies keine zivilen Massensysteme aus dem Regal mehr sind, die man sich leicht in großer Zahl beschaffen kann, wie wir sie aktuell beispielsweise in der Ukraine sehen. Ich argumentiere ja auch nicht gegen deine Auffassung im allgemeinen, sondern nur und ausschließlich gegen die Überhöhung der Fähigkeiten eben solcher billigen Massenware.
Zitat:Dass in homöopathischen Dosen irgendwelche Systeme vorhanden sind (beispielsweise habe ich gerüchteweise gehört das man solche Systeme letztes Jahr in Todendorf getestet hat), nützt ja allwenig wenn man sehr vielen solcher Drohnen gegenüber steht, die man REIN THEORETISCH allesamt mit Leichtigkeit bekämpfen könnte, wenn man dies REAL PRAKTISCH eben nicht kann.
Das Programm läuft schon seit acht Jahren und beinhaltet mehrere Stufen, in denen es um unterschiedliche Systeme und Leistungsebenen geht. Die erste Stufe ist schon vor Jahren erprobt und eingeführt, aber halt wie gesagt in zu geringen Stückzahlen für einen Einsatz in der Fläche.