Konzept Marine nationale
#26
@Helios
Zitat:Ich kann ehrlich gesagt gerade nicht nachvollziehen, in welche Richtung deine Argumentation führen soll. So habe ich beispielsweise nicht in Abrede gestellt, dass die britischen Träger letztlich wirksam agierten und einen entscheidenden Anteil an der Rückeroberung der Falklandinseln hatten.
Okay, das war dann ein Missverständnis, weil so hatte ich es verstanden, als dass die Wirksamkeit generell nicht gewährleistet gewesen wäre.
Zitat:Der argentinische Träger hatte es aber umgekehrt nicht, er war (natürlich auch durch die generellen technischen Defizite der Argentinier, vor allem aber aufgrund operationellen Erwägungen) nicht in der Lage, seine primäre Aufgabe zu erfüllen. Und wenn es um eine Ableitung der Einsatzmöglichkeiten von Flugzeugträgern geht, dann darf dieser Punkt nicht einfach unter den Tisch fallen, denn er ist tatsächlich in diesem Kontext höchst relevant. Insbesondere, weil die gleiche Gefahr, die die Argentinier zum Zurückhalten ihres Trägers bewogen hat, auch auf die beiden britischen Träger wirkte und dort ähnliche Folgen gehabt hätte.
Das denke ich nicht. Nur weil ein Träger nicht einsatzbereit war und er in keiner Weise auf das sich entwickelnde Szenario vorbereitet war, weswegen man ihn dann auch zurückhielt, so kann das ja nicht als Erklärung dahingehend herhalten, dass der Einsatz eines Trägers Sinn macht oder nicht. Genau genommen war die Entscheidung der Argentinier richtig, sie haben ihren quasi nicht einsatzbereiten Träger im Hafen gelassen, während umgekehrt die Briten eben ihre einsatzbereiten Träger eingesetzt haben, auch wenn es bestimmte Risiken gab, und das hat einen erheblichen Einfluss gehabt. Aber mir erschließt sich das Argument nicht: Man kann ja die argentinische Lage nicht übertragen auf die britische - Träger hin oder her -, zumal die Argentinier ihr eigenes Land im Hintergrund hatten, während die Briten fernab der Heimat operierten.
Zitat:Gerade im Nachgang des Krieges war die britische Admiralität schockiert, wie groß die Gefahr für die Invincible tatsächlich gewesen ist, und man hat auch ebenso klar eingestanden, dass ein Verlust des Schiffes mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Verlust der Inseln bedeutet hätte, weil weitere Operationen in ausreichender Nähe nicht mehr möglich gewesen wären. Auch diese Erkenntnis sollte bei der Bewertung der Situation nicht ignoriert werden.
Risiken bestanden natürlich für die Träger, grundsätzlich kann ich Risiken auch nicht ausblenden. Ob allerdings der Verlust eines Trägers den Verlust der Inseln bedeutet hätte, halte ich für eine etwas fragwürdige These. Der Krieg hätte vermutlich länger gedauert, aber gefallen wären die Inseln so oder so - dazu waren die Argentinier zu schlecht organisiert und versorgt.
Zitat:Für mich ergeben sich daraus zwei Erkenntnisse hinsichtlich der Falklandinseln:
- der Einsatz der britischen Träger war rückblickend betrachtet ein hochriskantes Spiel, dass sich nicht aufgrund eigener Überlegenheit auszahlte, sondern aufgrund von eklatanten Ausrüstungs- und Ausbildungsmängeln seitens des Gegners. Der argentinische Träger konnte aus den gleichen Gründen gar nicht eingesetzt werden. Für mich ist das keine grundsätzlich positive Bewertung des Systems "Flugzeugträger".
- die besondere geographische Situation, die Ausbildungs- und Ausrüstungsstände sowie die strategischen und taktischen Fähigkeiten auf beiden Seiten und die technische Entwicklung erlauben nur schwerlich eine Übertragung auf heutige Verhältnisse. Schon damals waren diese Punkte keineswegs repräsentativ für Flugzeugträgereinsätze in zwischenstaatlichen Konflikten.
Zu 1.) Das hatten wir oben schon indirekt angesprochen und ich teile deine Meinung immer noch nicht. Nur weil die Argentinier eben ihr Schiff nicht kampfbereit kriegen konnten und es angesichts der Unzulänglichkeiten bzgl. Ausbildung und Technik nicht einsetzten, heißt dies doch nicht, dass die Briten - die teils recht improvisiert-pfadfindermäßig loszogen - mit ihren Trägern ebenso wenig erfolgreich gewesen wären. Im Gegenteil: Dafür, dass man durchaus mit einer gewissen Risikobereitschaft und Improvisationstalent in den Krieg zog, tausende Meilen von der nächsten eigenen Basis entfernt, haben sich die britischen Träger hervorragend geschlagen.

Zu 2.) Das ist schwierig. Natürlich ist ein 1:1-Übertrag nicht machbar, zumal es auch deutliche Weiterentwicklungen in den letzten 40 Jahren gab (vllt. nicht so drastisch, wie es Nightwatch teils formuliert, aber in der Tendenz in jedem Fall), v. a. in der Luftabwehr der Schiffe sowie in der Weiterentwicklung der Seeziel-FK haben wir es mit Quantensprüngen zu tun. Und genau genommen ist der Flaklandkrieg tatsächlich ein sehr spezifischer Krieg am Ende der Welt, der so nicht direkt auf den Indischen Ozean oder den Pazifik übertragen werden kann, wo quasi auf jeder Insel irgendwo ein Luftstützpunkt besteht. Genau genommen haben natürlich heutige Träger auch andere Fähigkeiten als die Sky-Jumper der frühen 1980er, aber so "dicht" wie damals könnten die Träger nicht mehr an eine Inselgruppe herangehen, so sie denn halbwegs energisch verteidigt werden würde. Bedeutet aber nicht, dass die Träger, wenn sie auf Distanz bleiben, nicht erst Insel für Insel niederkämpfen könnten.

Schneemann
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