28.03.2024, 08:38
(27.03.2024, 09:33)Quintus Fabius schrieb: Was für eine Reichweite hätten hier die Systeme, welche günstiger sind als Billigstdrohnen? Welche Fläche könnte ein solches System abdecken? Wieviel kostet so ein System ungefähr? Was für einen Personalaufwand hat es?
Ich habe das in dieser Diskussion schon einmal ausgeführt, im wesentlichen hat sich daran nichts geändert, so dass ich mir eine Wiederholung spare. Siehe den ersten Block in diesem Beitrag.
Der Personalaufwand für den Betrieb ist sehr gering, da es ohne weiteres möglich ist den Grundbetrieb zu automatisieren, theoretisch sogar auf dem Niveau der Ortung und Weitergabe der Informationen, sofern diese nicht selbst ausgewertet werden sollen (was dann natürlich eine Person bindet). Problematisch kann dabei allenfalls die Stromversorgung bei manngetragenen Systemen sein. Die vorgenannte Betrachtung bezieht sich dabei nur auf der Störung der Verbindung bzw. der Aufklärung der Bediener. Hinsichtlich Kosten und Leistung übertragbar sind die Daten aber auch auf andere Störmöglichkeiten, die beispielsweise auch bei den hier erwähnten drahtgelenkten Drohnen funktionieren. Das kann dann etwa in Bezug auf die integrierten Navigationssysteme funktionieren, was bei rein zivilen Drohnen zum Missionsabbruch führt, bei teilgehärteten Geräten zumindest im Aufklärungsbereich keine verwertbaren Daten mehr liefert. Oder, ganz perfide, die Positionsdaten so verändert, dass der Gegner sich selbst beschießt (was allerdings komplexere Systeme voraussetzt).
Warum dieser Ansatz meiner Ansicht nach trotzdem in die falsche Richtung für eine flächenhafte Einführung geht liegt an zwei Aspekten. Zum einen sind diese Systeme mit hinreichend geringem Aufwand aufklärbar, nicht so leicht wie etwa die Drohnenbediener bei kommerziellen Billigstdrohnen, aber doch einfach genug um den Gefährdungsgrad signifikant zu erhöhen. Zum anderen bieten komplexere Systeme, die gegen teilgehärtete oder gehärtete Drohnen, aber auch beispielsweise gegen PALR und ähnliches entwickelt werden, nicht nur erweiterte Möglichkeiten zur Aufklärung und Bekämpfung auch billigster Drohnen, sondern dies auch noch mit einer geringeren Signatur und einem entsprechend geringerem Gefährdungsgrad. Die aktuellen Entwicklungsrichtungen sind eine deutliche Verstärkung der aktiven und vor allem passiven Sensorik, um so zumindest bei Fahrzeuggebundenen Systemen (aber nicht nur da) ein deutlich besseres Situationsbewusstsein zu erzeugen, sowohl multiple, komplementäre Softkillsysteme gegen eine maximale Bandbreite an Zieltypen. Fahrzeuggebundene DIRCM, die gegen gelenkte Artilleriegeschosse, PALR und Co. entwickelt werden können in Verbindung mit hochauflösenden passiven Sensoren alle zivilen Billigstdrohnen unabhängig von deren Aufgaben auf große Distanzen ausschalten und sind aufgrund der kurzen Wirkzeit auch gegen Schwärme effektiv.
In meinen Augen reduzieren sich die sinnvollen Verwendungen für die Anfangs genannten kostengünstigen Systemen auf wenige Teilbereiche, etwa auf den ergänzenden Einsatz im Infanteriebereich da, wo ein zusätzlicher Schutz nicht möglich ist, oder zur Ausstattung von Fahrzeugen, die dort zum Einsatz kommen, wo eine erweiterte Bedrohung nicht zu erwarten ist (also etwa bei der rückwärtigen Logistik), oder ähnliche Anwendungsgebiete.
Zitat:Meiner Meinung nach könnte es zudem ein Problem sein, dass die Sensorik in den Drohnen so gut wird, dass diese aus sehr großem Abstand aufklären können
Es wird überall nur mit Wasser gekocht, und Bildverbesserungen im zivilen Bereich täuschen gern darüber hinweg, dass die tatsächlichen technischen Sprünge nicht mehr so eklatant sind. Gerade diese Bildverbesserungen stellen aber eine künstliche Inhaltsgenerierung da, die dem Aufklärungszweck entgegen steht. Um das ganz plakativ auszudrücken, für den zivilen Hobbynutzer muss eine Aufnahme vor allem gut aussehen, für die Realität ist da nur im Bereich der Wiedererkennbarkeit Platz. In der militärischen Aufklärung ist das umgekehrt, es wird ein möglichst präzises Abbild der Realität benötigt, keine schöngerechneten Computergrafiken. Solange wir nicht über komplexere Sensoriken sprechen, sondern eben über zivil verfügbare Groß(oder auch Klein-)serientechnik, halte ich dieses Risiko ehrlich gesagt für überschaubar.
Zitat:Wie Terrainunabhängig ist die elektronische Abwehr gegen Drohnen?
Letztlich so terrainunabhängig oder -abhängig wie die Drohneneinsätze selbst.