25.12.2024, 08:20
Zitat:Wie aktuell sind eigentlich die Monroe-Doktrin noch?Rein formal gesehen besteht sie weiterhin, sie kommt aber praktisch nicht mehr zur Anwendung.
Wie du selbst schon geschrieben hast, entstand sie in einer Zeit, als die USA (im 19. Jahrhundert) noch nicht jene Großmacht waren, die sie heute sind. Und primär richtete sie sich gegen mögliche Ambitionen der europäischen Kolonialmächte, ihre Territorien in der Neuen Welt auszubauen, zurückzugewinnen oder zu erweitern. Anfangs richtete sie sich gegen Spanien, teils gegen Frankreich aber im Schwerpunkt auch gegen Großbritannien.
Und auch wenn heute gerne von der "besonderen Beziehung" der USA zu London gesprochen wird, so war dies keineswegs immer so. Man denke an den sog. zweiten Unabhängigkeitskrieg. Oder auch an den Sezessionskrieg (1861 bis 1865), als es bis Gettysburg 1863 durchaus möglich schien, dass Großbritannien auf der Seite des Südens in den Konflikt eingreifen könnte. Und noch in 1880er Jahren entwarf die US-Marine ihre Kreuzerneubauten mit dem Hintergedanken, dass ein Konflikt mit Großbritannien zumindest eine Rolle spielen könnte (!). Erst nach dem Abschluss des winning of the west und der Konsolidierung der kontinentalen USA zu Ende des 19. Jahrhunderts nahmen solcherlei Sorgen ab.
Wobei es dann in der Folge auch zu einer Art imperialen US-"Hinterhofpolitik" kam, etwa wenn man die Karibik betrachtet. Eine wirkliche, europäisch geprägte und imperiale Kolonialpolitik entstand allerdings dennoch keine, denn in gewisser Weise - wie übrigens heute auch noch - drehten sich die USA gerne um sich selbst, ja eine gewisse Selbstgefälligkeit und ein Hang zum Isolationismus lagen bereits damals vor (auch wenn es teils Vordenker einer Expansion gab, etwa die Präsidenten McKinley oder „Teddy“ Roosevelt), selbst wenn man z. B. sich an der Niederwerfung des Boxeraufstandes von 1900 beteiligte und nach dem Krieg gegen Spanien 1898 die Philippinen von den Iberern "übernahm".
Zitat:Amerika den Amerikanern - andere (Europäer, Chinesen ...) müssen draussen bleiben,Gegen die Europäer aktuell weniger, aber ja, gegen Chinesen richtet es sich mit Sicherheit. Ist aber auch nicht wirklich neu, denn diese anti-Chinese sentiments (siehe auch die wilhelminische "Gelbe Gefahr") gab es schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, allerdings eben nicht nur in den USA. Aktuell, angesichts des wachsenden Einflusses von China, kann man es aber i. d. T. primär gegen China ausgerichtet sehen.
Schneemann