12.01.2006, 02:53
Zitat:Reine Ideologie, ich bin versucht, zu sagen, sogar Wunschdenken! Zumal es historisch gesehen auch unhaltbar ist: Im Deutschen Reich oder Hitlerdeutschland hatte auch nicht jeder Ingenieur einen hochluxuriösen Lebensumstand, und die hellsten Köpfe kann man auch in China entsprechend sponsorn, dafür reichen die Mittel sicher aus. Vielmehr bedeutet eine zu breite Luxusverwöhnung der Bevölkerung, selbst der "Intelligenz" eher Ermüdung, Trägheit, Desinteresse für sicherheitspolitische Notwendigkeiten (Stichwort Friedensdividente).Den letzten Teil halte ich in gewisser Weise für ideologische Bewertung. Es ging mir letztlich doch um einen anderen Zusammenhang. Mein etwas extremes beispiel hast du absolut fehlgedeutet: Bloße Statistiken über reine Quantität an Akademikern sagen absolut nichts aus! Zum einen weißman nichts über die Qualität ihrer Bildung und über die Art ihrer Ausbildung ( also pb nur pures Wissen vermittelt wurde oder auch selbstständiges Denken zum Problemlösen). Desweiteren ist die Leitungsfähigkeit nunmal von diversen weiteren Variablen abhängig, die zur Personumwelt der person gehören. Das ist absolut gar keine Ideologie, das ist emprisch nachgewiesen! Wie gesagt, mein Beispiel mag da etwas zu deutlich gewesen sein, aber es sollte ja die Richtung anzeigen. Problematisch ist da noch, dass zwar die kollektive Ausrichtung in China sehr stark ist, aber das widerstreitender Individualismus da aich ein Einfallstor hat. Auch solche Konflikte können letztlich jede ach so schöne Statistik zu Asche machen. Denn mit solchen Zahlen werden zwar oberflächlich Fakten, aber keien Hintergründe beleuchtet.
Zitat:Für die Ressourcenimporte, die m.E. als einzige echte Dependenz Chinas anzusehen sind, kann man prima die Handelsbilanzüberschüsse verwenden oder sich auf andere Art und Weise arrangieren, zumal hier auch eine politische Komponente zum Tragen kommt.Du verstehst scheinbar nicht ganz, worauf ich hinaus will.
Was High-Tech angeht, hat China in der Vergangenheit klar bewiesen, dass deren Einkauf mit Devisen stets nur ein temporärer Zustand ist, der bald durch einheimische Produktion, wo PPP seine Stärke ausspielt, abgelöst wird.
Klar wird dadurch immer noch alles teurer. Hundert Computer können nicht hundert Rechenschieber zum gleichen Preis ersetzen, aber der Standortvorteil in China bewirkt, dass der Staat im Vergleich zum Westen trotzdem weniger Geld ausgibt.
Die jetzige Sitaution, der jetzige Standortvorteil basiert nicht auf echter Wettbewrbsfähigkeit und ist gewissermaßen auf Sand gebaut, nämlich auf einer künstlichen protektionistischen Abschottung Chinas und auf die Mißachtung sämtlicher Weltmarktstandards in Sachen Copyrights. Nimmt man diese Dinge mal weg, würde viel vom Giganten China abblättern, weil nämlich ein Großteil der jetzt extrem billig produzierenden Staatsbetriebe sofort bankrott wären. Der korrupte Staat würde dann nämlich nicht mehr die decken können.
Zitat:Es sollte dir klar sein, dass es relativ unsinnig ist, Chinas Wirtschaftssystem mit dem der SU gleichzusetzen. Tatsächlich beweist das technokratische System Chinas im Vergleich zum dogmatischen der SU deutlich, wo die Vorzüge einer Kombination aus Staats- und Marktwirtschaft liegen können. Hätte China sich am sowjetischen Modell orientiert, dann wär es wohl heute schon pleite.Normalerweise liest du doch genauer... Mir ging es darum aufzuzeigen, wie sinnlos der Verweis auf PPP-Relationen ist, da eben damit keine Vergleichbarkeit wirtschaftlicher Stärke gegeben ist! China ist ein abgeschotteter Trittbrettfahrer westlichen Freihandels. Das ging ne Zeit lang bei Japan und bei dne Tigern und irgendwann mal war es genug und die Stellschrauben westlicherseits wurden angezogen. Es bleibt abzuwarten, wie das im Fall Chinas passiert. Aber:
Solange Japan protektionistisch fuhr, war es in den 80ern die kommende Weltmacht und als es anfing seien Wirtschaft zu liberalisieren, dann entzauberte sich das Wunder. Ich sehe bei China momentan noch viel weniger echte Substanz als bei Japan. Von daher,wie gesagt, deren angebliche Wirtschaftskraft ist ziemlich auf Sand gebaut und würde echte Wettbewerb kaum so standhalten. Dann wäre auch das PPP dahin. Aber langfristig wird sich China auch liberalsieren müssen und was dann passiert,muss man abwarten. Dank eines korrupten Regimes und noch kaputterer regionaler Strukturen, die du keines Wortes würdigst, dürfte das ganze mächtig problematisch werden. Das gibt sicher ähnlich wie im Fall der Tigerstaaten mal nen mächtigen Crash....
Jede Blase platzt nämlich mal.
Und wie gesagt, Raubbau an den menschen und der Umwelt dürfte auch kein kleines Problem sein....
Zitat:Nach meiner Wahrnehmung ist aber gerade das ungebremste Wachstum Indiens eines der Hauptprobleme dieses Staates.Aber für Indien ist dies im Rahmen der gesellschaftlichen Evolution nunmal der Normalzustand. Chian wie Indien sind nunmal Übergangsgesellschaften. Das heißt nunmal ne Menge Probleme, egal wie man sich da anstellt...
Gewiß hätte man die 1-Kind-Politik besser steuern bzw. frühzeitiger gegensteuern können, aber anarchisches Wachstum, das dann die Wirtschaftsleistung auffrisst, bringt ebenso wenig.
Nur hat man das in Europa eben schon vor 100 oder 150 jahren durch!
Zitat:Hier zeigt sich wieder ein Punkt, auf den ich schon mehrmals angesprochen habe: Es geht nicht um das hier und jetzt, sondern darum, was in fünfzehn Jahren sein wird, siehe Thread-Titel. Und da wird sehr deutlich, dass das chinesische Wachstum in allen Aspekten das europäische ziemlich in den Schatten stellt.Turin, Chinas Potentiale sind nunmal strukturell begrenzt und die Probleme größer als bei uns. Ich glaube nicht, dass eine erhöhte Rüstung für ein Schwellenland wie China langfristig nachhaltig stemmbar ist. Das wachstum wird an Grenzen stoßen. Die Chinesen werden sich ähnlich wie die Sowjets mächtig überheben. UNd außerdem bewegen Chinesen sich in einem anderne sicherheitspolitischen Umfeld als die EU!
Zitat:Zu 1.) Kann man genauso für Europa sagen. Es ist gelinde gesagt furzegal, was man machen kann, wenn man es nicht macht. Und Europa hat in dieser Hinsicht die unangenehme Eigenschaft, sich in den schlechten Gepflogenheiten an den Amerikanern zu orientieren und Kostenüberläufe, aber keine Ergebnisse zu präsentieren. Siehe das ewige Gezerre, bis man mal kapiert hat, dass man Strategic Airlift braucht (weiteres bei Punkt 2). Und so richtig hat man das bis heute nicht kapiert, trotz schmerzhafter gegenteiliger Erfahrungen.Erstens klingt das für mich nach etwas simpler Demokratiekritik. Desweiteren: Was bringt es China Dinge zu tun, die es sich -auf Nachhaltigkeit bedacht - nicht wird leisten können?? Langfristig haben sich demokratische Entscheidungsstrukturen immer als besser erwiesen, da sie eben nicht nur aus einer Perspektive Dinge entscheiden.
Und nein, die Potentiale sind immens wichtig: Es ist doch herrlich, wenn sich China wirtschaftlich überhebt, zu viel rüstet, innenpolitisch sich destabilisiert, die unrentablen Staatsunternehmen ind ne Abgrund driften. DEnn der AKtionismus der Chinesen kann sehr wohl nach hinten losgehen. Bei aller berechtigter Kritik an europäischer Bequemlichkeit, die AGressivität anderer ist kein zeichen derer Überlegenheit. Sie wollen nur aufholen. Aber ob das letztlich klappt, ist ne andere Frage.
Zitat:2.) Sorry, aber du beleidigst deine Intelligenz! Du solltest sehr wohl wissen, dass in Sachen Lufttransport die Chinesen bestenfalls gestern angefangen haben, und wieder geht es nicht darum, was jetzt ist, sondern was 2020 sein wird. Dort werden Nägel mit Köpfen gemacht. Während hier ein Lufttransport-Programm angestoßen wird, wo heute schon die Defizite klar sind und die Zahlen nicht mit den Erfordernissen in Einklang gebracht werden, kauft China strategische Transporter in sinnvollen Zahlen und entwickelt parallel sein eigenes taktisches Transportflugzeug. Europäische Potentiale....dass ich nicht lache! Es gibt vielleicht ein NATO-Potential, und ein britisches, und selbst die sind sehr überschaubar.Schön, Und du verlängerst ohne Reflektion heutige Trends einfach mal so weiter in die Zukunft... Das ist ja auch die beste Methode um danebenzuliegen. Außerdem: Europa hat mit seiner Rüstungsanstrengung doch nicht mal im Ansatz angefangen!
3.) Zum dritten (sechsten) Mal, es geht nicht ums Hier und Jetzt, sondern um das schöne Jahr 2020. Und das bisherige Wachstum spricht eine sehr deutliche Sprache.
Und nochmal:China liegt in einem anderen sicherheitspolitischen Umfeld. Die werden versuchen so schnell wie möglich sich zu reorganisieren.Wie das so weiterläuft, ist eine andere Frage.
Zitat:Was ist das? Ein Fairnesswettbewerb? Politik interessiert sich nur für die Spielregeln, die sie selbst aufstellt oder ausnutzen kann. Es ist völlig egal, warum China etwas kann, wenn die Realität danach bemessen wird, dass es dies kann und weiter können wird. Übrigens kriegen die Chinesen immer noch viele Devisen, heute mehr als je zuvor, und damit ist kaum das Ende der Fahnenstange erreicht.Das war eine bloße Feststellung. Und es ist immens wichtig zu wissen, wie die Mechanismen sind, die Ergebnisse produzieren. Ansonsten könnte man doch jede Analytik vergessen,jede Bewertung.
Chian wird nicht ewig sich protektionistisch sich einschließen können. Dann dürften wohl einige Staatsbetriebe fallen,wenn die Restrukturisierung kommt. Außerdem: zu den Devisen: Nicht alles geht nach China direkt. Einiges ist davon auch Intra-Konzern-Handel, der letztlich nicht in vollem Umfang in China landen wird. Die hohe Devisenrate ist vorallem mit ner hohen Sparquote zu erklären und mit den Investitionen von beipielsweise Auslandschinesen. Aber wenn man sich den zeitraum von 20 JAhren nimmt, immer muss das nicht weitergehen... Dafür ist die internationale Wirtschaft zu volatil...