Europäische Streitkräfte// traditionelle Stärken
#59
Das Zitat heißt ursprünglich: Wer alles defendieren will, defendiert am Ende gar nichts.

Es geht hier aber ja nicht um Verteidigung sondern um Angriff, um Aktion, nicht um Reaktion.

Deine Ausführungen zeigen klar die üblichen Mißverständnisse bezüglich eines Guerillakrieges und der dafür notwendigen Strategie. Wenn man seine Ressourcen bündelt, also Schwerpunkte bildet, dann wird der Gegner den Kampf gegen solche Schwerpunkte schlicht und einfach verweigern. Man kann ferner keine Hochburgen austrocknen, weil es solche Hochburgen nicht gibt.

Die diversen Gegner denen die westlichen Truppen in Afghanistan gegenüberstehen sind sehr komplex strukturiert. Selbst die Taliban sind keine einheitliche Gruppe. Daher sind auch "die Taliban" nicht wirklich in einer bestimmten Region stark wenn man den Begriff Region für ein kleineres Gebiet verwendet wie du es hier tust.

Die Taliban beherrschen insgesamt sehr große Gebiete. Wenn man aber in diese Gebiete vorstößt, dann gibt es keine bestimmten kleineren Gebiete die sozusagen Machtbasen wären oder wo sich die Taliban konzentrieren würden. Gerade die Abwesenheit von Konzentrationen macht die Bekämpfung ja gerade eben so schwierig.

Selbst in den sogenannten "Hochburgen" der Taliban im Süden wird ein konzentrierter Vorstoß des Westens keinen Widerstand finden. Der Gegner weicht aus.

Mit den Briten ist es nun noch verdrehter, genau anders herum als wie du es implizierst. Sie vermeiden gerade eben Kämpfe. Sie bilden keine Schwerpunkte um damit gegen den Feind vorzugehen sondern sie ziehen ihre Truppen zusammen um gegnerischen Angriffen aus dem Weg zu gehen. Die Schwerpunktbildung hat also einen gänzlich anderen Zweck. Sie dient eben nicht der Zerschlagung feindlicher Strukturen in einer bestimmten Region sondern das der Feind einen weniger angreifen kann, den wo man nicht ist, kann man auch nicht attackiert werden.

Ich habe mal eine schöne französische Doku gesehen bei Arte, da fuhr ein Journalist ganz ungeniert mit den Taliban im Land herum. Dabei sah man auch einen Britischen Stützpunkt von der Seite und Sicht der Taliban aus, die Briten hatten sich im Endefffekt da verbarrikadiert. Das ist typisch für weite Teile in Afghanistan. Auch die Bundeswehr und andere Armeen verbarrikadieren sich fast nur noch.

Wobei die Briten definitiv viel viel mehr aktive Kampfhandlungen vornehmen als die Deutschen, aber auch die Briten sind zunehmend in der Defensive und verteidigen immer mehr nur noch begrenzte eigene Positionen. Die US Truppen versuchen demgegenüber immer noch sehr aktiv den Gegner in offensiv geführten Kämpfen abzunutzen. Wie bei einer Treibjagd verteilen sich die US Truppen dabei erstaunlich weitgehend und jagen die Gruppen der Feinde hin und her und versuchen sie dabei niederzumachen.

Schlußendlich ist es aber völlig egal was in Afghanistan so gemacht wird. Den Krieg dort könnte man nur gewinnen, wenn die Kriegsziele tatsächlich erreichbar sind. Unmögliche Ziele kann man nicht erreichen.
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