Gabun
#16
(31.08.2023, 10:05)Schneemann schrieb: Es ist leider das Problem, das man in vielen Entwicklungsländern findet, wenn diese über nennenswerte Rohstoffquellen verfügen: Eine reiche Oberschicht besteht, und sie hebt den Querschnitt am Pro-Kopf-Einkommen an. Hinzu kommt, dass Gabun relativ wenige Einwohner hat (ca. 2,5 Mio.), d. h. wenn hier einige tausend oder vielleicht zehntausend Personen sehr gut verdienen, hebt dies den Querschnitt sehr schnell sehr hoch, über jenen von Südafrika oder Nigeria (wo es auch Öl gibt, aber fast zehnmal so viele Menschen), aber das ist genau genommen mehr Schein als Sein, weil "unten" fast nichts ankommt. Und man sieht das auch: Unberührt vom recht hohen Pro-Kopf-Einkommen rangiert Gabun z. B. bei der Analphabeten-Rate auf einem Niveau mit dem Sudan, weil kaum in Schulen und Infrastruktur investiert wurde.

Schneemann

Also die Alphabetisierungsquote liegt nach relativ aktuellen Zahlen für afrikanische Verhältnisse sehr hoch

https://www.indexmundi.com/map/?v=39&r=af&l=de

Es herrscht in Gabun eine Schulpflicht von 10 Jahren und weit über 90% der Kinder werden auch eingeschult. Für Afrika sind das bombastische Zahlen.
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#17
Ich kann lime da nur zustimmen, die meisten haben eine falsche Vorstellung von Gabun. Das ist natürlich nicht das was wir hierzulande für normal und gottgegeben halten, aber es braucht in Afrika keinen Vergleich zu scheuen.

Das Leben in Gabun ist ziemlich gut (im Vergleich) und ich kann da nur nochmal auf meinen Eintrag etwas weiter oben verweisen. Das Problem zur Zeit sind die schnell steigenden Kosten für Mieten, Wohnraum im allgemeinen und auch für Lebensmittel.

Und gerade deshalb rumort es so (auch in der Bevölkerung), weil diese Kosten so rasant steigen. Gabun ist ein sehr stark urbanisiertes Land und in der Hauptstadt gallopieren zur Zeit Mieten und Preise für Wohnraum davon - vieles davon ist auch eine Blase, weil das Zuviel an Geld halt eben in Immobilien angelegt wird - als Selbstzweck ständigen Kaufens und Verkaufens.
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#18
(31.08.2023, 19:04)Quintus Fabius schrieb: Und gerade deshalb rumort es so (auch in der Bevölkerung), weil diese Kosten so rasant steigen. Gabun ist ein sehr stark urbanisiertes Land und in der Hauptstadt gallopieren zur Zeit Mieten und Preise für Wohnraum davon - vieles davon ist auch eine Blase, weil das Zuviel an Geld halt eben in Immobilien angelegt wird - als Selbstzweck ständigen Kaufens und Verkaufens.

Dabei muss man noch bedenken dass im Großraum der Hauptstadt vermutlich fast die Hälfte aller Einwohner leben. Die Preisentwicklung sehe ich allerdings nicht als ernste Gefahr sondern eher als Chance dass so auch andere Regionen Gabuns die Chance auf Weiterentwicklung bekommen. Und hohe Lebensmittelpreise bedeuten am Ende auch dass die einheimische Landwirtschaft wieder lukrativer wird.

Es sieht übrigens so aus dass mit dem Ende der Bongo-Herrschaft auch der französische Einfluß im Land zur Disposition steht. Da kommt nun scheinbar einiges ins Rollen. Zu befürchten ist dass am Ende die franz. Konzerne dort enteignet werden.
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#19
(31.08.2023, 20:31)lime schrieb: Dabei muss man noch bedenken dass im Großraum der Hauptstadt vermutlich fast die Hälfte aller Einwohner leben. Die Preisentwicklung sehe ich allerdings nicht als ernste Gefahr sondern eher als Chance dass so auch andere Regionen Gabuns die Chance auf Weiterentwicklung bekommen. Und hohe Lebensmittelpreise bedeuten am Ende auch dass die einheimische Landwirtschaft wieder lukrativer wird.

Es sieht übrigens so aus dass mit dem Ende der Bongo-Herrschaft auch der französische Einfluß im Land zur Disposition steht. Da kommt nun scheinbar einiges ins Rollen. Zu befürchten ist dass am Ende die franz. Konzerne dort enteignet werden.

Was dann passiert hat man ja in Rhodesien gesehen Dodgy
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#20
(02.09.2023, 09:59)Falli75 schrieb: Was dann passiert hat man ja in Rhodesien gesehen Dodgy

Ich denke das kann man nicht vergleichen, in Gabun geht es nicht gegen alle "Weißen" sondern "nur" gegen die Franzosen.
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#21
(02.09.2023, 13:07)lime schrieb: Ich denke das kann man nicht vergleichen, in Gabun geht es nicht gegen alle "Weißen" sondern "nur" gegen die Franzosen.

Da sie dort aber den Großteil der Industrie stellen werden, kommt das aufs selbe hinaus. Oder glaubst du der Austausch des französischen Führungspersonals durch "Cousins" hilft dort ?
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#22
(02.09.2023, 18:46)Falli75 schrieb: Da sie dort aber den Großteil der Industrie stellen werden, kommt das aufs selbe hinaus. Oder glaubst du der Austausch des französischen Führungspersonals durch "Cousins" hilft dort ?

Vermutlich werden Briten, Amerikaner oder am Ende Chinesen dort nachrutschen.
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#23
(02.09.2023, 19:41)lime schrieb: Vermutlich werden Briten, Amerikaner oder am Ende Chinesen dort nachrutschen.

Habe letztens noch eine interessante Rede eines afrikanischen Präsidenten gesehen, keine Ahnung mehr wer oder woher. Seine Ideen waren insgesamt viel interessanter für mich als seine Herkunft oder sein Name. Zusammengefasst : Seht euch all den Reichtum in unseren Böden an, seht euch an wie viel unsere Arbeiter dafür bekommen sie aus dem Boden zu holen und seht euch an wie die großen Länder damit dann verdienen.
Generell eine großartige Vision die er dort ausbreitete, mit Standing Ovations, aber...
Der Cousin braucht auch nen Job, kann zwar nichts aber dafür bekommt dein...
Vielleicht bin ich da ein wenig zu engstirnig, ich glaube durchaus das es großartige Politiker in Afrika gibt, aber Stammesdenken und Vetternwirtschaft gehören zu tief zur Kultur von zu vielen Kulturen. Erinnere mich immer noch an Lawrence von Arabien als Teenager gesehen zu haben und einfach nicht verstehen konnte was die Araber mit der gewonnen Freiheit in diesem Film anfingen. Ich denke einfach das es noch Ewigkeiten dauert in vielen Ländern dieser Welt, bis sie verantwortlich handeln. Der grundlegende Schritt dazu ist immer, überhaupt die Möglichkeit dazu zu haben sich zu entscheiden. Weil das Essen für den nächsten Tag gesichert ist und die Zukunft der Kinder in jedem Fall eine bessere sein wird als die eigene.
Erst dann hat Philosophie einen Platz im Kopf. In nahezu ganz Afrika ist das aber nicht der Fall.
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#24
@lime
Zitat:Es herrscht in Gabun eine Schulpflicht von 10 Jahren und weit über 90% der Kinder werden auch eingeschult. Für Afrika sind das bombastische Zahlen.
Naja, bombastisch ist immer etwas relativ. Aber: Ja, du hast recht, meine Zahlen waren veraltet, von 2012.

Aktuelles:
Zitat:Militär in Gabun verhaftet ehemalige Regierungsmitglieder

In Gabun bleibt die Lage zwei Tage nach dem Sturz der Regierung unübersichtlich. Die Armee hat inzwischen mehrere Regierungsmitglieder verhaften lassen, weil sie in kriminelle Aktivitäten wie Korruption und Geldwäsche verstrickt sein sollen. [...]
https://www.handelsblatt.com/video/polit...67890.html

Schneemann
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#25
Das ist die Möglichkeit für Deutschland sich in Position zu bringen . Deutschland genießt hohes Ansehen vor Ort . Wir waren ja 2006 im Einsatz dort und man war gern Gesehene Ort . Es war auf jeden Fall bedeutend sauberer als erwartet und im Kongo . Am Ende wird es wieder Wagner oder islamisten sein die am Start sind
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#26
(03.09.2023, 10:29)alphall31 schrieb: Das ist die Möglichkeit für Deutschland sich in Position zu bringen . Deutschland genießt hohes Ansehen vor Ort . Wir waren ja 2006 im Einsatz dort und man war gern Gesehene Ort . Es war auf jeden Fall bedeutend sauberer als erwartet und im Kongo . Am Ende wird es wieder Wagner oder islamisten sein die am Start sind

Selbst wenn die Gabuner Putschisten dies wollten würde dies doch sofort zu einer großen Verstimmung zwischen Deutschland und Frankreich führen. Können wir diese wirklich gebrauchen?
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#27
Zitat:Gabun öffnet Grenzen wieder

Die Generäle, die die Macht in dem zentralafrikanischen Land an sich gerissen haben, sprechen von Respekt vor dem Rechtsstaat. Doch weitere konkrete Zusagen machen sie nicht. [...]

Drei Tage nach dem Militärputsch im zentralafrikanischen Gabun sind die Grenzen des Landes wieder offen. Der Sprecher des vom Militär gegründeten Komitees für den Übergang und die Wiederherstellung der Institutionen (CTRI), Oberst Ulrich Manfoumbi Manfoumbi, sagte im staatlichen Fernsehen, die Land-, See- und Luftgrenzen seien "mit sofortiger Wirkung" wieder passierbar. [...] Der neue Militärmachthaber, General Brice Oligui Nguema, verkündete im Staatsfernsehen, die Suspendierung aller staatlichen Institutionen sei eine vorübergehende Maßnahme. "Es geht darum, diese neu zu organisieren, um sie demokratischer zu machen", so Nguema. Konkrete Schritte hierfür oder einen Zeitplan für Neuwahlen nannte der vormalige Chef der Präsidialgarde nicht. [...]

Zur Begründung sprachen die Soldaten von einer "schwerwiegenden institutionellen, politischen, wirtschaftlichen und sozialen Krise" im Land. Sie warfen Bongo eine "unverantwortliche Regierungsführung", Korruption und Wahlfälschung vor. Kurz zuvor war der Staatschef laut offiziellen Ergebnissen für eine dritte Amtszeit wiedergewählt worden.
https://www.dw.com/de/gabun-%C3%B6ffnet-...a-66703679

Ferner:
Zitat:Gabon Coup leader to be sworn in as 'transitional' head of state

The general who came to power in Gabon's coup last week is to be sworn in as "transitional president" on Monday, taking control for an unspecified period after overthrowing the country's 55-year Bongo dynasty. [...]

General Brice Oligui Nguema, the head of the elite Republican Guard, led officers in a military coup on Wednesday against President Ali Bongo Ondimba, scion of a family that had ruled for more than five decades. [...] The putsch was "bloodless", according to Oligui, with no reports of deaths or injuries. [...]

He has repeated his promise to organise "free, transparent, credible and peaceful elections", without specifying when they would take place but saying that a new constitution must first be adopted by referendum. [...] A fringe of the former opposition is urging Oligui to hand over power, but many people in Gabon seem happy about the overthrow of the Bongo dynasty, with celebrations in the streets of the capital Libreville and the economic hub of Port-Gentil. [...] Since the overthrow, Oligui has held hours of high-profile discussions with business and religious leaders, unions, political parties, NGOs, diplomats, and journalists, and has been taking notes and responding at length to questions and grievances. [...]
https://www.france24.com/en/africa/20230...-president

Kann ich mich nur wiederholen: Warten wir es mal ab, was an dem Versprechen dran sein wird, wenn es heißt, dass freie und faire Wahlen angestrebt werden. Gut möglich auch, dass das Militär ähnlich wie in Thailand reagiert und später regieren wird, quasi sich also selbst juristisch legitimiert und seine Macht dann im demokratischen Mäntelchen festigen wird.

Schneemann
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#28
Zitat:Das ist die Möglichkeit für Deutschland sich in Position zu bringen . Deutschland genießt hohes Ansehen vor Ort . Wir waren ja 2006 im Einsatz dort und man war gern Gesehene Ort . Es war auf jeden Fall bedeutend sauberer als erwartet und im Kongo . Am Ende wird es wieder Wagner oder islamisten sein die am Start sind
Falls am Ende "jemand" etawas abstauben sollte, wären das die Chinesen.

Zitat:dies doch sofort zu einer großen Verstimmung zwischen Deutschland und Frankreich führen. Können wir diese wirklich gebrauchen?
Verstimmung eher im Niger, im Gabon spielt Deutschland keine Rolle.

Noch einmal es ist ein Bongo Clan interner Putsch, die Schwester gegen die (bis jetzt) führende Ehefrau und deren Kinder. Bongo selber ist nach seinem Herzinfarkt eher zu einer Gemüsepflanze abgerutscht.
Mehrere Kinder haben in FR Ärger mit der Justiz.
Der General ist ein Platzhalter, der die Situation beruhigen , die Macht der Ehefrau Fraktion brechen soll.Und vor allem die Opposition wieder klein zu bekommen. Diese hatte ja wohl die Wahlen gewonnen.

Nach dem Putsch: General Brice Oligui Nguema in Gabun vereidigt

Der neue Übergangspräsident in Gabun, General Brice Oligui Nguema, wurde am Montag vereidigt. Der neue starke Mann des Landes versprach, nach dem Übergang "die Errungenschaften der Demokratie zu bewahren" sowie "freie und transparente Wahlen" abzuhalten. Er versprach außerdem, "Meinungsgefangene" zu amnestieren.
France 24 (französich)
Veröffentlicht am: 04/09/2023 - 05:22Ändert am: 04/09/2023 - 14:27

Fünf Tage nach seinem Sturz von Ali Bongo in Gabun wurde General Brice Oligui Nguema am Montag, den 4. September, als Präsident einer Übergangszeit vereidigt, nach deren Ablauf er Wahlen versprach, ohne ein Datum zu nennen.

"Ich schwöre vor Gott und dem gabunischen Volk, das republikanische Regime in aller Treue zu bewahren", "die Errungenschaften der Demokratie zu erhalten", sagte der Brigadegeneral im roten Prunkanzug der Republikanischen Garde (GR), der Eliteeinheit der Armee, die er befehligte, unter anderem vor Richtern des Verfassungsgerichts.

General Brice Oligui Nguema versprach, die Macht durch "freie, transparente und glaubwürdige Wahlen" an die Zivilbevölkerung zurückzugeben, ohne ein Datum zu nennen. Er bat um die Beteiligung aller "lebendigen Kräfte der Nation" an der Ausarbeitung einer "neuen Verfassung", "die durch ein Referendum angenommen werden soll", "für "Institutionen, die die Menschenrechte und die Demokratie stärker respektieren".

Am Ende dieses Prozesses "wollen wir die Macht an die Zivilbevölkerung übergeben, indem wir freie, transparente und glaubwürdige Wahlen abhalten", kündigte er in einer Rede an.

Der neue starke Mann Gabuns verpflichtete sich außerdem, "die Gefangenen aus Gewissensgründen zu amnestieren". "Ich weise die künftige Regierung", die ernannt werden soll, an, "über Mechanismen nachzudenken, die auf eine Amnestie für Meinungsgefangene abzielen" und "die Rückkehr aller Exilanten zu erleichtern", sagte er.

Seit dem Putsch am Mittwoch zeigt er sich täglich inmitten von Generälen und Obersten, die die Armee, die Gendarmerie und die Polizei befehligen. Abgesehen von einem Teil der ehemaligen Opposition, die ihn auffordert, ihr die Macht zu übergeben, scheint die Bevölkerung in kleinen täglichen Demonstrationen mehrheitlich ihre Dankbarkeit gegenüber einer Armee zu zeigen, die sie "vom Bongo-Clan befreit" hat.

Die Familie Bongo regierte seit über 55 Jahren unangefochten diesen kleinen zentralafrikanischen Staat, der dank seines Erdöls zu den reichsten des Kontinents gehört, dessen Reichtum jedoch von einer Elite in und um diese Familie herum angeeignet wurde, die von der Opposition und seit Mittwoch auch von den Putschisten der "massiven" "Korruption" und der "schlechten Regierungsführung" beschuldigt wird.
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#29
Gabun: Rentner kämpfen um ihre Renten.
France 24 (französisch)
Veröffentlicht am: 07/09/2023 - 11:41Modifiziert am: 07/09/2023 - 12:16
Catherine NORRIS-TRENT


Eine Woche nach dem Staatsstreich sind die Erwartungen der Bevölkerung bereits immens. Das Land beginnt, Bilanz über die fünf Jahrzehnte zu ziehen, die es unter dem Bongo-Clan verbracht hat. Es gibt zahlreiche Herausforderungen zu bewältigen: allen voran die Wirtschaftskrise und ihre Opfer, wie die Rentner, die sich selbst überlassen sind.
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#30
Gabun: Raymond Ndong Sima, Gegner von Ali Bongo, wird zum Übergangspremierminister ernannt.
France 24 (französisch)
Raymond Ndong Sima, ein vehementer Gegner von Präsident Ali Bongo, wurde am Donnerstag zum Übergangspremierminister ernannt. Dies geht aus einem Dekret hervor, das im Staatsfernsehen verlesen wurde.
Raymond Ndong Sima bei der Eröffnungssitzung des New York Forum Africa in Libreville am 8. Juni 2012. Wilfried Mbinah, AFP
Durch:
FRANCE 24


Der Präsident des Übergangs in Gabun, General Brice Oligui Nguema, hat am Donnerstag (7. September) Raymond Ndong Sima, einen Wirtschaftswissenschaftler und vehementen Gegner des vor einer Woche vom Militär gestürzten Präsidenten Ali Bongo, zum Übergangspremierminister ernannt, wie aus einem im Staatsfernsehen verlesenen Dekret hervorgeht.


Der 68-jährige Raymond Ndong Sima war von 2012 bis 2014 Premierminister von Ali Bongo gewesen, hatte sich jedoch von der Macht entfernt, der er regelmäßig schlechte Regierungsführung vorwarf, bis er bei den Präsidentschaftswahlen 2016 und 2023 gegen den Staatschef kandidierte. Bei der letztgenannten Kandidatur hatte er im letzten Moment zugunsten eines gemeinsamen Kandidaten der wichtigsten Oppositionsbewegungen und -parteien abgesagt.
Übergangsregierung


General Oligui Nguema, der den Staatsstreich vom 30. August gegen den soeben ausgerufenen Ali Bongo anführte, der nach Ansicht des Militärs in einer "betrügerischen" Wahl wiedergewählt worden war, wurde am Montag als Präsident einer Übergangsperiode vereidigt, deren Dauer er nicht festlegte und nach deren Ablauf er "freie Wahlen" versprach.


Am Montag hatte er auch die Bildung einer Übergangsregierung angekündigt, der Persönlichkeiten aus allen politischen Lagern angehören sollten. Anschließend sollte eine neue Verfassung mit Vertretern "aller lebendigen Kräfte der Nation" ausgearbeitet werden, die einem Referendum unterzogen werden sollte und "die Demokratie und die Menschenrechte besser respektiert".


Wenige Minuten nach der Bekanntgabe seiner Ernennung sagte Raymond Ndong Sima gegenüber AFP, er hoffe, General Oligui Nguema "innerhalb von drei bis vier Tagen einen Vorschlag" für eine Übergangsregierung unterbreiten zu können.
"Alle politischen Familien"


"Man hat mir einen Fahrplan übergeben und ich werde versuchen, im Sinne dessen zu arbeiten, was das Militär beschlossen hat", damit "alle Institutionen und insbesondere alles, was den Rahmen der Wahlen betrifft, wieder in Ordnung gebracht werden", erklärte er telefonisch. "Ich will breit konsultieren" und "ohne Eile", um "dafür zu sorgen, dass sich Menschen aus allen politischen Familien in der Regierung wiederfinden", schloss er.


Raymond Ndong Sima stammt aus der Provinz Woleu-Ntem, der Wiege der ethnischen Gruppe der Fang, die in Gabun die Mehrheit bildet, und ist eine der historischen Hochburgen der Opposition gegen die Familie Bongo. Er hat unter anderem einen Abschluss in Ökonometrie von der Universität Paris-Dauphine in Paris.


Am Mittwoch hatte er seinen Rückzug aus der wichtigsten Plattform der ehemaligen Opposition, Alternance 2023, angekündigt, zu deren Tenören er zusammen mit fünf anderen erklärten Präsidentschaftskandidaten gehörte, und auf eine "seit mehreren Tagen unübersichtliche Situation" verwiesen. Fünf der sechs Anführer von Alternance 2023, darunter er selbst, hatten sich demonstrativ der neuen Militärmacht angeschlossen, während die Position des letzten, des gemeinsamen Präsidentschaftskandidaten von Alternance 2023, Albert Ondo Ossa, nicht klar zum Ausdruck gebracht wurde.


Vor drei Tagen hatte Raymond Ndong Sima gegenüber AFP bereits die Notwendigkeit bekräftigt, "mit dem Militär zu diskutieren", wobei er jedoch empfahl, dass der Übergang "nicht länger als 24 Monate" dauern solle. Er sagte damals, er sei "an den nächsten Präsidentschaftswahlen interessiert", an denen "das Militär nicht teilnehmen sollte".


Am Dienstag gab General Oligui Nguema bekannt, dass Ali Bongo, der bis dahin in Libreville unter Hausarrest stand, "frei beweglich" sei und sich "angesichts seines Gesundheitszustands" für medizinische Kontrollen "ins Ausland begeben" könne. Der gestürzte Staatschef erlitt 2018 einen schweren Schlaganfall, an dessen körperlichen Folgen er noch immer leidet.


Der Putsch wurde unblutig von Militärs durchgeführt, die sich hinter General Oligui Nguema und den Chefs aller Armee- und Polizeikorps vereint hatten. Die Putschisten hatten schnell die Unterstützung fast aller ehemaligen Oppositionsparteien und eines Teils der Ex-Majorität sowie einen massiven Zuspruch der Bevölkerung erhalten, die ihnen dafür dankte, dass sie sie von der 55-jährigen "Bongo-Dynastie" an der Macht "befreit" hatten.
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